BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/8140 21. Wahlperiode 07.03.17 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Wieland Schinnenburg und Dr. Kurt Duwe (FDP) vom 27.02.17 und Antwort des Senats Betr.: Veloroute 11 Die Harburger „Alltags-Route“ von der Hannoverschen Straße bis zur TUHH wird zurzeit überplant. Der Fahrradweg ist teilweise weit in den Fußgängerraum hineingebaut. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: Bei der Veloroute 11 handelt es sich fast ausschließlich um Radwegealtbestand aus den 1960er bis 1980er Jahren, der den heutigen Anforderungen an Breite, Linienführung und Ausbaustandard nicht mehr genügt. Die zuständigen Behörden und Bezirksämter arbeiten den Handlungsbedarf schrittweise im Zuge verschiedener Bauprogramme ab, beispielsweise im Rahmen des Erhaltungsmanagements Hamburger Straßen (EMS-HH), der Verbesserung am Bussystem und der Förderung des Radverkehrs . Darüber hinaus ist für die Veloroute 11 geplant, zusätzlich zu den Radverkehrsanlagen den übrigen Straßenraum zu sanieren. Die vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie viele Fahrradfahrer nutzen die Veloroute 11 in Harburg täglich? Im Verlauf der Veloroute 11 liegen zwei jährliche Zählstellen sowie mehrere Stellen, an denen Bedarfszählungen durchgeführt wurden. Die dazugehörigen Daten sind der folgenden Tabelle zu entnehmen: Bezeichnung der Standorte Datum Zählzeit Radfahrende im Querschnitt Bennigsenstraße/Eißendorfer Str. Donnerstag, 15. Oktober 2015 6-19 409 Schwarzenbergstraße/Harburger Ring Donnerstag, 15. Oktober 2015 6-19 391 Wilstorfer Straße NW Moorstraße (jährliche Zählstelle) Dienstag, 7. Juni 2016 6-19 854 Moorstraße O Wilstorfer Straße (jährliche Zählstelle) Dienstag, 7. Juni 2016 6-19 1.071 Hannoversche Straße N Seevestraße Dienstag, 6. April 2004 6-19 81 Alte Harburger Elbbrücke S Brücke des 17.Juni Dienstag, 20. August 2013 6-19 787 König-Georg-Deich NO Brücke des 17. Juni Dienstag, 20. August 2013 6-19 352 Drucksache 21/8140 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 2. Wie ist der jetzige bauliche Zustand der Veloroute 11 in Harburg? Der Zustand der Veloroute 11 in Harburg ist gekennzeichnet durch schmale, teilweise unübersichtliche Radwege und in der Harburger Innenstadt durch Konfliktpotenzial mit dem Fußverkehr und mit wartenden Busfahrgästen. An den Knotenpunkten bestehen teilweise nicht mehr den heutigen Anforderungen genügende Radverkehrsführungen. Sowohl Nebenflächen als auch Fahrbahnen weisen bauliche Mängel auf. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. 3. Ist die Verkehrssicherheit im jetzigen Zustand für alle Verkehrsteilnehmer gewährleistet? Wenn nein, warum nicht? Der Bereich Harburger Ring ist seit dem Jahr 2012 als Unfallhäufungsstrecke mit Fußgängerbeteiligung auffällig. Unfallbegünstigend wurden hierbei vom örtlich zuständigen Polizeikommissariat (PK) 46 unachtsames Überqueren der Fahrbahn und Hervortreten von Fußgängerinnen und Fußgängern hinter Bussen festgestellt. Die Örtlichkeit weist mehrere Bushaltestellen und eine Vielzahl an Geschäften auf. Es finden zahlreiche Fußgängerquerungen statt. Darüber hinaus sind dem PK 46 mehrere Beschwerden über Konflikte zwischen Radfahrerinnen und Radfahrern sowie Fußgängerinnen und Fußgängern bekannt. Durch die Planung sollen Defizite behoben und Konflikte künftig vermieden werden. Im übrigen Bereich ist die Unfallsituation eher unauffällig. 4. Plant der Senat die Verlegung aller Fahrradwege auf die Straße? Wenn ja, wie wurde geprüft, ob dadurch nicht eine zusätzliche Gefährdung von Radfahrern entsteht? Für den im Zuge der Planung betrachteten Maßnahmenbereich der Veloroute 11 ist es vorgesehen, auf gesamter Strecke Radfahrstreifen auf der Fahrbahn anzulegen und den Radverkehr somit zukünftig auf der Fahrbahn zu führen. Grundsätzlich zeigen die Unfallzahlen und Untersuchungen der letzten Jahre, dass die Nutzung eines Radfahrstreifens auf der Straße die sicherste Möglichkeit für die Radfahrerinnen und Radfahrer darstellt. Diese Erkenntnisse finden sich umgesetzt in den einschlägigen aktuellen Regelwerken und in der Straßenverkehrsordnung (StVO). Im Rahmen des behördlichen Verschickungsverfahrens wird die Planung mit den Trägern öffentlicher Belange ebenfalls im Hinblick auf die einzelnen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer und deren Sicherheit abgestimmt. 5. Auf der Strecke befinden sich viele Bushaltestellen, wie ist die Radverkehrsführung an den Haltestellen geplant? Bei nahezu allen Bushaltestellen wird der Radverkehr auf den neu geplanten, mindestens 2 m breiten Radfahrstreifen auf der Fahrbahn an den Bushaltestellen vorbeigeführt . An der Bushaltestelle „S Harburg Rathaus (Hölertwiete)“ Fahrtrichtung Norden wird der auf dem Radfahrstreifen geführte Radverkehr durch die Bushaltestelle geführt, da hier der Platz für einen Vorbeifahrstreifen nicht gegeben ist. Die geringere Taktung der anfahrenden Buslinien lässt dies hier zu. 6. Welche Maßnahmen sind für die Neuordnung des Straßenraumes in der Moorstraße vorgesehen? In der Moorstraße ist es vorgesehen, den Radverkehr auf 2,25 m breiten Radfahrstreifen auf der Fahrbahn zu führen. Für den motorisierten Individualverkehr (MIV) ist in jede Richtung ein 3,50 m breiter Fahrstreifen geplant. Der Fußgängerverkehr wird auf den Nebenflächen geführt, diese erhalten Breiten von 2,25 bis 3 m. Um den vorhandenen Baumbestand zu schonen, werden die kostenpflichtigen Längsparkstände aufgehoben, da kein ausreichender Seitenraum zur Verfügung steht. Der Behindertenparkstand und die Taxenstände bleiben erhalten und werden an den neuen Straßenraum angepasst. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/8140 3 Insgesamt werden 46 neue Fahrradabstellmöglichkeiten im Bereich der Moorstraße geschaffen. 7. Welche Maßnahmen sind für den sogenannten Finanzamtsknoten vorgesehen ? Im Bereich des Finanzamtsknotens wird der Radverkehr auf circa 2 bis 2,25 m breiten Radfahrstreifen auf der Fahrbahn geführt. Für die Linksabbiegevorgänge des Radverkehrs werden rechtsliegende, separate und ausreichend groß dimensionierte Aufstelltaschen mit eigener Signalisierung hergestellt. Der Radverkehr aus der Schwarzenbergstraße mit Fahrtrichtung Harburger Ring wird im Mischverkehr mit dem MIV geführt. Aus der Knoopstraße mit Fahrtrichtung Eißendorfer Straße beziehungsweise Bennigsenstraße wird der Radverkehr auf einem Vorbeifahrstreifen Richtung Knotenpunkt geführt. Die Fahrstreifenanzahl und -aufteilung des MIV bleibt unverändert. Die vorhandenen Parkstände in der Schwarzenbergstraße werden der räumlichen Situation angepasst. 8. Welche Auswirkungen wird die Neuordnung des Straßenraumes auf den Verkehrsfluss des motorisierten Individualverkehrs haben? Die Anzahl und die Aufteilung der Fahrstreifen für den MIV bleiben weitestgehend erhalten. Auch heute dürfen die Radfahrerinnen und Radfahrer auf der Straße fahren. Die Signalsteuerungen der einzelnen Knotenpunkte werden überarbeitet, die Planung der Veloroute 11 ist jedoch hierfür nicht ursächlich. Der Ersatz der veralteten Lichtsignalanlage (LSA) wird im Rahmen der Bauarbeiten der Veloroute mit vollzogen. 9. Wie viele Bäume sollen im Zuge der Maßnahmen gefällt werden? Insgesamt ist es vorgesehen, 55 Bäume im Planungsbereich zu fällen. Einige der Bäume leiden bereits unter starken Schädigungen. In der Planung wurden in enger Abstimmung mit dem Bezirksamt Harburg Lösungen gefunden, die so verträglich wie möglich mit dem Schutzgut Baum umgehen. Zusätzlich sind Ersatzmaßnahmen beziehungsweise Ersatzpflanzungen geplant und derzeit 62 Neupflanzungen vorgesehen . 10. Wie viele Parkplätze gibt es auf der Strecke und wie viele sollen wegfallen ? Im gesamten überplanten Bereich befinden sich am Fahrbahnrand 70 Parkstände und im näheren Umfeld diverse Parkhäuser, in denen eine Vielzahl von zusätzlichen Parkplätzen zur Verfügung steht. In der Planung ist die Anlage von 46 Parkständen vorgesehen. 11. Wie ist die Verkehrsführung hin zur TUHH geplant? Über die Eißendorfer Straße oder über die Straße Am Irrgarten/Denickestraße? Die Veloroute 11 verläuft ab dem „Finanzamtsknoten“ über Eißendorfer Straße – Am Irrgarten – Denickestraße. 12. Welche und wie viele neue Fahrradabstellmöglichkeiten sollen installiert werden? Derzeit befinden sich im Planungsbereich circa 404 Fahrradabstellmöglichkeiten. Im Zuge der Veloroutenplanung sollen diese auf über 581 ausgebaut werden. Zudem befinden sich drei Stadtradstationen im Maßnahmenbereich. Derzeit werden Standorte für eine Fahrradstation im näheren Umfeld zu den vorhandenen S-Bahn-Stationen geprüft. 13. Wie ist die Auslastung der StadtRAD-Stationen auf der Strecke? An der Veloroute 11 in Harburg liegen vier StadtRAD-Stationen, die im Jahr 2016 wie folgt ausgelastet waren: Standort Entleihvorgänge Rückgabevorgänge Moorstraße/Bahnhof Harburg 12.731 12.898 Drucksache 21/8140 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Standort Entleihvorgänge Rückgabevorgänge Herbert-Wehner-Platz/Großer Schippsee 5.580 5.800 Harburger Ring/Neue Straße 7.465 7.400 Denickestraße/TUHH 10.829 10.698 14. Wie viel sollen die Maßnahmen kosten und sind die Mittel bereits in den Haushalt eingestellt? Die Maßnahme wurde bereits mit circa 16 Millionen Euro in den Haushalt eingestellt. 15. Für wann sind Baubeginn und Fertigstellung vorgesehen? Im Jahr 2018 sollen die im Vorwege erforderlichen Leitungsarbeiten der einzelnen Leitungsträger durchgeführt werden. Es ist beabsichtigt, im Jahr 2019 mit den Straßenbauarbeiten zu beginnen. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2020 vorgesehen.