BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/6869 21. Wahlperiode 06.12.16 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Michael Kruse (FDP) vom 28.11.16 und Antwort des Senats Betr.: Smart Last Mile Logistics (SMILE) – Innovative Logistiklösungen vom Senat neu verpackt? Mit dem Projekt SMILE soll Hamburg zu einer Modellregion für nachhaltige und innovative Transporte werden. Unternehmen haben viele innovative Lösungsansätze für intelligentere Zustellungen von Waren, zum Beispiel einen Roboter oder Anlieferungen mit elektrischen beziehungsweise erdgasgetriebenen Lkws, entwickelt. Bei der Umsetzung helfen die richtigen Rahmenbedingungen am Logistikstandort. Zu hinterfragen ist, wie sich der Senat dazu konkret einbringt. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: SMILE steht für Smart Last Mile Logistics und besteht aus verschiedenen Teilprojekten , die für eine intelligentere Belieferung von hochverdichteten Stadtteilen sorgen sollen. Die Projektkonzipierung mit ersten Akteuren begann im April 2016 und wurde sukzessiv ausgeweitet. Einzelne Projekte wurden seitdem bereits gestartet (zum Beispiel Paketroboter). Das Konzept der Modellregion zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass Einzelprojekte für nachhaltige und innovative Transporte auf der letzten Meile getestet werden. Der Senat gestaltet die rechtlichen und stadtplanerischen Rahmenbedingungen für eine effiziente und nachhaltige Letzte-Meile-Logistik, prüft die Beteiligung an Pilottests (zum Beispiel Paketbelieferung beim Arbeitgeber), wirbt für Akzeptanz bei den Bürgerinnen und Bürgern, schafft eine Plattform für die Vermarktung des Logistikstandortes Hamburg und seiner Unternehmen und strebt nach einer Laufzeit von drei Jahren eine Evaluierung an. Auf Basis der Evaluierung soll entschieden werden, welche Maßnahmen weiter verfolgt werden. Alle fortgeführten Maßnahmen sollen dem Ziel dienen, die Emissionen zu senken, den Verkehrsfluss zu verbessern und die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg zu erhöhen. Mit SMILE soll Hamburg als logistischer Innovations-Hotspot etabliert werden, der zur Profilierung Hamburgs als europäische Innovationshauptstadt beiträgt. Es werden derzeit offene Arbeitsgruppen zu den Themen „Alternative Transportträger “, „Neue Logistikkonzepte für neue Quartiere“, „Veränderte Zustellprozesse“, „Alternative Antriebe“, „Alternative Zustellpunkte“, „Virtueller Marktplatz“ gebildet, die zu Beginn des Jahres 2017 zusammenkommen werden. Die Mitglieder der Arbeitsgruppen bringen ihre bereits bestehenden und neuen Ideen ein und legen das weitere Vorgehen fest. Eine wissenschaftliche Begleitung der Arbeitsgruppen wird angestrebt. Die Koordination der Arbeitsgruppen und die Plattform werden von der Logistik- Initiative Hamburg e.V. organisiert und von der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) begleitet. Das Projekt verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Pilotprojekte werden aktiv im Schulterschluss mit der Wirtschaft und der Unterstützung der Wissenschaft vorangetrieben. Drucksache 21/6869 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Dabei werden auch konkurrierende Lösungen von Wettbewerbern zugelassen. Dieser ganzheitliche Projektansatz, der alle Interessenvertreterinnen und -vertreter auf privater , öffentlicher und wissenschaftlicher Seite einbezieht, existiert in dieser Form bisher in keiner anderen deutschen Stadt. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen auf der Grundlage von Auskünften des Clustermanagements der Logistik-Initiative Hamburg wie folgt: 1. Was beinhaltet SMILE konkret? Wie kann und soll Hamburg zu einer Modellregion für innovative und nachhaltige Innenstadtlogistik werden? Was sind die neuen Maßnahmen, die der Senat dafür ergreift? Wie unterscheidet sich Hamburg dabei von Städten wie zum Beispiel München und Berlin? 2. Welche konkreten Ziele sollen innerhalb welches Zeitrahmes erfüllt sein? a. Mit welchen konkreten Maßnahmen wird der Senat seine Ziele umsetzen? b. Welcher Zeitrahmen ist dafür vorgesehen? Siehe Vorbemerkung. c. Wie werden die Logistik-Initiative, Verbände, Vereinigungen, Öffentliche Unternehmen und insbesondere Start-ups darin eingebunden? Alle Akteurinnen und Akteure der logistischen Wertschöpfungskette und alle betroffenen Verbände und Institutionen, Business Improvement Districts, Bezirke und zuständigen Behörden sowie weitere Interessenvertreterinnen und -vertreter sind eingeladen , sich an SMILE zu beteiligen. Einem Großteil dieser Beteiligten wurde das Projekt in verschiedenen Veranstaltungen vorgestellt. Start-ups sind aufgrund ihrer Innovationsaffinität eine wichtige Zielgruppe, bisher bekannte Start-ups sind bereits eingebunden . Weitere Gespräche hierzu laufen. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. d. Welchen Kostenrahmen hat das Projekt SMILE und woraus wird es finanziert? Die Kosten werden durch die Unternehmen getragen beziehungsweise, soweit Förderprogramme es ermöglichen, über Drittmittel finanziert. Für Vermarktungsaktivitäten wendet die BWVI dem Clustermanagement der Logistik-Initiative in den Jahren 2016/ 2017 insgesamt 15.000 Euro zu. 3. Wie werden aus Sicht des Senats und der zuständigen Stellen die Innovationsschwerpunkte a. alternative Zustellungsprozesse, b. Transporte, c. Antriebe und d. Zustellungspunkte wie umgesetzt? 4. Welche Voraussetzungen werden dazu von wem geschaffen? 5. Welche verschiedenen Teilprojekte sollen mit welchen eingerichteten Arbeitsgruppen umgesetzt werden? Siehe Vorbemerkung. 6. In welcher Phase befinden sich die folgenden Lösungsansätze in der Logistik (zum Beispiel Pilotprojekt) in Hamburg und wie unterstützt der Senat mit den zuständigen Stellen diese und damit auch die einzelnen Unternehmen? Paketboxen in Wohngebieten Derzeit laufen Testläufe von zwei Anbietern. Der großflächige Einsatz der verschiedenen Systeme soll, auch in Verbindung mit neuen Einlasssystemen bei Mehrparteien- Häusern, geprüft werden. Durch die Kombination bestehender Lösungen kann eine verbesserte Quote bei der Erstzustellung erreicht werden. Es soll zudem erarbeitet Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/6869 3 werden, inwiefern solche Systeme in die städtische Wohnquartierplanung integriert werden können. Kofferraum-Belieferung Ein Pilotversuch ist derzeit in Prüfung. Angebote für die Nutzung von Mikro-Depots in Paket-Shops Ein Anbieter hat die Testphase aktuell in drei Paketshops gestartet. Eine Erweiterung des Tests soll im Rahmen von SMILE überprüft werden. Aktuell sind auch weitere Anbieter in der Überlegung, dieses Konzept anzuwenden. Paketboxen im stationären Einzelhandel Die Logistik-Initiative Hamburg wird im Jahr 2017 die Akquirierung von Partnerinnen und Partner für dieses Projekt übernehmen. Elektrofahrzeuge und Flüssiggas-Lastwagen (LNG-Trucks) Mehrere Paketdienstleister testen bereits E-Fahrzeuge in Hamburg. Weitere Dienstleister denken im Rahmen von SMILE darüber nach, Aktivitäten, die sie bislang in anderen deutschen Städten testen, auch in Hamburg auszuprobieren. In der Testphase werden hauptsächlich, Reichweiten und Kapazitäten erprobt. Im Verlauf von SMILE sollen auch Automobilhersteller einbezogen werden. Für größere Lieferfahrzeuge genügt die Elektromobilität noch nicht den Anforderungen. Daher soll es für die Belieferung des Handels und der Gastronomie Tests mit LNG-Fahrzeugen geben. Paket-Drohnen für feste Belieferungslinien von Punkt zu Punkt Ein Einsatz von Drohnen ist im urbanen Raum nur für Punkt-zu-Punkt- Spezialtransporte denkbar. Derzeit wird mit unterschiedlichen Beteiligten an einem Geschäftsmodell gearbeitet. Weiterhin ist die Logistik-Initiative Hamburg beteiligt an der Einwerbung von Fördermitteln beim Bundesministerium für Bildung und Forschung . Unter Federführung des ZAL Zentrum für angewandte Luftfahrtforschung GmbH und mit dem Cluster Hamburg Aviation als Partner wurde der Projektantrag „Wirtschaftliche Nutzung eines drohnenbasierten Luftverkehrssystems in einer Metropolregion (WinDroVe)“ eingereicht und befindet sich in der zweiten Antragsphase. Roboter-Zustellung Paketroboter werden im Rahmen von SMILE von einem Paketdienstleister bis März des Jahres 2017 an drei Standorten in Hamburg getestet. 7. Welche Probleme bei den Unternehmen, bei der Umsetzung ihrer innovativen Lösungsmodelle können durch die Unterstützung des Senats und der Logistik-Initiative im Rahmen von SMILE wie reduziert werden? Die Umsetzung innovativer Lösungsansätze auf der letzten Meile erfordert von den Unternehmen umfangreiches Marktwissen, technisches Know-how und juristische Kompetenz, die insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen nicht immer vollumfänglich vorhanden ist. Darüber hinaus sind Pilotprojekte auch in finanzieller Hinsicht mit finanziellen Risiken behaftet. Im Rahmen von SMILE werden die Unternehmen durch Beratung (auch Fördermittel), Vernetzung und Koordination unterstützt. Die Koordination ermöglicht es den Unternehmen , ihr Anliegen zügiger an die zuständigen Stellen heranzutragen. 8. Welche rechtlichen Rahmenbedingungen müssten für den Einsatz welcher nachhaltiger Lösung angepasst beziehungsweise verändert werden und wie ist dazu der aktuelle Stand? Der Anpassungsbedarf rechtlicher Rahmenbedingungen muss im Einzelfall geprüft werden. 9. In welchem Rahmen werden Universitäten, wissenschaftliche Einrichtungen an SMILE beteiligt? Siehe Vorbemerkung. Drucksache 21/6869 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 10. Wann erfolgte wie eine Evaluierung und wann soll es einen Zwischenbericht und dann einen Gesamtbericht geben? Die Evaluierung in den Teilprojekten erfolgt kontinuierlich. Die Evaluierung des Gesamtprojekts soll gesondert erfolgen. Im Übrigen siehe Vorbemerkung.