BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/8014 21. Wahlperiode 24.02.17 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Cansu Özdemir (DIE LINKE) vom 16.02.17 und Antwort des Senats Betr.: Situation der Frauenhäuser in Hamburg Frauenhäuser bieten Frauen, mit und ohne Kindern, Schutz und Sicherheit vor erlittener oder angedrohter Gewalt. Im Jahr 2015 fanden über 600 Frauen und über 500 Kinder Schutz in den Hamburger Frauenhäusern. Über die zentrale Koordinierungs- und Servicestelle der Hamburger Frauenhäuser „24/7“, erfolgt die Aufnahme schutzsuchender Frauen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Die statistischen Angaben zu den Sachberichten müssen gemäß Zuwendungsbescheid immer erst bis 31. März des Folgejahres abgegeben werden (siehe Drs. 21/7706). Insofern liegen für 2016 noch keine Daten zu den Frauenhäusern und der 24/7 (Koordinierungs- und Servicestelle) vor, mit Ausnahme der Kennzahlen zu den Frauenhäusern (Anzahl der Personen und durchschnittliche Verweildauer) für den Quartalsbericht des Haushaltsplans. Für die 24/7 wurde die Anzahl der aufgenommenen Personen mit abgefragt. Der Bericht über die Haushaltsentwicklung zum 4. Quartal 2016 ist noch in Erstellung. Im Übrigen siehe Drs. 21/6700. Dies vorausgeschickt beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie viele Frauenhäuser mit wie vielen Plätzen sind derzeit für hilfesuchende Frauen und Kinder in Hamburg vorhanden? Siehe Drs. 21/7706 sowie Drs. 21/1231. 2. Welche der Frauenhäuser sind im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention barrierefrei oder barrierearm? Zwei der Hamburger Frauenhäuser (1. & 3. sowie 2. Frauenhaus) sind für Menschen mit eingeschränktem Gehvermögen nutzbar. Im Zuge der umfangreichen Sanierung des 2. Hamburger Frauenhauses wird die Anzahl der barrierearmen Plätze dort erhöht werden. Im Übrigen siehe Drs. 20/10994 sowie Drs. 20/9609. 3. Wie viele Mitarbeiter/-innen arbeiten in den einzelnen Einrichtungen inklusive 24/7? Bitte nach Stellen und Vollzeitäquivalenten aufschlüsseln . a. 24/7 muss rund um die Uhr erreichbar sein. Wie wird dies personell und organisatorisch gewährleistet, insbesondere in Zeiten von Urlaub oder Krankheit? Einrichtung Anzahl Personen Anzahl VZÄ 1. & 3. Hamburger Frauenhaus e.V. * 11 10,39 2. Hamburger Frauenhaus e.V. ** 8 6,88 4. Hamburger Frauenhaus e.V.** 7 5,38 Drucksache 21/8014 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Einrichtung Anzahl Personen Anzahl VZÄ 5. Hamburger Frauenhaus e.V.** 6 5,33 Frauenhaus des Diakonischen Werkes 7 5,25 24/7 (Koordinierungs- und Servicestelle) 10 6,40 Basis: Zuwendungsbescheide und Änderungsbescheide für die Anpassung des Betreuungsschlüssels und Veränderungen in Zusammenhang mit der Einrichtung der 24/7 * beinhaltet Anpassung für Back-Up in Höhe von 0,25 Stellen ** beinhaltet jeweils 0,33 Stellenanteile (beim 2. FH = 0,34) für rotierende Mitarbeit in der 24/7 Die Personalbemessung ist auf der Grundlage der sogenannten Jahresarbeitszeitminuten (JAM) vorgenommen worden, die die Finanzbehörde als Richtwerte für den Personalbedarf von Angestellten zugrunde legt. Urlaub, Krankheit und Feiertage werden dabei berücksichtigt. Für die Ansprüche eines Drei-Schicht-Dienstes wurde der Bedarf einer „Normalarbeitskraft“ hochgerechnet. Zusätzlich wurden Wochenendsowie Nachschichten berechnet. 4. Welche Sprachen werden durch wie viele Mitarbeiter/-innen angeboten? Zum Stichtag 17.02.2017 wiesen die Mitarbeiterinnen der Hamburger Frauenhäuser und der 24/7 folgende Sprachkompetenzen auf: Sprache Anzahl der Mitarbeiterinnen 1.&3 FH 2. FH 4. FH 5. FH DW FH 24/7 GESAMT (ohne Rotation*) Kernteam Rotation* aramäisch - - 1 - - - - 1 englisch 8 6 5 6 5 2 4 32 französisch - 1 2 1 2 - 1 6 georgisch - - 1 - - - 1 1 italienisch 1 - - 1 - - - 2 kurmandschi - - 2 - - - 1 2 niederländisch 1 - 1 - - 1 - 3 polnisch - 1 1 - 1 - 1 3 portugiesisch - - - 1 - - - 1 russisch - - 1 - - - 1 1 schwedisch 1 - - - 1 - - 2 spanisch 3 1 2 2 - 1 1 9 tigrinya 1 - - - - - - 1 türkisch 2 1 1 1 - 1 - 6 Basis: Angaben der Frauenhäuser * „Rotation“ sind Mitarbeiterinnen des 2., 4. und 5. Frauenhauses, die rotierend in der 24/7 arbeiten – pro Haus mit einem Stellenanteil von 0,33; in der Gesamtwertung werden sie hier nicht mit eingerechnet, da die Mitarbeiterinnen sonst doppelt gezählt würden. 5. Wie viele Frauen haben im Zeitraum Januar 2016 bis zum heutigen Stichtag in Frauenhäusern beziehungsweise seit Einrichtung von 24/7 dort Schutz gesucht? Für 2017 siehe Vorbemerkung. Im Jahr 2016 wurde folgende Anzahl von Personen aufgenommen: Einrichtung Frauen Kinder Gesamt 1. & 3. Hamburger Frauenhaus e.V. ** 144 132 276 2. Hamburger Frauenhaus e.V.* 145 98 243 4. Hamburger Frauenhaus e.V.* 92 74 166 5. Hamburger Frauenhaus e.V.* 79 74 153 Frauenhaus des Diakonischen Werkes* 32 34 66 Alle Frauenhäuser* 492 412 904 24/7 (Koordinierungs- und Servicestelle)** 189 178 367 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/8014 3 Einrichtung Frauen Kinder Gesamt Back-Up** 8 20 28 24/7 und Back-Up** 197 198 395 Basis: Erhebung in den Frauenhäusern * ohne Umzüge zwischen den Frauenhäusern während des laufenden Jahres ** ab Projektstart 15.08.2016 a. Wie viele davon waren mit Kindern dort? b. Wie viele Plätze bietet 24/7 und wie hoch ist die Verweildauer dort im Durchschnitt? Siehe Vorbemerkung. Die Anzahl der Frauen mit Kindern wird nur in der Jahresstatistik differenziert dargestellt. Im Übrigen siehe Drs. 21/7706. c. Wie hoch ist die Verweildauer im Frauenhaus im Durchschnitt? d. Wie viele Frauen mussten im genannten Zeitraum abgewiesen werden ? e. Bei wie viele Frauen hat die Abklärung durch 24/7 dazu geführt, dass sie nicht im Frauenhaus aufgenommen wurden? Bitte nach Gründen sowie weiterem Verbleib der Frauen angeben. Die Frauen und Kinder blieben im Jahr 2016 durchschnittlich 104 Tage in den Hamburger Frauenhäusern. Um Doppelzählungen auszuschließen und die vollständige Verweildauer der einzelnen Personen in allen Häusern zu erfassen, wurde die Verweildauer 2016 erstmals unter Berücksichtigung der Umzüge zwischen den Einrichtungen erhoben. Insofern ist dieser Wert exakter, aber nicht mit den Vorjahreszahlen vergleichbar. Die Verweildauer in der 24/7 wird erst mit der Jahresstatistik 2016 erhoben. Im Übrigen siehe Vorbemerkung und Drs. 21/7706. 6. Konnten betroffene Frauen erfolgreich an weitere Hilfsstellen wie Erziehungsberatung , therapeutische Angebote et cetera vermittelt werden? Wenn ja, wie viele Frauen und an welche Stellen? a. Bei welchen Angeboten in Hamburg geht der Senat von einer Unterversorgung aus? Ja. Im Übrigen siehe Vorbemerkung und Drs. 20/10994. 7. Wie viele Frauen, mit und ohne Kinder, wurden aus den Erstaufnahmeeinrichtungen und den Folgeunterkünften in die Frauenhäuser vermittelt beziehungsweise wie viele hilfesuchende Frauen wurden nicht aufgenommen ? Bitte nach Gründen aufschlüsseln. a. Wie viele Frauen mussten aufgrund von Gewaltvorkommnissen die Erstaufnahme- oder Folgeunterkünfte wechseln? b. Bei wie vielen Frauen war die Gefährdung so hoch, dass die Sicherheitsstandards der öffentlichen Unterbringung nicht ausreichend waren und daher die Frauen in Frauenhäuser vermittelt werden mussten? Die Anzahl der Aufnahmen aus Erstaufnahmeeinrichtungen und Folgeunterkünften wird nicht statistisch erhoben. Bevor Verlegungen in Frauenhäuser erforderlich werden, werden die Maßnahmen der bestehenden Schutzkonzepte gemäß Drs. 21/4174 ausgeschöpft. Über die Abläufe der Vermittlung oder die Verlegungsgründe werden bei der Aufnahme- und Vermittlungsstelle (AVS) von f & w fördern und wohnen AöR (f & w) keine Statistiken geführt. Die weitere Beratung und Vermittlung in Frauenhäuser erfolgt bei Bedarf über Beratungsstellen . Für Geflüchtete ist dies die Koordinierungsstelle savîa – steps against violence. Drucksache 21/8014 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 8. Wie viele Frauen wurden in andere Bundesländer, insbesondere Schleswig-Holstein und Niedersachen, weitervermittelt? Für 2017 und 2016 siehe Vorbemerkung. 2015 vermittelten die fünf Hamburger Frauenhäuser folgende Anzahl von Frauen und Kinder in andere Bundesländer: Bundesland Gesamt Baden-Württemberg 0 Bayern 3 Berlin 0 Brandenburg 0 Bremen 4 Hessen 1 Mecklenburg- Vorpommern 0 Niedersachsen 41 Nordrhein-Westfalen 9 Rheinland-Pfalz 0 Saarland 0 Sachsen 0 Sachsen-Anhalt 0 Schleswig-Holstein 131 Thüringen 0 Gesamt 189 Basis: Erhebung in den Frauenhäusern a. Wie viele dieser Frauen waren vorher in Erstaufnahmeeinrichtungen oder Folgeunterkünften untergebracht? Siehe Antwort zu 7. bis 7. b. 9. Wie viele Frauen, mit und ohne Kinder, wurden im Zeitraum von Januar 2016 bis zum heutigen Stichtag in Wohnraum vermittelt? Bitte aufschlüsseln nach Monat. Die Frauenhäuser erheben den Auszugstatus der Bewohnerinnen, also wohin die Frauen und Kinder aus dem Frauenhaus zogen. Hierbei wird auch erfasst, wie viele in eigene Wohnungen/WG-Zimmer zogen. Für 2016 und 2017 liegen aber noch keine Daten vor, siehe Vorbemerkung. a. Wie viele davon über das „Wohnungsunterstützungsprojekt VIVIEN- DA“? Wie bewertet der Senat die Arbeit dieses Projektes? Durch das Projekt VIVIENDA der Lawaetz – wohnen & leben gGmbH wurden seit 01.01.2016 folgende Anzahl von Frauen, mit und ohne Kinder, in eigenen Wohnraum vermittelt: Zeitraum Frauen mit Kindern Frauen ohne Kinder Alle Frauen Januar 2016 2 0 2 Februar 2016 1 3 4 März 2016 0 1 1 April 2016 2 1 3 Mai 2016 2 1 3 Juni 2016 1 0 1 Juli 2016 2 0 2 August 2016 1 0 1 September 2016 1 0 1 Oktober 2016 1 0 1 November 2016 2 1 3 Dezember 2016 1 1 2 Januar 2017 3 0 3 01.-16. Februar 2017 4 0 4 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/8014 5 Zeitraum Frauen mit Kindern Frauen ohne Kinder Alle Frauen GESAMT 23 8 31 Basis: Angaben von Lawaetz – wohnen & leben gGmbH Im Übrigen siehe Drs. 21/5584.