BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/6297 21. Wahlperiode 18.10.16 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Carsten Ovens und André Trepoll (CDU) vom 10.10.16 und Antwort des Senats Betr.: Hubs für Hamburg – Hat der Senat überhaupt ein Konzept? Start-up-Regionen wie Tel Aviv oder das Silicon Valley sind geprägt durch eine Vielzahl von Hubs, Inkubatoren und Acceleratoren, in denen Gründer Beratung, Infrastruktur und Netzwerke für ihre Ideen finden. Diese Hubs sind die pulsierenden Zentren einer modernen Gründungskultur. So findet sich in Hamburg beispielsweise das Betahaus. Weitere große Coworking-Spaces wie Mindspace beleben zunehmend die Szene. Jüngst berichtete das „Hamburger Abendblatt“, dass Philips am Standort rund 1.000 m2 Fläche für Unternehmensgründer schaffen wird. Am Harburger Binnenhafen entsteht derweil der Hamburg Innovation Port: In enger Anbindung an die Technische Universität will ein Harburger Bauunternehmer spätestens ab dem kommenden Jahr ein neues Innovationszentrum für bis zu 150 Millionen Euro bauen. All diese Projekte sind vorbildlich und bereichern die Hamburger Start-up- Szene. Dagegen ist die Bilanz des Hamburger Senats in den vergangenen Jahren mau, wenn es um die Unterstützung von jungen Gründern beziehungsweise der Schaffung einer geeigneten Infrastruktur für Hamburgs Gründerszene geht. Nicht einmal verfügbare Förderprogramme wie das EXIST-Programm des Bundes werden strategisch genutzt (vergleiche Drs. 21/5874), da es der Senat nicht als seine Aufgabe sieht, hier tätig zu sein. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: „Hubs“ beziehungsweise „Digital Hubs“ sind ein Instrument, mit dem die Gründung und Entwicklung von innovativen Unternehmen befördert werden soll. In Abgrenzung zu Inkubatoren, Acceleratoren, Co-Workingspaces oder ähnlichen stellen Hubs eine zentrale, thematisch abgegrenzte Anlaufstelle für alle Teilnehmer eines oder mehrerer Cluster dar, sind zumeist fokussiert auf das Thema Digitalisierung und betonen die Bedeutung von Start-ups, Gründern und Finanzierungsmitteln. Das Gründungsgeschehen spielt für die wirtschaftliche Entwicklung Hamburgs eine überaus wichtige Rolle. Neugründungen bringen Innovationen hervor, schaffen Arbeitsplätze und sind eine wichtige Triebfeder der Wirtschaft und des strukturellen Wandels. Hamburg ist im Bereich der Unternehmensgründungen insgesamt bereits sehr gut positioniert und belegt bei einschlägigen Rankings regelmäßig Spitzenplätze .1 Um das Potenzial für Gründungen aus der Wissenschaft in noch stärkerem Maße zu heben, wird der Senat im Rahmen seiner Innovationsstrategie sein Forschungsund Innovationspark-Konzept (F&I-Park) umsetzen und in Hamburg sukzessive untereinander vernetzte F&I-Parks errichten. F&I-Parks sind Einrichtungen und Gewerbe- 1 Zum Gründungsgeschehen insgesamt siehe beispielsweise http://www.exist.de/SharedDocs/ Downloads/DE/Zahlen-Fakten-Unternehmensgruendungen-Deutschland-2015.pdf, ebenda, Seite 5. Drucksache 21/6297 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 flächen für den Technologie- und Wissenstransfer, in denen Wirtschaft und Wissenschaft anwendungsorientiert forschen und entwickeln. Das Konzept der F&I-Parks sieht vor, durch innovationsorientierte Rahmenbedingungen und Infrastrukturen ein Ökosystem speziell für Gründerinnen und Gründer zu schaffen. Gleichzeitig sollen die Attraktivität für technologieorientierte Unternehmen erhöht und die anwendungsorientierte Forschung gestärkt werden. Es wird angestrebt, alle drei Entwicklungsstufen vom Inkubator (für Gründerinnen und Gründer), über das Technologiezentrum (für junge Unternehmen/Forschung- und Entwicklung (FuE)) bis hin zu Gewerbeflächen (für etablierte Unternehmen/FuE mit Bezug zu jeweils definierten Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkten) vorzuhalten. Ebenfalls im Rahmen seiner Innovationsstrategie wird der Senat die digitale Gründungsplattform für wissensbasierte Gründungen einrichten, die Hamburger Hochschulen , Wirtschaftsakteure und Forschungseinrichtungen dabei unterstützt, mehr Gründungen und Ausgründungen zu ermöglichen. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Beschäftigt sich der Senat mit Hub-Konzepten aus dem In- und Ausland, beispielsweise mit den Berliner Konzepten Spielfeld oder Factory? Wenn ja, zu welchem Erkenntnissen ist der Senat gelangt? Wenn nein, warum nicht? Ja. Solche Initiativen entstehen privatwirtschaftlich und sind fallweise auf ihren strategischen Nutzen hin zu bewerten. 