Kleine Anfrage der Abg. Hofmeyer und Quanz (SPD) vom 04.12.2014 betreffend zukünftige Nutzung der Reinhardswaldschule in Fuldatal und Antwort des Kultusministers Vorbemerkung der Fragesteller: Die Reinhardswaldschule in Fuldatal war über Jahrzehnte die zentrale Einrichtung für die Lehrerfortbildung in Hessen. In den letzten Jahren hat sie mehr und mehr an pädagogischer Bedeutung für die Lehrerfortbildung verloren, was nicht zuletzt organisatorischen Änderungen in der Bildungsverwaltung geschuldet ist. Schwerpunkt der Einrichtung bilden heute die Tagungsstätte und die Prüfungsstelle für die 1. Staatsprüfung Kassel. Daneben gibt es noch einen kleinen Teil dezentral organisierter Verwaltungsbereiche und nur noch ein pädagogisch ausgerichtetes Sachgebiet. Die Nutzung der Tagungsstätte erfolgt auch durch andere Organisationen und Institutionen der hessischen Landesverwaltung, aber auch darüber hinaus. Insgesamt haben die die Belegungszahlen und in der Folge die Übernachtungen erfolgten auch durch andere Organisationen und Institutionen. Insgesamt haben aber die Belegungszahlen kontinuierlich abgenommen, sowohl in der Tagungsstätte als auch in den für pädagogische und administrative Beschäftigte vorhandenen Büros. Offensichtlich stellt sich verstärkt die Frage, wie eine künftige Nutzung aussehen könnte. Die Vorbemerkung der Fragesteller vorangestellt, beantworte ich im Einvernehmen mit dem Minister der Finanzen die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1. Wie hat sich die Zahl der Veranstaltungen im Rahmen der Lehrerfortbildung in den Jahren 2008 bis heute entwickelt? Bei den nachfolgenden Angaben handelt es sich ausschließlich um Veranstaltungen der Lehrerfort - und -weiterbildung. Diese finden in der Regel zwei- bis dreitägig statt. Weitere Fortbildungen und Tagungen wurden in der Reinhardswaldschule vom Hessischen Kultusministerium und anderen Einrichtungen der Bildungsverwaltung (Staatliche Schulämter, Schulen), vom Hessischen Ministerium des Innern und für Sport, von sonstigen Landeseinrichtungen sowie in geringerer Zahl auch von externen Veranstaltern durchgeführt. 2008: ...................... 96 Veranstaltungen 2009: ..................... 115 Veranstaltungen 2010: ..................... 112 Veranstaltungen 2011: ...................... 97 Veranstaltungen 2012: ..................... 104 Veranstaltungen 2013: ..................... 101 Veranstaltungen 2014: ..................... 89 Veranstaltungen (bis zum Erhebungszeitraum November 2014) Frage 2. Wie entwickelte sich die Zahl der Teilnehmer/Teilnehmerinnen an den Veranstaltungen in der Lehrerfortbildung in den Jahren 2008 bis heute? Die Anzahl der Lehrerinnen und Lehrer, die an Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen am Standort Reinhardswaldschule teilgenommen haben, ging seit dem Jahr 2010 kontinuierlich zurück . Dies ist einer Reduzierung der an diesem Standort geplanten Veranstaltungen geschuldet. Auch hier ist festzuhalten, dass der Aufenthalt der Gäste sich in der Regel über zwei bis drei Tage erstreckt. 2008: ................... 2.342 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 2009: ................... 2.898 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 2010: ................... 3.075 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Eingegangen am 2. März 2015 · Ausgegeben am 4. März 2015 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/1210 03. 03. 2015 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/1210 2011: ................... 2.324 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 2012: .................... 2.241 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 2013: .................... 2.089 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 2014: .................... 1.755 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Frage 3. Wie entwickelte sich die Zahl der Übernachtungen in der Summe von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Jahren 2008 bis heute? Aufgrund der geringeren Anzahl von Veranstaltungen der Lehrerfort- und -weiterbildung hat sich die Zahl der Übernachtungen insgesamt reduziert. Zudem hat sich auch die Dauer der Fortbildungen (Anzahl der Tage pro Veranstaltung) verringert. Die offensive Öffnung der Tagungsstätte Reinhardswaldschule für weitere Landeseinrichtungen und externe Veranstalter konnte dies nicht kompensieren. Nachstehend die zahlenmäßige Darstellung der Entwicklung: 2008: .................. 10.784 Übernachtungen 2009: ................... 9.915 Übernachtungen 2010: ................... 7.794 Übernachtungen 2011: ................... 7.122 Übernachtungen 2012: ................... 8.323 Übernachtungen 2013: ................... 7.337 Übernachtungen 11/2014: ................ 6.574 Übernachtungen Frage 4. Welche Betriebsergebnisse erzielte die Einrichtung in den Jahren 2008 bis 2013? Die Tagungsstätte Reinhardswaldschule erzielt Einnahmen für den Haushalt des Landesschulamts (LSA) (vormals Amt für Lehrerbildung (AfL) (2008-2012)) nur dann, wenn ihre Dienstleistungen (Übernachtungen, Verpflegungsleistungen, Bereitstellung von Seminarräumen inklusive Tagungstechnik) von anderen Landeseinrichtungen oder von externen Veranstaltern in Anspruch genommen werden. Bei den Ausgaben, die diesen Einnahmen gegenüber gestellt sind, handelt es sich um die Gesamtausgaben der Tagungsstätte für alle Veranstaltungen. Die Ausgaben beinhalten neben der Miete inklusive Nebenkosten, den Personalkosten und den Kosten für Lieferungen und Leistungen auch die Umlagen des LSA (zuvor AfL). 2008: Ausgaben: 1.554.274,08 € Einnahmen: 370.589,19 € 2009: Ausgaben: 2.141.461,96 € Einnahmen: 376.958,96 € 2010: Ausgaben: 2.531.566,60 € Einnahmen: 360.775,98 € 2011: Ausgaben: 2.668.757,39 € Einnahmen: 325.086,75 € 2012: Ausgaben: 2.672.013,51 € Einnahmen: 379.440,29 € 2013: Ausgaben: 2.323.102,01 € Einnahmen: 390.432,84 € Frage 5. Welche Investitionen in welche Gebäudeteile wurden in den Jahren 2008 bis heute getätigt? Im Bereich der allgemeinen Bauunterhaltung (kleinere Instandsetzungen, Schönheitsreparaturen, barrierefreie Umbauten) sind in den Jahren 2008 bis 2014 Kosten in Höhe von 743.000 € für die gesamte Liegenschaft angefallen. Weiterhin wurden in diesem Zeitraum Mittel in Höhe von 998.000 € für einmalige Instandsetzungsmaßnahmen aufgewendet. Diese gliedern sich in folgende Einzelmaßnahmen auf: Brandschutz/Teilinstandsetzung Schlesierhaus ................................................162.000 € Brandschutz/Wasserleitungen Brüder-Grimm-Haus ..........................................512.000 € Brandschutz/Wasserleitungen Haus Fuldablick ................................................ 94.000 € Teilerneuerung Kanalnetz .........................................................................230.000 € Frage 6. Welche Investitionen und in welcher Höhe wären in den kommenden Jahren notwendig, um den anstehenden Sanierungsbedarf zu erfüllen? Nach der IS-Bau1 2015 gibt es derzeit im Bereich der allgemeinen Bauunterhaltung einen Instandsetzungsbedarf in Höhe von 274.000 € (inkl. Baunebenkosten). Die geschätzten Kosten für notwendige einmalige Instandsetzungen gliedern sich wie folgt: 1 Instandsetzungsunterlage-Bau, die im Bereich der allgemeinen Bauunterhaltung den Instandsetzungsbedarf dokumentiert Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/1210 3 Fertigstellung Instandsetzung Schlesierhaus .................. 187.000 € Grundinstandsetzung des EG im Rosenhaus .................... 90.000 € Anpassung der Heizungsanlage.................................. 213.000 € Die Untersuchung des Kanalnetzes steht aus. Gerechnet wird mit weiteren Instandsetzungskosten von rd. 500.000 €. Weiterhin werden für die Instandsetzung der Außenanlagen Kosten in Höhe von rd. 100.000 € anfallen. Damit belaufen sich die notwendigen einmaligen Instandsetzungen auf insgesamt ca. 1.090.000 €. Die Kosten für den Umbau des ehemaligen Wirtschaftsgebäudes (Goethehaus) belaufen sich auf 1.845.000 €. Die Maßnahme war bereits im Einzelplan 18 veranschlagt, wurde aber zunächst zurückgestellt. Bei dem Gebäude werden in größerem Umfang Sicherungsmaßnahmen notwendig . Frage 7. Wie hat sich die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Reinhardswaldschule in den Jahren 2008 bis heute entwickelt? (Differenziert nach Arbeitsbereichen) Die Anzahl der angegebenen Stellen bezieht sich auf die für die Tagungsstätte eingesetzten Beschäftigten . Sie sind in den Bereichen Tagungsorganisation, Betreuung der Liegenschaft /allgemeine Verwaltungsarbeiten und Verpflegung eingesetzt. Die Reinigung erfolgt nicht durch eigenes Personal. Die Anzahl konnte leicht reduziert werden. Auch bei geringerer Zahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist der Betreuungsaufwand fast gleich. 2008: Tagungsorganisation: 3,00 Stellen TGSt.-Service/Allg. VW: 3,50 Stellen Verpflegung: 7,35 Stellen 13,85 Stellen 2009: Tagungsorganisation: 3,00 Stellen TGSt.-Service/Allg. VW: 3,50 Stellen Verpflegung: 7,35 Stellen 13,85 Stellen 2010: Tagungsorganisation: 2,00 Stellen TGSt.-Service/Allg. VW: 4,00 Stellen Verpflegung: 6,85 Stellen 12,85 Stellen 2011: Tagungsorganisation: 2,50 Stellen TGSt.-Service/Allg. VW: 4,00 Stellen Verpflegung: 6,85 Stellen 13,35 Stellen 2012: Tagungsorganisation: 2,50 Stellen TGSt.-Service/Allg. VW: 4,00 Stellen Verpflegung: 6,35 Stellen 12,85 Stellen 2013: Tagungsorganisation: 2,50 Stellen TGSt.-Service/Allg. VW: 3,00 Stellen Verpflegung: 5,85 Stellen 11,35 Stellen 2014: Tagungsorganisation: 2,50 Stellen TGSt.-Service/Allg. VW: 3,00 Stellen Verpflegung: 6,85 Stellen 12,35 Stellen Frage 8. Welche konzeptionelle Weiterentwicklung für die Reinhardswaldschule plant die Landesregierung in den nächsten Jahren a) für die Nutzung im Rahmen der Lehreraus- und -fortbildung, b) für die Nutzung durch andere Organisationen/Institutionen? Frage 9. Welche alternativen Nutzungsmöglichkeiten hat die Landesregierung ggfs. geplant? 4 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/1210 Frage 10. Welche alternativen Angebote für die Lehrerfortbildung macht die Landesregierung, falls die Reinhardswaldschule als Tagungsstätte dafür künftig nicht mehr genutzt werden soll? Aufgrund des Sachzusammenhangs werden die Fragen 8 bis 10 zusammen beantwortet. Seitens der Landesregierung wird bei sich ändernden Rahmenbedingungen stets geprüft, ob Strukturen, Ausstattungen und Organisationen den Anforderungen entsprechen. Dazu gehört auch die Frage der Lehreraus- und -fortbildung. Da die diesbezüglichen Prüfungen noch nicht abgeschlossen sind, können zu den vorgenannten Fragestellungen derzeit keine Aussagen getroffen werden. Wiesbaden, 24. Februar 2015 Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz