BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/9368 21. Wahlperiode 13.06.17 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dr. Alexander Wolf (AfD) vom 07.06.17 und Antwort des Senats Betr.: Lehrer benötigen immer öfter schulpsychologische Hilfe? Nach einem Bericht der „Lübecker Nachrichten“ vom 29.05.2017 nehmen Lehrer immer häufiger schulpsychologische Dienste in Anspruch.1 Dies vorausgeschickt frage ich den Senat: Für Hamburg trifft die in der Anfrage zitierte Entwicklung nicht zu. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Welche psychologischen Unterstützungsangebote bietet die BSB für Hamburger Lehrer an? 2. Wie hat sich die Inanspruchnahme dieser Unterstützungsangebote in den letzten fünf Jahren entwickelt? Bitte anhand der erfolgten Interventionen umfassend darlegen. Bitte die Beratungsinanspruchnahmen aufschlüsseln nach Schularten und Stadtteilen. Die psychologischen Unterstützungsangebote sind in der für Bildung zuständigen Behörde ein Bestandteil des Gesundheitsmanagement und dienen dem Ziel, Gesundheit , Arbeitszufriedenheit und Leistungsfähigkeit zu erhalten und vorhandene Ressourcen zu stärken. Prävention ist der allgemeine Oberbegriff für alle Interventionen, die zur Vermeidung oder Verringerung des Auftretens, der Ausbreitung und der negativen Auswirkungen von Krankheiten oder Gesundheitsstörungen, zu denen auch Belastungs- und Krisensituationen gehören, beitragen. Im Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) fördert das Referat Gesundheit mit seinen psychologischen Unterstützungsangeboten soziale und personale Kompetenzen des pädagogischen Personals. Damit werden die Fähigkeiten gestützt, mit sich selber, mit anderen und mit den Belastungen des Arbeitsplatzes Schule in wirksamer, der Arbeitszufriedenheit und Gesundheit dienlicher Weise umzugehen (http://li.hamburg.de/gesundheit/). Psychologische Einzelberatung erhalten alle Beschäftigten der für Bildung zuständigen Behörde in der Beratungsstelle für Krisenbewältigung und Abhängigkeitsprobleme (BST) am LI (http://li.hamburg.de/bst/). In diesem Rahmen werden folgende Unterstützungsangebote vom Referat Gesundheit des LI bereitgehalten: A) Systemische Beratung der Schulen/Kollegien zum betrieblichen Gesundheitsmanagement . Das heißt Planung, Durchführung und Auswertung von zwei- bis vierstündigen Konferenzen beziehungsweise Ganztageskonferenzen mit Maßnahmen zum Erhalt der Leistungsfähigkeit, zur Stärkung der vorhandenen Ressourcen und zur Belastungsreduzierung. 1 http://www.ln-online.de/Nachrichten/Norddeutschland/Lehrer-brauchen-zunehmendschulpsychologische -Hilfe (abgerufen am: 01.06.2017). Drucksache 21/9368 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 B) Zentrale und auf Nachfrage schulintern organisierte Fortbildungs-/Trainings- und Supervisionsangebote. Das heißt Unterstützung bei der Gestaltung von Maßnahmen zur Personalgesundheit mit dem Ziel der nachhaltigen Belastungsreduzierung wie zum Beispiel der Stressbewältigung und Achtsamkeit, des gesundheitsförderlichen Selbstmanagements und zur Auseinandersetzung mit der sich verändernden Berufsrolle. C) Individuelle Beratung (beziehungsweise Coaching) von pädagogischem Personal durch die BST. Das heißt individuelle, kostenlose und vertrauliche Beratung für Mitarbeiter/-innen, die sich dauerhaft mit Ihrer Arbeit überfordert fühlen. Grundsätzlich lassen sich die Beratungsanlässe und -anfragen nicht trennscharf einer speziellen beruflichen Belastung zuzuordnen. Für die Inanspruchnahme der Schul- und Einzelberatungen in absoluten Zahlen siehe folgende Tabelle: Kalenderjahr A) Systemische Beratungen (Anzahl der Schulberatungen ) B) Fortbildungen , Training, Supervision (Anzahl der Schulberatungen ) C) Individuelle Beratungen/ Coachings (Anzahl der Individualberatungen ) 2012 50 21 614 2013 94 29 890 2014 93 25 1004 2015 89 74 590 2016 96 72 730 Quelle: Interne Daten des LI Die folgende Tabelle zeigt die Inanspruchnahme der Angebote A bis C des Referats Gesundheit des LI durch pädagogische Fachkräfte (Lehrkräfte und schulische Erzieherinnen und Erzieher) aufgeschlüsselt nach Schulformen: Kalenderjahr Grundschulen Gymnasien Stadtteilschulen Berufliche Schulen Sonderschulen / ReBBZ 2012 43,2% 13,6,% 19,7% 13,6% 9,9% 2013 41,8% 8,9% 25,4% 17,9% 6,0% 2014 41,3% 18,5% 31,0% 7% 2,2% 2015 40,7% 17,8% 28% 11% 2,5% 2016 41,9% 25% 16,9% 12,9% 3,2% Quelle: Interne Daten des LI Eine Auswertung nach Stadtteilen ist mit der Dokumentation durch das Teilnehmerinformationssystem (TIS) beziehungsweise dem Berichtswesen des LI nicht möglich. Außerdem werden Anfragen von Lehrerinnen und Lehrern zu pädagogischen und schulpsychologischen Fragestellungen in wöchentlichen Fallkonferenzen besprochen und in den Beratungsabteilungen der Regionalen Beratungs- und Unterstützungsstellen (ReBBZ) nach fachlichen Gesichtspunkten verteilt. Zeigt sich in der Beratung, dass persönliche Fragestellungen hinsichtlich Überlastungssituationen im Vordergrund stehen, wird an die BST im LI verwiesen. Die ReBBZ arbeiten multiprofessionell und die interne Dokumentation differenziert die Fallbearbeitungen nicht nach Professionen . Insofern ist eine Ausweisung der Anfragen mit einem schulpsychologischen Hintergrund nicht möglich. Die fachliche Unterstützung der Beratungsstelle Gewaltprävention bezieht sich auf die schulische Krisenintervention nach Gewaltvorfällen, die Beratung der Schulleitungen und Kollegien zu geeigneten Präventionsmaßnahmen, die Beratung im Einzelfall und die Fortbildung der schulischen Fachkräfte zu unterschiedlichen Fragestellung der Gewaltprävention und der schulischen Einzelhilfe.