Kleine Anfrage der Abg. Eckert und Barth (SPD) vom 18.04.2017 betreffend Digitalisierungsberatung für Handwerksbetriebe und Antwort des Ministers für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung Vorbemerkung der Fragesteller: Die Strategie "Digitales Hessen" umfasst unter anderem eine Digitalisierungsberatung für Handwerksbetriebe , genannt "Digi-Check". Diese soll Handwerksbetriebe bei der digitalen Transformation unterstützen. Vorbemerkung des Ministers für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung: Wir stehen mittendrin: In der vierten industriellen Revolution. Die Landesregierung unterstützt die Hessinnen und Hessen sowie die Unternehmerinnen und Unternehmer dabei, sich die enormen Chancen der Digitalisierung zu erschließen. Ein Instrument ist der Digitalisierungs-Check ("Digi-Check"). Er ist Teil der Strategie Digitales Hessen der hessischen Landesregierung. Es handelt sich dabei um ein Reflektionsinstrument, mit dem Anwenderinnen und Anwender einen Überblick über den Digitalisierungsstand ihres Unternehmens gewinnen. Mit Hilfe eines Online-Tools wird ein Selbsttest durchgeführt, der im Ergebnis eine Gesamtübersicht sowie eine detaillierte Auswertung zu einzelnen für das Unternehmen relevanten Bereichen beim Thema Digitalisierung liefert. Darüber hinaus werden Tipps und Hilfestellungen gegeben sowie einschlägige Anlaufstellen genannt. Der Digitalisierungs-Check wurde in Zusammenarbeit mit dem hessischen Handwerk erarbeitet und beinhaltet einen gesonderten Themenbereich zum Handwerk. Ziel ist vor allem die Sensibilisierung für das Thema Digitalisierung und ein mögliches Erfordernis für eine Digitalisierungsberatung bei dem jeweiligen Unternehmen. Der Digitalisierungs-Check selbst beinhaltet keine Digitalisierungsberatung. Diese kann aber gegebenenfalls im Anschluss an die Durchführung des Selbsttests oder unabhängig davon in Anspruch genommen werden. Diese Vorbemerkungen vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1. Welche Anbieter führen die Digitalisierungsberatung im Rahmen des "Digi-Check" durch? Spezielle Angebote der Digitalisierungsberatung in Hessen bestehen beim Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V. Kompetenzzentrum (RKW) Hessen. Kleine und mittlere Unternehmen, Selbstständige und Freiberufler können hier Beratungsleistungen zur Digitalisierung von Geschäftsprozessen sowie Produkten und Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Auf dieses Angebot können auch Handwerksbetriebe zugreifen. Darüber hinaus verfügt die Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main über eine spezielle Digitalisierungsberatungsstelle , die ein entsprechendes Beratungsangebot für Handwerksbetriebe anbietet . Jeweils eine weitere Digitalisierungsberatungsstelle wird derzeit auch bei der Handwerkskammer Wiesbaden und bei der Handwerkskammer Kassel eingerichtet. Die drei hessischen Handwerkskammern und die Arbeitgeberverbände des hessischen Handwerks verfügen derzeit außerdem über insgesamt 41 Betriebsberater, bei denen die Digitalisierungsberatung im Rahmen der allgemeinen Betriebsberatung einen Teilaspekt darstellt. Eingegangen am 31. Juli 2017 · Bearbeitet am 2. August 2017 · Ausgegeben am 4. August 2017 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/4790 31. 07. 2017 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/4790 Das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk informiert zudem bundesweit Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Führungskräfte aus dem Handwerk über die betrieblichen Einsatzmöglichkeiten digitaler Technologien und leistet Hilfestellung bei der praktischen Umsetzung in den Betrieben. Es ist Teil der Förderinitiative "Mittelstand 4.0 - Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse ", die im Rahmen des Förderschwerpunkts "Mittelstand-Digital - Strategien zur digitalen Transformation der Unternehmensprozesse" vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert wird. Vier regionale Schaufenster sind die Ansprechpartner der Unternehmen vor Ort und bieten ihre Unterstützung in vier Schwerpunktbereichen an: Informations‐ und Kommunikationstechnik (Schaufenster Nord, Bundestechnologiezentrum für Elektro- und Informationstechnik e. V.‐Oldenburg), Digitale Prozesse (Schaufenster West, Handwerkskammer Koblenz), Produktions- und Automatisierungstechnologien (Schaufenster Süd, Handwerkskammer für Oberfranken), IT‐gestützte Geschäftsmodelle (Schaufenster Ost, Handwerkskammer Dresden). Dieses Angebot steht auch hessischen Handwerksbetrieben offen. Frage 2. Wie hoch ist der Anteil der EU-Fördermittel für die Digitalisierungsberatung und welche originären Landesmittel stellt das Land Hessen zur Verfügung? RKW Für die EFRE-Förderperiode 2014 bis 2020 sind nach derzeitigem Stand rund 1.000.000 € für die Förderung der Digitalisierungsberatung des RKW eingeplant. Nachfrageorientiert können diese Planungen im Laufe der Förderperiode weiter angepasst werden. Digitalisierungsberaterstellen Die Digitalisierungsberaterstellen bei den drei hessischen Handwerkskammern