Kleine Anfrage der Abg. Hofmeyer (SPD) vom 08.09.2016 betreffend Rückgabe von Schulleitungsstellen und Antwort des Kultusministers Vorbemerkung der Fragestellerin: SDP-Landtagsabgeordnete erhalten immer wieder Zuschriften von Lehrkräften, die ihre Funktionsstelle als Schulleiter bzw. Schulleiterin oder als Konrektor bzw. Konrektorin zurückgeben. Immer häufiger wird dabei als Grund Überlastung genannt. Vorbemerkung des Kultusministers: Die Wahrnehmung von Funktionsstellen in der Schule beinhaltet komplexe Herausforderungen sowohl für neu beauftragte Schulleiterinnen und Schulleiter bzw. stellvertretende Schulleiterinnen und Schulleiter wie auch für erfahrene Amtsinhaberinnen bzw. -inhaber. Der vorbereitenden und begleitenden Unterstützung und Qualifizierung wird seitens des Hessischen Kultusministeriums ein hoher Stellenwert beigemessen. Um Schulleitungen zukünftig noch gezielter vorzubereiten und auf diesem Weg zu unterstützen, wird im Hessischen Kultusministerium ein neues Qualifizierungsmodell entwickelt. Diese Vorbemerkung voran gestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1. Wie viele Schulleiter und ständigen Vertreter des Schulleiters haben in den letzten vier Jahren (ab SJ 2012/13) ihre Leitungsämter zurückgegeben? (Bitte nach Schulamtsbezirken und Schulformen aufschlüsseln) Die Rückgabe von Funktionsstellen von Schulleiterinnen und Schulleitern sowie Stellvertreterinnen und -vertretern wird nicht zentral erfasst. Eine nach Schulformen aufgeschlüsselte Abfrage an allen 15 Staatlichen Schulämtern, die sich über die letzten vier Jahre erstreckt, wäre mit einem erheblichen Aufwand verbunden und innerhalb der für die Beantwortung der Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht leistbar . Zudem sind aufgrund der Vielzahl von ca.1800 öffentlichen Schulen in Hessen mit unterschiedlicher Arbeitsorganisation und Geschäftsverteilung valide Aussagen über die Arbeitsbelastung sowie evtl. Überlastungen nicht möglich. Frage 2. Welche Gründe wurden für die Rückgabe der Funktionsstellen angegeben? Ich verweise auf die Antwort zu Frage 1 bzw. 3. Frage 3. Welche Ursache sieht sie für die Rückgabe von Funktionsstellen? Die Gründe für die Rückgabe einer Funktionsstelle sind vielfältig bzw. komplex und lassen sich nicht einer systematischen Analyse unterziehen. Bekannt ist allerdings, dass Tätigkeiten aus den Bereichen Verwaltung und Organisation als belastend erlebt werden. Hingegen erweisen sich für ein gelingendes Schulleitungshandeln, das auch unterschiedliches Belastungserleben von verschiedenen Persönlichkeiten beinhalten kann, vor allem kooperative Eingegangen am 12. Oktober 2016 · Bearbeitet am 13. Oktober 2016 · Ausgegeben am 18. Oktober 2016 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/3767 12. 10. 2016 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/3767 Leitungsstrukturen, vorbereitendende und begleitende Qualifizierung sowie Gesundheitsmanagement als bedeutsam. Eine hohe Stressresistenz und eine gute soziale Unterstützung insbesondere im Schulleitungsteam werden als wichtigste Ressourcen für Schulleiterinnen und Schulleiter genannt (siehe hierzu Prof. Huber, 2013, Ergebnisse der Studie zur Belastung von Schulleiterinnen und Schulleitern). Auf der Grundlage dieser Ergebnisse lassen sich unabhängig von Aussagen über Einzelfälle wichtige allgemeine Schlussfolgerungen ziehen (siehe Antwort zu Frage 4). Frage 4. Welche Maßnahmen hat die Landesregierung ergriffen oder wird sie kurzfristig ergreifen, um den häufigsten der unter 2. genannten Grün-den entgegen zu wirken? Die Hessische Lehrkräfteakademie greift die genannten Aspekte im Hinblick auf tragfähige Führungsstrukturen auf. Das seit vielen Jahren etablierte Unterstützungsangebot bietet beispielsweise einstiegsbegleitende Qualifizierungsreihen für neu beauftragte Schulleiterinnen und Schulleiter bzw. stellvertretende Schulleiterinnen und Schulleiter, Führungswechsel-Coaching, Mentoringprogramme sowie zahlreiche weitere Fortbildungs- und Beratungsangebote zu relevanten Führungsthemen an. Zur Vorbereitung auf Führungsfunktionen werden Klärungsseminare und Potenzialanalysen angeboten. Um Schulleitungen zukünftig noch gezielter auf die komplexen Anforderungen vorzubereiten und auf diesem Weg zu unterstützen, wird im Hessischen Kultusministerium ein neues Qualifizierungsmodell entwickelt, das mit Beginn dieses Schuljahres in einer Pilotphase erprobt wird. Es ist vorgesehen, dass Lehrkräfte, die Schulleiterin oder Schulleiter werden wollen, zukünftig eine verbindliche, umfangreiche und fundierte Vorbereitung durchlaufen. Darüber hinaus nehmen die schulfachlichen Aufsichtsbeamtinnen und -beamten der Staatlichen Schulämter als unmittelbare Dienstvorgesetzte die Personalverantwortung für die Schulleiterinnen und Schulleiter wahr und stehen hierbei im kontinuierlichen Austausch mit den Schulleitungen , bei dem auch der Umgang mit Belastungen bzw. Belastungsspitzen sowie mit schulischen Arbeits- und Leistungsstrukturen thematisiert wird. Auftretenden oder sich anbahnenden Problemlagen geht die Schulaufsicht nach und ergreift in Absprache mit den Schulleitungen geeignete Maßnahmen. Frage 5. Welche Maßnahmen wird sie einleiten, um die Belastungen von Lehrkräften und Funktionsstelleninhabern zu verringern und die Arbeitsbedingungen zu verbessern? Ich verweise auf die Antwort zu Frage 4. Wiesbaden, 29. September 2016 Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz