Kleine Anfrage der Abg. Dr. Sommer (SPD) vom 16.01.2017 betreffend Diabetesprävention in Schulen und Antwort des Ministers für Soziales und Integration Vorbemerkung der Fragestellerin: Diabetes mellitus gehört zu den großen Volkskrankheiten. Auch immer mehr Kinder sind betroffen. Die Brandenburger Diabetesgesellschaft e.V. hat deshalb ein Präventionsprojekt in Schulen initiiert, bei dem Fachkräfte eine interaktive Unterrichtsstunde zum Thema Stoffwechsel und Diabetes mellitus gestalten. Diese Vorbemerkung der Fragestellerin vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage im Einvernehmen mit der Hessischen Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und dem Hessischen Kultusminister wie folgt: Frage 1. Hat die Landesregierung Kenntnis von dem o.g. Präventionsprojekt in Brandenburg und wie beurteilt sie es? Frage 2. Könnte ein solches Projekt in hessischen Schulen ebenfalls, ggf. im Rahmen der Landesrahmenvereinbarung zum Präventionsgesetz, durchgeführt werden? Frage 3. Wenn ja, wie könnte die Umsetzung erfolgen und wie würde die Landesregierung das unterstützen ? Wenn nein, warum nicht? Die Fragen 1 bis 3 werden wie folgt gemeinsam beantwortet: "Hashtag Diabetes" ist ein Präventionsprogramm der Brandenburger Diabetesgesellschaft e.V. für den Schulunterricht, das 2015 für die 9. bis 12. Klassen startete. Im Schuljahr 2016/2017 wurde es erweitert für Schülerinnen und Schüler der 7. bis 12. Klasse angeboten. Ziel ist es, die Jugendlichen über die Krankheit und deren Folgen aufzuklären, Präventionsmaßnahmen vorzustellen , Informationen und auch Risiko-Test-Bögen mitzugeben, damit die Schülerinnen und Schüler zu Hause in der Familie über Diabetes sprechen und die Gefahr, an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken, mit Eltern und Großeltern direkt testen können. Step 1 An derzeit 22 Orten in Brandenburg kann das Projekt angeboten werden. Die Kontaktlehrer von Real-/Gesamtschulen und Gymnasien werden auf einer Messe der Möglichkeiten informiert. Die Biologielehrerinnen und -lehrer können eine Unterrichtsstunde kostenfrei buchen. Step 2 Es besteht die Möglichkeit, dass entweder medizinisches Fachpersonal in die Schule kommt oder die Klasse eine diabetologische Praxis bzw. Einrichtung besucht. Der Unterricht wird interaktiv mit Hilfe einer altersgerechten Präsentation durchgeführt. Step 3 Nachhaltigkeit: die Jugendlichen werden nicht nur zur Überprüfung der eigenen Lebensweise animiert, sondern tragen das Thema Diabetes mellitus auch nach Hause in die Familie. Dort soll von den Familienangehörigen der DIfE-Risiko-Test durchgeführt werden. Step 4 Evaluation: 2015 wurden ca. 70 Schulen in 18 Städten kontaktiert. 15 % zeigten Interesse, acht Veranstaltungen fanden tatsächlich statt. Eingegangen am 15. März 2017 · Ausgegeben am 17. März 2017 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/4405 15. 03. 2017 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/4405 Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung müssen qualitätsgesichert sein und mit den erforderlichen Ressourcen hinterlegt werden, um nachhaltig die erwünschten Veränderungen herbei zu führen. Für Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung muss ein praktikables Konzept vorliegen . Dieses Konzept berücksichtigt aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und bereits qualitätsgesicherte Interventionsansätze , achtet auf eine ausreichende Ressourcenausstattung; hierzu zählen unter anderem finanzielle Mittel, eine angemessene Laufzeit sowie die Planung und Umsetzung durch qualifiziertes und informiertes Personal, beinhaltet eine Bedarfs- und Bestandsanalyse, beschreibt das zugrunde gelegte Wirkungsmodell, setzt "smarte" Ziele (die Ziele sollen spezifisch, messbar, angemessen, realistisch, zeitlich terminiert und ethisch vertretbar/reflektiert/begründet sein), bestimmt die Zielgruppe/n sowie geeignete Vermittlungswege, dokumentiert den angestrebten Grad der Zielerreichung und die Art seines Nachweises und zeigt auf, wie eine Verstetigung der Maßnahme erfolgen soll.1 Diese Ziele und Anforderungen der bvpg (Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung ) werden durch "Hashtag Diabetes" nur teilweise erfüllt, darum beurteilt die Landesregierung das Projekt der Brandenburgischen Diabetesgesellschaft e.V. als sinnvolle Information zum Thema Diabetes mellitus, die im Rahmen einer Unterrichtsstunde vermittelt wird. Sobald die Evaluation in Brandenburg abgeschlossen ist, wird dieses im Rahmen des hessischen Diabetesbeirats vorgestellt und beurteilt. Danach kann dann über eine mögliche Einführung in Hessen zusammen mit den im Diabetesbeirat vertretenen Partnern entschieden werden. Frage 4. Welche Präventionsmaßnahmen unterstützt die Hessische Landesregierung bislang, um der Krankheit Diabetes bei Kindern vorzubeugen? Vorsorge im Kleinkindesalter Die U-Untersuchungen U7 und U7a finden im Kleinkindalter statt. Untersuchungsschwerpunkte sind u. a. Übergewicht, Bewegungs- und Verhaltensstörungen und allergische Erkrankungen. Schuleingangsuntersuchung Im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung erfolgen die Erfassung des Entwicklungsstandes und eine eingehende körperliche Untersuchung der Kinder. Bei übergewichtigen Kindern (Gewicht außerhalb des Normalgewichts) wird eine Beratung der Eltern über mögliche Krankheitsfolgen , z.B. Diabetes, durchgeführt und die Eltern erhalten die Empfehlung, ihren Kinderarzt aufzusuchen, der gegebenenfalls weitere Kontrollen veranlasst. Prävention in der Schule Im Aufgabenfeld "Schule & Gesundheit" des Hessischen Kultusministeriums werden alle Themen rund um das Gebiet der Gesundheit in den Schulen des Landes zusammengefasst. Projekte, Tagungen, Unterrichtsmaterialien, Beratung und vieles mehr werden angeboten (siehe www.schuleundgesundheit.de). "Schule & Gesundheit" hat zum Ziel, durch Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention eine bessere Bildungsqualität an den hessischen Schulen zu erreichen. Wesentlich am Programm "Schule & Gesundheit" ist die Verknüpfung des Prozesses Gesundheitsförderung mit dem jeweils eigenen Schulentwicklungsprozess. So hatten alle hessischen Schulen bis zum Schuljahr 2010/2011 die Verpflichtung, Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention sichtbar in das Schulkonzept zu integrieren und im Schulprogramm zu verankern. Als zentrale Maßnahme wurde das Zertifizierungsprogramm "Gesundheitsfördernde Schule" aufgelegt. Wesentlich für den Erwerb des Gesamtzertifikates ist die Etablierung eines Gesundheitsmanagementsystems in der Schule. Zwei Teilzertifikate sind für das Gesamtzertifikat verpflichtend : Ernährungs- & Verbraucherbildung, Bewegung & Wahrnehmung. 1 Aus Leitbild bvpg Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/4405 3 Im Rahmen des Bereiches Ernährung wurden allen 2.000 Schulen die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zugeleitet und empfohlen, auch vor dem Hintergrund, dass in zunehmendem Maße Schulmensen eingerichtet werden, deren Angebot eine vollwertige gesundheitsfördernde Mittags- und Pausenverpflegung ermöglichen sollten. In den 5. und 6. Klassen steht den Schulen der Ordner "Werkstatt Ernährung" des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV) und des Kultusministeriums zur Verfügung. Die Ministerien kooperieren hinsichtlich der Durchführung von Bildungsaktivitäten auf der Grundlage des "Ordners Werkstatt Ernährung" seit vielen Jahren mit dem Landfrauenverband Hessen. Der Landfrauenverband hat gezielt Ernährungsfachkräfte ausgebildet, die bereits jetzt auf Anforderung in Schulen und anderen Einrichtungen entsprechende Schulungseinheiten "Werkstatt Ernährung" durchführen. Zusätzlich fördert seit mehreren Jahren das HMUKLV die Durchführung dieser Unterrichtseinheiten in hessischen Schulen. So konnte der Landfrauenverband im letzten Schulhalbjahr 2016/2027 in 11 Schulen tätig werden. Dabei wurden 120 Angebotseinheiten realisiert. Wiesbaden, 3 März 2017 Stefan Grüttner