werden aus EFRE-Fördermitteln finanziert. Pro Stelle und Jahr wird sich die Förderung nach derzeitigem Stand für die Förderperiode 2014 bis 2020 auf ca. 70.000 € belaufen - insgesamt damit auf rund 210.000 € pro Jahr. Eine bedarfsgerechte Anpassung im Laufe der Förderperiode ist möglich. Betriebsberaterstellen Handwerkskammern und Arbeitgeberverbände des Hessischen Handwerks e.V. Die insgesamt 41 Betriebsberaterstellen der hessischen Handwerkskammern (22 Beraterstellen) und der Arbeitgeberverbände des hessischen Handwerks (19 Beraterstellen) werden aus Landesmitteln gefördert. Im Jahr 2016 wurden hierfür insgesamt 405.665 € an Fördergeldern zur Verfügung gestellt. Für das Jahr 2017 ist eine Förderung mit Landesmitteln von insgesamt 444.000 € vorgesehen. Die Digitalisierungsberatung ist ein Teilaspekt der allgemeinen Betriebsberatung. Eine Aufschlüsselung des Anteils, der auf die Digitalisierungsberatung entfällt, ist nicht möglich. Frage 3. Wie hoch ist die Kofinanzierung der Handwerksbetriebe für die Beratung? Wie hoch ist der durchschnittliche Betrag für die Beratung eines Handwerksbetriebes? Frage 4. Inwieweit wäre eine Umstellung der Förderung möglich, um den Eigenanteil für die Handwerksbetriebe zu verringern? Aufgrund des Sachzusammenhanges werden die Fragen 3 und 4 zusammen beantwortet. In den Bereichen der Handwerkskammern und der Arbeitgeberverbände des hessischen Handwerks sind die Beratungen für die Handwerksbetriebe kostenlos. Im Bereich der Digitalisierungsberatung des RKW beläuft sich der Eigenanteil für die beratenen Unternehmen auf die Differenz zwischen den förderfähigen Beratungsausgaben und dem Förderzuschuss . Der Förderzuschuss wird ausschließlich aus EFRE-Fördermitteln generiert und beläuft sich auf 50 %, so dass der Eigenanteil der beratenen Unternehmen ebenfalls bei 50 % liegt. Hierbei handelt es sich bereits um den Höchstfördersatz, der im Rahmen einer Förderung über EFRE möglich ist. Eine Aussage über einen durchschnittlichen Beratungsbetrag ist nicht möglich bzw. nicht aussagekräftig, da je nach Beratungsgegenstand und -umfang die Kosten einer Beratung sehr unterschiedlich ausfallen können. Frage 5. Plant das Land Hessen die Förderung von Beratungsangeboten im Bereich Digitalisierung direkt durch die a) Kreishandwerkerschaften, b) Handwerkskammern und c) Handwerksfachverbände? Falls ja, in welchem Umfang? Falls nein, weshalb nicht? Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/4790 3 Frage 6. Teilt die Landesregierung die Auffassung, dass Beratungsangebote für Handwerksbetriebe im Bereich Digitalisierung am effektivsten direkt bei den a) Kreishandwerkerschaften, b) Handwerkskammern und c) Handwerksfachverbänden angesiedelt sein sollten? Aufgrund des Sachzusammenhanges werden die Fragen 5 und 6 zusammen beantwortet. Die Landesregierung baut die Digitalisierungsberatung in Hessen weiter aus. Zusätzlich zu der bereits vorhandenen Digitalisierungsberaterstelle bei der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein- Main werden derzeit zwei weitere Digitalisierungsberatungsstellen geschaffen, von denen jeweils eine bei der Handwerkskammer Wiesbaden und eine bei der Handwerkskammer Kassel angesiedelt sein wird (s.a. Antwort zu Frage 1). Darüber hinaus werden die bislang 22 Betriebsberaterstellen der drei hessischen Handwerkskammern auf 23 Stellen ab dem Jahr 2017 aufgestockt. Konkret wird es bei der Handwerkskammer Kassel eine zusätzliche Betriebsberaterstelle geben, in deren Rahmen anteilig - wie bei den 22 bereits bestehenden Betriebsberaterstellen - auch Beratungen zum Thema Digitalisierung erfolgen werden. Die Ansiedlung der Beratungsangebote bei den Handwerkskammern gewährleistet nach Auffassung der Landesregierung eine überfachliche und, im Gegensatz zu den Kreishandwerkerschaften und Innungen, eine überregionale Beratung. Als Interessenvertretung des gesamten Handwerks stellt sie, anders als dies bei den Handwerksfachverbänden der Fall ist, sicher, dass alle Handwerksbetriebe, unabhängig davon, welchem Gewerk sie angehören, beraten werden. Ein entscheidender Punkt ist dabei auch die Mitgliedschaft aller Handwerksbetriebe in den Kammern . Das Handwerk selbst hat nach interner Abstimmung festgelegt, dass der Hessische Handwerkstag (HHT) Ansprechpartner in allen Belangen rund um das Thema Digitalisierung im Handwerk ist. Als Spitzenorganisation des hessischen Handwerks - gebildet von den drei Handwerkskammern und den Landesfachverbänden, den Landesinnungsverbänden und Landesinnungen sowie den hessischen Kreishandwerkerschaften - obliegt dem HHT die Wahrnehmung der Belange des hessischen Handwerks insbesondere gegenüber der Öffentlichkeit, dem Hessischen Landtag, der Landesregierung, den Parteien sowie anderen Körperschaften und Verbänden. Vor diesem Hintergrund stimmt die Landesregierung ihre Planungen auch im Bereich Digitalisierungsberatung eng mit dem HHT ab, der sich für die Ansiedlung der Digitalisierungsberatung bei den Handwerkskammern ausgesprochen hat. Wiesbaden, 16. Juli 2017 In Vertretung: Mathias Samson