BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/5153 21. Wahlperiode 12.07.16 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Karin Prien (CDU) vom 05.07.16 und Antwort des Senats Betr.: Eltern-Medien-Lotsen und MedienScouts – Wie ist es um die Zukunft dieser erfolgreichen Projekte bestellt? Senator Rabe betont regelmäßig, dass Hamburgs Schulen in Bezug auf die Medienkompetenzförderung und das digitale Lernen auf einem sehr guten Weg seien. Und tatsächlich stellte eine kürzlich von der Deutschen Telekom Stiftung herausgegebene Studie (Schule digital – Der Länderindikator 2015) fest, dass Hamburg im bundesweiten Vergleich gut abschneide. Zu einer gelingenden Medienkompetenzförderung der Kinder gehört es, die Eltern mit ins Boot zu holen. Viele Eltern wissen nicht, was ihre Kinder mit ihren Smartphones und Laptops anstellen; manche stehen zudem den neuen Medien mit all ihren Möglichkeiten, aber auch Gefahren für Kinder ratlos gegenüber. Der gemeinnützige Bürger- und Ausbildungskanal TIDE bietet die Möglichkeit, kostenlos Eltern-Medien-Lotsen für medienpädagogische Elternabende an Schulen und Einrichtungen zu buchen. Diese Eltern- Medien-Lotsen beraten Eltern hinsichtlich der Frage, wie sie den Medienkonsum ihrer Kinder einschätzen und steuern können. Dazu führen sie kostenfreie Elternabende an Schulen durch, die sehr gut angenommen werden. Daneben bietet TIDE die Ausbildung von Schülern als MedienScouts an, die anschließend an ihren Schulen Medienworkshops für jüngere Mitschüler geben und erste Ansprechpartner bei Medienproblemen sind. Die Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein zahlt Zuschüsse für diese Projekte. Durch die Novellierung des Medienstaatsvertrages zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein besteht die Gefahr erheblicher Budgetkürzungen für TIDE. Dadurch stellt sich die Frage, inwiefern die erfolgreichen Projekte „Eltern-Medien-Lotse“ und „MedienScouts“ im kommenden Schuljahr weiter fortgesetzt werden können. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf Grundlage von Auskünften des gemeinnützigen Bürger- und Ausbildungskanals TIDE gGmbH wie folgt: 1. Wie viele Eltern-Medien-Lotsen wurden im Schuljahr 2015/2016 ausgebildet ? Drucksache 21/5153 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Die Ausbildung von Eltern-Medien-Lotsen liegt in der Zuständigkeit des gemeinnützigen Bürger- und Ausbildungskanals TIDE gGmbH und der Medienanstalt Hamburg/ Schleswig-Holstein. Alle Maßnahmen werden in Einklang mit den Förderzeiträumen auf das Kalenderjahr bezogen dokumentiert. Demnach sind im Jahr 2015 insgesamt 13 neue Eltern-Medien-Lotsen ausgebildet worden. Die Ausbildung erfolgt in Absprache mit den Kooperationspartnern nach Bedarfslage: Im laufenden Kalenderjahr werden keine neuen Eltern-Medien-Lotsen ausgebildet, da eine ausreichende Anzahl zur Verfügung steht. 2. Wie viele medienpädagogischen Elternabende wurden im Schuljahr 2015/2016 an welchen Schulen jeweils wie oft durchgeführt? Gemäß §§ 70 fortfolgende Hamburgisches Schulgesetz (HmbSG) werden Eltern auf Klassen- oder Schulstufenelternabenden sowie im Elternrat über aktuelle Fragen der Schule informiert und bei der Erfüllung des Bildungs- und Erziehungsauftrags unterstützend eingebunden. Dabei ist es in allen Schulen gängige Praxis, dass wichtige inhaltliche Themen zur Unterrichtsentwicklung oberste Priorität haben. In diesen Zusammenhängen gewinnen Fragen zur Medienkompetenzförderung in allen Fächern an Bedeutung. Im Kalenderjahr 2015 haben insgesamt 99 Elternabende unter Beteiligung von Eltern- Medien-Lotsen (Gymnasium: 44, Stadtteilschule: 20, Grundschule: 24, Kindertagesstätten und sonstige Bildungseinrichtungen: elf) mit einer Beteiligung von insgesamt 1.688 Eltern stattgefunden (siehe Anlage 1). 