Kleine Anfrage der Abg. Dr. Sommer und Yüksel (SPD) vom 16.06.2016 betreffend Schulveranstaltungen zu Angeboten des dualen Studiums und Antwort des Kultusministers Vorbemerkung der Fragesteller: Im Rahmen des Berichts des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst (HMWK) zum Antrag der Fraktionen der CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN betreffend "Duales Studium Hessen" ist ein wegweisendes Studienmodell: Bekanntheit steigern - Qualität sichern (Drucksache 19/3076) wird aufgeführt, dass das Hessische Kultusministerium (HKM) Programme zur Berufs- und Studienorientierung (BSO) in der Sekundarstufe II an Gymnasien und Gesamtschulen ausbaut. Eines der Ziele ist, Schulveranstaltungen, die konzeptionell in die BSO-Curricula der Schulen integriert sind, zu Angeboten des dualen Studiums durchzuführen und somit die Bekanntheit des genannten Studienkonzepts zu steigern. Vorbemerkung des Kultusministers: Die Hessische Landesregierung verfolgt das Ziel, die Zahl der dual Studierenden an den hessischen Hochschulen und Berufsakademien mit Unterstützung der Wirtschaft weiter zu erhöhen. Das duale Studium ist für Studierende aufgrund des starken Praxisbezugs eine sehr gute Alternative zu einem reinen Hochschulstudium oder einer dualen Berufsausbildung. Es ermöglicht - kombiniert mit einer Berufsausbildung oder intensiven Praxisphasen - ein fundiertes wissenschaftliches Studium an einer Hochschule oder Berufsakademie im Unternehmen. Die Dachmarke "Duales Studium Hessen" steht für gemeinsame Qualitätsstandards und definierte Anforderungen an Unternehmen, Bildungsanbieter und Studierende. Um die im Jahr 2008 gestartete hessenweite Kampagne "Duales Studium Hessen" weiter auszubauen und regional zu verstetigen, wurde im August 2013 zwischen der Hessischen Landesregierung und der Arbeitsgemeinschaft hessischer Industrie- und Handelskammern (ARGE IHK) ein Memorandum of Understanding (MoU) verabredet und unterzeichnet. Ein Punkt dieser Absichtserklärung ist u.a. die Schaffung regionaler, anbieterneutraler Informations- und Beratungsangebote , um die Transparenz der dualen Studienangebote für Praxispartner und Studieninteressierte zu erhöhen. In der von 2008 bis 2015 durch das HMWEVL finanzierten Kampagne wurden diverse Veranstaltungsformate entwickelt und von einem Kampagnenbüro umgesetzt, die nun von den Partnern im "Dualen Studium Hessen" zum Teil an die regionalen Strukturen und Besonderheiten angepasst und weitergeführt werden; hierzu zählen beispielsweise duale Studienbörsen oder Schulveranstaltungen. Erklärtes Ziel gemäß dem MoU ist eine Verdoppelung der Zahl dual Studierender bis zum Jahr 2020, ausgehend vom Jahr 2013 (3.900 Studierende ). Im Rahmen des MoU hat das HKM die Verpflichtung übernommen, Programme zur Studienund Berufsorientierung in der Sekundarstufe II an Gymnasien und Gesamtschulen auszubauen und unter Einbindung des HMWK, des HMWEVL und der ARGE IHK die Schulen über Angebote des dualen Studiums zu informieren. In diesem Rahmen fanden daher im letzten Jahr Informationsveranstaltungen zum dualen Studium unter der Dachmarke "Duales Studium Hessen" an hessischen Schulen statt. § 5 des Erlasses zur Ausgestaltung der Berufs- und Studienorientierung in Schulen vom 8. Juni 2015 (ABl. 2015, S. 217) sieht vor, dass allgemeinbildende Schulen ein fächerübergreifendes Curriculum zur Berufs- und Studienorientierung haben, das im Schulprogramm verankert ist. Entscheidet sich eine Schule, regelmäßig eine Schulveranstaltung zum dualen Studium durchzuführen , so kann die Durchführung dieser Veranstaltung ein Bestandteil des Curriculums zur Berufs - und Studienorientierung sein. Eingegangen am 3. August 2016 · Ausgegeben am 8. August 2016 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/3498 03. 08. 2016 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/3498 Diese Vorbemerkungen vorangestellt, beantworte ich im Einvernehmen mit dem HMWK und dem HMWEVL die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1. An wie vielen hessischen Gymnasien, Gesamtschulen, beruflichen Gymnasien und Fachoberschulen fanden bisher Schulveranstaltungen über Angebote des dualen Studiums statt (bitte aufgliedern nach Schultyp und Schulamtsbezirk)? Im Jahr 2015 fanden insgesamt 16 Schulveranstaltungen an folgenden Schulen statt: DSH-Schulveranstaltungen im Kalenderjahr 2015 Staatliches Schulamt Schule Schulform Beteiligte Schulen/ Anzahl 1 für Landkreis Bergstraße und Odenwaldkreis Lessing-Gymnasium, Lampertheim Gymnasium 2 2 für Landkreis Darmstadt-Dieburg und Stadt Darmstadt Eleonorenschule, Darmstadt Gymnasium 2 3 für Stadt Frankfurt am Main Ziehenschule, Frankfurt Gymnasium 1 4 Carl-Schurz-Schule, Frankfurt Gymnasium 1 5 für Landkreis Groß-Gerau und Main-Taunus-Kreis Immanuel-Kant-Schule, Rüsselsheim Gymnasium 1 6 für Landkreis Gießen und Vogelsbergkreis Landgraf-Ludwigs- Gymnasium, Gießen Gymnasium 1 7 für Landkreis Hersfeld-Rotenburg und Werra-Meißner-Kreis Berufliche Schulen, Eschwege Berufliche Schulen 4 8 für Landkreis Hersfeld-Rotenburg und Werra-Meißner-Kreis Jakob-Grimm-Schule, Rotenburg/Fulda Kooperative Gesamtschule 3 9 für Hochtaunuskreis und Wetteraukreis Limesschule, Altenstadt Kooperative Gesamtschule 1 10 für Landkreis und Stadt Kassel Goethe-Gymnasium, Kassel Gymnasium 1 11 für Main-Kinzig-Kreis Kopernikusschule Freigericht Kooperative Gesamtschule 1 12 für Landkreis Marburg-Biedenkopf Elisabethschule, Marburg Gymnasium 1 13 für Landkreis Offenbach und Stadt Offenbach am Main Heinrich-Mann-Schule, Dietzenbach Kooperative Gesamtschule 2 14 für Rheingau-Taunus-Kreis und Landeshauptstadt Wiesbaden Elly-Heuss-Schule, Wiesbaden Gymnasium 7 15 Limesschule, Idstein Kooperative Gesamtschule 4 16 für Schwalm-Eder-Kreis und Landkreis Waldeck-Frankenberg Alte Landesschule, Korbach Gymnasium 1 Eine Veranstaltung im Schulamtsbezirk Fulda wurde seitens der IHK Fulda organisiert ("Dual studieren in Osthessen") und wurde von Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Schulen des Schulamtsbezirks besucht. Ein Teil der Schulveranstaltungen fand im Schulverbund statt. Frage 2. Zu welchem Zeitpunkt im Schuljahr finden die Schulveranstaltungen über Angebote des dualen Studiums statt und in welchem Rhythmus? Ziel ist, dass 2016 in jedem Schulamtsbezirk mindestens eine Veranstaltung zum dualen Studium stattfindet. Langfristig ist die hessenweite Verankerung des Angebots in der schulischen Berufs- und Studienorientierung beabsichtigt. Diejenigen Schulen, die sich für die Durchführung einer Veranstaltung zum dualen Studium entscheiden, legen die Termine nach eigener Entscheidung passend zur internen Schuljahresplanung fest. Frage 3. Für welche Jahrgangsstufen finden die Schulveranstaltungen über Angebote des dualen Studiums statt? Die Schulveranstaltungen finden in der Einführungsphase bzw. überwiegend im ersten Jahr der Qualifikationsphase in der gymnasialen Oberstufe statt. Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/3498 3 Frage 4. Welche hessischen Hochschulen sind im Rahmen der Schulveranstaltungen über Angebote des dualen Studiums vertreten und wer wird von diesen als Ansprechperson bzw. Beraterin oder Berater für Schülerinnen und Schülern vor Ort eingesetzt? Folgende Bildungsanbieter haben die gemeinsame Erklärung zur Ausgestaltung und Nutzung der Dachmarke "Duales Studium Hessen" im Juni 2015 unterzeichnet und können von Schulen zu Schulveranstaltungen eingeladen werden: - accadis Hochschule, - BA Hessische Berufsakademie gGmbH, - Berufsakademie Rhein-Main, - Brüder-Grimm-Berufsakademie Hanau, - Europäische Studienakademie Kälte-Klima-Lüftung EsaK, - Frankfurt University of Applied Sciences, - Hochschule Darmstadt, - Hochschule Fresenius, - Hochschule Fulda, - Hochschule Geisenheim, - Hochschule RheinMain, - Internationale Berufsakademie der F+U Unternehmensgruppe gGmbH, - Private Berufsakademie Fulda, - Provadis School of International Management and Technology AG, - Technische Hochschule Mittelhessen (StudiumPlus), - Universität Kassel. An den Schulveranstaltungen nehmen in der Regel Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hochschulen , Berufsakademien, dual Studierende und Vertreterinnen und Vertreter der entsprechenden Alumni-Verbände teil. In der Regel erfolgt eine Beratung über Mitarbeitende, die für die Studienberatung des Bildungsanbieters zuständig sind; in seltenen Fällen jedoch auch über Professorinnen und Professoren oder Lehrbeauftragte. Frage 5. Wie werden die Schulveranstaltungen über Angebote des dualen Studiums ausgestaltet und in welcher Form werden diese umgesetzt (verpflichtend/freiwillig für die Schülerinnen und Schüler, Vorstellung der Angebote des dualen Studiums im Verbund etc.)? Im Sinn der Selbstständigkeit von Schulen gemäß § 127 Abs. 1 und 2 Hessisches Schulgesetz (HSchG) entscheiden diese eigenständig über die Ausgestaltung und Organisation der Schulveranstaltungen . Das Hessische Kultusministerium empfiehlt, Veranstaltungen im Schulverbund durchzuführen, damit über eine Veranstaltung eine größere Anzahl von Schülerinnen und Schülern erreicht wird. Eine Verpflichtung hierzu besteht jedoch nicht. Ebenso entscheiden die Schulen selbstständig darüber, ob eine Veranstaltung für die Schülerinnen und Schüler verpflichtend ist oder nicht. Frage 6. Welche zusätzlichen Informations- und Beratungsmöglichkeiten zu Angeboten des dualen Studiums gibt es an hessischen Gymnasien, Gesamtschulen, beruflichen Gymnasien und Fachoberschulen ? Die Angebote zur Berufs- und Studienorientierung an hessischen Schulen sind zahlreich und umfassen auch Angebote zum dualen Studium, die nicht im Rahmen der Kampagne "Duales Studium Hessen" organisiert werden. In Hessen gibt es seit mehr als zehn Jahren duale Studiengänge . Durch private und öffentliche Hochschulen sowie Berufsakademien verfügt Hessen über eine große Vielfalt an Anbietern und Studiengängen in diesem Bereich. Regionale Kooperationen mit Unternehmen, Hochschulen und Berufsakademien, Verbänden etc. gibt es in Hessen daher in großer Zahl. Die Angebote werden von den Schulen selbstständig wahrgenommen und können dann auch Bestandteil des fächerübergreifenden Curriculums zur Berufs- und Studienorientierung sein. Wiesbaden, 27. Juli 2016 Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz