Kleine Anfrage des Abg. Eckert (SPD) vom 25.11.2014 betreffend Erhalt und Weiterentwicklung der staatlichen Akademien in Hessen und Antwort des Kultusministers Vorbemerkung des Fragestellers: Die vier staatlichen Akademien in Hessen (Staatliche Technikakademie Alsfeld (Bau), Staatliche Technikakademie Weilburg (Metall, Elektro, Mechatronik, IT), die Glasfachschule Hadamar und die Zeichenakademie in Hanau)) leisten wichtige Beiträge für die Fachkräfteausbildung in Hessen. Über den unmittelbaren Kontakt zur heimischen Wirtschaft hinaus sind sie besonders in der Lage, auf die Bedürfnisse und Anforderungen der jeweiligen Wirtschaftszweige in der beruflichen Bildung einzugehen. Vorbemerkung des Kultusministers: Die vier Staatlichen Fachschulen - Technikakademie Weilburg, Erwin-Stein-Schule (Staatliche Glasfachschule Hadamar), Technikakademie Alsfeld, Staatliche Zeichenakademie Hanau - leisten in ihren je eigenen Schwerpunkten einen wertvollen Beitrag zur Bereicherung der hessischen Bildungslandschaft. Auf diese Weise tragen sie nachhaltig dazu bei, den prognostizierten und schon feststellbaren Fachkräftemangel zu verringern. Diese Vorbemerkungen vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1. Mit welchen Haushaltsmitteln wurden die vier staatlichen Akademien in Hessen in den vergange- nen fünf Jahren unterstützt und finanziert? (Aufgeschlüsselt nach Haushaltsjahr und Einrichtung)? Auf die tabellarische Darstellung in der Anlage "Ist-Ausgaben 2010 bis 2014 der Staatlichen Fachschulen" wird verwiesen. Frage 2. Wie bewertet die Landesregierung die inhaltliche und pädagogische Arbeit der vier Akademien in Hessen? Die o.g. Schulen stellen ein Bildungsangebot im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung dar. Die inhaltliche und pädagogische Arbeit orientiert sich dabei grundsätzlich, wie bei anderen (Fach-) Schulen auch, an den entsprechenden Verordnungen und Lehrplänen. Darüber hinaus besitzen die Erwin-Stein-Schule (Staatliche Glasfachschule Hadamar) und die Zeichenakademie Hanau aufgrund ihrer besonderen fachspezifischen Angebote Alleinstellungsmerkmale in der hessischen Bildungslandschaft, die als erhaltenswert angesehen werden. Frage 3. Welche Konzepte verfolgt die Landesregierung zur Stärkung der vier Akademien in Hessen? Die Fragen 3 und 5 werden aufgrund des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet. Regionale Bildungsplanung ist generell als partizipativer Prozess zu verstehen, der den gegenwärtigen und künftigen Schulbedarf sowie die Schulstandorte festlegt. Die Planung liegt gemäß den rechtlichen Vorgaben originär in der Verantwortung der Schulträger. Vor diesem Hintergrund gilt, dass auf Grundlage künftiger Schulentwicklungsplanung und des Erfordernisses, regionale , gesellschaftliche, wirtschaftliche, soziale und demografische Aspekte bei ihrer Umsetzung zu berücksichtigen, möglichst viele von Schule betroffene Akteure vor Ort mit einzubeziehen sind. Eingegangen am 2. März 2015 · Ausgegeben am 4. März 2015 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/1169 02. 03. 2015 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/1169 Das Bildungsangebot der Technikakademie Weilburg umfasst die Fachschule für Technik mit den Fachrichtungen Elektrotechnik, Informationstechnik, Maschinentechnik und Mechatronik. Außerdem werden an der dortigen Höheren Berufsfachschule "Staatlich geprüfte Assistentinnen und Assistenten" in der Fachrichtung Informationsverarbeitung - Technik sowie Informationsverarbeitung Gestaltungs- und Medientechnik ausgebildet. Die Glasfachschule Hadamar bietet folgende Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten: Dreijährige Berufsfachschule mit Berufsabschluss (Berufe: Glaser, Glasapparatebauer, Glasveredler) sowie die zweijährige Fachschule für Glas- und Fensterbautechnik und Glasgestaltung. Darüber hinaus befinden sich dort Bundesfachklassen für Glasveredler, Glasapparatebauer, Leuchtröhrenglasbläser und Flachglasmechaniker. Der demografische Wandel und der damit einhergehende Rückgang der Auszubildendenzahlen postulieren nachhaltige Strategien zur Stärkung dieser beiden Staatlichen Fachschulen. In diesem Zusammenhang ist geplant, unter Beibehalt der Schulstandorte durch die Zusammenführung der Technikakademie Weilburg mit der Glasfachschule Hadamar die Chancen zur Bestandssicherung und Weiterentwicklung o.g. Bildungseinrichtungen zu nutzen. An der Zeichenakademie Hanau bestehen folgende Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten: Ausbildung zum Goldschmied, Silberschmied, Metallbildner, Graveur und Edelsteinfasser, im Bildungsgang der Fachschule die Weiterbildung zum Staatlich geprüften Designer. In Kooperation mit der Brüder-Grimm-Berufsakademie ist auch ein duales Studium Designmanagement und Produktgestaltung möglich. Die Studiengänge führen innerhalb von sieben Semestern zum akademischen Abschluss (Bachelor of Arts) und zum Ausbildungsabschluss (Gesellenprüfung). Integrierter Praxisteil ist ein gestalterisch-handwerklicher Ausbildungsberuf. Hierzu zählen, wie bereits erwähnt, Gold- und Silberschmied, Metallbildner oder artverwandte Ausbildungen im Einzelfall. Die betriebliche Ausbildung kann wahlweise in einem externen Betrieb oder in der Zeichenakademie Hanau stattfinden. Dieser Bildungsgang ist ein hervorragendes Beispiel für die Verknüpfung beruflicher und akademischer Bildung und trägt zur Angleichung der gesellschaftlichen Wertschätzung von beruflicher und akademischer Bildung bei. Die Zeichenakademie Hanau hat in jüngster Zeit auch durch bauliche Maßnahmen eine Stärkung erfahren. Die langjährigen und umfangreichen Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten an den historischen Gebäuden kamen 2014 zum Abschluss und kosteten mehr als 15.800.000 €, die durch das Land Hessen getragen wurden. Die Technikakademie Alsfeld ist eine reine Fachschule für Bautechnik mit langer Tradition. Die Schule wurde bereits 1891 gegründet. Facharbeiter und Bauhandwerker sowie Bauzeichner erhalten dort eine zweijährige Ausbildung zum Staatlich geprüften Bautechniker. Vertiefte Kenntnisse können in den folgenden Schwerpunkten erworben werden: Baumanagement, Betonbau, Hochbau, Innenausbau/Ausbautechnik und Tiefbau. Diese Spezialisierung ermöglicht es, dass die Ideen der Studierenden auch regelmäßig bei Bauprojekten der Stadt Alsfeld und der Region Beachtung und Gehör finden. Frage 4. Wie beabsichtigt die Landesregierung die vier Akademien bei der Gewinnung von Nachwuchs im Lehrpersonal zu unterstützen? Gut ausgebildete und motivierte Lehrerinnen und Lehrer sind eine der Grundvoraussetzungen für erfolgreiches Lehren und Lernen und somit für Unterrichtsqualität. Vor diesem Hintergrund sieht das Hessische Kultusministerium eine seiner vornehmlichen Aufgaben in der Gewinnung von geeignetem Lehrernachwuchs. Gerade im Bereich der beruflichen Bildung, etwa in den Mangelfächern Elektrotechnik und Maschinenbau, ist die Nachfrage nach Lehrerinnen und Lehrern groß. Programme wie "Persönlichkeiten gesucht - Hessen sucht Lehrerinnen und Lehrer" sollen mit dazu beitragen, geeignete Bewerberinnen und Bewerber für den Lehrerberuf zu gewinnen . Frage 5. Welche Entwicklung der einzelnen Standorte plant die Landesregierung für die einzelnen Einrich- tungen, mit wem wurden diese Entwicklungsziele erarbeitet und formuliert? Auf meine Ausführungen zu Frage 3 wird verwiesen. Frage 6. Beabsichtigt die Landesregierung einzelne Akademien organisatorisch und räumlich zusammenzu- legen und wenn ja: Welche Ziele werden mit einer solchen Zusammenlegung inhaltlich und pädagogisch verfolgt? Es ist beabsichtigt, die Technikakademie Weilburg und die Glasfachschule Hadamar organisatorisch zusammenzuführen. Beide Schulen stellen recht kleine und spezialisierte Schulsysteme dar. Im Fall der Glasfachschule ist mit etwa 250 Schülerinnen und Schülern eine geringe Größe erreicht, die bedingt durch einen sehr hohen Differenzierungsgrad in den Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten zu Problemen hinsichtlich der Unterrichtsabdeckung führt. Die Zusammen- Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/1169 3 führung geschieht derzeit in einem offenen und transparenten Dialog-Prozess. Neben den Schulleitungen sind auch die Lehrkräfte durch eine unterstützende Koordinierungsgruppe eingebunden , die durch das Hessische Kultusministerium mit Ressourcen in Höhe von ungefähr einer Lehrerplanstelle unterstützt wird. Ziel ist es, Verwaltungskosten zu reduzieren und Synergieeffekte im Unterrichtsangebot des allgemeinbildenden Bereichs wie Deutsch, Englisch, PolitikWirtschaft -Recht-Umwelt zu erreichen. Durch die Zusammenführung soll eine handlungsfähige Struktur geschaffen werden, die angesichts des hohen Differenzierungsgrades des Bildungsangebotes beider Schulen und des demografiebedingten Sinkens von Schülerzahlen den Herausforderungen einer angemessenen Unterrichtsabdeckung auch zukünftig gerecht wird. Frage 7. Wie beurteilt die Landesregierung die Gefahr, dass Einsparungen im Bereich des Lehrpersonals und der Schulleitungen eine inhaltliche und didaktische Weiterentwicklung in den jeweiligen wirtschaftsnahen Lernfeldern behindern oder dieser gar entgegenstehen könnten? Die Lehrerzuweisung für die Staatlichen Fachschulen orientiert sich an den allgemein gültigen Regelungen. Somit ist eine didaktische Weiterentwicklung in den jeweiligen wirtschaftsnahen Lernfeldern gewährleistet. Wiesbaden, 20. Februar 2015 Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz Anlage