3. Wie viele MedienScouts wurden im Schuljahr 2015/2016 insgesamt und jeweils an welchen Schulen ausgebildet? Seit Beginn im Jahre 2011 wurde die medienpädagogische Maßnahme MedienScouts an insgesamt 39 Schulen gestartet (siehe Anlage 2). Dabei handelt es sich um 19 Stadtteilschulen und 20 Gymnasien. Pro Schule wurden jeweils fünf MedienScouts ausgebildet, insgesamt also 195 Schülerinnen und Schüler. Ebenso wurden je zwei Begleitlehrkräfte pro Schule fortgebildet. Um die Fortbildungsqualität weiter zu erhöhen und die Fortbildungen für alle Lehrerinnen und Lehrer zu öffnen, gibt es seit diesem Schuljahr erstmalig sechs speziell für Begleitlehrkräfte ausgerichtete Module am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI). Im Schuljahr 2015/2016 haben zwölf Schulen an der Maßnahme teilgenommen (fünf Stadtteilschulen und sieben Gymnasien), wodurch insgesamt 60 Schülerinnen und Schüler zu MedienScouts ausgebildet wurden. Bei der Ausbildung handelte es sich um einen zweitägigen Wochenend-Workshop. Diesen besuchten die MedienScouts gemeinsam mit den Begleitlehrkräften der teilnehmenden Schulen. Weiterhin haben im Schuljahr 2015/2016 zwei eintägige Nachschulungen stattgefunden für Schulen, deren MedienScouts aufgrund ihres Schulabschlusses nicht mehr tätig sein können. Hierbei wurden weitere 40 neue MedienScouts ausgebildet. Den Nachschulungen kommt eine wichtige Rolle zu, um Schulen langfristig in der Maßnahme zu halten. 4. Welche Zuschüsse wurden im vergangenen Schuljahr von der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein für die Projekte jeweils geleistet? Die medienpädagogische Maßnahme MedienScouts wird derzeit nicht von der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein unterstützt. Förderer der Maßnahme sind im Förderzeitraum 2015 und 2016 die Behörde für Schule und Berufsbildung (jährlicher Förderbetrag 5.000 Euro) und die Hamburg School of Business Administration (jährlicher Förderbetrag 5.000 Euro). Das Jugendinformationszentrum (JIZ) unterstützt die Maßnahme aktuell mit jährlich 2.500 Euro als Partner. Das LI koordiniert die Maßnahme und ist erster Ansprechpartner für die Schulen. TIDE hat die Trägerschaft übernommen und koordiniert die Ausbildung der MedienScouts. Die Eltern-Medien-Lotsen wurden im Jahr 2015 mit insgesamt 37.000 Euro von der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein gefördert – davon entfielen 9.000 Euro auf die Ausbildung und 28.000 Euro auf die Förderung der Elternabende. In 2016 beträgt die Fördersumme 24.666 Euro. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/5153 3 5. Wie beurteilt die zuständige Behörde das Projekt Eltern-Medien-Lotse sowie das Projekt MedienScouts? Die medienpädagogische Maßnahme MedienScouts ist eine bundesweit akzeptierte und auch in Hamburg erfolgreiche Maßnahme im Rahmen der übergeordneten Aufgabe der Medienbildung. Die Tatsache, dass Jugendliche einander auf Augenhöhe begegnen, trägt im großen Umfang zum Erfolg der medienbildnerischen Maßnahme bei. Die große Anzahl der von den Schulen angefragten Elternabende und deren Durchführung (siehe Antwort zu 2.) bestätigen die hohe Akzeptanz der Eltern-Medien- Lotsen. 6. Welche Erkenntnisse liegen ihr über die Akzeptanz dieser Projekte bei Eltern, Schülern und Lehrern vor? Die Maßnahme MedienScouts genießt in der Lehrerschaft ein positives Ansehen und ist in vielen Fällen vergleichbar mit der schulischen Tätigkeit als Streitschlichter. Im Hinblick auf Bedienkompetenzen verfügen MedienScouts oft über ausgeprägte Kompetenzen und werden daher bei Fragen gerne zurate gezogen. In der Schülerschaft verfügen die MedienScouts über eine hohe Akzeptanz in den Zieljahrgängen fünf bis sieben, was sich mit dem Altersunterschied zu den MedienScouts aus den Jahrgängen neun und zehn und deren hoher Authentizität begründen lässt. Die Anfragen von Elternvertretern zur Durchführung der medienpädagogischen Maßnahme Medien- Scouts an der Schule ihrer Kinder machen deutlich, dass diese Maßnahme auch unter der Elternschaft eine hohe Akzeptanz findet. Die Eltern aktiver MedienScouts begrüßen zumeist ausdrücklich die Ausbildung ihrer Kinder, da neben Fachwissen auch Präsentations- und Sozialkompetenz geschult werden. Zur Akzeptanz der Maßnahme Eltern-Medien-Lotsen siehe Antworten zu 2. und 5. 