BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/8379 21. Wahlperiode 28.03.17 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dr. Wieland Schinnenburg (FDP) vom 20.03.17 und Antwort des Senats Betr.: Ungerechtfertigte Inanspruchnahme der Notaufnahmen der Krankenhäuser Immer häufiger gibt es Berichte, dass die Notaufnahmen der Krankenhäuser wegen geringfügiger Erkrankungen aufgesucht werden, die eigentlich von niedergelassenen Ärzten behandelt werden sollten. Ich frage den Senat: 1. Welche Krankenhäuser in Hamburg haben Notaufnahmen? Sofern einige dieser Notaufnahmen nur eingeschränkt zur Verfügung stehen, bitte erläutern. Siehe Drs. 21/1092. Eingeschränkt an der Notfallversorgung nehmen teil: BG Klinikum Hamburg (nur Chirurgie, Schwerbrandverletzte), Universitäres Herzzentrum am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (nur Herzund Gefäßchirurgie, Notfallversorgung zusammen mit dem UKE). 2. Wie oft wurden diese Notaufnahmen seit 2011 in Anspruch genommen? Bitte nach Jahren aufschlüsseln. Zur Inanspruchnahme der Zentralen Notaufnahmen der Hamburger Plankrankenhäuser für die Jahre 2011 bis 2014 siehe 21/1092. Für die Jahre 2015 und 2016 stellt sich die Situation wie folgt dar: Krankenhaus Inanspruchnahme der Zentralen Notaufnahmen 2015 2016 Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg 18.079 17.345 Albertinen-Krankenhaus 37.541 38.611 Altonaer Kinderkrankenhaus 26.401 26.521 Asklepios Klinik St. Georg 35.645 37.426 Asklepios Klinik Barmbek 51.290 52.424 Asklepios Klinik Altona 46.338 45.524 Asklepios Klinikum Harburg 62.230 64.092 Asklepios Klinik Wandsbek 33.643 31.908 Asklepios Klinik Nord 56.003 56.908 Asklepios Westklinikum Hamburg 17.033 17.245 BG Klinikum Hamburg 19.611 20.341 Bethesda Krankenhaus Bergedorf 22.864 24.550 Bundeswehrkrankenhaus Hamburg 24.983 26.519 Ev. Amalie Sieveking-Krankenhaus 25.750 27.622 Drucksache 21/8379 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Krankenhaus Inanspruchnahme der Zentralen Notaufnahmen 2015 2016 HELIOS Mariahilf Klinik Hamburg 26.735 28.458 Kath. Kinderkrankenhaus Wilhelmstift 30.161 31.690 Kath. Marienkrankenhaus (ohne gyn. Notfälle) 39.206 39.728 Schön Klinik Hamburg Eilbek 18.415 18.866 Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand 15.200 15.800 Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) inkl. Universitäres Herzzentrum am UKE 72.925 72.177 3. In wie vielen dieser Fälle wurde der Patient stationär aufgenommen? Nach Angaben der Hamburger Plankrankenhäuser schwankt der Anteil der Patientinnen und Patienten, die als Notfall stationär aufgenommen werden, zwischen 10 und bis zu 50 Prozent, durchschnittlich liegt der Anteil bei 35 Prozent. 4. Wie wird mit Patienten verfahren, die die Notaufnahme eines Krankenhauses aufsuchen, für deren Erkrankung das Krankenhaus keine Fachabteilung hat? Der Rettungsdienst der Feuerwehr Hamburg verfügt über Informationen über das Leistungsspektrum der Hamburger Krankenhäuser der Not- und Unfallversorgung, sodass sichergestellt ist, dass das nächstgelegene geeignete Krankenhaus angefahren wird. Auch bei der notfallmäßigen Einweisung von Patientinnen und Patienten durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte wird berücksichtig, dass das Zielkrankenhaus über die erforderliche Fachabteilung verfügt. Darüber hinaus haben die Krankenhäuser erklärt, dass eine Diagnostik und (Erst-) Versorgung in den Zentralen Notaufnahmen umfassend sichergestellt ist. Nur in wenigen Fällen, in denen eine entsprechende Fachabteilung nicht vorhanden ist und auch keine entsprechende Fachärztin/kein entsprechender Facharzt konsiliarisch hinzugezogen werden kann, erfolgt eine Verlegung. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn Patientinnen und Patienten von sich aus Notaufnahmen aufsuchen. 5. Zu welchen Tageszeiten werden die Notaufnahmen vor allem in Anspruch genommen? Die Angaben der Hamburger Plankrankenhäuser divergieren. Es ist jedoch festzuhalten , dass über den ganzen Tag ab circa 9 Uhr die Zentralen Notaufnahmen von Patientinnen und Patienten in Anspruch genommen werden, ganz besonders in den Nachmittags- und frühen Abendstunden. Die Nächte Freitag/Samstag, Samstag/Sonntag sowie Wochentag/Feiertag unterscheiden sich ebenfalls (zum Teil deutlich) von den anderen Nächten durch erhöhtes Patientinnen-/Patientenaufkommen. In den Kinderkliniken liegt der Fokus insbesondere zwischen 18 Uhr bis 22 Uhr, besonders mittwochs , freitags und am Wochenende. 6. Wie lang waren die durchschnittlichen Wartezeiten der Notfallpatienten in den einzelnen Notaufnahmen seit 2011? Bitte nach Notaufnahmen und Jahren aufschlüsseln. Für die Jahre 2011 bis 2014 konnten keine Angaben von den Hamburger Plankrankenhäusern übermittelt werden. Die Wartezeiten für Patientinnen und Patienten in den Zentralen Notaufnahmen der Hamburger Plankrankenhäuser stellen sich für 2015 und 2016, soweit Angaben übermittelt werden konnten, unterschiedlich dar und unterscheiden sich nach Dringlichkeit . Für schwer erkrankte und verletzte Patientinnen und Patienten bestehen keine Wartezeiten, für leichter Erkrankte und Verletzte 30 bis 90 Minuten. Für leichte Fälle kann die Wartezeit auch mehrere Stunden betragen. 7. Wie wird sichergestellt, dass trotz hoher Belastung dringende Fälle sofort behandelt werden? Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/8379 3 Die Aufgabe der Triage/Sichtung der Patientinnen und Patienten nach Behandlungsbedürftigkeit ist von der Aufgabe der weiteren Diagnostik und Behandlung der Patientinnen und Patienten getrennt, sodass auch bei hohem Patientenaufkommen die Identifizierung schwerer Erkrankter ohne Zeitverlust erfolgen kann. Damit ist unter Verwendung anerkannter Verfahren wie zum Beispiel der Manchester- Triage oder vergleichbarer Systeme sichergestellt, dass die Erkrankungs- und Verletzungsschwere unverzüglich festgestellt und die Versorgung danach ausgerichtet wird. 8. Wie hoch war der Anteil Hamburger Bürger an den Notfallpatienten in den Jahren 2011 – 2016? Bitte nach Jahren aufschlüsseln. Der Anteil der Patientinnen und Patienten mit Wohnsitz Hamburg an den Notfallpatientinnen und -patienten liegt seit Jahren zwischen 65 und 95 Prozent, im Durchschnitt bei 75 Prozent. Eine Aufschlüsselung der Daten ist wegen der unterschiedlichen Art und Weise der Datenerhebung und -speicherung durch die Plankrankenhäuser in der für die Beantwortung einer Parlamentarischen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. 9. Wie hoch war der Anteil Hamburger Bürger an den stationären Patienten in Hamburger Krankenhäusern in den Jahren 2011 – 2016? Bitte nach Jahren aufschlüsseln. Herkunft der Fälle in den Hamburger Krankenhäusern in den Jahren 2011 bis 2015, hier nach Wohnort 2011 2012 2013 2014 2015 Herkunft in % in % in % in % in % Hamburg 70,1 69,5 69,5 68,7 68,1 Andere 29,9 30,5 30,5 31,3 31,9 Summe 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 Quelle: Krankenhausdiagnosestatistik der BGV 2011 bis 2015 Es handelt sich hier um eine Fallstatistik, sodass nicht direkt auf die Patientinnen und Patienten (Bürger) geschlossen werden kann, wenn eine Patientin/ein Patient in einem Jahr mehrfach im Krankenhaus behandelt wurde, werden auch mehrere Fälle dokumentiert. Die Daten für das Jahr 2016 liegen noch nicht vor. 10. Welche Notfallpraxen mit durchgehender Besetzung in der Nacht gibt es in Hamburg? Die beiden ambulanten Notfallpraxen Altona und Farmsen sind Mo., Di., Do., Fr. 19 bis 24 Uhr, Mi. 13 bis 24 Uhr sowie Sa., So. und an Feiertagen von 7 bis 24 Uhr geöffnet. Der telefonisch erreichbare „Ärztliche Notfalldienst“ der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH) ist durchgehend in der Nacht im Einsatz (siehe: http://www.kvhh.net/kvhh/pages/index/p/221). Darüber bestehen an vier Hamburger Kinderkliniken (Altonaer Kinderkrankenhaus, Kath. Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, Asklepios Klinik Nord und HELIOS Mariahilf Klinik) ein Kinderärztlicher Notfalldienst der KVH am Samstag, Sonntag und Feiertagen in der Zeit von 10 bis 18/17 Uhr (siehe http://www.kvhh.net/kvhh/pages/index/p/ 223). 11. Wie viele Patienten wurden in den Jahren 2011 – 2016 in den Notfallpraxen behandelt? Bitte nach Jahren aufschlüsseln. Nach Auskunft der KVH haben sich die jährlichen Fallzahlen in den beiden Notfallpraxen wie folgt entwickelt: Notfallpraxis Altona Fälle Notfallpraxis Farmsen Fälle 2011 28.374 30.475 2012 29.805 31.481 2013 32.395 35.043 2014 34.250 36.712 2015 34.388 37.642 Drucksache 21/8379 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Notfallpraxis Altona Fälle Notfallpraxis Farmsen Fälle 2016 37.172 40.255 12. Sind die Behandlungen in den Notaufnahmen der Krankenhäuser teurer als in den Notfallpraxen? Wenn ja: Warum ist das so? Siehe Drs. 21/1092.