BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/9725 21. Wahlperiode 11.07.17 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Prof. Dr. Jörn Kruse (AfD) vom 05.07.17 und Antwort des Senats Betr.: Ringvorlesung „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ Im Jahr 1994 wurde an der Universität Hamburg die „AG Queer Studies“ ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich nach eigenen Angaben um eine „Arbeitsgemeinschaft von Studierenden und Nicht-(Mehr-)Studierenden verschiedener Fächer“1, deren Mitglieder jedes Semester die Ringvorlesung „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ organisieren. Das Ziel dieser Arbeitsgemeinschaft besteht darin, „sich mit (hetero-)sexistischen gesellschaftlichen Hierarchisierungen, Normierungsprozessen und den Möglichkeiten des politischen Handelns“ auseinanderzusetzen.2 Ferner wollen die Organisatoren die Ringvorlesung als „Raum“ verstanden wissen, „der von den Entwicklungen der deutschsprachigen Queer-Debatte geprägt ist und in dem diese weiter geführt wird. Schließlich wird auf den Befund hingewiesen, dass „die Simultanität gesellschaftlicher Herrschaftsverhältnisse stärker in den Vordergrund gerückt ist“. Seit 2002 wird die von der „AG Queer Studies“ konzipierte Ringvorlesung „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ offiziell als Studienangebot geführt, wo sie als Nebenfach für Magister- und Diplomstudiengänge sowie seit der Ratifizierung des Bologna-Prozesses in Form des Masters „Gender und Arbeit“ belegt werden konnte. Ferner kann die Ringvorlesung, die seither Teil des interdisziplinären Curriculums ist, im Rahmen des Studiums für die Zertifikate „Genderkompetenz“ und „Intersektionalität & Diversity“ des Zentrums Gender Wissen angerechnet werden. Die finanziellen Mittel für die Ringvorlesung werden der „AG Queer Studies“ vom AStA der Universität Hamburg, der Arbeitsstelle für Wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Hamburg und dem Zentrum Gender Wissen (Gemeinsame Kommission Gender & Diversity) bereitgestellt. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Bei der AG Queer Studies gibt es keine Einschreibungen. Die Ringvorlesung „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ können Studierende im „Freien Wahlbereich“ besuchen. Sie ist öffentlich und richtet sich auch an außeruniversitäre Zuhörer und Zuhörerinnen. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der Universität Hamburg (UHH) wie folgt: 1 Faktisch sind vor allem Studenten aus den Sozial- beziehungsweise Gender-Wissenschaften involviert. 2 Confer http://agqueerstudies.de/uber-die-ag-queer-studies/. Drucksache 21/9725 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 1. Wie viel Geld stellen die eingangs genannten Finanziers der „AG Queer Studies“ pro Semester sowie jährlich zur Verfügung? Bitte jeweils einzeln angeben für: a) AStA der Universität Hamburg; Im Haushalt des AStA der UHH sind im Haushaltsjahr 2016/2017 für die Ringvorlesung „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ 5.500 Euro eingestellt. b) Arbeitsstelle für Wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Hamburg; Siehe Anlage. Über die Höhe der finanziellen Förderung wurde in jedem Semester neu entschieden, daher gibt es für jedes Semester unterschiedliche Förderbeträge. c) Zentrum Gender Wissen. Die hochschulübergreifende Gemeinsame Kommission Gender und Diversity der Hamburger Hochschulen (Zentrum Gender Wissen) stellt für die Veranstaltungen der Ringvorlesung „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ jedes Semester 1.250 Euro zur Verfügung. 2. Seit wann besteht diese Förderung? Den Angaben des AStA der UHH zufolge besteht nach derzeitigem Kenntnisstand seit dem Haushaltsjahr 2011/2012 im AStA der Haushaltstitel Vorlesung „Jenseits der Geschlechtergrenzen“. Durch die Arbeitsstelle für Wissenschaftliche Weiterbildung (AWW) der UHH wird die Ringvorlesung „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ seit Sommersemester 1999 mit Ausnahme des Wintersemesters 2005/2006 gefördert. Die Förderung des Zentrums Gender Wissen besteht seit 2009. 3. Inwieweit hat sich diese Förderung seit ihrer erstmaligen Bewilligung verändert? Ist sie womöglich gewachsen beziehungsweise geschrumpft? Die zugrunde liegende Entwicklung bitte in Hinblick auf die oben genannten Finanziers und deren Förderbeträge skizzieren. Den Angaben des AStA der UHH zufolge war im Haushaltsjahr 2011/2012 der Ansatz marginal geringer. Seit dem Haushaltsjahr 2012/2013 beträgt die Förderung 5.500 Euro. Die Höhe der finanziellen Förderung durch die AWW der UHH schwankte (siehe Anlage). Die Förderungssumme des Zentrums Gender Wissen hat sich im genannten Zeitraum nicht verändert. 4. Was verbirgt sich hinter den Zertifikaten „Genderkompetenz“ und „Intersektionalität & Diversity“? Die Zertifikate „Genderkompetenz“ und „Intersektionalität und Diversity“ bescheinigen die erfolgreiche Teilnahme an mindestens vier Lehrveranstaltungen der Hamburger Hochschulen in ihren Studienfächern zu Lehrschwerpunkten Gender Studies, Diversity , Intersektionalität und Queer Theory. Das Zertifikat wird von der hochschulübergreifenden Gemeinsamen Kommission Gender & Diversity vergeben. 5. Wie viele Studenten/-innen beziehungsweise Lerninteressierte/-innen sind gegenwärtig für Lehrangebote der „AG Queer Studies“ eingeschrieben ? 6. Wie viele waren es im Wintersemester 2016/2017 und Sommersemester 2016? Teilnehmerzahlen an den Vorträgen der Ringvorlesung werden statistisch nicht erfasst. Im Übrigen siehe Vorbemerkung. 7. Wie bewertet der Senat das Engagement der „AG Queer Studies“ gegen den G20-Gipfel in Hamburg, wie es unter anderem in dem Vortrag vom 24.05.2017 „Queer-feministische Organisierung gegen den G20-Gipfel in Hamburg – Vertreter_innen des FLTI*Bündnisses berichten“ formuliert worden ist? Der Senat hat sich damit nicht befasst. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/9725 3 8. Warum dürfen Referenten als Lehrpersonal wirken, die nachweislich keinen akademischen Hintergrund haben, sondern politische Aktivisten sind? 9. Wie viele Referenten, die im Rahmen der Ringvorlesungen seit 2002 unterrichtet haben, verfügen über keinen akademischen Abschluss? 10. Welche Voraussetzungen müssen solche Referenten erfüllen, um im Rahmen der Ringvorlesung ein Seminar leiten zu dürfen. Im Programm des Sommersemesters 2017 sind bei der Ringvorlesung „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ sieben von zehn Vortragenden ausgewiesene Akademiker und Akademikerinnen, zu den anderen drei gibt es keine näheren Angaben. Referentinnen und Referenten halten einen moderierten Einzelvortrag und leiten kein Seminar. Über die Referentinnen und Referenten der Ringvorlesungen seit 2002 liegen im Übrigen keine statistischen Daten vor. 11. Wie viele Kreditpoints beziehungsweise Studienleistungen anderer Art können durch den Besuch der Ringvorlesung erworben werden? Bei regelmäßiger Teilnahme an der Ringvorlesung und einem erfolgreichen schriftlichen Leistungsnachweis können zwei ECTS erworben werden. Drucksache 21/9725 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Anlage Für die Ringvorlesung „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ wurden in den vergangenen Semestern folgende Förderbeträge von der Arbeitsstelle für wissenschaftliche Weiterbildung (AWW) bewilligt: SoSe 1999 bis WiSe 03/04 keine Anträge SoSe 2004 812,00 EUR WiSe 2004/05 590,00 EUR SoSe 2005 800,00 EUR SoSe 2006 1.220,00 EUR WiSe 2006/07 800,00 EUR SoSe 2007 700,00 EUR WiSe 2007/08 700,00 EUR SoSe 2008 890,00 EUR WiSe 2008/09 572,40 EUR SoSe 2009 800,00 EUR WiSe 2009/10 941,00 EUR SoSe 2010 623,00 EUR WiSe 2010/11 800,00 EUR SoSe 2011 1.016,00 EUR WiSe 2011/12 513,00 EUR SoSe 2012 1.783,00 EUR WiSe 2012/13 760,00 EUR SoSe 2013 1.059,00 EUR WiSe 2013/14 582,00 EUR SoSe 2014 616,00 EUR WiSe 2014/15 386,00 EUR SoSe 2015 363,00 EUR WiSe 2015/16 741,00 EUR SoSe 2016 221,00 EUR WiSe 2016/17 181,00 EUR