BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 21/9963 21. Wahlperiode 04.08.17 Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Heike Sudmann (DIE LINKE) vom 27.07.17 und Antwort des Senats Betr.: Die Wilde 13 – Eine berühmte, aber leider nicht zuverlässige MetroBus- Linie 13 für Wilhelmsburg (II) Verspätungen, längere Fahrzeiten und unzureichende Haltstellen auf der Linie M13 sorgen weiterhin für Verärgerungen bei den Fahrgästen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: Die Linie 13 bietet einen mit den anderen MetroBus-Linien vergleichbar guten Standard in der Angebotsqualität und weist keine betrieblichen Auffälligkeiten auf. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der Hamburger Verkehrsverbund GmbH (HVV) und der Hamburger Hochbahn AG (HOCHBAHN) wie folgt: 1. Aus meiner Schriftlichen Kleinen Anfrage (Drs. 21/8644) ergibt sich, dass die durchschnittliche Verspätung zwischen Kirchdorf (Süd) und S Veddel bei gut zwei Minuten liegt. Folglich sind einzelne Verspätungen wesentlich höher, was bei einem Fünf-Minuten-Takt dazu führen kann, dass zwei Busse gleichzeitig kommen und auf nachfolgende Busse mehr als fünf Minuten gewartet werden muss. Eine durchschnittliche Verspätung von gut zwei Minuten kann ausschließlich für die Fahrtrichtung Kirchdorf (Süd) zur S-Bahn-Station Veddel und nur für Fahrten in den Hauptverkehrszeiten der ersten drei Monate dieses Jahres bestätigt werden. In der Gegenrichtung, außerhalb der Hauptverkehrszeiten und in den vorangegangenen Jahren war die durchschnittliche Verspätung deutlich geringer. a. Wie hoch waren in den Fahrplanperioden vom Dezember 2010 bis Dezember 2016 jeweils die maximalen Verspätungen auf der Linie M13? Bitte für beide Richtungen angeben. Bei der HOCHBAHN wird keine Statistik über maximale Verspätungen geführt. Dennoch können aufgrund besonderer Ereignisse im Straßenverkehr (Verkehrsunfälle, Straßensperrungen, Verkehrsstaus) vereinzelt betriebliche Verspätungen im zweistelligen Minutenbereich entstehen. Durch den planmäßig sehr dichten Takt auf der Linie 13 sind die für die Fahrgäste spürbaren Verspätungen regelmäßig deutlich geringer. b. Wie oft konnte seit dem Fahrplanwechsel in 2016 der Fünf-Minuten- Takt nicht eingehalten werden? Bitte für beide Richtungen angeben. Eine sekundengenaue Einhaltung eines Fünf-Minuten-Taktes ist aufgrund der großen Zahl möglicher Störeinflüsse im allgemeinen Straßenverkehr nicht möglich. Sobald zwei aufeinanderfolgende Abfahrten einer Linie eine unterschiedliche Abweichung von der planmäßigen Abfahrtszeit aufweisen, beträgt der Fahrtenabstand nicht mehr genau fünf Minuten. Drucksache 21/9963 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 2 Im Übrigen wird die tatsächlich erreichte Fahrtenfolge nicht statistisch ausgewertet. 2. Welche Vorschläge und Ideen wurden – gegebenenfalls mit welchen Institutionen/Behörden – erörtert und geprüft, um die Fahrzeitverlängerung um eine Minute je Richtung zu vermeiden (Ampelvorrangschaltungen , Busspuren, Buscaps et cetera)? Die Planungen zur Umgestaltung der nördlichen Veringstraße im Rahmen des Geschäftsstraßenentwicklungskonzeptes und zur Veloroute 11 wurden vom Bezirksamt Hamburg-Mitte durchgeführt. Im Rahmen des Planungsprozesses wurden die Auswirkungen des Planungsansatzes auf den Busverkehr erörtert. Auf die Belange des Busverkehrs wurde zum Teil eingegangen. Die ursprünglich vorgesehene Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h wurde auf 25 km/h erhöht. Der Kreisverkehr wurde überfahrbar ausgelegt und die Haltestellen am Fahrbahnrand angelegt. Ampelvorrangschaltungen werden nicht durchgeführt, da die einzige Lichtsignalanlage im Planungsabschnitt durch einen Kreisverkehr ersetzt wurde. 3. Bei den Planungen für verschiedene Verkehrsmaßnahmen im Bereich des Linienverlaufs soll die HOCHBAHN sich gegen einzelne bauliche Veränderungen, wie zum Beispiel die Tempo-25-Zone ausgesprochen haben, weil sie in der Folge mehr Personal und Busse einsetzen müsse. a. Wie viele Fahrer/-innen und wie viele Busse wurden für die Bedienung der Linie M13 in den Jahren 2015 und 2016 jeweils benötigt und wie viele jeweils real eingesetzt? b. Wie viele Fahrer/-innen und wie viele Busse werden seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2016 für die Bedienung der Linie M13 benötigt und wie viele jeweils real eingesetzt? Die exakte Zahl eingesetzter Fahrerinnen und Fahrer sowie Busse ist auch unterjährigen Anpassungen unterworfen. Es ist in der für die Beantwortung einer Parlamentarischen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich, alle seit dem Jahr 2015 aufgetretenen Betriebszustände in Bezug auf den für die Linie 13 erforderlichen Personal - und Fahrzeugbedarf auszuwerten. Derzeit kommen montags bis donnerstags täglich bis zu 23 Busse und 37 Fahrerinnen und Fahrer auf der Linie 13 zum Einsatz. Dies entspricht auch dem realen Einsatz, sofern nicht außergewöhnliche Betriebsstörungen vorliegen. c. Welche zusätzlichen finanziellen Mitteln für die Linie M13 wurden der HOCHBAHN in welcher Höhe und zu welchen Zweck zur Verfügung gestellt? Bitte nach Jahren getrennt von 2010 bis 2016 angeben . Für die notwendigen Angebotsanpassungen wurden der HOCHBAHN keine zusätzlichen Mittel zur Verfügung gestellt. 4. Bei den Haltestellen der M13 gibt es Optimierungsmöglichkeiten, die bisher nicht ausgeschöpft wurden. a. So ist zum Beispiel der Zustand der Haltestelle an der Station S- Veddel völlig ungenügend. Bei der Einsetzung der Linie Richtung Kirchdorf (Süd) kann der Bus nicht in voller Länge an den Bordstein heranfahren. Dadurch ist der Einstieg von Personen mit Kinderwagen erheblich beeinträchtigt. Ist dem Senat dieser Sachverhalt bekannt? Falls ja, durch welche Maßnahmen zu welchen Zeitpunkt wird der Mangel behoben? Falls nein, warum ist dieser Sachverhalt unbekannt? Die Busumsteigeanlage an der S-Bahn-Station Veddel ist in den 1980er-Jahren geplant und gebaut worden. Bereits damals wurden die Belange eines Gelenkbuseinsatzes auf der Linie 155, der heutigen MetroBus-Linie 13, berücksichtigt. Grundsätzlich gilt auch auf der Linie 13 die Regel „Einstieg vorn“. Somit ist der Zustieg auf die erste und für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste auf die zweite Tür beschränkt. Die Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/9963 3 auf der Linie 13 eingesetzten Gelenkbusse können an der Busanlage vor Ort, Abfahrtshaltestelle A so am Bordstein vorfahren, dass die erste und zweite Tür nur einen geringen Abstand zum Bord haben. Der größere Abstand zum Bord an den weiteren Türen ist in diesem Fall kein gravierender Mangel, da diese Türen an der Starthaltestelle nicht zum Ein- oder Ausstieg vorgesehen sind. Betriebsbedingt kann es in Ausnahmefällen dazu kommen, dass ein Einstieg an Tür 3 (und fahrzeugmodellabhängig gegebenenfalls Tür 4) erforderlich wird. Bei gleichzeitiger Ankunft eines Busses der Linie 354 kann ein Spalt zwischen Bustür und Bordsteinkante entstehen. Vor dem Hintergrund der hohen Angebotsdichte und der sehr geringen Anzahl dieser Einzelfälle, wird hierin jedoch kein gravierender Mangel gesehen , da bei Bedarf auch das Fahrpersonal aushilft. b. An welchen Haltestellen der Linie M13 ist ein Heranfahren an eine erhöhte und dadurch den Zustieg und Ausstieg erleichternde Bordsteinkante (Kasseler Bord) vorhanden (zum Beispiel Haltestelle Mannesallee)? Die Aufgabe des Kasseler Bords besteht vor allem darin, den Verschleiß der Reifen bei dichtem Heranfahren zu verringern und auch ein näheres Heranfahren zu ermöglichen . Die nötige Einstiegshöhe von 16 cm ist bereits zuvor mit herkömmlichen Borden erreicht worden. Die Haltestellen Vogelhüttendeich (Richtung S Wilhelmsburg), Stübenplatz, Mannesallee und Rathaus Wilhelmsburg (Richtung S Veddel) sind mit Sonderborden ausgestattet . c. Aus welchem Grund gibt es die meist schlecht anzufahrenden Haltestellenbuchten statt direkt anzufahrender Haltestellen an der Straße ? Die Wahl zwischen Bucht- und Kap-Haltestelle ist einzelfallabhängig und unterliegt der Abwägung unterschiedlicher Faktoren (zum Beispiel Auswirkungen auf den fließenden und ruhenden Verkehr, Radverkehr, Platz für Haltebuchten, Berücksichtigung von Umsteigebeziehungen). d. Wann soll ein barrierefreier Umbau der Haltestellen der Linie M13 erfolgen? Falls es dazu noch keine Planungen gibt, weshalb nicht? Die Haltestellen werden sukzessive umgebaut, wenn der Zustand oder die Nutzungsumstände dies erfordern beziehungsweise andere Baumaßnahmen im Umfeld einen Umbau ermöglichen. 5. Wie bewertet der Senat die Situation der Linie M13 in Wilhelmsburg? Die MetroBus-Linie 13 stellt die wichtigste Buslinie in Wilhelmsburg dar. Als nachfragestärkste Verbindung auf der Elbinsel werden mit dieser Linie sowohl die zentralen Einkaufs- und Versorgungsbereiche als auch die beiden S-Bahn-Haltestellen Veddel und Wilhelmsburg sowie die Großwohnsiedlung Kirchdorf Süd angebunden. In den vergangenen Jahren wurde das Fahrtenangebot der MetroBus-Linie 13 kontinuierlich erweitert und an die gestiegene Nachfrage angepasst. Somit ist sichergestellt, dass die Kapazitäten ausreichend bemessen sind und allen Fahrgästen eine Mitfahrt ermöglicht wird. 6. Wie hat sich die Fahrgastzahl der Linie M13 seit dem Beginn der IBA Hamburg und des damit einhergehenden Anstiegs der Bevölkerung, vor allem im Reiherstiegviertel, entwickelt? Die Internationale Bauausstellung (IBA) startete offiziell im Jahr 2006. Die Entwicklung der Fahrgastnachfrage auf der MetroBus-Linie 13 an Werktagen ist in den folgenden Tabellen für die Jahre 2006, 2011 und 2017 dargestellt: Jahr: 2006 Haltestelle Einsteiger Aussteiger S Veddel 4.830 4.877 Harburger Chaussee 362 417 Werkcentrum Elbinsel 119 164 Drucksache 21/9963 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode 4 Jahr: 2006 Haltestelle Einsteiger Aussteiger Vogelhüttendeich 2.203 2.028 Stübenplatz 1.024 1.678 Mannesallee 3.283 2.510 Veringstraße (Mitte) 1.331 1.305 Krankenhaus Groß-Sand 1.184 1.295 Rotenhäuser Straße 1.184 1.321 Mengestraße 745 850 Rathaus Wilhelmsburg 359 450 Dratelnstraße 231 365 S Wilhelmsburg 5.609 5.314 Neuenfelder Straße (Schule) 574 746 Kirchdorfer Straße (Museum Elbinsel) 278 301 Karl-Arnold-Ring 689 645 Kirchdorf (Süd) 2.328 2.067 Summe 26.333 26.333 Jahr: 2011 Haltestelle Einsteiger Aussteiger S Veddel 6.750 6.760 Harburger Chaussee 338 422 Werkcentrum Elbinsel 152 213 Vogelhüttendeich 3.066 2.730 Stübenplatz 1.352 2.448 Mannesallee 4.303 3.110 Veringstraße (Mitte) 1.688 1.780 Krankenhaus Groß-Sand 1.458 1.609 Rotenhäuser Straße 1.690 1.491 Mengestraße 1.311 1.340 Rathaus Wilhelmsburg 915 1.156 S Wilhelmsburg 5.933 5.702 Algermissenstraße 179 430 Neuenfelder Straße (Schule) 714 706 Kirchdorfer Straße (Museum Elbinsel) 290 359 Karl-Arnold-Ring 737 743 Kirchdorf (Süd) 2.476 2.353 Summe 33.352 33.352 Jahr: 2017 Haltestelle Einsteiger Aussteiger S Veddel 7.138 6.673 Harburger Chaussee 246 363 Werkcentrum Elbinsel 373 454 Vogelhüttendeich 3.084 2.905 Stübenplatz 1.171 2.263 Mannesallee 4.136 3.098 Veringstraße (Mitte) 1.391 1.493 Krankenhaus Groß-Sand 1.733 1.864 Rotenhäuser Straße 1.499 1.591 Mengestraße 1.109 1.342 Rathaus Wilhelmsburg 612 677 Dratelnstraße 152 199 Inselpark 381 588 S Wilhelmsburg 6.549 6.305 Neuenfelder Straße (Schule) 723 1.000 Kirchdorfer Straße (Museum Elbinsel) 255 293 Karl-Arnold-Ring 778 766 Kirchdorf (Süd) 2.916 2.372 Summe 34.246 34.246 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode Drucksache 21/9963 5 7. Welche Maßnahmen wurden ergriffen, um der Bevölkerungsentwicklung auch auf den Buslinien in Wilhelmsburg und insbesondere der Linie M13 gerecht zu werden? Die Verkehrsunternehmen und der HVV beobachten kontinuierlich die Nachfrageentwicklung im gesamten Busliniennetz und steuern bei steigenden Fahrgastzahlen über das Fahrtenangebot und die Größe der eingesetzten Fahrzeuge nach, um die erforderlichen Kapazitäten zur Verfügung zu stellen. Das Angebot der MetroBus-Linie 13 wurde in den vergangenen Jahren in mehreren Schritten bedarfsgerecht an die gestiegene Verkehrsnachfrage angepasst. Die Umstellung auf Gelenkbusbetrieb fand bereits vor der Jahrtausendwende statt. Im Jahr 2002 wurden die Fahrplantakte verdichtet und auch der Spätverkehr an Werktagen auf Gelenkbusbetrieb umgestellt. Im Jahr 2003 wurde der Gelenkbuseinsatz ausgeweitet und ebenfalls an den Wochenenden bis zum Betriebsschluss von der HOCHBAHN umgesetzt. Zum August des Jahres 2007 wurde das Angebot der Metro Bus-Linie 13 in den Hauptverkehrszeiten an Werktagen auf einen Fünf-Minuten-Takt verdichtet. Im Oktober des Jahres 2013 wurde dieser dichte Betrieb erneut ausgeweitet und ab Dezember des Jahres 2014 auch auf den Sonnabend während der Geschäftsöffnungszeiten von 10 bis 19 Uhr übernommen. Derzeit ist vorgesehen, zum Fahrplanwechsel in den Tagesrandzeiten weitere gezielte Angebotsverbesserungen umzusetzen. 8. Wie beurteilt der Senat die Qualität des gesamten öffentlichen Nahverkehrs auf den Elbinseln Wilhelmsburg und Veddel? Busverkehr: Die Busverkehre auf der Elbinsel Wilhelmsburg und Veddel berücksichtigen in ihrer Linienführung und dem Fahrtenangebot umfassend die Verkehrsinteressen vor Ort. Mit den Busverkehren können sowohl die beiden S-Bahn-Haltestellen Veddel und Wilhelmsburg als auch die wichtigen Einkaufs- und Versorgungsbereiche in Wilhelmsburg erreicht werden. Weitere Ergänzungen im Zusammenhang mit Neubaugebieten in Wilhelmsburg werden planerisch begleitet und mit dem bereits vorhandenen Bedienungsangebot abgeglichen, um das angemessene Angebot der Busverkehre auch weiterhin sicherzustellen. Schienenverkehr: Im Schienenbereich wird die Elbinsel Wilhelmsburg von den Schnellbahnlinien S3 und S31 erschlossen, mit denen werktags (montags bis sonnabends) eine dichte Fünf- Minuten-Zugfolge angeboten wird. Sonntags verkehrt derzeit die S3 im Zehn-Minuten- Takt. Diese Linien verkehren in der Regel mit sogenannten Voll- oder Langzügen, das heißt mit sechs bis neun Wagen pro Zug, sodass – abgesehen von einzelnen Störungen oder Ausfällen – ausreichende Platzkapazitäten angeboten werden. Aufgrund der ständigen Beobachtung der Verkehrsnachfrage durch den HVV sieht die zuständige Behörde allerdings die Notwendigkeit, das Angebot in Zukunft weiter auszubauen. Dies soll zunächst durch die Ausweitung des Langzugeinsatzes auf der S3 geschehen , um in den Hauptverkehrszeiten zusätzliche Kapazitäten, das heißt Neun- statt Sechs-Wagen-Züge, anbieten zu können.