BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/5458 21. Wahlperiode 09.08.16 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dennis Gladiator (CDU) vom 01.08.16 und Antwort des Senats Betr.: Trotz Olympia-Aus – Reise nach Rio Am 29. November des vergangenen Jahres entschieden sich Hamburgs Bürger gegen eine Bewerbung Hamburgs für die Olympischen Spiele. Trotzdem werden Innensenator Grote und Sportstaatsrat Holstein einem Bericht der „Welt“ zufolge vom 15. bis 22. August 2016 zu den Olympischen Spielen nach Rio reisen; Holstein werde zudem die Paralympics im September besuchen. Nach Angaben des Sprechers der Innenbehörde wolle man den Anspruch Hamburgs als internationale Sportstadt betonen, auf dem Programm stünden Treffen mit Sportfunktionären und Veranstaltern großer internationaler Events. Die missglückte Olympiabewerbung hat bereits rund 12,6 Millionen Euro gekostet, von denen Hamburg 80 Prozent allein tragen muss. Vor dem Hintergrund knapper Kassen, dem Aus für die Erstligamannschaften des HSV Handball, der Volleyball-Damen des VT Aurubis und der Freezers sowie erheblich drängender Probleme in der Stadt, stellt sich die Frage, weshalb der Senator und sein Staatsrat auf Steuerkosten nach Rio reisen müssen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Die Bewerbung um die Austragung der Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2024 war getragen von dem Verständnis, den Sport in Hamburg nachhaltig weiterzuentwickeln und zu fördern. An dieser Zielsetzung hält der Senat fest. Bestandteil dieses Verständnisses ist dabei auch die Weiterentwicklung und Verankerung Hamburgs als internationalen Sportstandort zu fördern und zu stärken, um die erreichte Stellung Hamburgs weiter auszubauen. Der Sport wird als wichtiges Element in der städtischen und gesellschaftlichen Entwicklung angesehen. Sportlerinnen und Sportler , Vereine, Verbände und Einrichtungen werden weiterhin mit hoher Wertschätzung für ihre Leistungen gesehen. Der Sportstandort Hamburg soll weiterentwickelt werden, um die Strukturen und Möglichkeiten für den Sport zu nutzen und zu stabilisieren. Dazu gehört unmittelbar auch die Weiterentwicklung als internationaler Sportstandort. Hierzu gehört als ein Baustein auch das weiter bestehende Ziel, Hamburg als Standort für internationale Sportveranstaltungen weiter zu stärken. Solche Sportveranstaltungen sind wichtige Elemente für die Förderung der bestehenden Strukturen, stärken die Aufmerksamkeit für die jeweiligen Sportarten, unterstützen die Motivation im Spitzen - und Breitensport und sind schon daher für einen Sportstandort von großem Interesse . Internationale Wettkämpfe und Veranstaltungen fördern darüber hinaus auch die Wahrnehmung Hamburgs als internationale Metropole. Drucksache 21/5458 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Darüber hinaus hat sich Hamburg in der Dekadenstrategie verpflichtet, internationale Sportveranstaltungen zu gewinnen. Dazu bedarf es regelmäßiger Kontakte zu den entsprechenden Spitzenverbänden und Verantwortlichen im Sport. Hierfür bietet der Besuch der Olympischen Spiele wie dieses Jahr in Rio de Janeiro ein ideales Umfeld. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Frage wie folgt: 1. Von wann bis wann reisen der Innensenator und der Sportstaatsrat aus welchen Gründen zu den Olympischen Spielen? Die Reise findet vom 15. bis 23. August 2016 statt. Sie erfolgt zentral, um das weiter bestehende Selbstverständnis Hamburgs als internationale Sportstadt zu unterstreichen . Sie ist darüber hinaus ein Zeichen der Wertschätzung des Senats den Athletinnen und Athleten gegenüber, die Hamburg und Deutschland auf internationaler Ebene repräsentieren. Olympische Spiele sind neben den Fußballweltmeisterschaften die größten internationalen Sportevents weltweit mit der Teilnahme von mehr als 10.000 Aktiven aus mehr als 200 Ländern und bieten einzigartige Möglichkeiten für Kontakte mit hochrangigen Vertretern des internationalen Sports, der politisch relevanten Institutionen und der Medien aus der ganzen Welt. Der Besuch auch bei den Paralympischen Spielen zeigt eine besondere Wertschätzung für die Paralympische Idee und deren Aktive. Das Thema Inklusion hat für den Senat einen hohen Stellenwert. Die Bedeutung, die der Sport in diesem Zusammenhang hat, ist dem Senat bewusst. Mit der Vertretung bei den Olympischen und Paralympischen Spielen kann Hamburg insbesondere nach der Entscheidung des Referendums aus dem November 2015 nicht nur das bestehende Interesse an der Ausrichtung internationaler Sportgroßveranstaltungen erneut darstellen, sondern auch für den Sportstandort Hamburg werben. Hierbei können die Vertreter der Freien und Hansestadt Hamburg die außergewöhnlich hohe Präsenz von Medien und internationalen Gesprächspartnerinnen und -partnern in Rio de Janeiro für die weltweite Präsentation der Stadt Hamburg nutzen. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. 2. Wie viele und welche weiteren Vertreter Hamburgs beziehungsweise Mitarbeiter, einschließlich Sicherheitskräften, reisen aus welchen Gründen neben dem Senator und Staatsrat nach Rio? (Bitte alle Reiseteilnehmer unter Angabe ihrer Funktionen nennen.) a. Welche Kosten entstehen dafür insgesamt und aus welchem Haushaltstitel werden diese bezahlt? Die Planungen sind noch nicht abgeschlossen. Nach derzeitigem Stand wird mit Kosten in Höhe von circa 50.000 Euro gerechnet. Die entstehenden Kosten werden aus den Produktgruppen 272.01, 272.03 und 275.12 des Einzelplans 8.1 sowie aus der Produktgruppe 203.01 des Einzelplans 1.1 beglichen. Neben Senator und Staatsrat sowie den erforderlichen Sicherheitskräften, nimmt die für Sport zuständige Referentin an der Reise teil. b. Wer hat wann aus welchen Gründen entschieden, dass Vertreter Hamburgs zu den Olympischen Spielen reisen? Sofern diese Entscheidung nach dem 29. November 2015 geschah, mit welcher konkreten Begründung? Siehe Antwort zu 1. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. 3. Ist es richtig, dass der Sportstaatsrat auch zu den Paralympics nach Rio reist? a. Falls ja, von wann bis wann findet diese Reise statt? b. Falls ja, welche weiteren Vertreter Hamburgs beziehungsweise Mitarbeiter , einschließlich etwaiger Sicherheitskräfte, reisen neben dem Staatsrat nach Rio? (Bitte alle Reiseteilnehmer unter Angabe ihrer Funktionen nennen.) Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/5458 3 c. Falls ja, welche Kosten entstehen dafür insgesamt und aus welchem Haushaltstitel werden diese bezahlt? d. Wer hat wann aus welchen Gründen entschieden, dass Vertreter Hamburgs zu den Paralympics reisen? Sofern diese Entscheidung nach dem 29. November 2015 getroffen wurde, mit welcher konkreten Begründung? Ja. Die Planungen sind noch nicht abgeschlossen. Im Übrigen siehe Antwort zu 1. 4. Was verspricht sich die zuständige Behörde von den Treffen mit Sportfunktionären und den Veranstaltern großer internationaler Events? Welche Planungen hinsichtlich der Durchführung künftiger internationaler Sportevents bestehen bei der zuständigen Behörde? Die zuständige Behörde sucht den regelmäßigen Austausch mit Sportfunktionärinnen und -funktionären und Veranstalterinnen und Veranstaltern von internationalen Großevents, um einen stets aktuellen Erfahrungs- und Wissenstransfer sicherzustellen , neueste Entwicklungen und Potenziale in den unterschiedlichen Sportarten und Disziplinen zu erfahren sowie die Freie und Hansestadt Hamburg grundsätzlich für die Austragung von Sportgroßveranstaltungen zu positionieren. Des Weiteren siehe auch Drs. 21/4523 und Drs. 21/4546. Über den Sachstand von laufenden Verhandlungen erteilt der Senat überdies keine Auskünfte. Im Übrigen siehe Antwort zu 1. sowie Vorbemerkung . 5. Liegen der zuständigen Behörde Erkenntnisse darüber vor, welche Vertreter anderer Bundesländer zu den Olympischen Spielen und/oder Paralympics Spielen reisen? Falls ja, welche? Nach Kenntnis der zuständigen Behörde werden der Bundesminister des Inneren sowie die Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein -Westfalen zu den Olympischen Spielen reisen. Über die Reise weiterer Mitglieder von Landesregierungen zu den Olympischen Spielen liegen keine weiteren Erkenntnisse vor.