7. Inwiefern ist eine Fortsetzung beziehungsweise Ausweitung der Projekte Eltern-Medien-Lotse und MedienScouts für das kommende Schuljahr geplant? 8. Inwiefern ist eine Fortsetzung der Projekte durch die Novellierung des Medienstaatsvertrages gefährdet? Im kommenden Schuljahr werden weitere zwölf Schulen an der Maßnahme Medien- Scouts teilnehmen. Darüber hinaus ist die Nachschulung neuer MedienScouts an bestehenden MedienScout-Schulen geplant. Damit soll der langfristige und nachhaltige Erfolg der Maßnahme an den teilnehmenden Schulen gesichert werden. Ebenso werden am LI vermehrt Fortbildungen zur Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte angeboten, um weiterhin die stetige Betreuung der MedienScouts gewährleisten zu können. Für Herbst 2016 ist in Kooperation mit TIDE ein erstes Netzwerktreffen der hamburgischen Begleitlehrkräfte geplant. Aussagen zur Fortsetzung beziehungsweise Ausweitung des Projekts Eltern-Medien- Lotsen sowie mögliche Auswirkungen durch die geplante Novellierung des Medienstaatsvertrags lassen sich erst feststellen, wenn der endgültige Inhalt des Medienstaatsvertrages feststeht (siehe Drs. 21/4834 und Drs. 21/4998). Drucksache 21/5153 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Anlage 1 Liste der staatlichen Schulen, an denen im Schuljahr 2015/16 medienpädagogische Elternabende stattgefunden haben Adolph-Schönfelder-Schule Albert-Schweitzer-Stadtteilschule Albert-Schweitzer-Gymnasium Albrecht-Thaer Gymnasium Grundschule Bindfeldweg Fridtjof-Nansen-Schule, Standort Fahrenort Fridtjof-Nansen-Schule, Standort Swatten Weg Friedrich-Ebert-Gymnasium Fritz-Köhne-Schule Fritz-Schumacher-Schule Grundschule Ahrensburger Weg Grundschule Humboldtstraße Grundschule Islandstraße Grundschule Mendelssohnstraße Grundschule Moorflagen Grundschule Neugraben Grundschule Ochsenwerder Grundschule Zollenspieker Gymnasium Allee Gymnasium Altona Gymnasium Blankenese Gymnasium Bornbrook Gymnasium Buckhorn Gymnasium Farmsen Gymnasium Grootmoor Gymnasium Hoheluft Gymnasium Lohbrügge Gymnasium Oberalster Gymnasium Ohmoor Gymnasium Osterbek Gymnasium Rissen Hansa Gymnasium Ilse-Löwenstein-Schule Kaifu Gymnasium Klosterschule Louise-Schröder-Schule Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/5153 5 Max-Brauer-Schule Scheeßeler Kehre Schule Redder Schule Sterntalerstrasse Schule Wielandstraße Stadtteilschule Bahrenfeld Stadtteilschule Blankenese Stadtteilschule Eidelstedt Stadtteilschule Falkenberg Stadtteilschule Lohbrügge Stadtteilschule Lurup Stadtteilschule Rissen Quelle: TIDE gGmbH, Stand: 11.07.2016 Drucksache 21/5153 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 6 Anlage 2 Liste der Schulen mit MedienScouts Gyula Trebitsch Schule Hansa Gymnasium Gymnasium Allermöhe Ida-Ehre-Schule Gymnasium Lohbrügge Gymnasium Buckhorn Charlotte-Paulsen-Gymnasium Stadtteilschule (STS) Bahrenfeld Sophie Barat Schule Gretel-Bergmann-Schule STS Stellingen STS Eidelstedt Gymnasium Marion Dönhoff Gymnasium Oberalster STS Lohbrügge STS Mümmelmannsberg Gymnasium Allee Gymnasium Eppendorf STS Richard-Linde-Weg Gymnasium Klosterschule Gymnasium Heinrich Heine Gymnasium Oldenfelde STS Flottbek Gymnasium Heidberg Gymnasium Margaretha Rothe STS Julius Leber Gymnasium Rissen STS Walddörfer STS Bergedorf Emilie Wüstenfeld Gymnasium Christianeum Irena Sendler Schule Schule auf der Veddel STS Lessing Gymnasium Rahlstedt STS Blankenese Gymnasium Lerchenfeld Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/5153 7 Gymnasium Ohmoor ____________________________________________________________________ Quelle: Daten der zuständigen Behörde, Stand: 11.07.2016