Kleine Anfrage der Abg. May (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und Wolff (CDU) vom 27.06.2017 betreffend Promotionszentren an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) und Antwort des Ministers für Wissenschaft und Kunst Vorbemerkung der Fragesteller: Mit der vom Hessischen Landtag im November 2015 verabschiedeten Novelle des Hessischen Hochschulgesetzes ist es in Hessen erstmals und in keinem anderen Bundesland möglich, forschungsstarken Bereichen von Hochschulen für Angewandte Wissenschaften das Promotionsrecht zu verleihen. Vorbemerkung des Ministers für Wissenschaft und Kunst: Die erstmalige Verleihung des Promotionsrechts im Oktober 2016 an die Hochschule Fulda hat in der deutschen Hochschullandschaft weit über die Grenzen Hessens hinaus Beachtung gefunden . Die Möglichkeit, eigenständig einen Doktortitel verleihen zu können, erhöht die Attraktivität der hessischen HAW für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und stärkt so wesentlich ihre Fähigkeit zur Durchführung anwendungsbezogener Forschungsvorhaben. Diese Vorbemerkung vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1. Welche Promotionszentren an Hochschulen für angewandte Wissenschaften sind bereits entstanden und genehmigt? Es wurden bisher drei Promotionszentren genehmigt, die alle zum 01.01.2017 ihre Arbeit aufgenommen haben. Dies sind die Promotionszentren "Sozialwissenschaften mit den Schwerpunkten Globalisierung, Europäische Integration und Interkulturalität" sowie "Public Health", die beide an der Hochschule Fulda angesiedelt sind, und das gemeinsam von der Hochschule RheinMain, der Frankfurt University of Applied Sciences und der Hochschule Fulda getragene Promotionszentrum "Soziale Arbeit". Frage 2. Wie viele Professoren und Professorinnen sind dort jeweils tätig? Wie viele Promovenden? Promotionszentrum Professoren und Professorinnen Promovenden Sozialwissenschaften mit den Schwerpunkten Globalisierung, Europäische Integration und Interkulturalität 15 10 Public Health 15 6 Soziale Arbeit 23 11 Bei der Anzahl der Promovenden ist zu berücksichtigen, dass sich die drei Promotionszentren erst im Aufbau befinden und Strukturen und Verfahren noch nicht vollständig etabliert sind. Darüber hinaus liegen zu allen vorgenannten Promotionszentren noch weitere Aufnahmeanträge von Promotionsinteressierten vor, über die noch nicht entschieden wurde. Frage 3. Welche Forschungsfragen werden dort bearbeitet? Das Promotionszentrum Sozialwissenschaften mit den Schwerpunkten Globalisierung, Europäische Integration und Interkulturalität verfolgt Fragestellungen, die etwa die Diversi- Eingegangen am 27. Juli 2017 · Bearbeitet am 28. Juli 2017 · Ausgegeben am 1. August 2017 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/5030 28. 07. 2017 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/5030 ty-Forschung, die ökonomische Globalisierung mit ihrem Einfluss auf die Arbeitswelt sowie die Auswirkungen der Euro-Krise auf die Entwicklung des Wohlfahrtstaates betreffen. Das Promotionszentrum Public Health befasst sich vor allem mit dem Bedarf an präventiver, kurativer, rehabilitativer, pflegerischer und palliativer Versorgung sowie der Gesundheitsförderung . Weitere Fragen untersuchen die Gestaltung, Steuerung und Finanzierung der gesundheitsfördernden , therapeutischen und pflegerischen Versorgung. Die im Promotionszentrum Soziale Arbeit zu behandelnden Forschungsfragen der bisher angenommenen Dissertationsvorhaben übergreifen das breite Spektrum der Praxisfelder Sozialer Arbeit, um die sich dort in spezifischer Weise stellenden Herausforderungen zu beleuchten. Dies beinhaltet unter anderem die Förderung und Stützung von Selbsthilfe und Selbstorganisation gesellschaftlich marginalisierter Gruppen durch professionelle Soziale Arbeit. So starten gegenwärtig an der Hochschule RheinMain sechs Promotionsvorhaben zum profilbildenden Forschungsschwerpunkt "Professionalität Sozialer Arbeit". Die Promotionsvorhaben verfolgen über die Bereiche Soziale Arbeit mit Geflüchteten, Kinder- und Jugendarbeit sowie Soziale Arbeit im Gesundheitsbereich übergreifende gemeinsame Fragestellungen. Diese beziehen sich auf Dilemmata professioneller Sozialer Arbeit, die Ausprägung eines professionellen Habitus sowie auf die professionelle Ausgestaltung von Arbeitsbündnissen, die es erlauben, mit den jeweiligen Zielgruppen Blockierungen ihres Alltagslebens aufzubrechen und neue, gleichermaßen soziale wie demokratische Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Frage 4. Welche weiteren Vorhaben sind geplant? Nach den von den Hochschulen gemachten Angaben sind noch ein hochschulübergreifendes, d.h. von allen fünf HAW gemeinsam getragenes Promotionszentrum "Logistik und Mobilität" sowie ein allein von der Frankfurt University of Applied Sciences getragenes Promotionszentrum "Nachhaltiges Planen und Bauen" geplant. Hinzuzurechnen ist ferner das hochschulübergreifende Promotionszentrum "Angewandte Informatik ", dessen Genehmigungsantrag die Hochschule Darmstadt, die Frankfurt University of Applied Sciences, die Hochschule RheinMain sowie die Hochschule Fulda gemeinsam Ende Juni 2017 beim HMWK gestellt haben. Wiesbaden, 26. Juli 2017 Boris Rhein