BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/8179 21. Wahlperiode 28.02.17 Große Anfrage der Abgeordneten Karin Prien, Stephan Gamm, Philipp Heißner, Joachim Lenders, Richard Seelmaecker (CDU) und Fraktion vom 28.02.17 Betr.: Physikunterricht an Hamburger Schulen Nach den katastrophalen Mathematikergebnissen ist nun ein weiteres Problemfach der Hamburger Schüler identifiziert worden: Physik. Dies wurde im Zuge einer Studie der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) und einer Schriftlichen Kleinen Anfrage (Drs. 21/7742) deutlich. Demnach bildet Hamburg nicht nur bundesweit das Schlusslicht bezüglich der erteilten Physikstunden , sondern ist zudem auch auf dem vorletzten Platz im aktuellen Leistungsvergleich der Neuntklässler in diesem Fach. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: 1. Wie viele Physiklehrer sind nach derzeitigem Stand an welchen Hamburger Schulen eingestellt? Bitte jeweils nach Schulart (Stadtteilschule, Gymnasium oder Berufsschule) und konkreten Schulen differenziert auflisten . 2. Welche Qualifikation haben diese Lehrkräfte jeweils? Wie viele davon haben a. die Lehramtsbefähigung aufgrund des zweiten abgeschlossenen Staatsexamens im Fach Physik, b. die Lehramtsbefähigung aufgrund des zweiten abgeschlossenen Staatsexamens in einem anderen naturwissenschaftlichen Fach, c. ein mit dem ersten Staatsexamen oder Master of Education oder Bachelor of Education abgeschlossenes Lehramtsstudium im Fach Physik (bitte differenzieren nach jeweiligem Abschluss), d. ein abgeschlossenes Physikstudium ohne Lehramtsbefähigung (bitte differenzieren nach jeweiligem Abschluss sowie nach Haupt- und Nebenfach), e. ein abgeschlossenes anderes naturwissenschaftliches Hochschulstudium ohne Lehramtsbefähigung (bitte differenzieren nach jeweiligem Abschluss und Fachrichtung sowie nach Haupt- und Nebenfach ) oder f. kein abgeschlossenes Hochschulstudium (bitte sonstige Qualifikation angeben)? 3. In einer Schriftlichen Kleinen Anfrage (Drs. 21/5962) berichtet der Senat, dass Physik und Informatik nach wie vor Mangelfächer sind. a. Wer hat die Hoheit für die Stellenausschreibungen an den einzelnen Schulen? Drucksache 21/8179 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 b. Ist es möglich, dass eine Physik- beziehungsweise Informatikstelle gegebenenfalls gar nicht erst ausgeschrieben wird, weil befürchtet wird, dass diese nicht besetzt werden kann? 4. Wie viele Studentinnen und Studenten haben sich in den letzten fünf Jahren für ein a. Physik- und b. anderes naturwissenschaftliches beziehungsweise technisches Studium an Hamburger Hochschulen beworben? Wie viele von ihnen haben einen Studienplatz für a. beziehungsweise b. erhalten? Wie viele haben den Studienplatz angenommen? 5. Wie hoch war im letzten Jahr die Abbruchquote der Hamburger Lehramtsstudenten , die zuvor ein Studium der a. Physik und b. einer anderen Naturwissenschaft beziehungsweise Technik aufgenommen haben? Wie weit fortgeschritten war das Studium jeweils? Was sind nach Ansicht des Senats beziehungsweise der zuständigen Behörde die Gründe für einen Studienabbruch in diesen Fächern? 6. Wie hoch ist die Anzahl der Hamburger Studenten, die in den letzten fünf Jahren im Rahmen ihres Lehramtsstudiums einen Hochschulwechsel in ein anderes Bundesland beantragt haben? Welche Bundesländer wurden hier bevorzugt? Welche Fächer studierten diese Studenten jeweils? 7. Wie hoch ist die Anzahl der Hamburger Studenten, die in den letzten fünf Jahren a. nach erfolgreich abgeschlossenem Physikstudium und b. nach erfolgreich abgeschlossenem sonstigen naturwissenschaftlichtechnischem Hochschulstudium in andere Bundesländer abgewandert sind (bitte jeweils mit und ohne Lehramtsbefähigung angeben sowie nach Studienabschluss differenzieren )? 8. Laut dem Newsletter der Schulbehörde vom 10. Februar fangen nun 285 neue Lehrkräfte beziehungsweise 270 Referendare an Hamburgs Schulen an zu arbeiten. a. Wie viele von ihnen haben die Befähigung Physikunterricht zu erteilen ? Bitte differenzieren nach neuen Lehrkräften und Referendaren und in ganzen und prozentualen Zahlen angeben. b. Wie viele von ihnen haben die Befähigung ein anderes naturwissenschaftlich -technisches Fach zu erteilen? Bitte differenzieren nach neuen Lehrkräften und Referendaren und in ganzen und prozentualen Zahlen angeben. c. Wie verteilen sich die neuen Lehrkräfte beziehungsweise Referendare auf die verschiedenen Schulformen (Gymnasium, Stadtteilschule und Berufsschule)? d. Wie viele Stellen von wie vielen benötigten Stellen können damit in a. Physik und b. den anderen naturwissenschaftlich-technischen Fächern besetzt werden? Bitte nach Gymnasium, Stadtteilschule und Berufsschulen differenzieren. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/8179 3 9. Die CDU-Fraktion in Thüringen legte zu Beginn des Jahres ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Lehrergewinnung vor (http://www.cdulandtag .de/lokal_1_4_1748_CDU-Fraktion-legt-umfassendes- Massnahmenpaket-zur-Lehrergewinnung-vor.html). Gibt es auch in Hamburg eine entsprechende Strategie? Falls ja, wie sieht diese aus? Welche Anreize werden geschaffen? Falls nein, warum nicht? 10. Bezüglich der aktuellen Reform der Lehrerbildung verweist der Senat in der Drs. 21/3198 vom Februar letzten Jahres darauf, dass mit einem Ergebnis des Arbeitsauftrags der zuständigen Projektgruppe zu Beginn des Jahres 2017 zu rechnen sein kann. Liegen Ergebnisse hier schon vor? a. Falls ja, wie sehen diese aus? b. Falls ja, was wurde konkret für das Fach Physik sowie die anderen naturwissenschaftlich-technischen Fächer ausgearbeitet? c. Falls nein, wann ist mit diesen zu rechnen? 11. Trotz der Aufdeckung der schlechten Physikleistungen von Hamburgs Neuntklässlern bereits im Jahr 2012 (vergleiche https://www.iqb.huberlin .de/bt/lv2012/Bericht, Seite 12) hat dies bislang nicht dazu geführt, dass bildungspolitische Steuerungsmaßnahmen zur Stärkung des Physikunterrichts ergriffen worden sind. a. Wie erklärt der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde dies? b. Welche strategischen Maßnahmen zur Stärkung von Physikunterricht sollen in Zukunft ergriffen werden, auch in Hinblick auf die Primarstufe beziehungsweise den Sachunterricht? c. Wie viele Hamburger Sachunterrichtslehrkräfte haben Vorkenntnisse in a. Physik und b. einer anderen Naturwissenschaft beziehungsweise Technik? 12. In der Stadtteilschule beziehungsweise im Gymnasium werden aktuell laut Lehrplan in der Sek. I (Jahrgangsstufen 7 – 10) nur 18 beziehungsweise 19 Wochenstunden für naturwissenschaftlich-technische Fächer erteilt, wobei die Aufteilung der jeweiligen Fächer nicht festgelegt ist. Gleichzeitig legen die Bildungspläne für Physik in der Sek. I beispielsweise für das Gymnasium 126 Teilziele fest, die sich auf verbindliche Themengebiete und vier Kompetenzbereiche erstrecken. a. Wie viele der 19 zur Verfügung stehenden Wochenstunden müssten nach Einschätzung des Senats beziehungsweise der zuständigen Behörde in dem oben genannten Beispiel im Fach Physik erteilt werden, um diese Teilziele zu erreichen? b. Hat der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde Pläne, die Unverbindlichkeit der Stundentafel zu ändern und gegebenenfalls feste Stundenzahlen für das Fach Physik beziehungsweise Naturwissenschaften /Technik allgemein einzuführen? Falls nein, warum nicht? 13. In welchem Umfang wird im Rahmen der jeweils zur Verfügung stehenden Wochenstunden an Hamburgs weiterführenden Schulen tatsächlich Physikunterricht erteilt? Bitte nach Schulform und konkreten Schulen für die Schuljahre 2014/2015 und 2015/2016 auflisten. Drucksache 21/8179 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 14. In welchem Umfang nutzten die Hamburger Gymnasien und Stadtteilschulen ihre frei verfügbaren Stundenkontingente für a. Physik und b. andere Naturwissenschaften/Technik? Bitte differenziert nach den jeweiligen Schulen und Schulform für die Schuljahre 2014/2015 und 2015/2016 auflisten. 15. Wie viele Schüler entschieden sich in den Schuljahren 2014/2015 und 2015/2016 bezüglich des Wahlpflichtfachs in der Sek. I für a. Physik und b. eine andere Naturwissenschaft beziehungsweise Technik? Bitte nach den jeweiligen Schulen sowie nach Mädchen und Jungen differenzieren . 16. Praxisorientierter Unterricht ist oft gerade in den MINT-Fächern wünschenswert , da Schüler dann auch bei Unterrichtsversuchen selbst einmal Hand anlegen können. Dementsprechend müssen aber auch die Lehrkräfte mit den anzuwendenden Geräten im Unterricht umgehen können. a. Welche Maßnahmen der Nachqualifizierung von Quereinsteigern werden für diese über das Referendariat hinaus getroffen? b. Ist an allen Schulen ein vollständiger Grundstock an Geräten vorhanden und gibt es an jeder Schule einen zuständigen und verantwortlichen Sammlungsleiter?