Kleine Anfrage des Abg. Degen (SPD) vom 20.05.2015 betreffend Bildungsberichtserstattung und Antwort des Kultusministers Vorbemerkung der Fragesteller: Über den nationalen Bildungsbericht hinaus veröffentlichen verschiedene Bundesländer eigene Bildungsberichte . Darin werden die länderspezifischen Schulsysteme auf ihre Qualität überprüft. Ebenso wollen die einzelnen Bundesländer mit diesen Berichten das eigene Schulsystem und die Facetten der einzelnen Schullandschaft reflektieren, um eine Diskussion über die Struktur der Schulen und Chancengleichheit innerhalb der einzelnen Systeme zu ermöglichen. Vorbemerkung des Kultusministers: Die Hessische Landesregierung erachtet Bildungsberichterstattung als ein wichtiges Instrument zur Erzeugung von Steuerungswissen und damit als Grundlage einer informierten und faktengestützten Gestaltung von Bildungspolitik. Vor diesem Hintergrund beteiligt sich Hessen an der 2006 erstmals beschlossenen und jüngst fortgeschriebenen Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring. Darüber hinaus hat Hessen weitere, landesspezifische Instrumente eingeführt, die der kontinuierlichen Evaluation schulischer Bildungsqualität und bildungsbezogener Prozesse dienen. Das dabei eingesetzte Instrumentarium dient der Beurteilung und Analyse des hessischen Bildungswesens intern sowie im Vergleich der Länder untereinander und im internationalen Vergleich. Diese Vorbemerkungen vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1. Wie erfolgt die Bildungsberichterstattung in Hessen? Wesentlicher Bestandteil der Bildungsberichterstattung über das Bildungswesen in Hessen sind die Säulen der Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring. Dem Vergleich und der Einordnung der Leistungsfähigkeit des deutschen Schulwesens auf internationaler Ebene dient die Teilnahme an internationalen Leistungsvergleichsstudien wie PISA (Kompetenzen von 15jährigen Schülerinnen und Schülern in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften ), PIRLS (Grundschul-Lese-Untersuchung) und TIMSS (Mathematische Kompetenzen von Grundschülern). Die Verknüpfung der internationalen Studien mit nationalen Leistungsvergleichsstudien erlaubt eine Einordnung der Leistungsfähigkeit der Schulsysteme der Länder in Relation zu den internationalen Ergebnissen. Die vom Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) konzipierten und durchgeführten "Ländervergleiche" sind repräsentative Leistungsstudien, die den Ländern Rückmeldungen darüber geben, inwieweit die Schülerinnen und Schüler in der Grundschule und der Sekundarstufe I die von der Kultusministerkonferenz beschlossenen Bildungsstandards erreichen. Die Ländervergleiche werden in zeitlicher Koppelung mit den jeweils entsprechenden internationalen Leistungsstudien durchgeführt, d.h. im Grundschulbereich gemeinsam mit PIRLS in fünfjährigem Turnus und im Sekundarbereich I gemeinsam mit PISA alle drei Jahre. Diese zeitliche und inhaltliche Koppelung gewährleistet, dass Aussagen zur Leistungsfähigkeit des hessischen Schulsystems auf die internationale Ebene bezogen werden können. Der Nationale Bildungsbericht ("Bildung in Deutschland") ist eine in zweijährlichem Turnus erscheinende , systematische und indikatorengestützte Bestandsaufnahme der aktuellen Situation und der Entwicklung des Bildungswesens in Deutschland insgesamt und in den Ländern. Der Eingegangen am 8. Juli 2015 · Ausgegeben am 10. Juli 2015 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/1997 08. 07. 2015 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/1997 Bildungsbericht deckt alle Bereiche der Bildung von der frühkindlichen Bildung bis zur Weiterbildung ab. Er bedient sich dabei vorhandener empirischer Informationen, die vorwiegend von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder bereitgestellt werden. Jede Ausgabe des Bildungsberichtes widmet sich einem Schwerpunktthema; in 2014 war dies die Situation von Menschen mit Behinderungen im Bildungssystem. Über diese im länderübergreifenden Kontext stehenden Aktivitäten hinaus nutzt Hessen weitere, landesspezifische Instrumente zur Bildungsberichterstattung. Im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes wird mit Hilfe entsprechender Indikatoren regelmäßig über Bildungsgerechtigkeit berichtet. Die vom Statistischen Landesamt jährlich veröffentliche amtliche Schulstatistik leistet auch eine regional differenzierte Bestandsaufnahme des hessischen Bildungswesens. Schulische Bildungsqualität im Sinne einer Prozessqualität wird seit 2001 in einem repräsentativen Bericht der externen Schulevaluation veröffentlicht. Grundlage dieses Berichtes sind der Hessische Referenzrahmen Schulqualität und die Ergebnisse der im Berichtsjahr durchgeführten Schulinspektionen durch die Inspektorinnen und Inspektoren der Hessischen Lehrkräfteakademie. Die Ergebnisse der zentralen Abschlussarbeiten in den Bildungsgängen der Hauptschule und Realschule werden ebenso jährlich berichtet wie die Noten des Landesabiturs. Darüber hinaus gibt die Landesregierung regelmäßig Evaluationen bildungsbezogener Projekte in Auftrag und arbeitet dabei unter anderem mit renommierten wissenschaftlichen Institutionen zusammen wie etwa dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung. Die beschriebenen Elemente der Bildungsberichterstattung werden flankiert von Verfahren zur Qualitätssicherung und Unterrichtsentwicklung in Schulen, welche ebenfalls auf der Gesamtstrategie zum Bildungsmonitoring fußen. Dies sind vor allem die in Hessen als "Zentrale Lernstandserhebungen " bekannten Vergleichsarbeiten (VERA), welche jedes Schuljahr verpflichtend in der 3. und der 8. Jahrgangsstufe geschrieben werden und sich, wie die Ländervergleiche, an den von der Kultusministerkonferenz beschlossenen Bildungsstandards orientieren. Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen der genannten Instrumente fließen regelmäßig in die Überlegungen der Landesregierung zur Weiterentwicklung des hessischen Schulwesens ein. Frage 2. Welche Konsequenzen zieht die Landesregierung aus dem Nationalen Bildungsbericht für ihre Arbeit? Die Landesregierung nimmt die Ergebnisse der Nationalen Bildungsberichte regelmäßig als wichtiges Element einer überblickshaften und vergleichenden Bestandsaufnahme der Schulsysteme der Länder zur Kenntnis. Frage 3. Ist der Landesregierung bekannt, welche Bundesländer einen eigenen Bildungsbericht erstellen und wenn ja, welche? Eine Übersicht ist der beigefügten Anlage zu entnehmen. Frage 4. Wer erstellt in den jeweiligen Bundesländern die Berichte und in welchen Zeiträumen werden sie erstellt? Eine Übersicht ist der beigefügten Anlage zu entnehmen. Frage 5. Beabsichtigt die Landesregierung einen Bildungsbericht für Hessen in Auftrag zu geben und wenn nein, warum nicht? Die in der Antwort zu Frage 1 erläuterten Instrumente sind nach Auffassung der Landesregierung für alle beteiligten Ebenen auf Grund ihrer jeweiligen Ausrichtung und ihres Detaillierungsgrades hinreichend. Die Landesregierung hat darüber hinaus die Erstellung eines eigenen Bildungsberichtes geprüft mit dem Ergebnis, dass von diesem kein hinreichender Erkenntniszugewinn zu erwarten gewesen wäre. Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/1997 3 Frage 6. Welche Kosten sind vermutlich mit der Erstellung eines hessischen Bildungsberichts verbunden und wie würden sich diese verteilen? Da die Landesregierung derzeit keinen Bildungsbericht plant, liegen ihr keine Schätzungen zu möglichen Kosten und deren Verteilung vor. Wiesbaden, 30. Juni 2015 Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz Anlagen Anlage Drucksache 19/1997 Bildungsberichte der Länder: Bundesland Gibt es einen Bildungsbericht ? Ersteller Verantwortlich Herausgeber Zeitabstand BadenWürttemberg Bildungsbericht Im Auftrag des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport BadenWürttemberg erstellt vom Landesinstitut für Schulentwicklung (LS) und dem Statistischen Landesamt Landesinstitut für Schulentwicklung (LS) und Statistisches Landesamt Seit 2007 vierjährig Bayern „Bildungsbericht Bayern“ Im Auftrag des Ministeriums durch Qualitätsagentur am Bayerischen Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung Qualitätsagentur am Bayerischen Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung Seit 2006 dreijährig Berlin Gemeinsamer Bericht „Bildung in Berlin und Brandenburg“ Im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft Berlin und Ministerium für Bildung, Jugend und Sport Brandenburg Amt für Statistik BerlinBrandenburg und das Institut für Schulqualität der Länder Berlin und Brandenburg e.V. 2008, 2010 und 2013 Brandenburg zukünftig alle drei Jahre 2 Bundesland Gibt es einen Bildungsbericht ? Ersteller Verantwortlich Herausgeber Zeitabstand Bremen Ein Bericht erstellt; Fortführung zukünftig in thematischen Kurzberichten Federführend durch die Senatsverwaltung für Bildung und Wissenschaft Senatsverwaltung für Bildung und Wissenschaft Erster Bildungsbericht 2012 Hamburg Hamburger Bildungsbericht Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung Behörde für Schule und Berufsbildung 2009 2011 2014 MecklenburgVorpommern Bildungsbericht Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur MecklenburgVorpommern Ein Bildungsbericht 2011 weitere Bildungsberichte sind vorerst nicht geplant Niedersachsen Fehlanzeige NordrheinWestfalen Fehlanzeige RheinlandPfalz Fehlanzeige Saarland Fehlanzeige 3 Bundesland Gibt es einen Bildungsbericht ? Ersteller Verantwortlich Herausgeber Zeitabstand Sachsen Bildungsbericht Sächsisches Bildungs-institut Sächsische Staatsministerium für Kultus Sächsische Bildungsinstitut Zwei Bildungsberichte 2008 / 2013 SachsenAnhalt Bildungsbericht Kultusministerium Erster Bericht 2010 / einmal je Wahlperiode Veröffentlichung des zweiten noch 2015 SchleswigHolstein Bildungsbericht Ministerium für Schule und Berufsbildung Nächster Bildungsbericht Ende 2015 geplant ; danach zweijähriger Turnus angestrebt Thüringen Keine regelmäßige Bildungsberichterstattung ; einmaliger Bericht „Das Thüringer Bildungssystem im Spiegel zentraler Indikatoren “ Federführung von Prof. Berckemeyer (Uni Jena), im Auftrag des damaligen TMBWK (Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur) Keine Aussagen über Fortsetzung möglich