BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/6549 21. Wahlperiode 08.11.16 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Jens Meyer (FDP) vom 02.11.16 und Antwort des Senats Betr.: Welche Planungen gibt es für ein Hamburger Naturkundemuseum? Das alte Naturkundemuseum in Hamburg gehörte zu den bedeutendsten und größten Einrichtungen seiner Art in Deutschland, bis es im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Seitdem sind die diversen Sammlungen zersplittert in der Stadt: Die Bereiche Zoologie, Mineralogie und Paläontologie sind in verschiedenen Gebäuden untergebracht und können aus Platzgründen jeweils nur einen Bruchteil ihrer Sammlungen ausstellen. Diese Sammlungen sind nach Auskunft des Wissenschaftsrats allerdings sehr bedeutend. Neben der wissenschaftlichen Pflege, Forschung und Archivierung dieser Exponate gehört aber auch die öffentliche Ausstellung und Vermittlung zu den Aufgaben eines Museums. Dies kann unter den jetzigen Rahmenbedingungen nur unzureichend geschehen. Einem Zeitungsbericht zufolge gibt es zurzeit erste Ideen und Planungen für den Neubau eines Naturkundemuseums.1 Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Die zuständige Behörde begrüßt grundsätzlich alle Initiativen und Ideen, die eine Stärkung der Wissenschaft zum Ziel haben und insbesondere wissenschaftliche Inhalte einem breiten Publikum anschaulich zugänglich machen wollen. Die Empfehlungen des Wissenschaftsrates konzentrieren sich auf die wissenschaftlichen zoologischen Sammlungen, den Schutz und Erhalt der Sammlungsbestände und ihre Einbeziehung in die Forschung der Universität Hamburg (UHH) (http://www.wissenschaftsrat.de/ download/archiv/9273-09.pdf). Sie sind Ausgangspunkt für die Überlegungen zur Zukunft der naturkundlichen Sammlungen, die zwischen der zuständigen Behörde und der UHH in einem laufenden Prozess erörtert werden. Die bisher bekannten Überlegungen beruhen auf möglichen Entwicklungsszenarien, die die laufende Diskussion zwischen zuständiger Behörde und Universität strukturieren . Sie bilden aber noch kein abschließend zu bewertendes Realisierungskonzept. Ohne ein konkretes Konzept können weder Fragen zu Investitions- und Betriebskosten sowie zu geeigneten Standorten abschließend beantwortet noch etwaige Mittel privater Spender und Sponsoren eingeworben werden. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen unter anderem auf Grundlage von Antworten der UHH wie folgt: 1. Welche Einrichtungen (Forschungsinstitute, Museen et cetera) in den wissenschaftlichen Disziplinen (zum Beispiel Zoologie, Paläontologie, Mineralogie), die grundsätzlich unter das Dach eines Naturkundemuseums gehören, gibt es derzeit in Hamburg? Bitte jeweils einzeln aufführen 1 http://www.abendblatt.de/hamburg/article208252385/Die-neuen-Plaene-fuer-ein-Hamburger- Naturkundemuseum.html. Drucksache 21/6549 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 und die jeweilige Trägerschaft, Finanzierung, Mitarbeiterschaft, Sammlungsgröße und Forschungsaufgabe beschreiben. 2. Welche dieser Institutionen haben derzeit die Möglichkeit, ihre Sammlungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen in Form einer Ausstellung ? Welche haben diese Möglichkeit nicht? Siehe Anlage, die nach Forschungs-„Sammlungen“ und Ausstellungen („Museum“) unterscheidet. 