BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/9692 21. Wahlperiode 11.07.17 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Franziska Grunwaldt (CDU) vom 03.07.17 und Antwort des Senats Betr.: Fachkräftestrategie für Menschen mit Beeinträchtigung In Drs. 21/9408 heißt es, dass im Rahmen der Hamburger Fachkräftestrategie eine Analyse der Erwerbssituation sowie eine Bestandsaufnahme des Unterstützungssystems für Menschen mit Beeinträchtigungen erstellt worden sei. Derzeit würden auf dieser Grundlage Handlungsansätze erarbeitet. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Mit der Fachkräftestrategie reagiert der Senat auf den steigenden Bedarf an Fachkräften in den kommenden Jahren (siehe Drs. 20/8154). In diesem Rahmen unternehmen die Partner des Fachkräftenetzwerkes gemeinsame Anstrengungen, um auch die Erwerbsbeteiligung von Zielgruppen zu erhöhen, deren Erwerbsbeteiligung bisher unterdurchschnittlich sind. Hierzu zählen Menschen mit Beeinträchtigungen. Diese sind häufig gut qualifiziert. Hamburg möchte Unternehmen ermutigen, den Blickwinkel bei der Fachkräftesuche entsprechend zu erweitern. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen teilweise auf Grundlage von Auskünften der Agentur für Arbeit Hamburg (Agentur) und der KWB Koordinierungsstelle für Weiterbildung und Beschäftigung e.V. (KWB) wie folgt: 1. Von wem wurde diese Analyse unter wessen Beteiligung erstellt? Die Analyse zur Erwerbssituation von Menschen mit Behinderungen in Hamburg wurde im Rahmen des Fachkräftenetzwerkes durch die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) beauftragt und finanziert. Durchgeführt wurde diese von der KWB in Zusammenarbeit mit den Partnern des Fachkräftenetzwerkes. 2. Welche unerwarteten Erkenntnisse hat die Analyse ergeben beziehungsweise welche Defizite hat sie offengelegt, sodass neue Handlungsansätze notwendig sind? Die Studie statuiert die im Vergleich signifikant geringere Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Hamburger Arbeitsmarkt. Auch wenn die Erwerbsbeteiligung aufgrund lückenhafter Datenlage, unterschiedlicher Erhebungszeitpunkte und -methoden nicht exakt messbar ist, lässt sich festhalten, dass Menschen mit Beeinträchtigungen auf dem Hamburger Arbeitsmarkt unterrepräsentiert und in der betrieblichen Ausbildung zahlenmäßig kaum vertreten und einem höheren Langzeitarbeitslosigkeitsrisiko ausgesetzt sind. Dieser Befund ist nicht unerwartet. Die genauere Analyse trägt aber dazu bei, Bereiche zu identifizieren, in denen Handlungsansätze zur Steigerung der Erwerbsbeteiligung als zielführend angesehen werden. Die Schwerpunktsetzung der Hamburger Arbeitsmarktpolitik für Menschen mit Beeinträchtigungen wird dementsprechend ausgerichtet. Siehe auch: http://www.hamburg.de/contentblob/7627658/ 6d665296cfbe1f01bb950b8c9f4e927f/data/analyse-erwerbsbeteiligung-behindertebarrierefrei .pdf. Drucksache 21/9692 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 3. Welche Stelle arbeitet derzeit an den Handlungsansätzen? Die Handlungsansätze werden gemeinsam mit den Partnern des Fachkräftenetzwerkes unter Federführung der zuständigen Behörden weiterentwickelt. 4. Wann ist mit Fertigstellung der Handlungsansätze zu rechnen? 5. Werden diese veröffentlicht? Wenn ja, an welcher Stelle? Wenn nein, warum nicht? Die Veröffentlichung der Handlungsansätze ist auf der Internetseite des Fachkräftenetzwerkes (http://www.hamburg.de/fachkraefte/) geplant. Im Übrigen sind die Überlegungen hierzu noch nicht abgeschlossen. 6. In Drs. 21/9408 wird außerdem betont, dass die Hamburger Fachkräftestrategie darauf abziele, Unternehmen für die Potenziale von Menschen mit Beeinträchtigungen zu sensibilisieren und die Erwerbsbeteiligung der Zielgruppe zu erhöhen. a) In welcher Art und Weise sensibilisiert der Senat seit wann Unternehmen für die Potenziale von Menschen mit Beeinträchtigung? b) Wie viele Unternehmen aus welchen Branchen und mit welcher Betriebsgröße wurden in den Jahren 2014, 2015 und 2016 gezielt darauf angesprochen? Der Senat engagiert sich seit 2014 mit der Umsetzung der Hamburger Fachkräftestrategie auf vielfältige Weise, die Erwerbssituation von Menschen mit Beeinträchtigungen zu erhöhen. Dies erfolgt unter anderem in Form von Fachveranstaltungen, Newslettern und Veröffentlichung auf der Website. Die BASFI finanziert verschiedene Projekte , die die Zielsetzungen der Fachkräftestrategie unterstützen (siehe hierzu Drs. 21/9329 und Drs. 21/9408). Der gemeinsame Arbeitgeber-Service Reha/SB der Agentur für Arbeit Hamburg und des Jobcenters informiert und berät Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber hinsichtlich der Einstellung schwerbehinderter Menschen, insbesondere auch zu speziellen Förderleistungen für diesen Personenkreis. Jobcenter und Agentur für Arbeit veranstalten in der Regel jährlich eine Messe, die sich an Unternehmen und Menschen mit Beeinträchtigungen richtet. 2015 wurden 640 Betriebe angesprochen und zu einer Veranstaltung der Agentur für Arbeit im Rahmen der „Woche der schwerbehinderten Menschen“ eingeladen. 2016 wurden 830 Betriebe bezüglich des steigenden Fachkräftebedarfs in Hamburg kontaktiert und mit Informationsmaterial ausgestattet. Kontaktiert wurden Hamburger Betriebe aller Branchen mit mindestens 20 Beschäftigten, die eine Ausgleichsabgabe zahlen. Für das Jahr 2014 wurde keine Erfassung der angesprochenen Betriebe vorgenommen, sodass keine Auswertungen vorliegen. Darüber hinaus gab es seitens der BASFI und von den Partnern des Fachkräftenetzwerkes Veranstaltungen zur Sensibilisierung von Unternehmen für die Potenziale von Menschen mit Beeinträchtigungen: Jahr Maßnahmen 2014 Kaminabend „Arbeitswelt inklusiv – Beispiele aus der Unternehmenspraxis “ im Rahmen des Demographie-Netzwerk e.V. (ddn) mit 36 Teilnehmern /-innen aus 28 Unternehmen, davon 20 kleine und mittlere Unternehmen (KMU), aus den Branchen Einzelhandel, Dienstleistungen, Medien , Consulting, Personaldienstleistungen, Sicherheit, Öffentliche Verwaltung , Logistik, Industrie, IT, Tourismus und Finanzdienstleistungen. Drei Workshops zum Betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM) im Rahmen von ddn mit 28 Teilnehmern/-innen aus 22 Unternehmen, davon sieben KMU, aus den Branchen Werbung, Industrie, Logistik, Dienstleistungen , Gesundheit, Bildung, Einzelhandel, Wohnungswirtschaft und Personaldienstleistungen . Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/9692 3 Jahr Maßnahmen 2015 Senatsempfang/Spitzengespräch mit Unternehmen zur Unterzeichnung der Absichtserklärung „Letter of Intent“ zur Förderung eines inklusiven Arbeitsmarktes. Elf innerbetriebliche Workshops mit 18 Teilnehmern/-innen aus drei Unternehmen , davon zwei KMU, aus den Branchen Logistik und Gesundheitswirtschaft . Zwei Workshops zum Betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM) im Rahmen von ddn mit 28 Teilnehmern/-innen aus 22 Unternehmen, davon sieben KMU, aus den Branchen Werbung, Industrie, Logistik, Dienstleistungen , Gesundheit, Bildung, Einzelhandel, Wohnungswirtschaft und Personaldienstleistungen . 2016 Forum „Mit Handicap – ohne Barriere. Wie setzen wir Inklusion erfolgreich um?“ im Rahmen des ddn-Fachkongresses „Vielfalt heute und morgen gestalten – Beispiele aus der Unternehmenspraxis“ mit 30 Teilnehmern-/ innen aus 19 Unternehmen, davon neun KMU, aus den Branchen Personaldienstleistungen , öffentliche Verwaltung, Consulting, Gesundheit, Bildung , Dienstleistungen, Finanzdienstleistungen, Maritime Wirtschaft, Industrie und Kammern/Verbände. Drei Workshops zum BEM im Rahmen von ddn mit 28 Teilnehmern/-innen aus 22 Unternehmen, davon sieben KMU, aus den Branchen Werbung, Industrie, Logistik, Dienstleistungen, Gesundheit, Bildung, Einzelhandel, Wohnungswirtschaft und Personaldienstleistungen. Zehn Veröffentlichungen in Newslettern und auf den Homepages zu verschiedenen Einzelthemen, zur Woche der Inklusion sowie zur Studie „Analyse zur Erwerbssituation von Menschen mit Behinderung in Hamburg“. Die Newsletter gingen an insgesamt 6.430 Empfänger/-innen aus Unternehmen aller Branchen und Unternehmensgrößen. (Differenzierung nach Unternehmensgröße und Branchen ist wegen der Anzahl und der für die Beantwortung zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich). 2017 Öffentlichkeitswirksame Eröffnung des neuen Standortes des Jobcenters für schwerbehinderte Menschen. Veranstaltung „Alle Potenziale an Bord? Personalvielfalt als Schlüssel zum Erfolg“ der KWB e.V. Geplant: Bewertung der Wirkung des „Letter of Intent“ zur Förderung eines inklusiven Arbeitsmarktes, erneutes Spitzengespräch mit Unternehmen Die Homepages der durch die BASFI finanzierten Projekte verzeichneten insgesamt rund 70.000 Besucher/-innen. Eine Auswertung aller Besucher/-innen im Hinblick auf Unternehmenszugehörigkeit, Branchenzugehörigkeit und Größe des Unternehmens ist nicht möglich. c) Hat der Senat in den letzten Jahren die Erwerbsbeteiligung der Zielgruppe erhöht? Wenn ja, innerhalb welchen Zeitraums von welchem Wert auf welchen Wert? Wenn nein, warum nicht? Die Erwerbsbeteiligung von Menschen mit Behinderungen lässt sich nicht exakt ermitteln . Zur näherungsweisen Betrachtung wird auf die Analyse zur Erwerbssituation von Menschen mit Behinderungen in Hamburg verwiesen (http://www.hamburg.de/ contentblob/7627658/6d665296cfbe1f01bb950b8c9f4e927f/data/analyseerwerbsbeteiligung -behinderte-barrierefrei.pdf). Darüber hinaus liegen der zuständigen Behörde keine entsprechenden Daten vor.