BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/5389 21. Wahlperiode 02.08.16 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein (FDP) vom 25.07.16 und Antwort des Senats Betr.: Spanisch-bilinguale Zweige in Hamburgs Schulen In Hamburg gibt es seit vielen Jahren Schulen mit spanisch-bilingualen Zweigen, wie etwa die Grundschulen Lutterothstraße und Wielandstraße. Der Unterricht und der Betrieb werden offenbar in Zusammenarbeit mit spanischen Behörden organisiert. Wie nun bekannt wurde, plant Spanien, seinen Finanzierungs-Anteil einzustellen. Ab dem nächsten Schuljahr werden wohl keine Lehrer mehr aus Spanien nach Hamburg entsandt werden. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. An welchen Schulen in Hamburg (staatlich und privat) gibt es spanischbilinguale Zweige? Bitte jeweils teilnehmende Schüler, Schulform und Stadtteil angeben. 2. Seit wann sind diese Zweige jeweils eingerichtet? An den folgenden staatlichen Schulen ist im Schuljahr 2015/2016 ein bilingualer deutsch-spanischer Zweig eingerichtet: Schule Schulform bilingualer Zweig eingerichtet seit Stadtteil Jahrgangsstufe teilnehmende Schülerzahl * Schule Lutterothstraße Grundschule Schuljahr 2001/02 Eimsbüttel 1 24 2 23 3 22 4 24 Schule Wielandstraße Grundschule Schuljahr 2001/02 Eilbek 1 23 2 19 3 20 4 23 Stadtteilschule Stellingen** Stadtteilschule Schuljahr 2005/06 Stellingen nicht erhoben Stadtteilschule Winterhude Stadtteilschule Schuljahr 2005/06 Winterhude JÜL 5 bis 7 24 JÜL 8 bis10 25 11 4 12 3 13 1 Gymnasium Lerchenfeld Gymnasium Schuljahr 2007/08 Uhlenhorst 5 12 6 16 7 14 8 14 9 19 Drucksache 21/5389 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Schule Schulform bilingualer Zweig eingerichtet seit Stadtteil Jahrgangsstufe teilnehmende Schülerzahl * 10 4 11 16 12 4 * Die Anzahl der an bilingualen Zweigen teilnehmenden Schülerinnen und Schülern wird von der zuständigen Behörde nicht zentral erfasst. Die angegebenen Schülerzahlen für die Schulen, die mit dem spanischen Bildungsministerium kooperieren, beziehen sich auf eine Abfrage aus dem Januar 2016. ** Die Einrichtung eines bilingualen Zweigs an der Stadtteilschule Stellingen erfolgte ohne Beteiligung des spanischen Bildungsministeriums. Eine Schulabfrage zur Erhebung aktueller Schülerzahlen für alle fünf Schulen mit bilingualem Zweig war aufgrund der Hamburger Sommerferien nicht möglich. JÜL = jahrgangsübergreifende Lerngruppen Zu bilingualen deutsch-spanischen Zweigen an Schulen in freier Trägerschaft liegen der zuständigen Behörde keine Informationen vor. Eine Schulabfrage war aufgrund der Hamburger Sommerferien nicht möglich. 3. Nach welchem Konzept funktionieren diese bilingualen Schulen? Welche Abschlüsse können dort jeweils erreicht werden? Welche Lehrkräfte werden dort eingesetzt? Zum Konzept der bilingualen Angebote der genannten Schulen siehe für die Grundschulen die Broschüre „Deutsch-Spanische Grundschule“ (https://schulewielandstrasse .hamburg.de/wp-content/uploads/sites/121/2015/02/bbs-br-deutschspanische -grundschule-12-05.pdf) sowie für die weiterführenden Schulen die Schulaufsichtliche Weisung für bilinguale Zweige an weiterführenden allgemeinbildenden Schulen in Hamburg (MBlSchul Nummer 7 v. 06.10.2014, S. 69-71, http:// www.hamburg.de/contentblob/4385944/e401a39c8203c3b71f37ac36ccbd5ecc/data/m bl-07-2014.pdf). Darüber hinaus stellen die genannten Schulen ihre Konzepte auf ihren Schulhomepages dar: Schulname auf der Schulhomepage veröffentlichte Konzepte Schule Lutterothstraße http://lutterothschule.hamburg.de/deutsch-spanisch/ Schule Wielandstraße https://schule-wielandstrasse.hamburg.de/?page_id=51 Stadtteilschule Stellingen https://stadtteilschulestellingen .schulhomepages.hamburg.de/spanischbilingual / Stadtteilschule Winterhude http://www.sts-winterhude.de/bilingual Gymnasium Lerchenfeld http://www.gyle.de/profil/spanisch-bilingual/ In den weiterführenden Schulen werden als Abschlüsse der Erste allgemeinbildende Schulabschluss, der Mittlere Schulabschluss sowie die Allgemeine Hochschulreife vergeben. Darüber hinaus erhalten Schülerinnen und Schüler, die erfolgreich am bilingualen Unterricht gemäß der „Schulaufsichtlichen Weisung für bilinguale Zweige an weiterführenden allgemeinbildenden Schulen in Hamburg“ vom 6. Oktober 2014 teilgenommen haben, am Ende von Jahrgangsstufe 10 ein zweisprachiges Zertifikat. Vorlagen werden den Schulen von der zuständigen Behörde zur Verfügung gestellt. Ein entsprechendes Zertifikat wird bei der Weiterführung mindestens eines bilingualen Sachfachs zusammen mit dem Zeugnis der Allgemeinen Hochschulreife am Ende der Sekundarstufe II ausgegeben. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/5389 3 Bis einschließlich des Schuljahrs 2015/2016 wurden an den beiden Grundschulen je zwei von Spanien entsandte Lehrkräfte, an der Stadtteilschule Winterhude und dem Gymnasium Lerchenfeld je eine von Spanien entsandte Lehrkraft eingesetzt. 4. In welcher Form und auf welcher Grundlage sind spanische oder andere nicht hamburgische Behörden involviert? Die Bildungsabteilung der Spanischen Botschaft vertritt das spanische Ministerium für Bildung, Kultur und Sport gegenüber der zuständigen Behörde. Grundlage ist das am 8. Februar 2002 zwischen der damaligen Behörde für Bildung und Sport und dem Bildungsministerium des Königreichs Spanien geschlossene Abkommen zu zweisprachiger Erziehung auf Deutsch und Spanisch. 5. Treffen die Berichte zu, nach denen die spanischen Behörden ihre Zusammenarbeit einstellen wollen? Wenn ja: zu welchem Termin und aus welchen Gründen? Die Bildungsabteilung der Spanischen Botschaft hat in Vertretung des spanischen Ministeriums für Bildung, Kultur und Sport der zuständigen Behörde am 2. Februar 2016 mitgeteilt, dass für das Schuljahr 2016/2017 keine Entsendung spanischer Lehrkräfte an Hamburger Schulen vorgesehen sei, da trotz intensiver Bemühungen kein Memorandum of Understanding als Grundlage für die Weiterführung des bilingualen Programms mit Wirkung für das Schuljahr 2016/2017 abgegeben werden konnte. Im Übrigen siehe Antwort zu 6. 6. Welche Schritte haben die zuständigen Behörden bereits unternommen und welche weiteren sind geplant, um den Weiterbetrieb der spanischbilingualen Angebote zu ermöglichen? Die zuständige Behörde arbeitet intensiv daran, mit Spanien ein neues Kooperationsabkommen zu vereinbaren, um langfristig die bilingualen deutsch-spanischen Angebote an Hamburger Schulen absichern und weiterentwickeln zu können. Die zuständige Behörde hat in enger Absprache mit den beteiligten Schulen für das kommende Schuljahr 2016/2017 eine Übergangslösung erarbeitet, die vorsieht, dass die Schule Lutterothstraße und die Schule Wielandstraße jeweils 1,5 zusätzliche Stellen und die Stadtteilschule Winterhude sowie das Gymnasium Lerchenfeld jeweils 0,5 zusätzliche Stellen zur Aufrechterhaltung ihrer bilingualen Zweige als Personalressource für spanischsprachige Lehrkräfte erhalten. Darüber hinaus ist geplant, im Laufe des Schuljahrs 2016/2017 in den Schulen eine konzeptionelle Weiterentwicklung zu erarbeiten. 7. Welche Kosten trägt Spanien aktuell im Rahmen bilingualer Schulangebote in Hamburg? In welcher Höhe würden diese Kosten für Hamburg anfallen, wenn sich Spanien vollständig aus der Zusammenarbeit zurückzöge? Spanien trägt bisher die Kosten der sechs entsandten Lehrkräfte. Im Übrigen siehe Antwort zu 6. 8. Ist es zutreffend, dass ohne Zusammenarbeit mit spanischen Behörden ein Weiterbetrieb der spanisch-bilingualen Zweige nicht möglich ist? Nein. 9. Lassen sich bilinguale Angebote nicht in Eigenregie durch die zuständige Hamburger Behörde organisieren? Bitte konkret erläutern. Siehe Antwort zu 6. 10. Gibt es Evaluationen über die Zusammenarbeit mit spanischen Behörden ? Wenn ja: Welche Aussagen haben sie? Wenn nein: Warum nicht und wie sind die sonstigen Erfahrungen der zuständigen Behörden? Drucksache 21/5389 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Nach den bisherigen guten Erfahrungen der zuständigen Behörde mit der Spanischen Botschaft und vermittelt durch diese mit dem spanischen Ministerium für Bildung, Kultur und Sport geht die zuständige Behörde davon aus, dass es gelingen wird, die bilingualen Angebote an Hamburgs Schulen fortzuführen und zu erneuern. Hierzu hat auch die Bildungsabteilung der Spanischen Botschaft in jüngster Zeit gute und wichtige Impulse zur Sicherung der Unterrichtsqualität in den bilingual unterrichteten Lerngruppen gesetzt und für die Zukunft in allen Belangen Unterstützung zugesagt. 11. Wie bewertet der Senat spanisch-bilinguale Zweige in Hamburgs Schulen grundsätzlich? Die zuständige Behörde bewertet die bilingualen deutsch-spanischen Zweige positiv, da diese zur Förderung der spanischen Sprache und Kultur sowie des interkulturellen Austauschs in Hamburg beitragen und eine Bereicherung für die Hamburger Schullandschaft sind. 12. Ist Hamburg umgekehrt involviert in deutsch-bilingualen Angeboten in Spanien? Wenn ja: bitte konkret darstellen. Nein.