BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/7481 21. Wahlperiode 17.01.17 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Detlef Ehlebracht (AfD) vom 09.01.17 und Antwort des Senats Betr.: Erste Erfahrungen mit den Elektrobussen Vor einem halben Jahr wurden von der HOCHBAHN (HHA) und von den Verkehrsbetrieben Hamburg Holstein (VHH) stolz die ersten reinen Elektrobusse präsentiert, die Hamburg dann ab 2020 in die Phase des emissionsfreien Busverkehrs befördern sollen. Die Bevölkerung wartet gespannt auf die ersten Erfahrungen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Hamburg gehört beim Thema emissionsfreie Busse zu den führenden Ländern. Seit 2014 erprobt die HOCHBAHN verschiedene innovative Antriebe auf der sogenannten Innovationslinie 109 (Hbf./ZOB – U Alsterdorf). Die Erprobung auf einer Linie ermöglicht eine Bewertung der Leistungsfähigkeit der verschiedenen Formen von Antrieben unter exakt gleichen Bedingungen. Zu den derzeit erprobten Fahrzeugen gehören Brennstoffzellenhybridbusse des Herstellers EvoBus, Batteriebusse mit Brennstoffzellen als Range-Extender (REX) des Herstellers Solaris, reine Batteriebusse des Herstellers Solaris sowie Plug-In-Batteriebusse des Herstellers Volvo, die den Großteil der Strecke ebenfalls rein elektrisch fahren. Für die Batteriebusse und die Plug-In-Batteriebusse wurden an den Linienendpunkten Hbf./ZOB und U Alsterdorf Ladeinfrastruktur geschaffen. Bundesweit ist es erstmals gelungen, Elektrobusse verschiedener Hersteller (VOLVO, Solaris) an derselben Ladeinfrastruktur zu laden. Damit wird ein künftiger Standard für entsprechende Schnittstellen vorbereitet, welcher die Voraussetzung dafür ist, dass Fahrzeuge verschiedener Wettbewerber zu den wirtschaftlich günstigsten Konditionen beschafft werden können. Um das Ziel des Senats, ab 2020 ausschließlich emissionsfreie Busse zu beschaffen, zu erfüllen, haben die Hochbahn AG (HOCHBAHN) und Verkehrsbetriebe Hamburg- Holstein GmbH (VHH) im vergangenen Jahr eine gemeinsame Beschaffungsinitiative für emissionsfreie Linienbusse mit der BVG (Berliner Verkehrsbetriebe) gestartet, der sich weitere Verkehrsunternehmen deutschlandweit angeschlossen haben. Im Bereich der Elektromobilität nutzt der Senat seit vielen Jahren erfolgreich die Forschungs - und Entwicklungs(FuE)-Programme des Bundes sowie Programme der EU. Hierbei handelt es sich um Verbundprojekte, in denen Unternehmen und Hochschulen kooperieren und hierfür jeweils Drittmittel (Förderung) erhalten. Koordiniert über die Projektleitstelle hySOLUTIONS GmbH, werden auf diese Weise Hamburger Hochschulen und Unternehmen an übergeordnete Förderprogramme herangeführt. Eigene Förderprogramme zur Elektromobilität verfolgt der Senat beim Aufbau öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur auf privat-gewerblichen Flächen oder bei einer die Bundesförderung ergänzenden standortbezogenen Förderung von Quartierscarsharing und einer Aufwandsentschädigung für Taxiunternehmen beim Einsatz von Taxis mit Brennstoffzellenantrieb. Drucksache 21/7481 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der HOCHBAHN und der VHH wie folgt: 1. Seit wann sind die fünf Fahrzeuge (drei Stadtbusse der HHA und zwei Gelenkbusse, sogenannte Trambusse, der VHH) im Fahrzeugbestand der beteiligten Unternehmen und wann konnte der betriebliche Einsatz aufgenommen werden? Bitte ausführlich berichten und dabei die einzelnen Einsatztage angeben (nicht gemeint sind hier die sogenannten Elektrobergziegen, die aufgrund ihrer kurzen Bergstrecke keine verwertbaren Erfahrungen für das übrige Busliniennetz beitragen können). Die drei Batteriebusse der HOCHBAHN stehen dieser seit dem 22. Juni 2016 zur Verfügung . Im Anschluss erfolgten unter anderem Anpassungen am Fahrzeug durch den Hersteller, Tests und Feinjustierungen des Ladeprozesses am Lademast sowie Testfahrten . Ebenfalls wurden umfangreiche Schulungen mit den Beteiligten – insbesondere mit dem Fahrpersonal – an den Fahrzeugen durchgeführt. Am 13. September 2016 wurde die erste Linienfahrt vorgenommen. Aufgrund der oben genannten Arbeiten und Schulungen konnten bisher erst an 14 Tagen Linienfahrten durchgeführt werden. Darüber hinaus wurden die Fahrzeuge zu Testfahrten sowie zu Schulungen des Personals eingesetzt. Die bisherigen Linieneinsatztage sind aus der nachfolgenden Tabelle ersichtlich: Fahrzeug 1691 1692 1693 Einsatztage 06.12.2016 31.10.2016 13.09.2016 23.12.2016 03.11.2016 27.09.2016 30.11.2016 13.10.2016 02.12.2016 03.11.2016 09.01.2017 08.11.2016 09.11.2016 18.11.2016 Elektrische Midibusse der VHH (Hersteller Firma Rampini) fahren täglich auf der 5,4 km langen Ringlinie 48 sowie teilweise auf der Linie 49 im Hamburger Stadtteil Blankenese . Zwei der dort vier eingesetzten Busse fahren rein elektrisch mit Strom, der zu 100 Prozent aus regenerativen Quellen stammt. Der erste der beiden Busse kam ab Herbst 2014 zum Einsatz, der zweite Bus folgte im Sommer 2016. Zusammen haben die beiden Busse die Ringlinie fast 20.000-mal befahren. Die ursprünglichen Annahmen in Hinblick auf das Energieeinsparpotenzial, die Verfügbarkeit und die Zuverlässigkeit wurden übertroffen. Heute bieten die beiden Fahrzeuge eine gleich hohe Verfügbarkeit wie die dieselbetriebenen Busse. Die zwei rein batterieelektrischen Gelenkbusse der VHH sind noch in der Beschaffung. 2. Wie viele Kilometer konnten inzwischen zurückgelegt werden? Bitte für alle fünf Fahrzeuge getrennt angeben. Bis zum 31. Dezember 2016 haben die Fahrzeuge der HOCHBAHN folgende Strecken zurückgelegt: Fahrzeug 1691: 1.887 km, Fahrzeug 1692: 1.356 km, Fahrzeug 1693: 2.143 km. 3. Auf welchen Linien wurden die Busse eingesetzt? Die Fahrzeuge der HOCHBAHN sind auf der Linie 109 eingesetzt worden. 4. Gab es Situationen, die den Einsatz der Busse unterbrochen haben? Wenn ja, welche, und was waren die Gründe dafür? Nein. 5. Welche Ladeinfrastruktur steht zwischenzeitlich an welchen Standorten für die Batteriebusse zur Verfügung und wie hat sich diese bewährt? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/7481 3 Für die Busse der HOCHBAHN besteht folgende Ladeinfrastruktur: Auf der Strecke der Linie 109 stehen am E-Bus-Terminal in der Nähe des Zentralen Omnibusbahnhofs und an der U-Bahn-Haltestelle Alsterdorf jeweils zwei Pantografen zur Verfügung. Die Ladung erfolgt aktuell mit bis zu 300 KW. Auf dem Betriebshof Hummelsbüttel werden die elektrisch angetriebenen Busse an AC-Ladegeräten (Alternating-Current-Ladegeräte) über Stecker mit Ladeleistungen bis zu 44 KW geladen. Die Ladeinfrastruktur hat sich als betrieblich stabil einsetzbar und technisch zuverlässig erwiesen. Für die Busse der VHH sind zwei Pantografen an den Endhaltestellen der Linie 3 (Stadionstraße und Kraftwerk Tiefstack) errichtet worden. 6. Konnten die Ladevorgänge in den werksseitig vorgegeben Zeitfenstern durchgeführt werden und haben die Ladungen entsprechend für den vorgesehen Betrieb ausgereicht? Für die Busse der HOCHBAHN sind keine Zeitfenster vorgegeben. Die benötigten Ladezeiten wurden in der Einsatzplanung der Busse berücksichtigt und reichen für eine sichere Energieversorgung über die komplette Strecke aus. 7. Werden auch die Reaktionen der Fahrgäste zu den Elektrobussen erfasst (bitte gegebenenfalls angeben), und wie werden diese von den Busbetrieben bewertet? In den im Jahr 2016 beschafften Batteriebussen der HOCHBAHN wurden bislang keine Fahrgastbefragungen durchgeführt. Im Jahr 2015 wurde seitens der HOCH- BAHN eine umfassende Befragung der Fahrgäste für alle eingesetzten Busse auf der Innovationslinie vorgenommen. Im Ergebnis wurde eine sehr hohe Zustimmung für das Engagement der HOCHBAHN bei innovativen Busantrieben festgestellt. 8. Welche Erfahrungen konnten beim Einsatz in den Wintermonaten gemacht werden, die den Fahrzeugen aufgrund der unter anderem notwendigen stärkeren Beheizung energetisch Einiges abverlangen? Werden die Ansprüche hinsichtlich der Beheizung und Beleuchtung erfüllt, das heißt, entsprechen diese mindestens den Leistungen eines Dieselbusses ? Die Busse der HOCHBAHN werden vollständig elektrisch beheizt, somit hat ein erhöhter Heizenergiebedarf bei niedrigen Außentemperaturen einen Einfluss auf die Reichweite . Die Busse wurden auf die Ladeinfrastrukturanordnung auf der Linie 109 ausgelegt , sodass keinerlei Einschränkungen hinsichtlich der Beheizung und Beleuchtung im Vergleich zu einem Dieselbus zu erwarten sind. 9. Wie sehen die Planungen für die Beschaffung weiterer Elektrofahrzeuge in den Jahren 2017 und 2018 aus? Bitte detailliert aufführen, welche Bestellungen bei welchen Herstellern aus heutiger Sicht geplant sind. Die HOCHBAHN evaluiert derzeit die Vor- und Nachteile verschiedener Formen des innovativen Antriebes sowie der jeweiligen Energieversorgung in der Praxis auf der Innovationslinie 109. Weiterhin erfolgen ein intensiver Austausch mit der Fahrzeugindustrie sowie ergänzende wissenschaftliche Studien (insbesondere zur Infrastruktur). Da diese Evaluation noch nicht vollständig abgeschlossen ist, wurden noch keine Vergabeentscheidungen getroffen. Mit einer gemeinsamen Beschaffungsinitiative für emissionsfreie Linienbusse bündeln die Städte Hamburg, Berlin, Köln, Düsseldorf, Stuttgart und Darmstadt ihre Aktivitäten auf diesem Gebiet und schaffen so den Anreiz für die Fahrzeughersteller, die Entwicklung emissionsfreier Linienbusse mit innovativen Antrieben stärker als bisher voranzutreiben . Für das Jahr 2018 sind in den Planungen der HOCHBAHN entsprechende Mittel für die Beschaffung von bis zu zehn Bussen mit elektrischen Antrieben berücksichtigt. Drucksache 21/7481 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Die VHH plant für die Jahre 2017/2018 die Anschaffung von insgesamt zehn Elektrobussen . Derzeit ist kein spezieller Hersteller ausgewählt. Es ist beabsichtigt, die Beschaffung auszuschreiben. 10. Werden daneben auch weiterhin Hybrid- beziehungsweise Wasserstofffahrzeuge angeschafft werden? Bitte begründen. Hybridbusse reduzieren die Emission von Schadstoffen nicht vollständig. Daher werden sie von der HOCHBAHN in ihren weiteren Planungen nicht mehr berücksichtigt. Batteriebusse mit einer Brennstoffzelle zur Verlängerung der Reichweite sind ein Konzept , das von der HOCHBAHN weiter evaluiert wird. Entscheidungen zu konkreten Beschaffungen stehen aktuell noch nicht an. Im Übrigen siehe Antwort zu 9. Bei der VHH ist die Anschaffung von Hybrid- beziehungsweise Wasserstofffahrzeugen derzeit nicht geplant.