Kleine Anfrage der Abg. Dr. Sommer und Merz (SPD) vom 21.04.2015 betreffend Anpassung Curriculum an die alltagsintegrierte Sprachbildung in Kindertagesstätten und Antwort des Ministers für Soziales und Integration Vorbemerkung der Fragesteller: Die Landesregierung hat in der Beantwortung der Drucksache 19/522 geäußert, dass die alltagsintegrierte Sprachbildung in den Kindertagesstätten flächendeckend eingeführt werden soll. Damit dies funktionieren kann, ist die Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher essenziell. Diese Vorbemerkung der Fragesteller vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage im Einvernehmen mit dem Hessischen Kultusminister wie folgt: Frage 1. Wie wird die alltagsintegrierte Sprachbildung derzeit in Kindertagesstätten umgesetzt? Die Zuständigkeit für sprachliche Bildung ist Regelaufgabe der Träger der Kindertageseinrichtungen und liegt in deren Verantwortung. Gleichwohl sieht das Land in der Unterstützung der Träger und in der weiteren Umsetzung des Bildungs- und Erziehungsplans (BEP) auch in Bezug auf den Spracherwerb und die frühe sprachliche Entwicklungsförderung der Kinder einen besonderen Schwerpunkt. Die Rückmeldungen zum Runden Tisch für Kinderbetreuung 2014 legen nahe, dass es einen breiten Konsens seitens der Träger der Kindertageseinrichtungen gibt, künftig einen noch stärkeren Fokus auf das Konzept der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung und Förderung der Kinder zu legen. Die kompensatorische bzw. additive Sprachförderung widerspricht diesem Konzept nicht grundsätzlich, sondern diese Ansätze können auch alltagsintegriert umgesetzt werden bzw. sind Teil eines alltagsintegrierten Konzeptes. Frage 2. Ist bereits eine Ausbildungsänderung - wie sie in Drucksache 19/522 angedacht wurde - erfolgt? Wenn nein, warum nicht? Wann wird mit der Änderung zu rechnen sein? Der Gültigkeit des aktuellen Lehrplans der Fachschule für Sozialwesen, Fachrichtung Sozialpädagogik endet am 31.12.2017. Aufgrund neuer Entwicklungen, insbesondere auch durch die Beschlusslage der Kultusministerkonferenz, bestand Überarbeitungsbedarf; der entsprechende Lehrplanentwurf befindet sich derzeit im öffentlichen Beteiligungsverfahren. Frage 3. Wurden neue Module entwickelt, die die alltagsintegrierende Sprachbildung explizit berücksichti- gen? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, was ist bisher konzeptionell geschehen, was ist geplant und wann soll die alltagsinte- grierte Sprachbildung in der Ausbildung integriert werden? Das Land arbeitet derzeit an einem Gesamtkonzept Sprache, das die vorhandenen Programme, Maßnahmen, Projekte und Konzepte im Elementar- und Primarbereich organisatorisch, inhaltlich und strukturell zusammenfasst. Dieses sieht vor, dass die Basis hierfür die Grundsätze und Prinzipien des Hessischen Bildungs- und Erziehungsplans und neue wissenschaftliche Erkenntnisse sind. Insbesondere ist das Konzept der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung ebenso wie die kompensatorische Sprachförderung Grundlage des Gesamtkonzeptes. Auch werden die Kooperation und Vernetzung aller am Bildungsprozess Beteiligten weiter gefördert. Dies geschieht bereits seit Jahren u.a. durch die Fortbildungen im Rahmen des BEP. Der Bildungs - und Erziehungsplan benennt Sprachkompetenz als eine grundlegende Voraussetzung für Eingegangen am 27. Mai 2015 · Ausgegeben am 1. Juni 2015 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/1880 27. 05. 2015 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/1880 die emotionale und kognitive Entwicklung von Kindern und eine Schlüsselqualifikation für schulischen und späteren beruflichen Erfolg. "Sprache und Literacy" sind einer der inhaltlichen Schwerpunkte des Bildungs- und Erziehungsplans für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen. Derzeit werden die Fortbildungsangebote zum Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan für Fach- und Lehrkräfte neu konzipiert. Dabei kommt dem Konzept der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung ein besonderer Stellenwert zu. Unter dem Arbeitstitel "Alltagsintegrierte Sprachbildung etablieren" wird noch in diesem Jahr ein neues Modulangebot entwickelt. Im Mai 2015 startete das Projekt mit der Qualifizierung sowohl neuer als auch in dieser Tätigkeit erfahrener Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Das Sprachmodul wird strukturell, konzeptionell und inhaltlich überarbeitet und neu gefasst werden. Die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und die in verschiedenen Modellprojekten gesammelten Erfahrungen werden aufgegriffen. Weitere Themenschwerpunkte des BEP werden außerdem in Bezug zur alltagsintegrierten sprachlichen Bildung gesetzt. Ziel ist es, ein neues Bewusstsein der Möglichkeiten und Chancen von sprachlicher Bildung in allen Bereichen und Ebenen von Bildungssituationen bei den Fach- und Lehrkräften und Tagespflegepersonen zu verankern. In dem Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 01.12.2011 "Kompetenzorientiertes Qualifikationsprofil für die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern an Fachschulen/ Fachakademien " sind Standards für die Erzieherausbildung definiert. Zur Umsetzung in den Bundesländern wurde zunächst von einer länderübergreifenden Arbeitsgruppe ein einheitlicher Rahmenlehrplanentwurf entwickelt. Die Vorlage soll bei der länderspezifischen Gestaltung eines Lehrplans berücksichtigt werden. Der o.g. hessische Lehrplanentwurf knüpft an diese bundesweite Entwicklungsarbeit an. So wurden z.B. auch die inhaltlichen Vorgaben berücksichtigt, die sich aus dem "Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Hessen" (BEP) ergeben . Die Thematik alltagsintegrierte Sprachförderung ist in dem Lehrplanentwurf berücksichtigt , unter anderem im Aufgabenfeld 4 "Sozialpädagogische Bildungsarbeit in den Bildungsbereichen professionell gestalten" (im zugeordneten Bildungsbereich: Mediennutzung, Literacy, Kinder- und Jugendliteratur). Zudem wurde das Konzept in den Vertiefungsbereich Gruppe A: Sozialpädagogische Arbeit im Elementarbereich (U3 Einrichtungen, Kita) eingefügt. Die Thematik "Sprachförderung" ist im bisherigen Lehrplan Deutsch verortet. Hier besteht die Möglichkeit, im Rahmen der intendierten Überarbeitung das Konzept der integrierten Sprachförderung intensiv in der fachschulischen Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher zu verankern . Frage 4. Plant die Landesregierung besondere Fort- und Weiterbildungsangebote für Erzieherinnen und Erzieher bzw. für die Einrichtungen und Träger im Zusammenhang mit der beabsichtigten flächendeckenden Einführung alltagsintegrierter Sprachbildung? Die Landesregierung plant besondere Fort- und Weiterbildungsangebote für Erzieherinnen und Erzieher bzw. für die Einrichtungen und Träger im Zusammenhang mit der beabsichtigten flächendeckenden Einführung alltagsintegrierter Sprachbildung. Hierzu wird auf die Beantwortung der Frage 3 verwiesen. Darüber hinaus wird es Fachtagungen zu dem Themenkomplex sprachliche Bildung und Förderung geben. Eine erste Fachtagung "Alltagsintegrierte sprachliche Bildung und der BEP - (wie) passt das? Anschlussfähige Bildungskonzepte sichern" fand am 17.03.2015 in Frankfurt statt und stieß auf große Resonanz, weitere Fachtagungen sind in Planung. Wiesbaden, 20. Mai 2015 Stefan Grüttner