BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/6443 21. Wahlperiode 01.11.16 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Detlef Ehlebracht (AfD) vom 24.10.16 und Antwort des Senats Betr.: MetroBus-Linie M5 Die MetroBus-Linie M5 wird vom HVV oft als Deutschlands meistfrequentierte Buslinie bezeichnet. Und nach Medienberichten (NahverkehrHamburg.de) steigen die Fahrgastzahlen weiter an. Jahrelang hat die HHA die Linie mit den sogenannten XXL-Gelenkbussen betrieben, die allerdings nunmehr zur Ausmusterung anstehen. Mangels Alternativen will man künftig auf kleinere Busse umsteigen und dafür die Taktfrequenz auf Teilstrecken erhöhen. Rechnerisch erhöht sich dabei das Platzangebot der insgesamt zur Verfügung stehenden Plätze (Stehplätze und Sitzplätze zusammen). Aber führt dies wirklich insgesamt zu nachhaltigen Verbesserungen auf dieser Linie? Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Aufgrund der bauartbedingt höheren Anzahl technischer Geräte, Systeme und Komponenten (zum Beispiel mehr Türen, mehr Gelenke und so weiter) und der zum Teil höheren technischen Komplexität einzelner Geräte, Systeme und Komponenten sind die vorhandenen Doppelgelenkbusse tendenziell wartungsintensiver als Solo- oder Gelenkbusse. Die bisher eingesetzten Doppelgelenkbusse wiesen im Vergleich zu anderen Bussen mehr Standtage auf. Auf der MetroBus-Linie 5 wurden bislang Doppelgelenkbusse vom Typ VanHool DGB eingesetzt. Darüber hinaus sind nach einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von zwölf Jahren diese Busse auszumustern. In einer europaweiten Ausschreibung für Großraumgelenkbusse wurden Fahrzeuge ausgeschrieben, die den gesetzlichen Bestimmungen hinsichtlich des Schadstoffausstoßes (Euro 6) genügen. Im Ergebnis wurde nur ein Fahrzeugtyp (Capacity L) angeboten , der künftig auf der Linie 5 eingesetzt werden soll. Im Übrigen siehe Drs. 20/12456. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der Hamburger Hochbahn AG (HOCHBAHN) wie folgt: 1. Wie viele Sitzplätze und wie viele Stehplätze hat ein bisheriger XXL- Gelenkbus? Die Fahrzeuge vom Typ VanHool DGB verfügen in der gewählten sitzplatzoptimierten Fahrzeugausstattung über 58 Sitzplätze und 78 Stehplätze. Für die Bemessung des Angebots werden gemäß Qualitätssteuerungsverfahren des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) 130 – 140 Plätze zugrunde gelegt. 2. Wie wurde die Stehplatzanzahl konkret berechnet, nach zulässigem Gesamtgewicht des Fahrzeugs oder nach Quadratmeter Stehplatzfläche ? Die Stehplatzanzahl errechnet sich aus der zur Verfügung stehenden Stehplatzfläche und einer angenommenen Personenanzahl, die gemäß HVV-Standard mit vier Personen pro Quadratmeter bemessen wird. Drucksache 21/6443 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 3. Wie viele Quadratmeter Stehplatzfläche sind in einem bisherigen XXL- Gelenkbus vorhanden? 19,5 m². 4. Welcher Anteil davon ist für Rollstühle beziehungsweise Kinderwagen vorgesehen? Die Fahrzeuge vom Typ VanHool DGB verfügen über zwei Rollstuhlplätze, die gleichzeitig als Kinderwagenstellplatz nutzbar sind. Auf Grundlage der Norm UN/ECE R 107 werden pro Rollstuhl 0,975 m² veranschlagt. Das entspricht bei zwei Rollstuhlplätzen einem Platzbedarf von 1,95 m². 5. Welcher Anteil der verbleibenden Fläche entfällt rechnerisch auf einen Stehplatz nach der angewandten Berechnungsweise? Für einen Stehplatz stehen rechnerisch 0,25 m² zur Verfügung. 6. Wie viele Sitzplätze und wie viele Stehplätze hat der künftig vorgesehene Gelenkbus Capacity L? Der EvoBus CapaCity L verfügt in der gewählten stehplatzoptimierten Fahrzeugausstattung über 43 Sitzplätze und 83 Stehplätze. Für die Bemessung des Angebots werden in Anlehnung an das Qualitätssteuerungsverfahren des HVV 125 Plätze zugrunde gelegt. 7. Wie viele Quadratmeter Stehplatzfläche sind in einem Capacity L vorhanden ? 20,99 m². 8. Welcher Anteil davon ist für Rollstühle und Kinderwagen vorgesehen? Es sind ebenfalls zwei Plätze für Rollstühle beziehungsweise Kinderwagen vorgesehen . Im Übrigen siehe Antwort zu 4. 9. Welchen Anteil der verbleibenden Fläche entfällt hier rechnerisch auf einen Stehplatz nach der angewandten Berechnungsweise? Siehe Antwort zu 5. 10. Stehplätze in Bussen (und insbesondere in Gelenkbussen) stellen für den Fahrgast eine besonders unkomfortable Form der Beförderung dar, eine Erhöhung des Anteils wird daher die Kundenzufriedenheit nicht gerade steigern; wie entwickelt aber denn künftig das Sitzplatzangebot: a) auf den Abschnitten mit einer Taktverdichtung von fünf auf 3,5 Minuten (Nedderfeld – Hauptbahnhof)? Für die Bemessung nach dem Qualitätssteuerungsverfahren des HVV wird nur die Gesamtzahl der Plätze betrachtet. Diese steigt im Zehn-Minuten-Intervall von 280 Plätzen heute mit Doppelgelenkbussen auf künftig 375 Plätze mit Capacity L. Auch die Zahl der Sitzplätze steigt von derzeit 116 auf künftig 129 Plätze. b) Auf den Abschnitten ohne weitere Taktverdichtung (Burgwedel – Nedderfeld)? In diesem Abschnitt ändert sich die Zahl der im Zehn-Minuten-Intervall angebotenen Plätze von 140 heute mit Doppelgelenkbussen auf künftig 125 Plätze mit Capacity L. Die Zahl der Sitzplätze ändert sich von derzeit 58 auf künftig 43 Plätze. Das Platzangebot entspricht weiterhin der in diesem Abschnitt vorhandenen Nachfrage. 11. Die Capacity L verfügen über insgesamt fünf Türen, während die bisherigen XXL-Gelenkbusse trotz ihrer größeren Länge mit vier Türen ausgestattet waren. Ist es vorgesehen, das Ein- und Aussteigen an allen Türen zuzulassen? Wenn nein, worin besteht der konkrete Vorteil von fünf Türen? Ja, auf den MetroBus-Linien 4, 5 und 6 können montags bis sonnabends bis 21 Uhr alle Türen zum Einsteigen genutzt werden. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/6443 3 12. Wenn künftig auf dem Streckenabschnitt mit verdichtetem Takt (Nedderfeld – Hauptbahnhof) ein Drittel mehr Busse fahren, so werden sich – insbesondere durch den gestiegenen Personaleinsatz – auch die Betriebskosten entsprechend erhöhen. Trifft dies so zu? Ja. 13. Den erhöhten Betriebskosten steht ein verringertes Sitzplatzangebot gegenüber. Ist dies bei der Entscheidung für die neuen Capacity-L- Busse bewertet worden und inwieweit ist das Ergebnis gewichtet worden ? Der Linienverkehr mit Bussen ist durch eine Vielfalt von im Einsatz befindlichen Bustypen mit unterschiedlicher Anzahl an Sitz- und Stehplätzen gekennzeichnet. Deshalb sieht das Qualitätssteuerungsverfahren des HVV im allgemeinen Linienverkehr mit Bussen keine Sitzplatzanteile als Kenngröße zur Ermittlung des Fahrtenangebots vor. Hier wird grundsätzlich die absolute Anzahl der Fahrgäste zugrunde gelegt. Vor diesem Hintergrund wurde von einer Bewertung und Gewichtung des Sitzplatzangebots abgesehen. 14. Durch kleinere Busse und häufigere Fahrten wird jedoch auch der Schadstoffausstoß erhöht – denn Elektrobusse stehen ja offenbar nicht zur Verfügung. Inwieweit wurde dieser Umstand bei der Entscheidung für die neuen Fahrzeuge denn überhaupt berücksichtigt und wenn ja, mit welchem Ergebnis? Siehe Vorbemerkung. Eine Entscheidung für ein größeres Fahrzeug zur Reduktion des Schadstoffausstoßes scheidet in diesem Verfahren aufgrund des Ausschreibungsergebnisses als Handlungsalternative aus. Der Senat bekennt sich aber auch weiterhin zu einem möglichst umweltverträglichen öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Daher unternimmt der Senat bereits große Anstrengungen, um auf emissionsfreie Busse umzustellen und damit eine Schadstoffreduktion zu erreichen. So wurde zum Beispiel frühzeitig entschieden, dass ab dem Jahr 2020 nur noch lokal emissionsfreie Busse angeschafft werden. Als Zeichen an die Hersteller wurde am 30. August 2016 ein Letter of Intent von den Bürgermeistern der Städte Berlin und Hamburg unterschrieben, der eine gemeinsame Beschaffungsinitiative für emissionsfreie Linienbusse im ÖPNV beschreibt. Ferner befinden sich die hamburgischen Verkehrsunternehmen derzeit in der Erprobung von alternativen, emissionsfreien Antriebssystemen, um zukünftig die Umstellung des straßengebundenen ÖPNV auf lokal emissionsfreie Busse zu ermöglichen. Die Hamburger Hochbahn AG nutzt zum Beispiel die Innovationslinie 109, um umfangreiche Erkenntnisse zu emissionsfreien Bussen zu erlangen. Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) setzt bereits zwei E-Midibusse (sogenannte „E- Bergziegen“) auf der Linie 48 in Blankenese im Regelbetrieb ein. 15. Die Linie 5 steht im besonderen Maße in der Tradition der ehemaligen Straßenbahnlinie, verkehrt zu großen Teilen noch heute auf dem ehemaligen Gleiskörper und wird jetzt wieder mit eigenständigen Fahrzeugen ausgestattet. Vor dem Hintergrund, dass ab 2020 nach dem Willen des Senats nur noch emissionsfreie Busse beschafft werden sollen: Wurde von der HOCHBAHN auch erwogen, hier gegebenenfalls künftig Oberleitungsbusse einzusetzen, wie dies in vielen europäischen Metropolen der Fall ist? Wenn ja, mit welchem Resultat? Wenn nein, warum nicht? Nein. Ein derartiger Systemwechsel erfordert umfangreiche Untersuchungen und Bewertungen hinsichtlich technischer, betrieblicher, wirtschaftlicher und auch stadtgestalterischer Fragestellungen. Derzeit war lediglich eine Ersatzbeschaffung für die am Ende ihres wirtschaftlichen Nutzungszeitraums stehenden Doppelgelenkbusse zu Drucksache 21/6443 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 tätigen, die auch eine Erhöhung der Beförderungskapazitäten ermöglicht (siehe Vorbemerkung ).