Kleine Anfrage des Abg. Greilich (FDP) vom 04.05.2016 betreffend länderübergreifende Initiativen zur Begabtenförderung und Antwort des Kultusministers Vorbemerkung des Fragestellers: Am 4. Dezember 2015 unterzeichneten die Länder Bayern, Hessen und Sachsen eine gemeinsame Absichtserklärung zur Umsetzung der KMK-Förderstrategie für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler. Die Unterzeichner luden ausdrücklich auch weitere Länder zur Beteiligung ein. Am 29. Februar verabschiedeten die übrigen 13 Länder stattdessen eine "Mainzer Erklärung" zur Förderung leistungsstarker oder besonders leistungsfähiger Kinder und Jugendlicher. Vorbemerkung des Kultusministers: Das Kultusministerium widmet sich seit dem Jahr 1998 kontinuierlich und mit großem Nachdruck der Schaffung und Verankerung einer umfassenden Angebotspalette zur unterrichtlichen Begabtenförderung in möglichst vielen Schulen unterschiedlicher Schulformen und in allen Schulamtsbereichen. Dazu gehören insbesondere vier Elemente der Förderung von Leistungsfähigkeit und Leistungsstärke: - Diagnostik auf wissenschaftlichem Niveau (empirische Längsschnittstudie "Marburger Hochbegabtenprojekt" und begabungsdiagnostische Beratungsstelle "BRAIN"), - Bereitstellung von regionalen Vermittlungs- und Unterstützungsinstanzen (schulpsychologische Generalisten zur Begabungsförderung in allen 15 Staatlichen Schulämtern), - Aus- und Fortbildung von Lehrkräften (zwei Module zur Begabungsförderung für alle drei Phasen der Lehrerbildung), - möglichst wohnortnahe Förderangebote in den Schulen (landesweites "Gütesiegel-Hochbegabung -Programm" mit aktuell 174 teilnehmenden Schulen, davon 68 Grundschulen, drei Förderschulen , 42 Gesamtschulen, drei beruflichen Schulen und 58 Gymnasien). Diese Vorbemerkungen vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1. Welche Fortbildungen, die sich gezielt mit dem Thema Förderung leistungsstarker Schülerinnen und Schüler befassten, wurden seit dem entsprechenden Beschluss der KMK-Förderstrategie am 11. Juni 2015 in Hessen angeboten? Zu dieser Thematik hat das Hessische Kultusministerium die folgenden Lehrerfortbildungen initiiert : - 12. Juni 2015: ganztätige Fachtagung "Begabungen erkennen, fördern, leben" in der Sophie- Scholl-Schule in 35394 Gießen, - 18. Juni 2015: ganztägige Fachtagung "Musikalische Begabung erkennen und fördern" in der Musterschule in 60318 Frankfurt am Main, - 2. Juli 2015: ganztägige Fachtagung "Begabtenförderung" in der Winfriedschule in 36037 Fulda, - 15. - 16. Oktober 2015: Schulpsychologen-Dienstversammlung zur Begabungsförderung in 36304 Alsfeld, - 16. Oktober 2015 - 12. Februar 2016: Lehrveranstaltung "Hochbegabung und Hochbegabtenförderung im Schulunterricht" im Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe- Universität in 60323 Frankfurt am Main, - 2. November - 5. Dezember 2015: Lehrerfortbildung "(Hoch)begabte Schülerinnen und Schüler erkennen und fördern" gemeinsam mit der Goethe-Lehrerakademie der Goethe- Universität in 60325 Frankfurt am Main, Eingegangen am 8. Juni 2016 · Ausgegeben am 13. Juni 2016 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/3343 08. 06. 2016 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/3343 - 23. Januar 2016: ganztägige Fachtagung "Hochbegabung - Mythen, Fakten, Alltag" im Kurhaus in 61348 Bad Homburg, - 13. Februar 2016: ganztägige Fachtagung "Intelligenz und guter Unterricht" im Litauischen Gymnasium in 68623 Lampertheim, - 15. Februar - 19. März 2016: Lehrerfortbildung "(Hoch)begabte Schülerinnen und Schüler erkennen und fördern" gemeinsam mit der Goethe-Lehrerakademie der Goethe-Universität in 60325 Frankfurt am Main, - 15. April - 15. Juli 2016: Lehrveranstaltung "Hochbegabung und Hochbegabtenförderung im Schulunterricht" im Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität in 60323 Frankfurt am Main, - 26. April 2016: Schulpsychologen-Dienstversammlung zur Begabungsförderung im Hochbegabtenzentrum der Volkshochschule in 60326 Frankfurt am Main, - 21. Mai 2016: ganztägige Fachtagung "Hochbegabte Kinder in Familie und Schule" in der Reichenberg-Schule in 64385 Reichelsheim. Darüber hinaus wurden auch standortbezogene Lehrerfortbildungen zur Begabungsförderung durchgeführt: - 11. Juni 2015: Landgraf-Ludwig-Schule in 61348 Bad Homburg, - 26. Juni 2015: Goethe-Universität in 60323 Frankfurt am Main, - 1. Juli 2015: Hessisches Kultusministerium in 65185 Wiesbaden, - 13. Juli 2015: Gesamtschule Gießen-Ost in 35294 Gießen, - 15. Juli 2015: Montessori-Schule in 63165 Mühlheim, - 8. September 2015: Hotel Michel in 