BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/5714 21. Wahlperiode 30.08.16 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Wieland Schinnenburg und Michael Kruse (FDP) vom 24.08.16 und Antwort des Senats Betr.: Healthcare Industry Service Centre Wir fragen den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf Grundlage von Auskünften der Life Science Nord Management GmbH und der Hamburg Repräsentanz Dubai wie folgt: 1. Seit wann existiert das Healthcare Industry Service Centre (Dubai)? 2. Unterhält die Freie und Hansestadt Hamburg ähnliche Einrichtungen auch in anderen Ländern? Wenn nein, warum nur in Dubai, wenn ja, wo und aus welchem Grund? Die Clusteragentur Norddeutsche Life Science Agentur GmbH (heute: Life Science Nord Management GmbH, LSN), die zu dem Zeitpunkt bereits seit einigen Jahren den Messeauftritt von Hamburg und Schleswig-Holstein bei der Arab Health, einer der größten Gesundheitsmessen der Welt, organisiert hatte, hat das Healthcare Industry Service Centre (HIS) in Dubai im Januar 2012 im Rahmen eines ESF-Projektes eingerichtet . Unterstützer des Projekts der LSN waren unter anderem die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz, Hamburg Marketing GmbH sowie die Hamburg Repräsentanz, die Freie und Hansestadt Hamburg (FHH) und die Handelskammer seit 2006 gemeinsam bei der Außenhandelskammer (AHK) in Dubai unterhalten und bei der das HIS angebunden wurde. Ziel der Einrichtung dieses Servicezentrums für die Gesundheitswirtschaft war, die Markteintrittschancen kleiner und mittelständischer Unternehmen der Gesundheitswirtschaft aus der Metropolregion Hamburg in der arabischen Golfregion zu erhöhen. Seit Jahren investieren die Golfstaaten erheblich in die Modernisierung ihrer Gesundheitswesen. Es entstehen neue Krankenhäuser, Forschungsstätten und Labore. Damit einher geht der Bedarf an hochwertiger Medizintechnik , Pharmaprodukten, IT-Systemen sowie medizinischen Dienstleistungen und Beratungsleistungen. Unternehmen der Gesundheitswirtschaft aus Hamburg und der Metropolregion bieten entsprechende Produkte und Dienstleistungen in einer Qualität an, die für den Aufbau und Ausbau der Gesundheitssysteme in den Golfstaaten von Nutzen sein können. Die Erfahrungen vor Ort hatten jedoch gezeigt, dass insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen gezielte Unterstützung benötigen, um in der Erschließung der arabischen Gesundheitsmärkte erfolgreich zu sein. Zentrale Herausforderung ist es, Kontakte herzustellen und sich als international anerkannte und konkurrenzfähige Bewerber darzustellen. Oft fehlt es hiesigen Unternehmen an Erfahrung, Kommunikations- und Verhandlungskompetenz, um im arabischen Raum erfolgreich zu sein. Die gezielte Kontaktpflege im Gesundheitsbereich ist mit den vorhandenen Strukturen in kleineren Unternehmen nur eingeschränkt möglich. Seit dem Ende des ESF-Projektes im Juli 2014 werden unter der gut eingeführten Marke „Healthcare Industry Servicecentre“ die gesundheitswirtschaftsbezogenen Aktivitäten der Hamburg Repräsentanz Dubai gebündelt. Gründe hierfür sind die positive Drucksache 21/5714 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Resonanz der arabischen und norddeutschen Zielgruppe auf das Servicezentrum, die anhaltend guten Geschäftsaussichten aufgrund der weiterhin in den arabischen Golfstaaten geplanten Investitionen in das Gesundheitswesen, erste Erfolge in der Region sowie die Erkenntnis, dass für einen nachhaltigen Erfolg in den arabischen Golfstaaten ein anhaltendes Engagement erforderlich ist. 3. Welche Anzahl an Personen ist dort beschäftigt? Bitte in VZÄ angeben für die Jahre 2013 – 2016. Während der Projektlaufzeit wurden in Hamburg 0,4 VZÄ in 2013 und 0,31 VZÄ in 2014 sowie in Dubai (0,78 VZÄ im Jahr 2013 und 2014) beschäftigt. Seit dem Ende des ESF-Projekts werden die Aufgaben von der Hamburg Repräsentanz Dubai im Rahmen der vorhandenen Kapazitäten mitbetreut. 4. Wie hoch sind die Personalkosten? Bitte für die Jahre 2013 – 2016 angeben. Die HIS-Personalkosten betrugen während der ESF-Projektlaufzeit (Angaben in Euro): 01.01. bis 31.12.2013  01.01. bis 14.07.2014 in Hamburg 26.009,36  11.443,79  in Dubai 53.597,89 30.888,25  Seit Projektende werden keine dem HIS konkret zurechenbaren Personalkosten erhoben . 5. Wie hoch sind die Gesamtkosten des Healthcare Industry Service Centre ? Bitte für die Jahre 2013 – 2016 angeben. Die förderfähigen Gesamtausgaben des ESF-Projekts betrugen inklusive der Eigenmittel in der Projektlaufzeit (1. Januar 2013 bis 14. Juli 2014): - 2013: 151.400,60 Euro - 2014: 79.989,28 Euro Seit Projektende werden keine dem HIS konkret zurechenbaren Personalkosten erhoben . 6. Welche messbaren Erfolge hat das Centre seit seiner Gründung erzielen können? Während der Projektlaufzeit des HIS wurden in Hamburg Informationsveranstaltungen zum Marktumfeld und den wirtschaftlichen Chancen in der Golfregion mit über 100 Teilnehmern und hochrangigen Referenten aus den Golfstaaten durchgeführt. Zur besseren Vernetzung der Hamburger Kliniken und Unternehmen mit Entscheidungsträgern und Geschäftspartnern in den Vereinigten Arabischen Emiraten wurden Netzwerkveranstaltungen in Dubai mit insgesamt etwa 400 Teilnehmern veranstaltet sowie ein Emiratisch-Deutscher Gesundheitskongress in Dubai unterstützt. Zur Erkundung des Marktes in Saudi-Arabien und zur Vernetzung der Hamburger Kliniken und Unternehmen mit dortigen Entscheidungsträgern und Geschäftspartnern wurden zwei Delegationsreisen (siehe auch Drs. 20/11941, 20/13324, 21/263, 21/2145) unternommen , dabei wurde an zwei Fachmessen teilgenommen und es wurden Gespräche mit hochrangigen Vertretern der Regierung und der staatlichen Gesundheitsorganisationen geführt. Zur Erkundung des Marktes im Oman sowie zur Vernetzung der Hamburger Kliniken und Unternehmen mit dortigen Entscheidungsträgern und Geschäftspartnern wurde eine Delegationsreise durchgeführt, dabei wurden unter anderem Gespräche mit hochrangigen Vertretern der Regierung und der staatlichen Gesundheitsorganisationen geführt. Bei regionalen Gesundheitsmessen (beispielsweise Arab Health, Oman Health, Saudi Health und Iran Health) war und ist das HIS präsent und hat Hamburger Aussteller unterstützt, Marktinformationen gesammelt und Kontakte zu potenziellen Handelsvertretern und Geschäftspartnern hergestellt. Das HIS hat in der Projektphase intensive Beratungen von Kliniken und Unternehmen zum Markteintritt in der Golfregion durchgeführt, dabei kamen rund 300 Termine und Beratungen auf Anfrage zustande. Darüber hinaus hat das HIS die Kompetenzen Hamburgs als Gesundheitsmetropole durch Öffentlichkeits- und Pressearbeit in der Golfregion beworben. Bis zum Projektende hatten zwei Hamburger Unternehmen eine Niederlas- Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/5714 3 sung in Dubai gegründet, um von dort aus die Geschäftsaktivitäten in der Golfregion zu führen und auszubauen. Weitere acht Unternehmen hatten Offerten für Aufträge abgegeben oder Aufträge erhalten. Seit Projektende unterstützt das HIS Besuchsprogramme für politische und Wirtschaftsvertreter der Hamburger Gesundheitswirtschaft mit örtlichen Behörden, Ministerien und Unternehmen. Es berät Krankenhäuser zu Marketing-Strategien und zu interkulturellen Besonderheiten im Umgang mit arabischen Patienten. Darüber hinaus wird Hamburg Tourismus bei dem aus Mitteln der Kultur- und Tourismustaxe finanzierten Projekt zum Gesundheitstourismus, unter anderem bei der Vorbereitung und Durchführung der Hamburg Medical Inspection Tour mit Vertretern aus der arabischen Golfregion (siehe auch Drs. 21/3989 und 21/4193) und LSN bei der Durchführung der Messepräsenz bei der Arab Health unterstützt. Zur Erkundung des Marktes im Iran und der Einschätzung von Geschäftsaussichten für Unternehmen der Hamburger Gesundheitswirtschaft reiste die Leiterin der Hamburg Repräsentanz für die HIS 2016 zweimal als Teilnehmerin von Delegationen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie mit dem Schwerpunkt Gesundheitswirtschaft in den Iran und nahm zudem an der Gesundheitsmesse Iran Health teil.