Kleine Anfrage des Abg. Lenders (FDP) vom 03.03.2015 betreffend Verlängerung Regionaltangente West bis Friedberg und Antwort des Ministers für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung Vorbemerkung des Fragestellers: Die Regionaltangente West soll nach heutigem Stand von Neu-Isenburg über den Flughafen nach Bad Homburg verlaufen. Vorbemerkung des Ministers für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung: Im Jahr 2009 haben sich die kommunalen Gesellschafter in der RTW Planungsgesellschaft mbH zusammengeschlossen, um die Regionaltangente West (RTW) zu planen. Die Planungsziele, die mit der Regionaltangente West erreicht werden sollen, wurden von den Gesellschaftern bestimmt , die auch die Kosten tragen. Das Land Hessen hat sie mittelbar über den RMV mit einem Einmalbetrag in Höhe von 3 Mio. € gefördert. Im Jahr 2014 ist das Land der Gesellschaft unter Ausschluss von finanziellen Beiträgen beigetreten. Bestrebungen des Wetterau-Kreises oder seiner Gemeinden, der Planungsgesellschaft beizutreten und eine Verlängerung der Regionaltangente West herbeizuführen sind der Landesregierung nicht bekannt. Bekannt ist, dass es eine Initiative der Gemeinde Friedrichsdorf gab, die RTW bis nach Friedberg zu verlängern. Der Landesregierung ist nicht bekannt, dass diese Initiative weiter verfolgt wurden. Der angedachte Beitritt Friedrichsdorfs zur Planungsgesellschaft wurde ebenfalls nicht realisiert. Im Fall einer Finanzierung aus dem GVFG-Bundesprogramm müssten der Wetterauskreis und die Gemeinden auch einen Beitrag zu den Kosten der baulichen Umsetzung leisten. Üblicherweise werden bei GVFG-Vorhaben die kommunalen Zahlungsbeiträge anteilig auf die beteiligten Kommunen umgelegt. Schon vor diesem Hintergrund ist nicht damit zu rechnen, dass die an der RTW Planungsgesellschaft beteiligten kommunalen Gebietskörperschaften eine Verlängerung der S6 planen oder sich an den Kosten der baulichen Umsetzung beteiligen. Diese Vorbemerkungen vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1. Gab oder gibt es Überlegungen, die Regionaltangente West über Bad Homburg hinaus bis Fried- berg zu verlängern? Frage 2. Welche Argumente sprechen aus Sicht der Landesregierung für bzw. gegen eine Verlängerung der Regionaltangente West bis Friedberg? Frage 3. Wie hoch wäre nach Einschätzung der Landesregierung das Potenzial mit einer solchen Verlänge- rung, die Kapazitätsengpässe der Main-Weser-Bahn zu entlasten? Frage 1, Frage 2 und Frage 3 werden wegen ihres Sachzusammenhangs zusammen beantwortet. Die kommunalen Planungsträger verfolgen mit der Regionaltangente West das Planungsziel, die westlich und südlich von Frankfurt gelegenen Arbeits- und Dienstleistungszentren tangential mit den unmittelbar an die Stadt angrenzenden Wohnorten zu verbinden. Der Planungsauftrag der RTW-Planungsgesellschaft umfasst eine Schienenverbindung von Neu-Isenburg über den Flughafen und Frankfurt-Höchst nach Bad Homburg bzw. von Dreiech bis Praunheim (Frankfurt), um die Mobilität in der Metropolregion zukunftsfähig zu gestalten und den Frankfurter Hauptbahnhof zu entlasten. Eine weiträumigere Verknüpfung entspricht nicht den Zielsetzungen, die mit der Planung und der baulichen Realisierung der RTW verfolgt werden. Eingegangen am 20. April 2015 · Ausgegeben am 23. April 2015 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/1676 20. 04. 2015 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/1676 Nach Mitteilung der Gesellschaft läge ein möglicher Nutzen allenfalls im Wegfall von Umsteigevorgängen in Friedrichsdorf und Bad Homburg, die auf diesem Reiseweg schneller erreicht würden als über die bestehenden Verbindungen. Frankfurt-Höchst und südlich des Mains gelegene Ziele wären bezogen auf die Reisezeit ab Friedberg über Frankfurt Hbf schneller zu erreichen, als mit der RTW. Daraus ergäbe sich ein sehr geringes Nachfragepotenzial, denn Reisezeitvorteile ergäben sich nur in Relationen, die nicht auch von der S-Bahn bedient würden. Ein Anhaltspunkt sei, dass die Reisezeiten von Friedberg nach Rödelheim über beide möglichen Fahrwege (Bad Homburg, Bad Vilbel) in etwa gleich lang dauerten. Damit sei insgesamt nicht zu erwarten, dass sich durch die vorgeschlagene Verlängerung eine volkswirtschaftlich vorteilhaftere Lösung ergäbe. Die werktägliche Gesamtnachfrage auf der Strecke Friedrichsdorf - Friedberg liegt bei unter 2.000 Personenfahrten am Tag und ist in der Prognose bis 2020 gegenüber 2010 nur leicht steigend . Ein maßnahmenbezogener, Nachfragezuwachs infolge der Durchbindung entfiele nur zum Teil auf Relationen südlich von Bad Homburg, zum Teil auf Bad Homburg selbst. Die Kreisstadt weist einen hohen Pendlersaldo auf (Bad Homburg: 25.000 Einpendler/12.000 Auspendler ; Oberursel: 14.000 Einpendler, 11.500 Auspendler - Quelle: IHK Frankfurt) und ist daher als Ziel dominierend. Frage 4. Wie hoch wären die Kosten für eine Weiterführung der Regionaltangente West bis Friedberg? Die werktägliche Gesamtnachfrage auf der Strecke Friedrichsdorf-Friedberg legt eine Weiterführung der RTW nicht nahe. Es ist nicht bekannt, dass der Wetteraukreis oder seine Kommunen sich an der RTW beteiligen oder entsprechende Pläne haben. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Kostenfrage nicht. Wiesbaden, 8. April 2015 Tarek Al-Wazir