BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/983 21. Wahlperiode 14.07.15 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Heike Sudmann (DIE LINKE) vom 06.07.15 und Antwort des Senats Betr.: Olympia 2024: Sensibler Umgang mit dem KZ-Außenlager Dessauer Ufer und den weiteren Lagereinrichtungen auf dem Kleinen Grasbrook? Auf dem geplanten Olympiagelände befindet sich das Lagerhaus G, ein ehemaliges KZ-Außenlager. Auf der dort angebrachten Gedenktafel ist zu lesen: „KZ-Außenlager Dessauer Ufer Von Juli bis September 1944 waren im Lagerhaus G bis zu 1.500 jüdische Frauen aus dem KZ Auschwitz untergebracht. Sie mußten bei Raffinerien u.a. Betrieben Aufräumungsarbeiten verrichten. Im Oktober 1944 wurde das Lager mit 1.500 männlichen Häftlingen belegt. Sie mußten beim Gleis- und Panzergrabenbau arbeiten sowie Aufräumungsarbeiten leisten. Nach einem schweren Bombenangriff wurde das Kommando vorübergehend bis Februar 1945 nach Fuhlsbüttel verlegt. Anfang April 1945 wurde das Lager aufgelöst.“ Nach den ersten Plänen zur Olympic City sollen für die Olympischen Spiele Zäune um das Lagerhaus herum errichtet werden. Zäune würden jedoch schnnell die Erinnerung an die KZ-Zäune wachrufen. Neben dem KZ-Außenlager gab es auf dem Kleinen Grasbrook auch mehrere Lager für ZwangsarbeiterInnen und Kriegsgefangene (vergleiche http://www.zwangsarbeit-in-hamburg.de). Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Welche Planungen gibt es bisher für den Umgang mit dem ehemaligen KZ-Außenlager? Falls Zäune errichtet werden sollen, bitte ich um Angaben zur Lage, zur geplanten Höhe und zum oberen Abschluss der Zäune. Siehe Drs. 21/966. 2. Mit welchen KZ-Gedenkstätten (zum Beispiel Auschwitz, Neuengamme) und/oder mit welchen Historikern/-innen wurde bisher Kontakt aufgenommen, um einen angemessenen Umgang mit dem Lagerhaus G und mit der Erinnerung an die dort begangenen Verbrechen zu ermöglichen? Bitte jeweils den Zeitpunkt des ersten Kontakts, die jeweilige Fragestellung und die bisherigen Ergebnisse der Zusammenarbeit angeben. Drucksache 21/983 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Am 25. Juni 2015 fand auf Einladung der Arbeitsgruppe Olympia der damaligen Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt ein Fachdialog unter anderem mit den Masterplanern, Mitarbeitern der Gedenkstätte Neuengamme und Vertretern des Denkmalschutzamtes auch zum Thema zukünftige Nutzung des „Lagerhaus G“ statt. Vorgabe für den Masterplan ist der Erhalt des denkmalgeschützten „Lagerhaus G“. 3. Auf der interaktiven Karte der Website http://www.zwangsarbeit-inhamburg .de sind auf dem Kleinen Grasbrook eine Reihe von Lagern für ZwangsarbeiterInnen und Kriegsgefangenen dargestellt. a. Welche jeweiligen Planungen gibt es für den Umgang mit den auf der Website genannten Lagern und Einrichtungen (bitte einzeln aufführen)? b. Wie wird sichergestellt, dass an den jeweiligen Standorten der Lager und Einrichtungen eine angemessene Erinnerung möglich wird? Konkrete Aussagen zur zukünftigen Ausgestaltung der Gedenkorte sind in der frühen Planungsphase noch nicht möglich, die Überlegungen dazu sind noch nicht abgeschlossen. 4. Für welche Areale beziehungsweise Gebäude auf dem Kleinen Grasbrook gibt es bereits ausgewiesene oder geplante Denkmalschutzvorhaben ? Folgende Gebäude auf dem Kleinen Grasbrook im Bereich der geplanten Olympic City sind bereits in die Denkmalliste eingetragen: ‐ Sachsenbrücke 8 (Melniker Ufer/Moldauhafen), Lagerhaus D, 1958 ‐ Dessauer Straße, am Dessauer Ufer, Lagerhaus F, um 1956 ‐ Dessauer Straße, am Dessauer Ufer, Lagerhaus G, 1903 Folgende Gebäude im Bereich westlich der geplanten Olympic City auf dem Kleinen Grasbrook sind bereits in die Denkmalliste eingetragen: ‐ Ensemble Australiastraße ohne Nummer, Kaischuppen 50, 51, 52, Beamtenwohnhaus Australiastraße 12, Bremer Kai mit Ausstattung, den Straßenflächen mit Pflaster sowie dem Hansahöft ‐ Dessauer Straße 2, Schuppen, Rollkräne, Bahnanlagen, um 1900 ‐ Veddeler Damm 14, Freihafenamt, um 1925 Für folgende Areale und Objekte auf dem Kleinen Grasbrook ist eine Unterschutzstellung geplant: ‐ Pegelmesser an der Westspitze, gegenüber der HafenCity (MarcoPolo-Tower/ Kreuzfahrtanleger), 1950er Jahre 5. Wie wird das Denkmalschutzamt in die Planungen zur Olympic City einbezogen? Das Denkmalschutzamt ist seit Beginn der Planungen regelhaft im Rahmen der üblichen Behördenabstimmungen einbezogen worden. Darüber hinaus waren Vertreter des Denkmalschutzamtes bei den im Zusammenhang mit dem Masterplanprozess stehenden behördeninternen Fachdialogen am 29. April 2015 und 25. Juni 2015 anwesend. Die Fachdialoge fanden auf Einladung der Arbeitsgruppe Olympia der ehemaligen Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt statt.