2. Hat sich der Senat mit einer ganzheitlichen Hub-Strategie für Hamburg beschäftigt, um bestehende Hubs zu vernetzen und branchenspezifische Schwerpunkte zu bilden? Wenn ja, mit welchem Ergebnis? Wenn nein, warum nicht? Der Senat betreibt erfolgreich eine clusterorientierte Wirtschaftspolitik. Die Themen Gründungen, Digitalisierung und Vernetzung werden dabei bereits durch die jeweiligen Cluster branchenspezifisch aufgegriffen und mit Maßnahmen hinterlegt. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. 3. Befindet sich der Senat seit Beginn der Legislatur mit Unternehmen oder Verbänden im Gespräch, um neue Hubs in Hamburg zu realisieren? a. Wenn ja, mit welchem Ergebnis? Gibt es regionale oder branchenspezifische Schwerpunkte? Die Behörde für Wirtschaft Verkehr und Innovation (BWVI) befindet sich in intensiven Gesprächen mit dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (Bitkom) bezüglich der Realisierung eines sogenannten Logistik- Hubs in der Metropolregion Hamburg. Im Hub-Ökosystem sollen Start-ups, etablierte kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und Großkonzerne, Kapitalgeber sowie die Wissenschaft gemeinsam die digitale Transformation der Leitindustrien in Deutschland fördern. Das Konzept soll die klassischen Cluster-Arbeitsbereiche durch die Einbeziehung der Themen Start-ups, Venture Capital und Internationalisierung erweitern. Weiterhin soll ein explizit räumlicher Ansatz verfolgt werden. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) entwickelt derzeit eine nationale Dachmarke und eine internationale Standort-Marketingkampagne für die verschiedenen Hubs dieser Art in Deutschland. Auf Hamburger Seite wurden bereits Gespräche mit einer Reihe von wichtigen Stakeholdern aus Wirtschaft und Wissenschaft zur Konkretisierung des Vorhabens geführt. Ein Letter of Intent der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH) an das BMWi in Hinblick auf die Realisierung eines solchen Hubs ist in Arbeit. Darüber hinaus ist der Senat im Gespräch mit einem Konsortium um die Roland Berger GmbH und die Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut gGmbH (HWWI) über die Einrichtung eines Digital Hub. Das Konzept ähnelt dem Spielfeld in Berlin. Die HWF Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/6297 3 Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung mbH (HWF) ist in die Gespräche eingebunden. Bereits in Umsetzung befindet sich der von Philips gegründete Health Innovation Port (HIP), dessen Schwerpunkt auf den Themen eHealth, Gesundheit und Medizintechnik liegt. b. Welche Mittel wurden eventuell bereits investiert und wann ist mit einer Realisierung zu rechnen? Mit Blick auf die in der Antwort zu 3. a. genannten Vorhaben wurden keine finanziellen Mittel der FHH eingesetzt. Beim sogenannten Logistik-Hub wird ein konkreter Zeitplan für die Realisierung des Vorhabens zu gegebenem Zeitpunkt erarbeitet. Bezüglich des oben genannten Digital Hubs ist eine Entscheidung zur Realisierung noch nicht gefallen . c. Wenn nein, warum nicht? Entfällt. 4. Hamburgs Medien berichteten Mitte September vom Hamburg Innovation Port, welcher in Harburg realisiert werden soll. a. Wie bewertet der Senat das Projekt? b. Inwiefern passt dies in die Innovationsstrategie des Senats (Zitat Senator Horch, „Hamburger Morgenpost“ vom 15.09.16)? Der Senat bewertet das Projekt positiv. Der Hamburg Innovation Port wird als wichtiger Baustein für den Standort Harburg im Umfeld der Flächen der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) Räume und zusätzliche Services für Forschungskooperationen , Gründer und Start-ups, ansiedlungswillige Unternehmen sowie eine mögliche Erweiterung der TUHH zur Verfügung stellen. Neben der nötigen Infrastruktur wie Kongress- und Gastronomie-Angeboten entsteht eine Plattform für fachliche Diskurse, Workshops und Konferenzen von Wirtschaft und Wissenschaft. Damit wird der Forschungs- und Innovationspolitik des Senats ein wichtiger Impuls gegeben und ein Beitrag zur Umsetzung der Regionalen Innovationsstrategie der FHH geleistet. c. Unterstützt der Senat die Realisierung durch finanzielle oder sonstige Mittel beziehungsweise ist die Stadt direkt oder indirekt über eine städtische Gesellschaft beteiligt? Wenn ja, in welchem Umfang? Wenn nein, warum nicht? Der Hamburg Innovation Port wird durch einen privaten Investor umgesetzt. Der Senat unterstützt das Projekt, eine finanzielle Förderung findet nicht statt.