BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/5292 21. Wahlperiode 22.07.16 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Franziska Grunwaldt (CDU) vom 15.07.16 und Antwort des Senats Betr.: Beratung südosteuropäischer Obdachloser – Ist Plata dem Bedarf entsprechend gut aufgestellt? Nicht nur die reine Zahl der Wohnungslosen ist in Hamburg in den letzten Jahren angestiegen, auch der Anteil südosteuropäischer Obdachloser nimmt kontinuierlich zu. Inzwischen stammen 60 Prozent der Personen, die 2015/ 2016 das Winternotprogramm mit seinen bis zu 1.040 Plätzen in Anspruch nahmen, aus Osteuropa. Da diese Menschen allerdings häufig aufgrund fehlender Deutschkenntnisse nicht in der Lage sind, sich selbst über die für sie infrage kommenden Hilfsangebote zu informieren, gibt es in Hamburg das Projekt Plata. Die hier beschäftigten Sozialarbeiter sprechen mehrere südosteuropäische Sprachen und können Obdachlose aus Polen, Bulgarien, Rumänien und anderen Länder der Region entsprechend beraten. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf Grundlage von Auskünften des Trägers „hoffnungsorte hamburg – Verein Stadtmission Hamburg“ wie folgt: 1. Seit wann gibt es Plata? 2. Wie hat sich die Zahl der Mitarbeiter und der VZÄ seitdem entwickelt? Bitte nach Jahren aufschlüsseln. Das Projekt Plata startete am 1. November 2010 im Rahmen eines sechsmonatigen Pilotversuchs in Hamburg und wurde dann in den Regelbetrieb überführt. Am 1. August 2013 wurde Plata mit der Anlaufstelle für obdachlose EU-Bürger aus Osteuropa zu einem Projekt „Plata – Anlaufstelle für wohnungslose EU-Bürgerinnen und EU-Bürger“ zusammengelegt. Projektförderzeitraum/Förderjahr: Stellenübersicht: Gesamtstellenzahl: 01.11.2010 – 30.04.2011 1 Straßensozialarbeiter 1,0 01.05.2011 – 31.12.2011 1 Straßensozialarbeiter, 0,5 Stelle Koordinator 1,5 01.01.2012 – 31.12.2012 1 Straßensozialarbeiter, 0,5 Stelle Koordinator 1,5 01.01.2013 – 31.07.2013 1 Straßensozialarbeiter, 0,5 Stelle Koordinator, 1 geringfügig Beschäftigter (g.B.) 1,5 + 1 g.B. Drucksache 21/5292 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Projektförderzeitraum/Förderjahr: Stellenübersicht: Gesamtstellenzahl: 01.08.2013 – 31.12.2013 Plata wurde ab 1.8.13 mit der „Anlaufstelle“ zusammengelegt : 1 Straßensozialarbeiter, 1 Stelle Koordinator, 1 geringfügig Beschäftigter (g.B.), 1,0 Stelle Sozialhelfer /Berater/-in, 0,25 Leitung 3,25 + 1 g.B. 01.01.2014 – 31.12.2014 1 Straßensozialarbeiter, 1 Stelle Koordinator, 1 geringfügig Beschäftigter (g.B. bis Ende April,) 1,0 Stelle Sozialhelfer/Berater/- in, 0,25 Leitung 3,25 + zeitweise 1 g.B. 01.01.2015 – 31.08.2015 1 Straßensozialarbeiter, 1 Stelle Koordinator, 1 geringfügig Beschäftigter (g.B.), 1,0 Stelle Sozialhelfer /Berater/-in, 0,25 Leitung 3,25 + 1 g.B. 01.09.2015 – 31.12.2015 1 Straßensozialarbeiter, 1 Stelle Koordinator, 1 geringfügig Beschäftigter, 3,0 Stellen Sozialhelfer /Berater/-in, 0,25 Leitung 5,25 + 1 g.B. 01.01.2016 – 31.12.2016 0,6 Stelle Soziologin /Sozialberaterin, 1 Stelle Koordinator, 1,4 Stellen Sozialhelfer/Berater/-in, 