3. In welchem Umfang gibt es in Hamburg private Sammlungen, die diesen öffentlichen Einrichtungen für ihre Tätigkeiten zugänglich sind? Private Sammlungen stehen den Einrichtungen für ihre Tätigkeit derzeit nicht zur Verfügung . Historisch sind private Sammlungen, wie etwa die Kunst- und Naturalienkammer des Hamburger Bürgers Peter Friedrich Röding aus dem frühen 19. Jahrhundert oder die Sammlung von Johan Cesar Godeffroy in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, durch Schenkung beziehungsweise Ankauf an den Naturwissenschaftlichen Verein Hamburgs gelangt. Diese haben damit den Grundstock des 1891 errichteten Naturhistorischen Museums Hamburg gelegt. 4. Welchen Sanierungsbedarf weisen die Institutionen aus Frage 1. im Einzelnen auf? Die naturkundlichen Sammlungen sind in den Gebäuden Bundesstraße 55 (Geomatikum ), Grindelallee 48, Martin-Luther-King-Platz 3 und Ohnhorststraße 18 untergebracht . Das Gebäude Ohnhorststraße bedarf einer Teilsanierung. Für die weiteren Gebäude ist eine Grundsanierung erforderlich. Die zuständige Behörde ist derzeit damit befasst, die damit verbundenen Sanierungskosten zu ermitteln. 5. Wie bewertet der Senat die Idee eines neuen Naturkundemuseums in Hamburg? 6. Wie bewertet der Senat die im Zeitungsartikel genannten konkreten Planungen des Leiters des Centrums für Naturkunde, Matthias Glaubrecht? 7. Hält der Senat eine Summe von 100 – 120 Millionen Euro für den Bau eines solchen Museums für realistisch? Welcher Teil dieser Summe könnte nach Einschätzung des Senats durch private Spenden und Sponsoring oder auch durch Bundesmittel erwirtschaftet werden? 8. Welche langfristigen Betriebskosten würden ungefähr für den laufenden Unterhalt eines derartigen Museums anfallen? In welchem Rahmen sieht der Senat hier die Möglichkeit einer Kofinanzierung durch private Spenden und Sponsoring? 9. Wie bewertet der Senat die Standortfrage für ein mögliches neues Naturkundemuseum? Hält der Senat den im Raum stehenden Standort (Baakenhöft in der HafenCity) für geeignet? 10. Wann hat der Senat/haben die zuständigen Behörde zuletzt die Situation und Bedarfe der Naturkunde in Hamburg untersucht, gegebenenfalls durch ein Gutachten? 11. Wenn es ein solches Gutachten gibt: Wo findet sich dieses und welche Schlüsse wurden daraus gezogen? 12. Verfolgt der Senat grundsätzlich Überlegungen zur Weiterentwicklung der jetzigen Forschungs- und Museumslandschaft im Bereich der Naturkunde ? Wenn ja: welche genau? Wenn nein: warum nicht? Siehe Vorbemerkung. w is se ns ch af tli ch e Di sz ip lin Tr äg er sc ha ft Fi na nz ie ru ng M ita rb ei te rs ch af t Sa m m lu ng sg rö ße (A nz ah l E xp on at e) Fo rs ch un gs au fg ab e Ö ffe nt lic h zu gä ng lic h Zo ol og ie (F or sc hu ng ss am m lu ng ) U ni ve rs itä t Ha m bu rg La nd es m itt el : 3 9, Dr itt m itt el : 1 4 9. 81 2. 40 0 Bi od iv er sit ät d er T ie re , A ra ch no lo gi e, En to m ol og ie , H er pe to lo gi e, Ic ht hy ol og ie , M al ak ol og ie , M am m al og ie , Pa lä oa nt hr op ol og ie , O rn ith ol og ie , W irb el lo se T ie re So nd er fü hr un ge n Ge ol og ie /P al äo nt ol og ie (F or sc hu ng ss am m lu ng ) U ni ve rs itä t Ha m bu rg 1 12 8. 00 0 Ge ol og ie /P al äo nt ol og ie N ei n M in er al og ie (F or sc hu ng ss am m lu ng ) U ni ve rs itä t Ha m bu rg 1 87 .7 00 M et eo rit en fo rs ch un g, M in er al ne ue nt de ck un ge n N ei n Zo ol og isc he s M us eu m U ni ve rs itä t Ha m bu rg 8 5. 50 0 Ja (6 T ag e/ W oc he ) Ge ol og isc h- Pa lä on to lo gi sc he s M us eu m U ni ve rs itä t Ha m bu rg 0 1. 00 0 Ja M in er al og isc he s M us eu m U ni ve rs itä t Ha m bu rg 0 1. 00 0 Ja (2 T ag e/ W oc he ) Ce nt ru m fü r N at ur ku nd e (C eN ak ) La nd es m itt el : 2 .6 00 .0 00 € Dr itt m itt el : 9 00 .0 00 € Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/6549 3 Anlage 6549ska_Text 6549ska_Anlage Tabelle1