Kleine Anfrage der Abg. Wissler (DIE LINKE) vom 16.12.2014 betreffend schwere Flugzeuge am Frankfurter Flughafen - Flugbewegungen innerhalb ICAO-Gewichtsklassen und Antwort des Ministers für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung Vorbemerkung des Ministers für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung: Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass die in der Kleinen Anfrage benannten ICAO Codeletter A bis F nicht identisch mit den angefragten ICAO Gewichtsklassen <7 Tonnen, 7 bis 136 Tonnen und > 136 Tonnen sind und sich ihnen daher auch nicht überschneidungsfrei zuordnen lassen. Die ICAO Codeletter werden anhand der Spannweite (wingspan) und des Abstands des Hauptfahrwerks (maingear) festgelegt, die "Gewichtsklassen" (besser: Wirbelschleppenkategorien gem. ICAO Doc 8643) vor allem anhand des maximalen Startgewichts (maximum take off mass) und der induzierten Wirbelschleppe. Da sich die Kleine Anfrage gemäß Betreff auf die ICAO-Gewichtsklassen bezieht und daher vermutlich auf die Wirbelschleppenkategorien gemäß ICAO referenziert, sind nachfolgend die Werte nach den auch im Planfeststellungsverfahren zugrunde gelegten Wirbelschleppenkategorien unterteilt und tabellarisch sowohl in absoluten Zahlen als auch prozentual zum Gesamtaufkommen dargestellt. Zur Beantwortung der Fragen 1, 3 und 4 wurden Stellungnahmen der Fraport AG herangezogen . Diese Vorbemerkung vorangestellt beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1. Wie hat sich die Anzahl der Flugbewegungen für Flugzeuge unter 7 Tonnen (ICAO Codeletter A) maximales Abfluggewicht (MATOW, engl. maximum allowed take off weight), 7 bis 136 Tonnen MTOW (ICAO Codeletter B, C) und > 136 Tonnen MTOW (ICAO Codeletter D, E und F) am Frankfurter Flughafen in den letzten zehn Jahren entwickelt? Angaben bitte gegliedert nach den genannten ICAO-Gewichtsklassen und jährlichen Flugbewegungen. Jahr Light (<7 Tonnen) Medium (exkl. B757) (7 bis 136 Tonnen) Heavy + Super (inkl. B757) (>136 Tonnen) (absolut) (in %) (absolut) (in %) (absolut) (in %) 2005 2833 0,6% 351802 71,8% 135329 27,6% 2006 2781 0,6% 354316 72,4% 132274 27,0% 2007 2451 0,5% 358710 72,8% 131328 26,7% 2008 2393 0,5% 352218 72,5% 131057 27,0% 2009 2392 0,5% 343170 74,1% 117480 25,4% 2010 2821 0,6% 344184 74,1% 117175 25,2% 2011 2066 0,4% 367701 75,5% 117356 24,1% 2012 2217 0,5% 365103 75,7% 114867 23,8% 2013 2240 0,5% 358624 75,9% 111704 23,6% 2014 2227 0,5% 356519 76,0% 110085 23,5% Eingegangen am 5. Februar 2015 · Ausgegeben am 17. Februar 2015 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/1255 05. 02. 2015 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/1255 Frage 2. Wie hoch wurde die Anzahl der Flugbewegungen für Flugzeuge unter 7 Tonnen (ICAO Code Letter A) maximales Abfluggewicht (MATOW, engl. maximum allowed take off weight), 7 bis 136 Tonnen MTOW (ICAO Code Letter B, C) und > 136 Tonnen MTOW (ICAO Code Letter D, E und F) am Frankfurter Flughafen laut Planfeststellungsbeschluss für den Planfall 2020 prognostiziert ? Dem Planfeststellungsbeschluss liegt ein Prognoseflugplan aus den Planfeststellungsunterlagen der Fraport AG zugrunde (Planteil B 11, Planungsgrundlagen, Kapitel 5, Flugpläne, Stand: 28.08.2006). Für den Planungsfall 2020, welcher Eingang in die Dimensionierung der Flugbetriebsanlagen und die Betrachtung des Betriebskonzeptes gefunden hat, sieht der Planungsflugplan (bezogen auf prognostizierte 701.000 Flugbewegungen pro Jahr) folgende Anteile von Luftfahrzeugen der unterschiedlichen Gewichtskategorien am Gesamtbewegungsaufkommen vor (vgl. ebd., S. 16): - Light: 1,0 % - Medium: 63,1 % - Heavy: 35,9 %. Diese Werte sind im Planfeststellungsbeschluss an verschiedenen Stellen explizit aufgegriffen worden (vgl. etwa PFB, S. 604 und 721). Es ist darauf hinzuweisen, dass es sich um eine Prognose handelt, die den Anforderungen an Prognosebasis, Methodik und Plausibilität der Ergebnisse genügen muss und tatsächlich genügt. Für die Validität der Prognose ist es - auch nach der höchstrichterlichen Rechtsprechung - demgegenüber irrelevant, ob die tatsächliche spätere Entwicklung in jeder Hinsicht mit den Annahmen übereinstimmt. Frage 3. Gibt es in der Entwicklung der Flugbewegungen in den genannten Gewichtsklassen in den letzten zehn Jahren Trends, die sich nicht mit der Prognose für den Planfall 2020 decken? Wenn ja: welche und wie sind diese zu erklären? Das PFV-Gutachten G8 beinhaltete (für den Planungsfall 2020) ein engpassfreies Luftverkehrswachstum ab dem Kalenderjahr der vollen Kapazitätswirksamkeit der Landebahn Nordwest (im Gutachten unterstellt in 2010, tatsächlich erreicht in 2012). Schon allein durch den statistischen Basiseffekt lassen sich abweichende Entwicklungen erklären. Zusätzlich sind die Effekte der Finanz- und Wirtschaftskrise in der Tabelle oben zu erkennen. Die Verkehrszahlen in den Bereichen Medium und Heavy(+ Super) sinken 2009 deutlich. Der Bereich Heavy(+ Super) verharrt ab 2009 auf einem absolut stabilen Niveau, während die Zahl der Medium Flugbewegungen 2011 wieder deutlich steigt. Die Luftverkehrsgesellschaften haben erwartungsgemäß ihre alten Flugzeugmodelle tendenziell durch moderneres Fluggerät ausgetauscht. Im Gegensatz zu den in der Prognose veranschlagten Erwartungen ist bislang kein schwerer Flugzeugtyp (Heavy) neu auf den Markt gekommen, welcher die alten Modelle wie Airbus A300/A310 oder Boeing B757/B767 im Kontinentalbereich ersetzen könnte. Diese Flugzeuge wurden weitgehend durch Flugzeuge im Bereich Medium ersetzt. Weiterhin sind die Effizienz steigernden Maßnahmen der Airlines zu erwähnen. So konnten einige Airlines die Sitzplatzkapazitäten ihrer Flugzeuge (besonders) im Medium-Bereich ausbauen . Dadurch verringert sich der Druck, bei entsprechendem Passagierwachstum in die nächst höhere Kategorie auszuweichen. Frage 4. Geht die Fraport AG aktuell von einem Anstieg der Flugbewegungen für den Airbus A380 bis zum Planfall 2020 aus? Wenn ja: von welchen Steigerungen geht die Fraport AG bis 2020, 2025 und 2030 aus und wie sind diese begründet? Im Jahre 2013 fanden 6.734 Flugbewegungen mit dem Flugzeugtyp A380 statt. Im Datenerfassungssystem (DES) für den Planungsfall 2020 erwartet Fraport ca. 29.000 Flugbewegungen mit dem Flugzeugtyp A380. Aktuell erwartet Fraport, dass die Zahl von 6.734 Flugbewegungen weiter ansteigen wird. Es liegen allerdings keine Prognosen vor, wie sich die Anzahl der Bewegungen dieses Flugzeugtyps konkret in den besagten Jahren entwickeln wird. Wiesbaden, 26. Januar 2015 Tarek Al-Wazir