0,25 Leitung, 1 geringfügig Beschäftigter (g.B.) 3,25 + 1 g.B. sowie 2,6 Stellen für das EHAP*-Projekt Sansa, siehe auch Antwort zu 3. * Europäischer Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen 3. Ist die Einstellung weiterer Mitarbeiter geplant? Wenn ja, zu wann? Wenn nein, warum nicht? Es bestehen derzeit keine Überlegungen für eine weitere Personalaufstockung. Für die Sozialarbeit mit neu zugewanderten Unionsbürgerinnen und Unionsbürgern (EU- Zugewanderte) sind für den Zeitraum vom 1. Januar 2016 bis zum 31. Dezember 2018 insgesamt 5,2 Stellen im Rahmen des aus EHAP-Mitteln finanzierten Projektes „Perspektiven in Europa schaffen“ neu eingerichtet worden. Das Projekt Plata der „hoffnungsorte hamburg“ ist hierbei durch das EHAP-Teilprojekt Sansa mit 2,6 Sozialarbeiterstellen ergänzt worden. Das Diakonische Werk Hamburg mit seinem Teilprojekt „Social Bridge“ hat 2,6 Stellen erhalten. 4. Welche Sprachen sprechen die für südosteuropäische Obdachlose zuständigen Mitarbeiter? Bitte jeweils je Mitarbeiter aufschlüsseln. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projektes Plata verfügen nach Angaben des Trägers über folgende Sprachkenntnisse: Mitarbeiter A: Deutsch/Polnisch/Russisch Mitarbeiter B: Deutsch/Rumänisch/Englisch Mitarbeiter C: Deutsch/Rumänisch/Englisch Mitarbeiter D: Deutsch/Bulgarisch/Russisch/Englisch Mitarbeiter E: Deutsch/Bulgarisch/Russisch/ Englisch Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/5292 3 5. Es heißt, die Mitarbeiter verfügten über „entsprechende kulturelle Kompetenz “. Was ist damit gemeint? Alle Mitarbeitenden sind in einem Kulturkreis aus einem der drei Hauptherkunftsländer (Rumänien, Bulgarien und Polen) aufgewachsen und verfügen über ausreichende kulturelle, sprachliche und geschichtliche Kenntnisse. Sie verfügen über die Fähigkeit, erfolgreich und angemessen mit Menschen unterschiedlicher kultureller Orientierung zu interagieren. 6. Während der Laufzeit des Winternotprogramms wurden 1.187 Menschen von Plata beraten und 360 Rückkehrangebote daraufhin in Anspruch genommen. Wie viele Gespräche wurden seit Ende des Winternotprogramms 2015/2016 von April bis Ende Juni geführt? Wie viele Rückkehrangebote wurden gemacht, wie viele davon in Anspruch genommen ? Nach Angaben des Trägers erfolgten 559 Beratungsgespräche in der Zeit vom 1. April 2016 bis zum 30. Juni 2016. 152 Menschen nahmen Rückkehrhilfeangebote in Anspruch. Darüber hinaus liegen keine weiteren Angaben des Trägers vor. 7. Wie sind die Öffnungszeiten der Anlaufstelle in der Rosenallee 11 derzeit ? Die Einrichtung ist am Montag, Mittwoch und Freitag jeweils von 10 bis 12 Uhr geöffnet . Darüber hinaus werden Gesprächstermine für Beratungen individuell vereinbart. 8. Wie viele der Beratungen finden dort statt, wie viele bei den Obdachlosen auf der Straße? 9. Wie viel Arbeitszeit verbringen die Mitarbeiter von Plata durchschnittlich auf der Straße bei den zu beratenden Obdachlosen? Die aufsuchende Straßensozialarbeit wird seit dem 1. Janaur 2016 vorwiegend aus dem mit EHAP-Mitteln finanzierten Projekt Sansa wahrgenommen. Insofern finden die Beratungen im Projekt Plata vorrangig innerhalb der Einrichtung statt. Im Übrigen siehe Antworten zu 3. und 6. 10. Welche Entwicklungen bei Art und Umfang der Obdachlosigkeit in Hamburg haben die Mitarbeiter von Plata seit dessen Gründung feststellen können und mit welchen Maßnahmen haben sie auf diese reagiert? Der Gesamtanteil der nicht deutschen Obdachlosen ist in den letzten Jahren angestiegen . Zunehmend sind Menschen aus Polen, Bulgarien und Rumänien in Hamburg obdachlos oder von Wohnungslosigkeit bedroht. „hoffnungsorte hamburg“ hat gemeinsam mit der GEBEWO Berlin eine Datenerhebung durchgeführt, siehe hierzu: http://www.frostschutzengel.de/images/pdf/symposium/Auswertung_Frostschutzengel _Plata_Wohnungslose_EU-Migranten_Winter_2012-2013.pdf. Plata bietet ein niedrigschwelliges Angebot für obdachlose Menschen aus Osteuropa, um Prozesse sozialer, psychischer und physischer Verelendung aufzuhalten oder zumindest ihre Auswirkungen abzuschwächen. Dies geschieht zum einen durch die Integration in das hiesige Hilfesystem und zum anderen durch die Beratung von Obdachlosen, die in ihre Herkunftsländer zurückkehren möchten durch Vorbereitung und Durchführung der Rückkehr sowie der Vermittlung in die Hilfesysteme der Herkunftsländer . Plata hat hierzu insbesondere seine aufsuchende und transnationale Sozialarbeit verstärkt sowie seine Zusammenarbeit mit Konsulaten und Botschaften vertieft. Im Übrigen siehe Antwort zu 3. 11. Wie wird Plata finanziert? Bitte Zuschüsse der Freien und Hansestadt Hamburg seit Gründung Platas bis 2016 nach Jahren aufschlüsseln. Die Finanzierung von Plata erfolgte ab dem 1. Mai 2011 als sogenannte Vollfinanzierung durch die Freie und Hansestadt Hamburg. Drucksache 21/5292 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Projektförderzeitraum/Förderjahr: Höhe der Zuwendung: 01.11.2010 – 30.04.2011 ca. 20.000 €1 01.05.2011 – 31.12.2012 102.863,13 € 2013 118.198,13 € 2014 175.919,57 € 2015 201.513,53 €2 2016 190.053,11 €3 1 Die Finanzierung des Straßensozialarbeiters erfolgte für sechs Monate durch das Spendenparlament (15.000 Euro), die Stadtmission (4.000 Euro) und Hinz & Kunzt (1.000 Euro). 2 Erhöhte Zuwendung wegen zusätzlicher Personalkosten ab 1. September 2015, die ab 1. Januar 2016 aus EHAP-Mitteln finanziert wurden (siehe Antworten zu 1. und 2. sowie zu 3.). 3 Die Höhe der Zuwendung ist noch vorläufig. 12. Verfügt Plata über Auswertungen über die Zusammensetzung (Bettler, Arbeitsmigranten, Suchtkranke) der von ihnen beratenden Obdachlosen, um die Beratung passgenauer zu gestalten? Wenn ja, was ist deren Inhalt? Wenn nein, warum wird eine solche Auswertung nicht geführt? Die Beratung orientiert sich an den individuellen Bedürfnissen der Ratsuchenden; auf dieser Grundlage erfolgen einzelfallbezogene Hilfeangebote. Eine weitergehende regelhafte Auswertung über die Zusammensetzung der beratenen Obdachlosen ist nicht Voraussetzung für eine qualifizierte Beratung und würde letztlich zulasten der Beratungsarbeit gehen. Im Übrigen siehe Antwort zu 10.