BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/9495 21. Wahlperiode 27.06.17 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein (FDP) vom 19.06.17 und Antwort des Senats Betr.: Erstes Bundes-Zentralabitur auf dem Prüfstand: Wie schnitten Hamburgs Schüler im Abitur 2017 ab? Der aktuelle Abitur-Jahrgang war der erste, der am neuen Bundes-Zentralabitur teilgenommen hat: In vier Fächern (Deutsch, Englisch, Französisch, Mathematik) gab es einen von der Kultusministerkonferenz gemeinsam erarbeiteten Aufgabenpool. Aus diesem konnten sich die Bundesländer für ihre eigenen Abituraufgaben bedienen. Sie mussten es jedoch nicht. Hierdurch besteht die Gefahr, dass viele Länder sich nur in geringfügigem Maße beteiligt haben – sich etwa nur eine leichte Aufgabe herausgriffen – und ein echtes bundesweites Zentralabitur in weiter Ferne bleibt. In einer Anfrage der FDP-Fraktion beantwortete der Senat Fragen nach diesem Aufgabenpool nicht mit der Begründung, eine Vereinbarung der Bundesländer würde Auskünfte hierzu während des laufenden Prüfungsverfahrens nicht zulassen (Drs. 21/7520). Da die Prüfungen nun beendet sind, sind Auskünfte hierzu wichtig, um den ersten Durchlauf des Abiturs mit Aufgaben aus dem Bundespool qualitativ bewerten zu können. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Die Abiturprüfungen des Abiturjahrgangs 2017 sind noch nicht abgeschlossen. Die Abiturquoten, die Teilnehmerzahl, die Durchfallquoten und die Anzahl der 1,0-Abiture werden mit einer Abfrage der Schulen nach Abschluss aller Prüfungen (7. Juli 2017) ermittelt. Diese Angaben (ohne Berufsoberschulen) werden voraussichtlich im Laufe der 28. KW vorliegen. Die Durchschnittsnoten der schriftlichen Abiturprüfungen im Fach Mathematik werden im Laufe der 26. KW vorliegen und danach qualitätsgesichert , ebenso für die Fächer Deutsch, Englisch und Französisch. Die Prüfungsergebnisse in allen Fächern werden vom Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung (IfBQ) im Rahmen des Monitorings der Abschlussprüfungen erhoben. Dabei sind die Schulen aufgefordert, die Ergebnisse der schriftlichen und mündlichen Abiturprüfungen bis zum Schuljahresende an die zuständige Behörde zu melden, wobei erfahrungsgemäß nicht alle Schulen bis zu den Sommerferien ihre Ergebnisse fristgerecht geliefert haben werden. Die umfassenden Prüfungen auf Vollständigkeit , Konsistenz und Korrektheit sowie das Nachfassen der Daten von säumigen Schulen dauert erfahrungsgemäß circa vier bis fünf Wochen. Ein vollständiger qualitätsgesicherter Ergebnisdatensatz zu den Abiturprüfungen des aktuellen Schuljahrs liegt der zuständigen Behörde demnach aller Voraussicht nach im Herbst 2017 vor. Der am Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) im Auftrag der Kultusministerkonferenz (KMK) erstellte bundesweite Aufgabenpool enthält ausschließlich wissenschaftlich überprüfte Abituraufgaben, die den Bildungsstandards für die Drucksache 21/9495 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 allgemeine Hochschulreife entsprechen und bezogen auf die Schwierigkeiten gleichwertig sind, siehe auch Drs. 21/7520. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt: 1. Wie viele Schüler besuch(t)en im Schuljahr 2016/2017 die zwölfte Klasse eines Gymnasiums beziehungsweise die dreizehnte Klasse einer Stadtteilschule und haben sich damit auf die Abiturprüfung in diesem Frühsommer vorbereitet? Bitte aufschlüsseln nach Schulform und Trägerschaft (staatlich und privat). Gemäß Schuljahreserhebung 2016 besuchen im Schuljahr 2016/2017 3.315 Schülerinnen und Schüler Jahrgangsstufe 13 einer staatlichen Stadtteilschule, an den nicht staatlichen Stadteilschulen sind es 389. Jahrgangsstufe 12 eines staatlichen Gymnasiums besuchen 5.597 Schülerinnen und Schüler, an nicht staatlichen Gymnasien sind es 570 Schülerinnen und Schüler. 2. Wie viele dieser Schüler haben im aktuellen Schuljahr an den schriftlichen Abiturprüfungen teilgenommen und wie viele davon waren nicht zugelassen für die Abiturprüfungen? Bitte aufschlüsseln nach Schulform und Trägerschaft (staatlich und privat). 3. Wie viele der Schüler, die an den schriftlichen Abiturprüfungen teilgenommen haben, wurden nicht zur mündlichen Abiturprüfung zugelassen, sind also bei den schriftlichen Prüfungen durchgefallen? Bitte aufschlüsseln nach Schulform und Trägerschaft (staatlich und privat). 4. Welcher Notendurchschnitt insgesamt wurde hamburgweit erzielt? Bitte zusätzlich aufschlüsseln nach Schulform und Trägerschaft (staatlich und privat). 5. Welchen Notendurchschnitt haben die einzelnen Schulen erzielt? Bitte jeweils dazu Schulform und Trägerschaft (staatlich und privat) angeben. 6. Wie viele Schüler sind durch die Abiturprüfungen durchgefallen? Wie hoch ist die hamburgweite Durchfallquote beim Abitur? Bitte zusätzlich aufschlüsseln nach Schulform und Trägerschaft (staatlich und privat). 7. Wie ist die Durchschnittsnote der schriftlichen Abiturprüfung im Fach Mathematik? Bitte gesamt angeben und zusätzlich aufschlüsseln nach Schulform und Trägerschaft (staatlich und privat). 8. Gibt es Auffälligkeiten in bestimmten Fächern hinsichtlich des Abschneidens ? Wenn ja, bitte erläutern. 9. Wie viele Schüler haben einen Abiturdurchschnitt von 1,0 erreicht? Wie viel Prozent entspricht dies? 10. Wenn die Antworten zu Fragen 1. – 9. nicht vorliegen: Wann genau werden sie vorliegen? Siehe Vorbemerkung. 11. Sind, wie vom Senat angekündigt (Drs. 21/7520), tatsächlich in allen vier Fächern (Deutsch, Mathematik, Englisch, Französisch) Aufgaben aus dem gemeinsamen Pool der Bundesländer entnommen worden, sodass jeder Schüler in seiner Abiturprüfung mindestens eine Aufgabe aus dem Länderpool bearbeiten musste? In allen vier Fächern wurden Aufgaben aus dem gemeinsamen Pool der Bundesländer entnommen. In den Fächern Mathematik, Englisch und Französisch hat jede Schülerin und jeder Schüler zwei Aufgaben aus dem Pool bearbeiten müssen. Im Fach Deutsch stammten von vier Aufgabenvorschlägen auf erhöhtem Anforderungsniveau , aus denen die Schülerinnen und Schüler auswählen konnten, zwei aus dem Pool, im grundlegenden Anforderungsniveau war von drei Aufgaben, die den Schülerinnen und Schülern vorlagen, eine Aufgabe aus dem Pool. Insofern hing es Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/9495 3 von der Auswahl der Schülerin oder des Schülers ab, ob eine Aufgabe aus dem gemeinsamen Pool der Bundesländer zu bearbeiten war. 12. Gab es Unregelmäßigkeiten (Sicherheitsvorfälle) in Hamburg bei den Bundes-Zentral-Aufgaben? Wenn ja, bitte erläutern. Nein. 13. Nachdem das Prüfungsverfahren nun beendet wurde: Wie viele Aufgaben waren in dem Aufgabenpool für jeweils welches Fach auf welchem Anforderungsniveau enthalten? Das laufende Prüfungsverfahren in den 16 Bundesländern ist noch nicht abgeschlossen . Im Übrigen siehe Drs. 21/7520. 14. Wie viele Aufgaben wurden von Hamburg ausgewählt und nach welchen Kriterien? 15. In welchem Verhältnis hat Hamburg Aufgaben aus dem Pool und eigene Aufgaben für die einzelnen Fächer zusammengestellt? 16. Aus wie vielen Aufgaben konnten die Schüler in den vier Fächern in der Prüfung jeweils wählen? Für die schriftliche Abiturprüfung im Fach Mathematik wurden alle 24 Aufgaben aus dem Aufgabenpool des IQB entnommen. Lediglich für die Prüflinge, die am Prüfungstag entschuldigt gefehlt haben, wurden in Hamburg Aufgaben entwickelt. Den Prüflingen wurden vier Aufgaben vorgelegt. Die Aufgabe I (ohne Hilfsmittel zu bearbeiten) bestand aus drei verbindlichen Unteraufgaben und drei alternativ zu bearbeitenden Unteraufgaben. Die komplexen Aufgaben II (Analysis), III (Analytische Geometrie) und IV (Stochastik) waren alle verbindlich. Im Fach Deutsch wurden zwei Aufgaben auf erhöhtem Niveau und eine Aufgabe auf grundlegendem Niveau aus dem Aufgabenpool des IQB entnommen. Den Prüflingen lagen auf erhöhtem Anforderungsniveau vier Aufgaben vor, von denen sie eine bearbeiten mussten, auf grundlegendem Anforderungsniveau waren es drei Aufgaben, von denen eine zu bearbeiten war. In den Fächern Englisch und Französisch wurden die Hörverstehens- und die Sprachmittlungsaufgabe für das grundlegende und erhöhte Niveau dem Pool entnommen und unverändert eingesetzt. Die eingesetzten Schreibaufgaben im grundlegenden und erhöhten Niveau zu den in Hamburg vorgegebenen Schwerpunktthemen wurden auf Basis der und in Übereinstimmung mit den Bildungsstandards zentral in der für Bildung zuständigen Behörde entwickelt. Den Prüflingen wurden jeweils eine Hörverstehensaufgabe, eine Sprachmittlungsaufgabe und zwei Schreibaufgaben vorgelegt . Von den zwei Schreibaufgaben mussten die Prüflinge eine Aufgabe bearbeiten . Die Auswahl der Aufgaben aus dem Pool erfolgte durch die Fachkommissionen und Aufgabenentwicklerkommissionen, die ihre Entscheidungen auf der Grundlage der „Richtlinie für die Aufgabenstellung und Bewertung der Leistungen in der Abiturprüfung “ (siehe http://www.hamburg.de/contentblob/ 3743364/d38d69d6c9012c77ca8fa47a225cd47c/data/ar-2015-dl.pdf) und der Regelungen für die zentralen schriftlichen Prüfungsaufgaben (http://www.hamburg.de/ contentblob/4428498/ea8deaf72300a7e6b9032c296912794b/data/abitur-a-heft- 2017.pdf;jsessionid=26FD8F34F1CFEF178D8DBC88231F0B78.liveWorker2) getroffen haben. 17. Wie bewertet der Senat den ersten Durchlauf des Bundes-Zentralabiturs ? Erst nach Abschluss der Prüfungen und auf der Grundlage der vorgesehenen Evaluation des Abiturs 2017 durch das IfBQ (siehe Vorbemerkung) und das IQB, bei dem der gemeinsam von den Ländern gestaltete Abituraufgabenpool für die Fächer Deutsch, Drucksache 21/9495 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Mathematik, Englisch und Französisch zum Einsatz kam, ist eine Bewertung des ersten Abiturs möglich.