BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/9571 21. Wahlperiode 04.07.17 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Michael Westenberger (CDU) vom 26.06.17 und Antwort des Senats Betr.: Hamburg wird Sitzland des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR) Mit der Pressemitteilung der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation vom 20. Juni 2017 wurde bekanntgegeben, dass Hamburg DLR-Sitzland werden solle und mit zwei Themenbereichen im TechCenter des Zentrums für Angewandte Luftfahrtforschung (ZAL) eine zukunftsweisende Forschungsinfrastruktur etablieren werde. Die Schwerpunkte dabei sollen die virtuelle Gesamtentwicklung und der 3D-Druck im Flugzeugbau sein. Die notwendige Finanzierung dafür habe der Senat jüngst beschlossen. Das DLR ist mit 10 Prozent als Gesellschafterin am ZAL beteiligt. Noch 2017 sollen die Institute ihre Arbeit in den ZAL-Räumlichkeiten aufnehmen. Die Grundfinanzierung des Bundes des DLR soll um 42,0 Millionen Euro jährlich aufgestockt werden, wovon 9,0 Millionen Euro für Hamburger Themenbereiche bestimmt sein werden. Zudem sollen in Hamburg bereichsübergreifend die Themen Industrie 4.0 und 3D-Druck bearbeitet werden. Unter den Akteuren (DLR, Freie und Hansestadt Hamburg, TUHH, Industrie) herrsche Einigkeit darüber, das DLR räumlich im TechCenter des ZAL anzusiedeln, um den engen Austausch mit den Luftfahrtakteuren herzustellen. Laut Pressemitteilung sind für diesen Zweck bereits 1.137 m² in dem Gebäude reserviert. Für die Forschungsinfrastruktur soll Hamburg in diesem Jahr 2 Millionen Euro zur Verfügung stellen und ab 2018 jährlich 1,6 Millionen Euro als Sitzlandbeitrag beisteuern. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Der Senat beantwortet die Fragen auf der Grundlage von Auskünften des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) wie folgt: 1. Welchen konkreten Nutzen erbringt der Sitz des DLR in der Freien und Hansestadt Hamburg für das Hamburger Luftfahrtcluster Hamburg Aviation ? Die Freie und Hansestadt Hamburg ist der drittgrößte zivile Luftfahrtstandort weltweit. Hierzu gehören neben den Global Playern wie der Airbus Operations GmbH, der Lufthansa Technik AG, Weltmarktführer im Bereich MRO (Maintenance, Repair & Overhaul ) und dem Flughafen 300 kleine und mittelständische Unternehmen sowie zahlreiche Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen. Bisher war das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) in Hamburg mit zwei kleineren Einrichtungen (der Abteilung „Human Factors in Aviation“ des DLR- Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin in Köln und dem Stiftungslehrstuhl „Institut für Lufttransportsysteme“ an der Technischen Universität Hamburg (TUHH)) vertreten, was nicht der Bedeutung Hamburgs als Luftfahrtstandort entspricht. Drucksache 21/9571 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Das Luftfahrtcluster Hamburg Aviation (HAv) hat bereits 2014 seine Strategie fortentwickelt und in diesem Zuge die Ansiedlung des DLR in Hamburg gefordert, siehe: http://www.hamburg-aviation.de/fileadmin/user_upload/Press/ HAv_Strategie_Zusammenfassung.pdf. Das DLR wird in Hamburg die beiden Bereiche „Systemarchitekturen in der Luftfahrt“ und „Modifikation und Instandhaltung“ bearbeiten. Mit der Ansiedlung verbindet Hamburg Aviation zugleich eine Stärkung im strategischen Kompetenzfeld „Lufttransportsysteme “ am Standort. 2. In welcher Verbindung steht das DLR mit wichtigen Akteuren wie Airbus, Lufthansa Technik sowie diversen Zulieferbetrieben? Das DLR ist Mitglied des Luftfahrtclusters sowie im Vorstand von Hamburg Aviation e.V. vertreten. Darüber hinaus ist das DLR Mitgesellschafter das Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung GmbH (ZAL) und entsendet dort einen Vertreter in den Aufsichtsrat. In allen Gremien arbeitet das DLR mit Vertretern von Airbus, Lufthansa Technik und des KMU-Verbands Hanse-Aerospace e.V. sowie mit weiteren Akteuren des Luftfahrtclusters (Unternehmen, Verbände, Behörden, Universitäten) zusammen. 3. An welchen konkreten Projekten soll an dem Standort im TechCenter des ZALs gearbeitet werden und aus welchen Produktgruppen werden diese mit welchem jeweiligen Anteil finanziert? Die beiden vorgenannten F&E-Bereiche „Systemarchitekturen in der Luftfahrt“ und „Modifikation und Instandhaltung“ haben ihre Schwerpunkte in der Digitalisierung (Digitaler Zwilling, Virtuelle Realität, Multidisziplinäre Optimierung, Virtuelle Zulieferkette) sowie in der Kopplung von virtuellen Modellen mit realen Anwendungen. Konkrete Projekte werden gegenwärtig ausgearbeitet. Bei der Finanzierung des DLR durch die Freie und Hansestadt Hamburg handelt es sich um eine Zuwendung zur gemeinsamen Grundfinanzierung des DLR durch Bund und Länder und nicht um eine Projektförderung. 4. Wann soll die tatsächliche Arbeit im TechCenter des ZAL aufgenommen werden und wann beginnen die einzelnen Projekte? Gegenwärtig werden die Verhandlungen zum Mietvertrag abgeschlossen, mit angestrebtem Mietbeginn in der zweiten Jahreshälfte 2017. Die ersten circa 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden anschließend ihre Arbeit im ZAL TechCenter aufnehmen . Im Übrigen siehe Antwort zu 3. 5. Was genau soll auf der beachtlichen Fläche von 1.137m² entstehen und welche Anschaffungen sind hier in Planung? Es entstehen circa 65 Büroarbeitsplätze. Auf der Laborfläche entstehen ein Applikationszentrum „MRO 4.0“, ein Bereich für die Forschung an Virtual Reality beziehungsweise Augmented Reality sowie ein Bereich für Versuchsvorbereitung und Komponentenaufbau für die Forschung an den Rumpf-Mockups von Airbus. 6. Wie wird der 3-D-Druck in Verbindung mit Airbus, Lufthansa Technik sowie den beteiligten Zulieferern eingesetzt? Die Forschung des DLR in Hamburg konzentriert sich auf die Einbindung der 3-D- Drucktechnologie in neue Produktions- und Wartungsprozesse. Es ist eine enge Zusammenarbeit mit Industriepartnern vorgesehen, die insbesondere zur Beantwortung von Fragen zur Zertifizierung und Zulassung essentiell ist. 7. Zwischen welchen Akteuren und zu welchem Zeitpunkt haben Gespräche über den Nutzen des DLR-Sitzes und den Standort im ZAL in Hamburg stattgefunden? Infolge der von Hamburg Aviation entwickelten Strategie haben Gespräche innerhalb des Vorstands von Hamburg Aviation mit den Unternehmen Airbus und Lufthansa Technik, den KMU und KMU-Verbänden, der ZAL GmbH, den Hochschulen, mit den zuständigen Behörden, mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und den Hamburger Bundestagsabgeordneten stattgefunden. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/9571 3 In Hamburg bildet die Luftfahrtindustrie den wichtigsten Treiber bei der Erforschung und Entwicklung additiver Fertigungsmethoden. Airbus baut im ZAL TechCenter seine 3-D-Druck-F&E-Abteilung auf und auch Lufthansa Technik führt im ZAL TechCenter entsprechende Arbeiten durch. Das DLR als kompetenter Partner für die umfangreichen Zertifizierungs- und Zulassungsverfahren ist dabei ein unverzichtbarer Kooperationspartner .