BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/7649 21. Wahlperiode 31.01.17 Schriftlich Kleine Anfrage des Abgeordneten Carsten Ovens (CDU) vom 23.01.17 und Antwort des Senats Betr.: 3-D-Druck-Metropole Hamburg – Was tut der rot-grüne Senat? Laut rot-grünem Koalitionsvertrag aus dem April 2015 will der Hamburger Senat mit einer eigenen „politikfeldübergreifenden 3-D-Druck-Strategie“ die Metropolregion „als Technologieführer profilieren, zukunftsfähige Arbeitsplätze schaffen sowie nachhaltige Stadtentwicklung ermöglichen“ (Seite 22). Auf die Nachfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion (Drs. 21/1846) nach dem Stand der InnovationsAllianz, einer geeigneten Initiative zur Erreichung dieses Ziels, teilte der Senat im Oktober 2015 lediglich kurz angebunden mit, den digitalen Strukturwandel (3-D-Druck, Industrie 4.0) mitgestalten zu wollen . Konkrete Maßnahmen werden jedoch nicht genannt. Darüber hinaus sind dem Fragesteller keine Initiativen des Senats bekannt, um Hamburg zur 3-D-Druck-Metropole zu profilieren. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Die Industrie ist Ausgangspunkt der Wertschöpfungskette und ein wichtiger Bestandteil der Hamburger Wirtschaft. Sie ist mit ihrer Innovationskraft und Exportstärke ein entscheidender Wohlstandsmotor für die Stadt und zählt zu den wichtigsten Arbeit-, Auftrags- und Impulsgebern am Wirtschaftsstandort Hamburg. Als führender Innovations - und Industriestandort verfügt Hamburg insbesondere auf dem Gebiet des 3-D- Drucks mit dem Laserzentrum Nord (LZN) über eine Einrichtung mit ausgeprägtem Know-how, besonders mit Blick auf die Luftfahrtindustrie, aber auch darüber hinaus in anderen Anwendungsfeldern wie dem Schiffbau und der Medizintechnik. Mit dem Masterplan Industrie und seiner Ausrichtung und Orientierung an den Bedürfnissen der Industrie in Hamburg haben die Träger des Masterplans Industrie ein wirksames Instrument geschaffen, um die Industrie wirkungsvoll zu unterstützen. In den vergangenen drei Jahren hat der Senat das Laser Zentrum Nord (LZN) in Bergedorf als zentrale anwendungsorientierte Forschungseinrichtung zum Thema 3-D- Druck mit Zuwendungen in Höhe von rund 1 Million Euro unterstützt und den Ausbau gefördert. Besondere Expertise hat das LZN auf dem Gebiet der 3-D-Druck- Technologie, vor allem in luftfahrtbezogenen Anwendungsbereichen. Im Rahmen der Verleihung des Deutschen Zukunftspreises 2015 wurde das Forschungsprojekt „3-D- Druck im zivilen Flugzeugbau – eine Fertigungsrevolution hebt ab“ ausgezeichnet, an welchem das LZN beteiligt war. Auf Initiative des Senats hat der Bund beschlossen, ab dem Jahr 2017 die Grundfinanzierung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie der Fraunhofer -Gesellschaft (FhG) zu erhöhen. Im Zuge der gemeinsamen Bund-Länder- Finanzierung sollen in Hamburg Institute der beiden Forschungsorganisationen eingerichtet werden. Mit dem DLR und der FhG hat der Senat zwei weitere wichtige Partner Drucksache 21/7649 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 für den Ausbau der 3-D-Druck-Technologie in Hamburg gewonnen. Die Fraunhofer- Gesellschaft verfügt bereits heute über beachtliches Know-how im Bereich 3-D-Druck und beabsichtigt, dies durch Auflegung eines strategischen Roadmap-Prozesses zu einer internationalen Führungsrolle in diesem Feld auszubauen. Die Stadt führt intensive Gespräche über eine Überführung des LZN in die Fraunhofer-Gesellschaft und schafft somit eine nachhaltige Perspektive für den 3-D-Druck für alle Branchen am Standort. In der Fraunhofer-Einrichtung sollen die Bereiche 3-D-Druck-Produktion und -Technologie sowie Design von 3-D-Druck-Bauteilen für ein breites Anwendungsspektrum erforscht und bearbeitet werden. Bei den geplanten DLR-Aktivitäten „Systemarchitekturen in der Luftfahrt“ und „Wartungs- und Reparaturkonzepte“ wird der Einsatz neuer Produktionstechnologien ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Hier stehen der zivile Luftfahrzeugbau und spezielle Kompetenzen des DLR im Bereich Design und Zulassung im Vordergrund. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften der Hamburgischen Investitions- und Förderbank AöR (IFB) und des Maritimen Clusters Norddeutschland (MCN) wie folgt: 1. Was genau umfasst die politikfeldübergreifende 3-D-Druck-Strategie des Senats und wann wird diese der Bürgerschaft vorgestellt? Das Thema 3-D-Druck soll strategisches Handlungsfeld des Masterplans Industrie werden. Der Masterplan Industrie ist ein Zusammenschluss zwischen Senat, der Handelskammer , dem Industrieverband Hamburg und dem DGB Nord. Er dient dazu, der Hamburger Industrie optimale Rahmenbedingungen am Standort Hamburg zu bieten. Vor dem Hintergrund der Potenziale und Herausforderungen, die mit dem Thema 3-D- Druck verbunden sind, haben sich die zuständige Behörde und die weiteren Partner des Masterplans Industrie geeinigt, den Masterplan um die zwei aktuellen Handlungsfelder Industrie 4.0 und 3-D-Druck zu erweitern. Ziel des Handlungsfelds 3-D-Druck ist es, die Potenziale des 3-D-Drucks in Hamburg entlang der Wertschöpfungskette zu nutzen und bekannt zu machen. Im 2. Quartal des Jahres 2017 werden sich Senat und die Gremien der Partner mit den beiden neuen Handlungsfeldern befassen. Im Anschluss daran werden die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 2. Was hat der Senat seit Beginn der Legislatur konkret unternommen, um im Bereich 3-D-Druck Hamburg als Technologieführer zu profilieren, zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen sowie eine nachhaltige Stadtentwicklung zu ermöglichen? In dieser Legislaturperiode wurde das ZAL TechCenter fertiggestellt und im März des Jahres 2016 eröffnet. Im TechCenter haben Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen die Möglichkeit, unter einem Dach gemeinsam an Forschungsthemen zu arbeiten. Einer der Schwerpunkte ist das Thema Industrie 4.0 und 3-D-Druck. Im Bereich 3-D-Druck finden dort unter anderem folgende Aktivitäten statt beziehungsweise sind geplant: • 3-D-Druck-Plattform von Airbus, in Zusammenarbeit mit dem LZN • 3-D-Druck-Aktivitäten von Lufthansa Technik • Ansiedlung des DLR mit den Themenbereichen „Systemarchitekturen in der Luftfahrt “ und „Wartungs- und Reparaturkonzepte“. In beiden Bereichen wird der Einsatz neuer Produktionstechnologien eine wichtige Rolle spielen. Die ZAL GmbH fördert den Austausch der Mieter und der Akteure am Standort und hat im November des Jahres 2016 einen Diskurs zum Thema 3-D-Druck durchgeführt, an dem mehr als 100 Interessierte teilgenommen haben. Im Rahmen der Innovationsförderung wurden durch die IFB seit Beginn der Legislatur vier Projekte mit Bezug zum Thema 3-D-Druck mit einem Fördervolumen in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro bewilligt (damit könnten nach Projektende 27 Arbeitsplätze geschaffen werden.) Diese vier Projekte sind: Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/7649 3 • Keramosint – Kosteneffiziente dentale Kurzzeitkronen aus keramikgefülltem Polyamid 12 durch selektives Lasersintern • Produktentwicklung und Markteinführung flexibler Hochleistungs-Femtosekundenlaser für beschl. Produktivität/hochpräz. Lasermaterialbearbeitung • RobReLas – Roboterbasierte, automatisierte Rekonditionierung von dünnwandigen Komponenten mittels Laserauftragschweißen • rotaStar – Entwicklung einer Anlagentechnik zur rotativen laseradditiven Fertigung von Stanzzylindern Die Mittelstandsförderung spielt bei der Innovationsförderung eine zentrale Rolle. Im Rahmen der Förderung zum Thema 3-D-Druck wurden vier KMU gefördert. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. 3. Welche konkreten Maßnahmen, Projekte und Initiativen hat der Senat zum jetzigen Stand bis 2020 geplant, um die oben genannten Punkte zu erreichen und Hamburg als 3-D-Druck-Metropole zu profilieren? 4. Welche Summe ist im Haushalt 2017/2018 für diese Maßnahmen vorgesehen und wo genau finden sich diese Positionen im Haushalt? Vor dem Hintergrund der Relevanz des Themas 3-D-Druck werden die 3-D-Druck- Aktivitäten in den Clustern weiterbearbeitet und weiterentwickelt. In den Zielkomplexen im Handlungsfeld 3-D-Druck im Masterplan Industrie werden konkrete Maßnahmen festgelegt, die die Zielerreichung sicherstellen sollen. Dazu gehören unter anderem die Einrichtung eines Schaufensters für 3-D-Druck („Demonstrationszentrum“), um das Thema erlebbar zu machen. Im Übrigen siehe Antwort zu 1. 5. Welches Potenzial sieht der Senat im Vorschlag der Handelskammer Hamburg, ein Demonstrationszentrum für 3-D-Drucktechnologie in unserer Stadt anzusiedeln? Die Förderung von Projekten und Maßnahmen im Bereich 3-D-Druck erfolgt zum einen durch die IFB. Im Übrigen siehe Vorbemerkung und Antwort zu 1.