Kleine Anfrage des Abg. Lenders (FDP) vom 27.04.2016 betreffend Situation am Bahnhof Felsberg-Gensungen und Antwort des Ministers für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung Vorbemerkung des Fragestellers: Auf der Bahnstrecke zwischen Schwalmstadt und Kassel wurden beim Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2015 die Fahrten der RegioTram durch Züge der HLB ersetzt. Dadurch ergibt sich die Problematik, dass in den Zügen neuerdings keine Fahrkarten mehr gekauft werden können. Am Bahnhof Felsberg-Gensungen ergeben sich dadurch insbesondere für ältere und behinderte Fahrgäste große Probleme. Denn mit Hinweis auf den Fahrkartenverkauf im Zug wurde der Automat auf Gensunger Seite abgebaut. Dies wurde schon lange vor der Fahrplanänderung im März 2015 in der HNA von Fahrgästen kritisiert. Insofern war auf dieser Grundlage der NVV mit der Problematik vertraut, was auch die anschließenden Äußerungen in der Presse zeigen. Daraufhin wurde am 26. August 2015 in der HNA durch den Pressesprecher des NVV erklärt, dass nach dem Fahrplanwechsel die Regiotram durch Züge der HLB ersetzt würden, in denen aber ein Fahrkartenautomat enthalten sei. Am 24. Oktober 2015 erklärte dann derselbe Pressesprecher, die Züge der HLB hätten keine Automaten an Bord, aber man könne die Tickets ohne Aufpreis beim Zugbegleitpersonal kaufen. Einen Tag vor dem Fahrplanwechsel , am 12. Dezember 2015, erklärte der NVV plötzlich ebenfalls in der HNA, dass das Besteigen der Bahn ohne Fahrkarte die absolute Ausnahme wäre und nur möglich sei, wenn der Fahrkartenautomat nicht funktioniere. Ansonsten sei man im Prinzip ein Schwarzfahrer. Auf Nachfrage der örtlichen Kreis-FDP zeigt sich der NVV nun in keiner Weise mehr kundenfreundlich und stellt fest, dass die Entfernungen des Fahrkartenautomaten auch für ältere und behinderte Fahrgäste ganz gut zu schaffen wären. Vorbemerkung des Ministers für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung: Der Bahnhof Felsberg- Gensungen liegt an der Strecke Kassel - Schwalmstadt/Treysa - Frankfurt am Main. Auf dieser Strecke verkehren der Regionalexpress Kassel - Frankfurt am Main (RE 30) und die Regionalbahn Kassel - Frankfurt am Main (R 98). Die R 98 ersetzt seit September 2015 die RegioTram, die zwischen Kassel und Treysa verkehrte. Fahrkarten werden an allen Stationen entlang der Strecke mit stationären Fahrkartenautomaten verkauft. An jedem Bahnhof steht aus wirtschaftlichen Gründen nur ein Fahrkartenautomat. Diese Vorbemerkungen vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1. Wie beurteilt die Landesregierung die Einschätzung des NVV im Fall des Bahnhofes Felsberg- Gensungen? Der Nordhessische VerkehrsVerbund (NVV) ist die nach ÖPNV-Gesetz zuständige Stelle und organisiert den Fahrkartenverkauf in eigener Regie. Für die Antwort zu dieser Kleinen Anfrage hat das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung (HMWEVL) die Stellungnahme des NVV eingeholt. Die Landesregierung schließt sich den Ausführungen des NVV im Wesentlichen an. Frage 2. Wie bewertet die Landesregierung die besondere Situation, dass der Bahnhof von zwei Ortsteilen genutzt wird und die Gensunger damit hin und zurück bis zu 500 m zum Fahrkartenautomat laufen müssen? Die Stadt Felsberg besteht aus insgesamt 16 Stadtteilen, von denen Felsberg und Gensungen die beiden größten sind. Der Fahrkartenautomat in Felsberg-Gensungen steht auf dem Bahnsteig Eingegangen am 17. Juni 2016 · Bearbeitet am 21. Juni 2016 · Ausgegeben am 24. Juni 2016 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/3324 17. 06. 2016 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/3324 Richtung Frankfurt am Main. Der Bahnhof kann von zwei Seiten erreicht werden. Auf beiden Seiten sind Park & Ride- Flächen vorhanden. Die einfache Strecke von der östlichen Bahnhofseite zum Fahrkartenautomaten auf der westlichen Seite beträgt ca. 125 m für die kürzeste Verbindung über die Treppe. Der einfache barrierefreie Weg über die Rampe beträgt ca. 70 m mehr. Diese Entfernung hält die Landesregierung nicht für unzumutbar. Frage 3. Ist eine solche Entfernung mit dem Ansinnen der Landesregierung vereinbar, alle Bahnhöfe barrierefrei ausbauen zu wollen? Die Modernisierung und vollständige barrierefreie Erschließung des Bahnhofs Felsberg- Gensungen wurde bis Mitte 2008 fertig gestellt. Der Weg zwischen dem Fahrkartenautomaten und dem Bahnsteig Richtung Kassel ist barrierefrei angelegt und somit von mobilitätseingeschränkten Fahrgästen nach Einschätzung des NVV gut zu bewältigen. Frage 4. Wie erklärt sich die Landesregierung die katastrophale Kommunikationspolitik des NVV im Vorfeld der Fahrplanumstellung? Der Pressestelle des NVV ist nach eigenen Angaben im August und Oktober 2015 der Fehler unterlaufen, der Öffentlichkeit mitzuteilen, dass in den Zügen der Hessischen Landesbahn Kassel auf der Strecke Kassel - Gensungen - Frankfurt am Main ein regulärer Fahrkartenverkauf möglich sei. Dies traf jedoch nicht zu. Der Sachverhalt wurde in der örtlichen Presse richtig gestellt (HNA vom 12.12.2015). Der NVV hat sich für die entstandenen Unklarheiten entschuldigt . Frage 5. Wird die Landesregierung sich dafür einsetzen, dass der Bahnhof Felsberg- Gensungen auch auf Gensunger Seite einen Fahrkartenautomaten bekommt? Vor dem Hintergrund der Wünsche der Fahrgäste nach kurzen Wegen einerseits und den Anforderungen der Verbundgesellschaft an die Wirtschaftlichkeit des Betriebs von Fahrkartenautomaten andererseits hält die Landesregierung das Konzept der Verbundgesellschaft für vertretbar , an jeder Station nur einen Fahrkartenautomaten aufzustellen. Frage 6. Wird die Landesregierung alternativ darauf hinwirken, dass der Fahrkartenerwerb auf der Strecke zwischen Schwalmstadt und Kassel auch im Zug beim Zugbegleitpersonal erfolgen kann? Der Verkauf von Fahrkarten im Zug ist nur in Ausnahmefällen vorgesehen, wenn Fahrkartenautomaten nicht funktionieren. Diese Verfahrensweise ist üblich, wenn an Bahnhöfen stationäre Fahrkartenautomaten aufgestellt sind. Eine deutliche Ausweitung des Verkaufs von Fahrkarten im Zug würde den Personalaufwand bei hohem Fahrgastaufkommen deutlich erhöhen oder die Möglichkeit des "Schwarzfahrens" zu sehr erleichtern. Wiesbaden, 9. Juni 2016 Tarek Al-Wazir