35578 Wetzlar, - 3. November 2015: Freie Christliche Schule in 60386 Frankfurt am Main, - 4. November 2015: Friedrich-August-Genth-Schule in 63607 Wächtersbach, - 23. November 2015: Litauisches Gymnasium in 68623 Lampertheim, - 3. Dezember 2015: Goethe-Universität in 60323 Frankfurt am Main, - 8. Dezember 2015: Gymnasium Michelstadt in 64720 Michelstadt, - 16. Dezember 2015: Helmut-von-Bracken-Schule in 35394 Gießen, - 12. Januar 2016: Reichenberg-Schule in 64385 Reichelsheim, - 13. Januar 2016: Goethe-Gymnasium in 60325 Frankfurt am Main, - 2. Februar 2016: Martin-Luther-Schule in 64668 Rimbach, - 11. April 2016: Erich-Kästner-Schule in 65510 Idstein, - 12. April 2016: Heinrich-Böll-Schule in 65795 Hattersheim, - 18. April 2016: Weingartenschule in 65830 Kriftel, - 21. April 2016: Clemens-Brentano-Europaschule in 35457 Lollar, - 11. Mai 2016: Sekundarschulwerkstatt der Universität Kassel in 34117 Kassel, - 2. Juni 2016: Stadtschule Bad Vilbel in 61118 Bad Vilbel, - 8. Juni 2016: Offene Schule Kassel-Waldau in 34123 Kassel. Hinzu kommen die regelmäßigen Fortbildungsveranstaltungen der von den o.a. schulpsychologischen Generalisten zur Begabungsförderung in allen 15 Staatlichen Schulämtern geleiteten regionalen Netzwerke zu diesem Thema. Frage 2. Wie setzt sich die gemeinsame Koordinierungsgruppe, die laut Absichtserklärung auf Arbeitsebene gebildet werden soll, zusammen? Die gemeinsame Koordinierungsgruppe auf Arbeitsebene setzt sich aus den zuständigen Referatsleitungen der drei beteiligten Kultusministerien zusammen. Hinzu treten bei Bedarf weitere Fachexperten wie etwa die Leitungen von Beratungsstellen sowie ausgewählte Schulleitungen. Frage 3. Welche Maßnahmen sind über die Bildung der Koordinierungsgruppe hinaus im Rahmen der Absichtserklärung derzeit konkret geplant? Diese Koordinierungsgruppe bereitet den Austausch zwischen Schulen, die spezielle Bildungsangebote für Begabte bereithalten, vor. Ferner findet ein Austausch zwischen Netzwerken zur Begabungsförderung und zwischen Beratungsstellen zur Begabtenförderung statt. Darüber hinaus sollen gemeinsame Fortbildungsangebote für begabungsförderlichen Unterricht auch in Kooperation mit externen Partnern angeboten werden. Ländereigene Fortbildungsangebote kön- Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/3343 3 nen für Lehrkräfte der jeweils anderen Länder geöffnet werden. Weiterhin sollen gegenseitige Besuche von Lehrkräften und Schülergruppen zwischen Schulen, die sich besonders der Begabtenförderung widmen, organisiert werden. Frage 4. Verfügt die Landesregierung über Erkenntnisse, ob nach dem Wechsel an der Spitze der Kultusministerien in Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt in diesen Ländern eine Beteiligung an der Initiative Bayerns, Hessens und Sachsens in Erwägung gezogen wird? Zum jetzigen Zeitpunkt können dazu keine Aussagen getroffen werden. Frage 5. Wie bewertet die Landesregierung die "Mainzer Erklärung" inhaltlich? Die "Mainzer Erklärung - Begabung als Chance nutzen" vom 29. Februar 2016 formuliert ganz überwiegend Grundsätze und Ziele, die in Hessen bereits seit langer Zeit im Rahmen der schulischen Begabungsförderung angestrebt und realisiert wurden und werden. Das Gleiche gilt für die Inhalte der von der Konferenz der Kultusminister am 11. Juni 2015 verabschiedeten "Förderstrategie für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler". Die Sichtweisen bzw. Begriffe "Leistungsstärke" und "Begabung" beleuchten dabei für uns zwei Facetten des gleichen Ziels, allen Schülerinnen und Schülern zu einer bestmöglichen Entfaltung und Ausbildung ihrer persönlichen Leistungsfähigkeiten zu verhelfen. Dabei haben selbstverständlich auch Mädchen und Jungen mit besonders hohen Potenzialen das Recht, nach Maßgabe ihrer speziellen Bedürfnisse und Fähigkeiten anspruchsvoll und nachhaltig gefördert und gefordert zu werden. Natürlich bedarf dies adäquater Begleitmaßnahmen in den Bereichen der Lehrerbildung, der Bereitstellung fachlicher Beratungsangebote wie auch der Fundierung durch eine anspruchsvolle Bildungsforschung . Frage 6. Wo sieht sie diesbezüglich wesentliche Differenzen zur hessischen Politik zur Begabtenförderung? Eine abschließende Bewertung kann derzeit nicht erfolgen. Frage 7. Wurde die hessische Landesregierung von den 13 unterzeichnenden Ländern der "Mainzer Erklärung " zur Beteiligung an dieser Initiative eingeladen? Nein. Frage 8. Wenn ja, warum wurde davon abgesehen? Dazu liegen hier keine Erkenntnisse vor. Wiesbaden, 31. Mai 2016 Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz