BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/7648 21. Wahlperiode 31.01.17 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Ralf Niedmers und Stephan Gamm (CDU) vom 23.01.17 und Antwort des Senats Betr.: Mögliche Interessenskollision bei Mitarbeitern der Behörde für Umwelt und Energie (BUE)? Bereits im Sommer 2015 hatte der Fall um die Verzögerung der Genehmigung der Hafen-Westerweiterung für Aufsehen gesorgt. Ein für Lärmschutz zuständiger Mitarbeiter der BUE – ehemals BSU (Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt) – hatte über Monate hinweg ein doppeltes Spiel gespielt: Auf der einen Seite prüfte er im Auftrag seiner Behörde Lärmschutzgutachten für Hafenprojekte, auf der anderen Seite gehörte er zu den „privaten“ Einwendern gegen das für den Hafen wichtige Infrastrukturprojekt, die sogenannte Westerweiterung. Seinen Arbeitgeber informierte der BUE-Mitarbeiter über die Doppelrolle nicht. Der Fall hatte insofern ein politisches Nachspiel, als dass der Mitarbeiter der BUE seinen Zuständigkeitsbereich abgeben musste und die Behördenleitung in der Folge durch den Erlass einer auf den 11. September 2015 datierten Verfügung strikter gegen mögliche Interessenskonflikte bei ihren Mitarbeitern vorgehen wollte. Als Indiz dafür, dass dieses Bemühen der Behördenleitung, Interessenkollisionen auszuschließen, möglicherweise immer noch nicht von Erfolg gekrönt ist, ist ein kürzlich erschienener Artikel in der „BILD“-Zeitung zum Thema Fluglärm zu werten (vergleiche http://www.bild.de/regional/hamburg/ fluglaerm/86120-beschwerden-von-751-buergern-49749710.bild.html). In dem Artikel wurde unter anderem ein engagiertes Mitglied der Bürgerinitiative „BAW Hamburg/Schleswig-Holstein“ im Kreis Stormarn zitiert. Dies ist insofern von Relevanz, als dass dieses engagierte Mitglied gleichzeitig Mitarbeiter der Behörde für Umwelt und Energie im Amt für Umwelt ist. Zwar befasst sich der in dem Artikel namentlich genannte Mitarbeiter innerhalb seiner Behördentätigkeit mit dem Thema Elbsedimente und Wasserwirtschaft. Es bedarf jedoch der Klärung, ob dieser Mitarbeiter sein behördenintern erlangtes Wissen für die Unterstützung der Bürgerinitiative nutzt. Es besteht die Gefahr eines entgegenstehenden Wettbewerbsinteresses und einer Interessenskollision zwischen dem „privaten“ Engagement und der „beruflichen“ Behördentätigkeit des Mitarbeiters. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: Freiwilliges Engagement ist eine freiwillige, nicht auf das Erzielen eines persönlichen materiellen Gewinns gerichtete, auf das Gemeinwohl orientierte kooperative Tätigkeit. Viele Bürgerinnen und Bürger engagieren sich auf unterschiedlichsten gesellschaftlichen Feldern und leisten damit einen wichtigen Beitrag für ein lebenswertes Hamburg. Der Senat begrüßt das Engagement für das Gemeinwohl ausdrücklich. Dies gilt selbstverständlich auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Freien und Hansestadt Hamburg. Drucksache 21/7648 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Trifft es zu, dass Mitarbeiter der Behörde für Umwelt und Energie und speziell im Amt für Umwelt in Bürgerinitiativen für Lärmschutz aktiv sind? Wenn ja, a. um wie viele Mitarbeiter handelt es sich? b. in welchen Fachbereichen sind diese tätig? c. wie kann der Senat beziehungsweise die BUE ausschließen, dass es zu Interessenskollisionen, wie zum Beispiel im Fall der Hafen- Westerweiterung, kommt? Die Behörde für Umwelt und Energie hat eine Verfügung zur Vermeidung von Interessenkonflikten erlassen, die den Beschäftigten turnusmäßig zur Kenntnis gegeben wird. Darüber hinaus betreffen die Fragestellungen den außerdienstlichen Bereich der Beschäftigten. Hierüber sind die Beschäftigten dem Arbeitgeber nicht informationspflichtig . 2. Hat der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde in diesem Zusammenhang Kenntnis von den möglichen Interessenkollisionen von Mitarbeitern der BUE? Wenn ja, welche Schritte haben Senat und die zuständige Behörde jeweils veranlasst? Nein. 3. Welche Auswirkungen hat der Erlass der Verfügung zur Vermeidung von Interessenkollisionen vom 11. September 2015 bislang auf die Vermeidung der Kollision von dienstlichen und privaten Interessen von Mitarbeitern der BUE gehabt? Die Verfügung stellt – soweit möglich – sicher, dass der Behörde für Umwelt und Energie Interessenkollisionen rechtzeitig bekannt werden. 4. Gab es in den Jahren 2011 – 2016 weitere Fälle in der BUE, bei denen Mitarbeiter Interessenskonflikte nicht oder verspätet angezeigt haben? Wenn ja, welche, mit welchen Folgen und welche Projekte waren davon betroffen? Nein. 5. Wie viele Mitarbeiter der BUE beziehungsweise der untergeordneten Ämter für Umweltschutz (U), Natur- und Ressourcenschutz (NR) und für Immissionsschutz und Betriebe (IB) haben in dem Zeitraum zwischen dem 01.01.2014 und dem 31.12.2016 einen Antrag auf Genehmigung einer Nebentätigkeit gestellt? Wie viele dieser Anträge sind positiv beschieden worden und um welche Art von Nebentätigkeit handelte es sich jeweils? Siehe Drs. 21/1079. 6. Wie viele Mitarbeiter der BUE beziehungsweise der untergeordneten Ämter für Umweltschutz (U), Natur- und Ressourcenschutz (NR) und für Immissionsschutz und Betriebe (IB) gehen aktuell einer Nebentätigkeit nach? Bitte nach Funktion des Mitarbeiters in der Behörde (Amt und Abteilung), Voll- und Teilzeitbeschäftigte, befristetes oder unbefristetes Arbeitsverhältnis, Besoldungs- beziehungsweise Entgeltgruppe, Art und Wochenstunden der Nebenbeschäftigung sowie nach Branche/Verband oder Interessensgemeinschaft et cetera aufschlüsseln. Siehe Anlage. Die in der Übersicht genannten Wochenstunden beziehen sich vielfach auf eine einmalige Ausübung einer Nebentätigkeit. A nz ah l Fu nk tio n A m t Vo llz ei t Te ilz ei t un be fr is te te s B es ch äf tig un gs - /D ie ns tv er hä ltn is B es G / EG A rt W oc he ns tu nd en B ra nc he da ue rh af te A us üb un g 1 A bt ei lu ng sl ei tu ng x ja A 16 V er w al tu ng st ät ig ke it 2 Ö ffe nt lic he r D ie ns t 1 S ac hb ea rb ei tu ng B V x ja A 13 B er at er tä tig ke it 5 E xi st en zg rü nd er ne in 1 S ac hb ea rb ei tu ng IB x ja A 9 kü ns tle ris ch e Tä tig ke it 1, 5 pr iv . A uf tra gg eb er 1 A bt ei lu ng sl ei tu ng x ja A 16 B ür ot ät ig ke it 2 pr iv . A uf tra gg eb er A bt ei lu ng sl ei tu ng x ja A 16 B er at er tä tig ke it 1 pr iv . A uf tra gg eb er ne in 1 S ac hb ea rb ei tu ng IB x ja E 14 D oz en te nt ät ig ke it 4 Ö ffe nt lic he r D ie ns t ne in 1 S ac hb ea rb ei tu ng IB x ja E 12 B er at er tä tig ke it 3 pr iv . 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