Kleine Anfrage der Abg. Löber und Quanz (SPD) vom 24.11.2015 betreffend Stellenentwicklung an beruflichen Schulen und Antwort des Kultusministers Vorbemerkung der Fragesteller: An vielen beruflichen Schulen in Hessen fehlen Fachlehrer in bestimmten Berufsfeldern. Über "Seiteneinsteiger -" oder auch "Quereinsteigerprogramme" soll versucht werden, diesem Mangel zu begegnen. Trotzdem reichen die bisher ergriffenen Maßnahmen offenbar nicht aus, um den berufsbezogenen Unterricht fachkompetent abzudecken. Vorbemerkung des Kultusministers: Mit den Programmen "Quereinstieg in den Schuldienst (QuiS)" und "Quereinstieg in den Vorbereitungsdienst in Mangelfachrichtungen" werden Lehrkräfte für den Unterricht in Mangelbereichen ausgebildet. Die Fachbedarfe in verschiedenen Mangelfachrichtungen (z.B. Metalltechnik und Elektrotechnik) können durch die Stammlehrkräfte, Neueinstellungen und die genannten Quereinsteigerprogrammen derzeit kompetent abgedeckt werden. Für zukünftige Bedarfe wird gerade ein weiteres Quereinsteigerprogramm für FH-Absolventen aufgelegt, welches im Jahr 2016 starten soll. Frage 1. Wie viele Fachlehrerinnen und Fachlehrer konnten in den letzten 5 Jahren über das Aktionsprogramm "Quereinsteiger" für welche Mangelfächer gewonnen werden? Weder der Quereinstieg in den pädagogischen Vorbereitungsdienst noch der Quereinstieg in den Schuldienst (QuiS) sind für Fachlehrerinnen und Fachlehrer geöffnet. Stellen für Fachlehrerinnen und Fachlehrer werden nur nach Bedarf an den jeweiligen Schulen ausgeschrieben. Im Lehramt für berufliche Schulen ist derzeit kein Quereinstieg in den Vorbereitungsdienst in "Mangelfächern", sondern nur in beruflichen Mangelfachrichtungen möglich. Die Anzahl der Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, die in den letzten fünf Jahren in den Vorbereitungsdienst eingestellt wurden, ist folgender Übersicht zu entnehmen: Quereinstieg berufliche Schulen: Einstellungsdatum Eingestellte Bewerber Einstellungsdatum Eingestellte Bewerber 01.11.2015 18 01.05.2013 18 01.05.2015 15 01.11.2012 16 01.11.2014 22 01.05.2012 13 01.05.2014 20 01.11.2011 25 01.11.2013 21 01.02.2011 23 Gesamt 191 Derzeit ausgewiesene Mangelfächer sind: Metalltechnik, Elektrotechnik, Chemie-, Biologieund Physiktechnik, Gesundheit, Sozialwesen/Sozialpädagogik. Frage 2. Wie viele Fachlehrerinnen und Fachlehrer der Fachrichtung Metall- und Elektrotechnik sind in den letzten fünf Jahren über "QuiS" direkt in den Schuldienst eingestiegen? Seit dem 1. September 2009 wurden elf Personen in Metalltechnik und acht Personen in Elektrotechnik im Rahmen der QuiS-Maßnahme qualifiziert. Eingegangen am 28. Dezember 2015 · Ausgegeben am 29. Dezember 2015 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/2689 28. 12. 2015 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/2689 Frage 3. Wie viele Bewerberinnen und Bewerber haben in den letzten fünf Jahren die Qualifikation "Fachlehrer /-in für arbeitstechnische Fächer (Fachlehrer/-in atF) über die 21-monatige pädagogische Ausbildung erworben und sind danach an beruflichen Schulen eingestellt worden? Für die Beantwortung dieser Frage wurden alle hauptamtlichen arbeitstechnischen Fachlehrer, die jeweils am 1. Oktober in den Jahren 2010 bis 2015 an einer beruflichen Schule beschäftigt waren und die vorher im Zeitraum vom 1. Oktober 2010 bis 1. Oktober 2015 als Fachlehreranwärter an einem Studienseminar für berufliche Schulen geführt wurden, betrachtet. Daraus ergibt sich, dass in den letzten 5 Jahren 133 Fachlehreranwärter als hauptamtliche arbeitstechnische Fachlehrer an beruflichen Schulen eingestellt worden sind. Frage 4. In welchen berufsbezogenen Fächern herrscht weiterhin ein Mangel an Lehrkräften? Für das Lehramt an beruflichen Schulen ergibt sich ein Mangel an Lehrkräften in den Fachrichtungen Metalltechnik, Elektrotechnik, Chemie-, Biologie- und Physiktechnik, Gesundheit, Sozialwesen . Frage 5. An welchen beruflichen Schulen fällt in welchen Fächern a) Fachunterricht aus, b) wird fachfremd unterrichtet? Zu a Ein langfristiger Ausfall