BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/7424 21. Wahlperiode 10.01.17 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Daniel Oetzel (FDP) vom 04.01.17 und Antwort des Senats Betr.: Krebsgefahr auf Kunstrasenplätzen Kunstrasenplätze werden häufig mit SBR (Styrol Butadien Rubber) bestreut, um den Nutzern ein angenehmeres Spielgefühl zu geben. SBR steht jedoch im Verdacht zu viele PAK (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) zu enthalten. PAK steht seit Jahren unter dem Verdacht krebserregend zu sein. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Bei keinem der Bauvorhaben, die in der Zuständigkeit des Bezirksamts Hamburg- Mitte umgesetzt wurden, ist im Zusammenhang mit Kunststoffrasenbelägen auf Großspielfeldern der Füllstoff SBR eingesetzt worden. Dies gilt auch für den Zeitraum vor 2013, als die Zuständigkeit für den Sportstättenbau noch beim Sportamt in der Behörde für Inneres und Sport lag. Der Grund hierfür lag darin, dass es grundsätzliche Vorbehalte gegen den Einsatz eines Abfallproduktes (zerkleinerte Autoreifen) gab. Von möglichen gesundheitlichen Gefährdungen war nichts bekannt. Dies vorausgeschickt, antwortet der Senat wie folgt: 1. Wie viele Kunstrasenplätze gibt es derzeit in der Freien und Hansestadt Hamburg? Auf den 150 öffentlichen Sportplätzen in Hamburg mit insgesamt 222 Großspielfeldern gibt es zum Stichtag 31.12 2016 insgesamt 60 Großspielfelder mit Kunststoffrasenbelag . Zwölf weitere Spielfelder stehen unmittelbar vor der Fertigstellung beziehungsweise Inbetriebnahme. Darüber hinaus sind beim Hamburger Fußball-Verband derzeit 74 Kunstrasen-Großspielfelder und neun Kunstrasen-Kleinspielfelder zum Spielbetrieb gemeldet. 2. Wie viele dieser Kunstrasenplätze sind mit SBR bestreut? Auf drei öffentlichen Sportplätzen befindet sich SBR als Füllstoff: - Sportplatz Auf dem Sülzbrack (Bergedorf) - Sportplatz Gammer Weg (Bergedorf) - Sportplatz Gramkowweg (Bergedorf) Alle drei Kunststoffrasenspielfelder wurden durch die jeweiligen örtlichen Sportvereine realisiert. 3. Wie viele der mit SBR bestreuten Kunstrasenplätze wurden in den letzten fünf Jahren erstellt? Bitte jährlich differenziert angeben. Hierunter fällt lediglich der Sportplatz Auf dem Sülzbrack, bei dem der Füllstoff in 2015 auf Wunsch und Kosten des Vereins ausgetauscht wurde. Drucksache 21/7424 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 4. Wie bewertet der Senat die von SBR ausgehende Gefahr für die Gesundheit der Nutzer? 5. Seit wann sind dem Senat die (potenziellen) Risiken von SBR bekannt? Die für den Sport verantwortliche Behörde verfolgt die entsprechenden Diskussionen. Eine belastbare Risikobewertung liegt derzeit nicht vor. Aktuell laufen Untersuchungsprogramme in den Niederlanden und in den Vereinigten Staaten, in denen das potenzielle Risiko bewertet werden soll. 6. Gab beziehungsweise gibt es Platzsperrungen in der Freien und Hansestadt Hamburg wegen der (potenziellen) Risiken von SBR? Wenn ja, auf welchen Plätzen? Wenn nein, warum nicht? Nein, im Übrigen siehe Vorbemerkung. 7. Werden bei derzeit in Planung befindlichen Kunstrasenplätzen weiterhin SBR-Granulate verwendet? Wenn ja, aus welchen Gründen hält der Senat die Nutzung von SBR- Granulaten weiterhin für vertretbar? Nein, im Übrigen siehe Vorbemerkung. 8. Wie werden Vereine über die (potenziellen) Risiken von SBR auf Kunstrasenplätzen informiert? Die Vereine der drei unter Ziffer 2 genannten Sportanlagen sind durch das zuständige Bezirksamt über die aktuelle Diskussion informiert worden. 9. Welche Alternativen zu SBR als Material zur Bestreuung von Kunstrasenplätzen gibt es? Welche Vor- und Nachteile haben diese Materialien in Bezug auf SBR? 10. Welche Kosten entstehen pro Kunstrasenplatz, wenn ein Austausch des SBR-Granulats durch ein alternatives Material durchgeführt wird? Welche Arbeitsschritte sind hierfür notwendig und in welchem Zeitraum ist der Platz dann nicht bespielbar? Als Alternative zu SBR stehen die Füllstoffe Quarzsand, Kunststoffgranulat und Kork zur Verfügung. Auf öffentlichen Sportplätzen wird unter anderem aus Kostengründen als Füllstoff grundsätzlich Quarzsand eingesetzt. Zurzeit wird im Rahmen eines Modellversuches auf vier Großspielfeldern über einen Zeitraum von vier Jahren der Einsatz von Kork als Füllstoff getestet. Angaben zum Kostenvergleich Füllstoffe (Spielfeldgröße ca. 7.500 m2): Quarzsand Gummigranulat (SBR) Kunststoffgranulat (EPDM) Kork Füllhöhe 30 mm Quarzsand 20 mm Quarzsand 10 mm SBR 20 mm Quarzsand 10 mm EPDM 20 mm Quarzsand 10 mm Kork Preis/m2 1,79 €/m2 3,27 €/m2 9,22 €/m2 9,22 €/m2 Gesamtpreis brutto 13.425 € 24.525 € 69.150 € 69.150 €