BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/6404 21. Wahlperiode 25.10.16 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten René Gögge (GRÜNE) vom 19.10.16 und Antwort des Senats Betr.: Datensicherung in der Stiftung Historische Museen Hamburg Die Museen der Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH) haben den Auftrag, Kulturgüter zu sammeln, auszustellen und für die Zukunft aufzubewahren . Zur Erfüllung dieses Auftrags gehören unter anderem die Inventarisation der Sammlungsobjekte, die Dokumentation der Nutzungszusammenhänge und die Zuordnung von Fotodokumentationen. Seit Mitte der 1990er Jahre geschieht dies in den Museen, die heute zur Stiftung Historischen Museen gehören, mittels digitaler Datenbanken. Über mehrere Jahre hinweg unterstützte die Kulturbehörde mit Sondermitteln das Pilotprojekt „Digitale Inventarisierung der Sammlungsbestände“ der Stiftung Historische Museen Hamburg. Die sensiblen Daten der Museen sollten besonders sorgfältig nach aktuellen Standards – wie den Maßnahmenempfehlungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) – gesichert und professionell betreut werden. Diese Anforderung bezieht sich insbesondere auf die Sammlungsdatenbanken , aber auch auf laufende Projekte, die Rechercheergebnisse von Mitarbeitern einschließlich des tagesaktuellen Geschäfts der Museen. Im Museum der Arbeit kam es im Mai zu einem Serverausfall, bei dem sich herausstellte, dass die Datensicherung sowohl für die Sammlungsdatenbank als auch für die Arbeitsergebnisse der Mitarbeiter unzureichend war. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Die Stiftung Historische Museen Hamburg legt großen Wert auf die Sicherung ihrer digitalen Daten. Die technische Infrastruktur, die IT-Fachkompetenz und Beratung liefert im Museum der Arbeit der Hamburger Dienstleister Dataport. Die Zusammenarbeit zwischen Dataport und dem Museum ist vertraglich geregelt und enthält unter anderem den Client-Server-Support sowie die Beschaffung und Installation von Hard- und Software. Die Datensicherung erfolgt täglich in einem durch den Dienstleister technisch eingerichteten Verfahren auf einem NAS-Laufwerk. Die Aufsicht über die Funktionalität der Sicherung obliegt dem Museum. Auf dem Laufwerk werden alle erzeugten Daten gespeichert, insbesondere Text- und Bilddateien der Sammlungserschließung sowie Daten, die im Zusammenhang mit der Erarbeitung von Ausstellungen sowie in der Verwaltung entstehen. Die Sammlungsdatenbank wird zusätzlich zur täglichen Datensicherung zweimal wöchentlich inkrementell gesichert. Vierteljährlich erfolgt darüber hinaus eine Vollsicherung der Datenbank auf einer externen Festplatte außerhalb des Museums. Der beschriebene Vorfall hat aufgezeigt, dass die geltenden Datensicherungsroutinen greifen: Die Daten der Sammlungsdatenbank konnten bis zum 1. April 2016 vollstän- Drucksache 21/6404 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 dig und für den Zeitraum bis zum Serverausfall Ende Mai 2016 weitestgehend wiederhergestellt werden. Die übrigen Daten, bei denen es sich nicht um Sammlungsdigitalisate handelt, standen größtenteils vollständig zur Verfügung. Der Ausstellungsbetrieb des Museums war zu keinem Zeitpunkt eingeschränkt. Mit der Installation eines neuen Servers voraussichtlich Mitte November werden die derzeit noch bestehenden geringen Einschränkungen bei der Datenverarbeitung und -nutzung vollständig behoben und der Server wird künftig optimal gegen Stromausfälle gesichert sein. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: Datensicherungskonzept des Museums der Arbeit 1) Wird die Datensicherung im Museum für Arbeit professionell von IT- Fachleuten betreut und auf regelmäßige Funktionsfähigkeit überprüft? Falls nein: warum nicht? Falls ja: Wer ist für den Betrieb des Servers im Museum der Arbeit verantwortlich ? 2) Welche Aufgaben hat der Dienstleister beim Betrieb des Servers? 3) Wurden vom Dienstleister vorgeschlagenen Konzepte und Maßnahmen umgesetzt? Falls nein: Was waren die Gründe der Ablehnung? 4) In welchen zeitlichen Abständen wird von wem die Funktionsfähigkeit der Datensicherung überprüft? 5) Wie aktuell sollte die Datensicherung nach Plan sein? 6) An welchen Orten erfolgt mit welchen technischen Komponenten die Datensicherung? 7) Ist der Server im Museum der Arbeit gegen Stromausfall gesichert? 8) Welche Daten werden auf dem Server gespeichert? Bitte aufschlüsseln. 9) Gibt es eine gesonderte Sicherung der Sammlungsdatenbank (zum Beispiel extern in einem Rechenzentrum)? Folgen des Serverabsturzes 10) Konnten nach dem Serverabsturz alle Daten auf den letzten aktuellen Stand zurückgespielt werden? Falls ja: Ab wann konnten die Mitarbeiter wieder auf ihre Daten zugreifen ? Falls nein: Warum konnten die Daten nicht wiederhergestellt werden? Wie hoch ist der Anteil der Verluste? Siehe Vorbemerkung. 11) Wie viele Mitarbeiter waren von Datenverlusten betroffen? 12) War die Arbeitsfähigkeit des Museums eingeschränkt? 13) Wie ist der langfristige immaterielle Schaden für das Kulturgut einzuschätzen ? Das Ausmaß der Einschränkungen lässt sich nicht belastbar beziffern. Schäden im immateriellen Sinne liegen nicht vor. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. 14) Welche Maßnahmen wurden nach dem Serverabsturz im Mai ergriffen, um zukünftig einen Datenverlust zu verhindern? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/6404 3 Der neue Server wird mit erweiterten Sicherungsfunktionen, der sogenannten 3-Generationen -Sicherung arbeiten und eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) erhalten. Datensicherung in den anderen Museen der SHMH 15) Welche Standards gelten in den anderen Museen der SHMH bei der Datensicherung? 16) Genügen diese Standards aus Sicht der Kulturbehörde den professionellen Ansprüchen externer Datensicherung nach BSI-Standards? 17) Sind gegebenenfalls Änderungen bei der Datensicherung geplant? Ein Standard für Datensicherung in Museen existiert nicht. Das BSI empfiehlt einen Maßnahmenkatalog, an dem sich die Hamburger Museen orientieren. Im Museum für Hamburgische Geschichte erfolgt eine tägliche zweigleisige Datensicherung auf einem NAS-Laufwerk und einem zweiten Server. Die Bilddateien werden im TIFF- Format online auf einem Server im Museum der Arbeit gesichert. Im Altonaer Museum wird die Sammlungsdatenbank einschließlich komprimierter Bilddateien über einen Dienstleister (DigiCULT) gehostet. Ein abgestimmtes Konzept zur Datensicherung in der SHMH ist in Vorbereitung und wird mit der zuständigen Behörde im Rahmen der grundsätzlichen Frage diskutiert, ob die IT-Betreuung der Museumsstiftungen aus den bisherigen, dezentralen Strukturen auf einen zentralen IT-Dienstleister übertragen werden kann. 18) Gibt es in IT-Fragen Kooperationen mit anderen städtischen Organisationen ? Nein. Es besteht jedoch für das Projekt zur digitalen Sammlungsinventarisierung der Hamburger Museumsbestände ein einheitlicher Rahmenvertrag zwischen einem IT- Dienstleister (DigiCULT) und den fünf Museumsstiftungen.