von Unterrichten der Grundunterrichtsversorgung an beruflichen Schulen in Hessen in Mangelbereichen ist nicht bekannt. Der fachspezifische Unterricht wird in der Praxis durch einen überproportional hohen Einsatz von Lehrkräften in den Mangelbereichen gegenüber ihrem Zweitfach oder durch fachfremden Unterricht abgedeckt. Zu b Da berufsbezogener Unterricht in Lernfelder gegliedert erfasst wird, ist keine Zuordnung zu den beruflichen Fachrichtungen der Lehrkräfte möglich. Somit kann die Frage nicht beantwortet werden. Frage 6. Mit welchen Maßnahmen versucht die Landesregierung insgesamt sicherzustellen, dass der berufsbezogene Fachunterricht komplett und fachkompetent erteilt wird? Das Hessische Kultusministerium hat in 2010/11 im Rahmen der Professionalisierung des Lehrerberufs das Projekt "Lehrerscouts" durchgeführt. Um geeignete, leistungsstarke und hochmotivierte Schülerinnen und Schüler, die sich gesellschaftlichen Veränderungen stellen und die Schule in der Zukunft aktiv mitgestalten wollen, für den Lehrerberuf zu gewinnen, erfolgten Informationsveranstaltungen , die Herausgabe des Flyers "Persönlichkeiten gesucht" mit zusätzlichen Informationen zu voraussichtlichen Einstellungschancen der verschiedenen Lehrämter, eine Plakataktion sowie drei unterschiedlich konzipierte Selbsterkundungstests im Internet. In den Informationsveranstaltungen gaben junge Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst als "Lehrerscouts " den Schülerinnen und Schülern der 12. Klassen einen Einblick in ihre Motive zum Studium eines Lehramts, in ihre aktuellen Erfahrungen des Lehrerberufs sowie in die Aufgaben, Erwartungen und Herausforderungen in den Bereichen Schule und Unterricht. Das Hessische Kultusministerium und auch die nachgeordneten Behörden, wie die Lehrkräfteakademie , informieren die genannten Zielgruppen durch Vorträge und Diskussionen, die an den hessischen Universitäten und an hessischen Schulen stattfinden. Zusätzlich werden in Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur Informationsveranstaltung geplant und durchgeführt. Weiterhin finden die Bewerberinnen und Bewerber auf der Homepage des Hessischen Kultusministeriums Informationen und erhalten diese durch telefonische Beratung. Selbstverständlich steht bei allen Angeboten die fachspezifische und lehramtsspezifische Beratung im Vordergrund. Frage 7. Wie will die Landesregierung erreichen, dass das Unterrichten an beruflichen Schulen für Fachlehrerinnen und Fachlehrer für arbeitstechnische Fächer attraktiver wird? a) Welche Rolle spielt dabei das zusätzliche Ausweisen von A-12-Stellen für Fachlehrerinnen und Fachlehrer für arbeitstechnische Fächer (Flat)? b) Wie will sie dem Missstand begegnen, dass an zahlreichen beruflichen Schulen verhältnismäßig wenige A-13-Stellen etatisiert sind, mit der zusätzlichen Folge, dass den Schulen dann auch besonders wenige A-14-Stellen zur Verfügung stehen? Zu a Seit dem Schuljahr 2002/03 bis heute sind die Einstellungszahlen von Fachlehrern für arbeitstechnische Fächer rückläufig. Der Einstellungsrückgang ist nicht der fehlenden Attraktivität der Stellen, sondern den fehlenden Bedarfen geschuldet. Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/2689 3 Zu b Die Einstellung von Lehrkräften mit dem Lehramt an beruflichen Schulen wird auf A-13-Stellen realisiert. Insofern erhalten alle Lehrkräfte mit dem Lehramt an beruflichen Schulen im Eingangsamt die Besoldung A 13. Die hessenweite Verteilung der A-13- und A-14-Stellen ist auch in der schulischen Realität an allgemeinen und beruflichen Schulen annähernd gleich 2/3 zu 1/3. Ein seit Beginn des Schuljahres 2015/16 geltendes einheitliches Verfahren zur Vergabe verfügbarer Beförderungsstellen innerhalb eines Schulamtsbereichs wird gewährleisten, dass alle allgemeinbildenden und beruflichen Schulen eines Schulamtsbereichs zukünftig ein annähernd gleich hohes Verhältnis der beförderungsberechtigten A-13-Stellen zu A-14-Beförderungsstellen aufweisen. Wiesbaden, 18. Dezember 2015 Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz