BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/605 21. Wahlperiode 02.06.15 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Mehmet Yildiz (DIE LINKE) vom 27.05.15 und Antwort des Senats Betr.: Von wegen olympiareif – Weshalb wird das Schwimmbad auf St. Pauli sonntags für Bürger/-innen geschlossen? (Olympische Spiele II) Seit mehreren Wochen protestieren Anwohner/-innen St. Paulis, weil seit dem 10. Mai 2015 das Schwimmbad an der Budapester Straße sonntags für die Öffentlichkeit geschlossen ist. Der Bäderland-Pressesprecher begründet dies in der Ausgabe des „Elbe-Wochenblatt“ Altona vom 29. April 2015 mit der Behauptung, dass der Sonntagsbetrieb sich nicht mehr lohne und das Bad stundenlang leer stehe. Ferner sei das St.-Pauli-Bad ohnehin nur vorübergehend sonntags geöffnet gewesen, weil nach dem Abriss des Bismarck-Bades das Ersatzbad „Festland“ noch nicht fertig gewesen wäre. Inzwischen sei allerdings das „Festland“ in Betrieb und damit die Sonntagsöffnung der Budapester Straße hinfällig. Diese Aussage macht besonders stutzig, weil das Festland -Bad bereits vor sechs Jahren eröffnet wurde. Ich frage den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen – teilweise auf der Grundlage von Auskünften der Bäderland Hamburg GmbH (BLH) – wie folgt: 1. Seit wann ist das Schwimmbad an der Budapester Straße zu welchen Zeiten für die Öffentlichkeit geöffnet (gewesen)? Das Schwimmbad St. Pauli existiert seit 1980. Die Öffnungszeiten lassen sich nicht mehr für den gesamten Zeitraum rekonstruieren. Bis Dezember 2005 Montag bis Donnerstag 06.30 bis 09.00 (Schwimmclub) Dienstag bis Donnerstag 14.00 bis 18.00 Freitag 06.30 bis 09.30 (Schwimmclub) Freitag 08.30 bis 18.00 Samstag 08.00 bis 10.00 (Schwimmclub) 10.00 bis 18.00 Sonntag geschlossen Ab Januar 2006 Montag bis Donnerstag 06.30 bis 09.00 (Schwimmclub) Dienstag bis Donnerstag 14.00 bis 18.00 Freitag 06.30 bis 09.30 (Schwimmclub) Drucksache 21/605 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Freitag 08.30 bis 18.00 Samstag und Sonntag 08.00 bis 10.00 (Schwimmclub) 10.00 bis 18.00 Ab 10. Mai 2015 Montag bis Donnerstag 06.30 bis 09.00 (Schwimmclub) Dienstag bis Donnerstag 14.00 bis 18.00 Freitag 06.30 bis 09.30 (Schwimmclub) Freitag 08.30 bis 18.00 Samstag 08.00 bis 10.00 (Schwimmclub) 10.00 bis 18.00 Sonntag geschlossen 2. Stimmt es, dass das Schwimmbad an der Budapester Straße nun sonntags für die Öffentlichkeit geschlossen ist? Falls ja: seit wann und weshalb? Ja, seit dem 10. Mai 2015. Die am Sonntag bislang äußerst gering und über längere Zeiten am Tag ungenutzte Wasserfläche wird künftig anderweitig für gezielte Angebote, Kurse sowie Jugend- und Vereinsschwimmen inklusive Wettkämpfen umgewidmet und genutzt. 3. Im oben genannten Artikel wird laut Auskunft des Schwimmbad-Personals angegeben, dass sonntags regelmäßig mindestens 200 Personen das Bad besuchen. a. Wie viele Besucher/-innen hatte das Schwimmbad an der Budapester Straße jeweils sonntags? Bitte falls möglich für die letzten drei Jahre angeben. Die Besucherzahl erreicht einen Besucherschnitt an Sonntagen (gesamter Tag) von 180. b. Wie viele Besucher/-innen hatte beziehungsweise hat das Schwimmbad an der Budapester Straße werktags und an Samstagen? Bitte falls möglich für die letzten drei Jahre angeben. Die Besucherzahlen „Öffentlichkeit“ lagen von Dienstag bis Freitag durchschnittlich bei etwas mehr als 400 pro Tag. Am Samstag beträgt die Besucherzahl „Öffentlichkeit“ rund 290. c. Für wie viele Personen ist das Bad ausgelegt? Als Kapazitätsmaßstab für die gleichzeitige Nutzung dient die zur Verfügung stehende Anzahl von Schränken. Das Bad verfügt über 335 Schränke, welche über den Öffnungszeitraum durchaus mehrfach belegt werden können. Da über die Aufenthaltsdauer in diesem Bad keine statistischen Daten vorliegen, lässt sich die maximale Tageskapazität des Bades nicht exakt bestimmen. 4. Welche Kosten verursacht das Bad durch die Sonntagsöffnungszeit (anteilig ) für die Freie und Hansestadt Hamburg? Welche Einnahmen hat das Bad bisher an Sonntagen erwirtschaftet? Der Aufwand für Personalkosten liegt bei einer Mindestbesetzung von drei Mitarbeitern bei deutlich über 1.000 Euro am Sonntag. Die zusätzlichen besucherspezifischen Kosten für Heizung, Strom und Wasser betragen bei der zugrunde liegenden Durchschnittsnutzung circa 200 Euro. Den reinen Betriebskosten von rund 1.200 Euro (ohne Berücksichtigung anteiliger Fixkosten wie Abschreibungen und Zinsen) stehen Einnahmen in Höhe von circa 600 Euro gegenüber. Die nicht erwirtschafteten Kosten der BLH werden von der Freien und Hansestadt Hamburg ausgeglichen. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/605 3 5. Stimmt es, dass das Bad Gewinne erwirtschaftet? Ist es möglich, dass durch die Sonntagsschließung ein Verlust entstehen könnte? Gewinne werden nicht erwirtschaftet. Im Übrigen siehe Antwort zu 4. 6. Von Besucher/-innen wird kritisiert, dass das Bad „Festland“ kein adäquater Ersatz für sportliche Schwimmer/-innen sei, da es als Spaßbad kaum bis keine Möglichkeiten gäbe, Strecken oder Ähnliches zu schwimmen. a. Für wie viele Personen ist das „Festland“ ausgelegt und wie hoch ist die Auslastung an Sonntagen sowohl vor als auch nach der Sonntagsschließung des Bades an der Budapester Straße? Das Bad Festland verfügt über 716 Schränke. Die durchschnittliche Besucherzahl an einem Sonntag beträgt im Schwimmbadbereich (ohne Sauna) seit Eröffnung des Bades circa 1.350 Besucher. Diese Besucherzahl schwankt saisonal bedingt zwischen 500 und über 2.000 Besuchern/-innen pro Sonntag. Ein Zusammenhang mit der Sonntagsschließung im Bad St. Pauli ist aufgrund dieser Schwankungsbreite und des zu kurzen Betrachtungszeitraumes (drei Sonntage nach der Sonntagsschließung) nicht herstellbar . b. Besteht die Möglichkeit, Bahnschwimmen im „Festland“ zu betreiben ? Falls ja: Über wie viele Bahnen verfügt das Schwimmbad und zu welchen Zeiten ist die Ausübung für Besucher/-innen möglich (inklusive sonntags)? Verfügt das „Festland“ über sämtliche für den Schwimmsport notwendigen Voraussetzungen wie das Bad an der Budapester Straße? Ja, das Bad Festland verfügt über wesentlich bessere Voraussetzungen für Bahnschwimmen als das Bad St. Pauli. Für Bahnschwimmen steht im Vergleich zum Schwimmbad St. Pauli über doppelt so viel Wasserfläche zur Verfügung. Zum Angebot gehören ein ganzjährig nutzbarer und beheizter 25m-Außenpool sowie ein separates 25m-Indoorsportbecken. Beide haben sechs Bahnen, die wie folgt zur Verfügung stehen : Montag – Freitag: 06.30 bis 09.00 Uhr (Schwimmclub) 09.00 bis 23.00 Uhr Samstag + Sonntag: 08.00 bis 10.00 Uhr (Schwimmclub) 10.00 bis 23.00 Uhr An Werktagen findet im Festland zwischen 9 und 15 Uhr auf maximal vier Bahnen Schulschwimmen und zwischen 16 und 21 Uhr auf maximal vier Bahnen Vereinsschwimmen statt. Am Wochenende steht die gesamte Wasserfläche der Öffentlichkeit zur Verfügung. 7. Nach welchen Kriterien wird die Versorgung der Bevölkerung mit Schwimmbädern gewährleistet? In welchen Quartieren, Stadtteilen oder Bezirken ist eine Unterversorgung vorhanden beziehungsweise Kapazitätsauslastung erreicht (bitte falls möglich jeweils Schwimmbad, Einzugsgebiet an Bevölkerung und zeitliche konkrete Auslastung nennen)? Die BLH bietet gemäß ihrem Auftrag eine für Hamburg vergleichsweise flächendeckende Versorgung mit Freizeit-, Sport- und Gesundheitsaktivitäten sowie Sauna-, Fitness - und Wellnessbereichen an. Kriterien sind ein möglichst wohnortnahes Grundangebot an Wasserfreizeitmöglichkeiten mit regionaler Schwerpunktbildung für spezielle Angebote (zum Beispiel Kindererlebnisbereich) sowie eine Standortplanung, die eine Optimierung der wirtschaftlichen Betriebsführung des Gesamtunternehmens ermöglicht . Unterversorgungssituationen oder Kapazitätsengpässe sind derzeit im Bestand nicht erkennbar. Kapazitäten in den Angebotssegmenten werden bei steigender Nachfrage angepasst, sofern sich dies wirtschaftlich darstellen lässt.