BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/5107 21. Wahlperiode 08.07.16 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Michael Kruse (FDP) vom 01.07.16 und Antwort des Senats Betr.: Wie gut ist der Hamburger Hafen für Sturm und Unwetter gerüstet? Immer wieder sorgen heftige Unwetter mit starken Böen für Probleme bei Schiffen im Hamburger Hafen. Besonders groß sind die Risiken für große Containerschiffe, die breite Angriffsflächen für Winde bieten. Im Mai 2015 gab es ein Unwetter mit Sturmböen von mehr als 100 Stundenkilometern über Hamburg. Dabei rissen sich fünf Schiffe von ihren Liegeplätzen im Hafen los. Neue Konzepte für die Sicherheit der Schiffe im Hamburger Hafen sind daher wichtig. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften der Hamburg Port Authority (HPA) wie folgt: 1. Wie viele Schiffe haben sich in den Jahren 2011 bis 2016 während Sturm und Unwetter von ihren Liegeplätzen losgemacht? Bei 15 Schiffen sind bei Sturm- und Unwetterlagen Leinen gebrochen. Fünf dieser Schiffe haben sich losgerissen. 2. Welche Schiffe haben sich in den Jahren 2011 bis 2016 von den Liegeplätzen losgerissen (bitte nach Schiffstyp und Größe der Schiffe untergliedern )? 3. Was waren die konkreten Ursachen für ein Losreißen der Schiffe (bitte im Einzelnen nach Jahren gegliedert erläutern)? Schiffstyp und Größe Ursache Zeitpunkt YM Upward, 333m x 42,8m, Container, CTT 5 Sturmlage mit Wind SW 9, in Böen 10 28.10.2013 Cosco England, 366m x 51,2m, Container, CTT 5 Sturmlage mit Wind SW 11 und Schauerböen 10.01.2015 Al Qibla, 366m x 48,2m, Container, Eurogate 2-3 Sturmlage mit Wind SW 10 Böen 12 06.05.2015 Hyundai Tenacity, 366m x 48,2m, Container, CTA 3 Sturmlage mit Wind SW 9 04.07.2015 Calisto, 168m x 25m, Container, CTT 5 Sturmlage mit Wind SW 10 Böen 12 06.05.2015 Drucksache 21/5107 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 4. An welchen Liegeplätzen lagen diese Schiffe in Hamburg jeweils? Siehe Antwort zu 2. und 3. 5. Wie oft kam es in den Jahren 2011 bis 2016 zu Beeinträchtigungen von Terminalbetrieben durch Unwetter im Hamburger Hafen? Hierzu liegen der zuständigen Behörde keine Informationen vor. 6. Wie viele Berührungen gab es in den Jahren 2011 bis 2016 von Schiffen welcher Größe mit der Köhlbrandbrücke? Was waren die Ursachen für die Berührungen? Wie werden die Einhaltung der maximalen Durchfahrtshöhe von 55,30 Metern und die Vermeidung von Kollisionen sichergestellt? Am 08.01.2012 ist es durch das Containerschiff APL Chongqing (349m x 45,7m) zu einer Berührung mit der Köhlbrandbrücke gekommen. Im Übrigen siehe Drs. 20/11550. Bei der Schiffsanmeldung in der Nautischen Zentrale wird die Gesamtschiffhöhe abgefragt. Nach Passage Elbe 1 übermittelt der Lotse die Airdraught (Gesamtschiffshöhe minus Tiefgang) und nach Passage der Landesgrenze wird der Wert noch einmal vom Schiff abgefragt. 7. Arbeitet die HPA derzeit an einem Sturm-Sicherheitskonzept für den Hamburger Hafen? Wenn ja, in welchem Zeitraum soll dieses Konzept fertiggestellt sein? Wenn ja, wie werden wissenschaftliche Einrichtungen, Universitäten darin eingebunden sein? Ja, die HPA arbeitet kontinuierlich an einer Optimierung der Infrastruktur sowie von Sicherheitsvorgaben für Großcontainerschiffe bei Sturm- und Unwetterlagen. Neben einer Beteiligung an internationalen Arbeitsgruppen, dem Informationsaustausch mit anderen Häfen und einer Zustandserfassung der Kaianlagen für Großcontainerschiffe erfolgt aktuell eine Grundlagenermittlung zur Ertüchtigung der beiden Großschiffswarteplätze an den Finkenwerder Pfählen. Ein Zeitpunkt für den Abschluss kann derzeit noch nicht benannt werden. Wissenschaftliche Einrichtungen und Universitäten werden im Rahmen der Arbeit beteiligt, zuletzt bei der Untersuchung zum Windverhalten von Großcontainerschiffen. 8. Welche bisherigen Ergebnisse gibt es aus der internationalen Arbeitsgruppe „Festmachen von besonders großen Schiffen“? An wie vielen Terminen haben welche Vertreter Hamburgs an Treffen der Arbeitsgruppe teilgenommen? Die erste Arbeitssitzung der Arbeitsgruppe „Mooring of Large Ships at Quay Walls“ der PIANC (The World Association for Waterborne Transport Infrastructure) ist für September/Oktober 2016 vorgesehen.