Kleine Anfrage des Abg. Degen (SPD) vom 19.10.2017 betreffend Projekt "Gewaltprävention und Demokratielernen" (GuD) und Antwort des Kultusministers Vorbemerkung des Fragestellers: Das Projekt "Gewaltprävention und Demokratielernen", das seit 2007 besteht, hat das Ziel, Schulen bei der "nachhaltigen Implementierung von gewaltpräventiven und demokratieförderlichen Programmen durch Fortbildung und Beratung zu unterstützen". Vorbemerkung des Kultusministers: Die Landesregierung blickt auf zehn Jahre erfolgreiche Arbeit in dem Projekt "Gewaltprävention und Demokratielernen" (GuD) zurück. Durch vielfältige Beratungs- und Fortbildungsangebote für Lehrkräfte, pädagogische Fachkräfte, Schulleitungen und innerschulische Steuerungsgruppen konnten an vielen Schulen in Hessen gewaltpräventive und demokratieförderliche Programme nachhaltig implementiert werden. Das Projekt GuD ist vernetzt mit verschiedenen Kooperationspartnern , die zur Prävention beitragen und bei der Umsetzung verschiedener Schwerpunktthemen unterstützend mitwirken. Diese Vorbemerkungen vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1. Wie viele Schulen nahmen an dem Projekt "Gewaltprävention und Demokratielernen" (GuD) von 2007 bis heute teil? (bitte nach Jahren und Schulformen aufgeschlüsselt auflisten) Im Jahr 2017 können wir von 510 Schulen sprechen, die mit dem Projekt GuD zusammenarbeiten , d.h. Lehrkräfte, Schulleitungsmitglieder und sozialpädagogische Fachkräfte dieser Schulen nehmen regelmäßig und zum Teil schon über einen längeren Zeitraum an den Fortbildungs- und Beratungsangeboten teil, um ihre Schülerinnen und Schüler in partizipativen und die Sozialkompetenz fördernden Prozessen qualifiziert zu begleiten. Hierbei handelt es sich um 91 Grundschulen und 419 weiterführende Schulen (53 Förderschulen, 40 Grund- und Hauptschulen bzw. Grund-, Haupt- und Realschulen, 21 Haupt- und Realschulen, 6 Realschulen, 107 Gesamtschulen , 128 Gymnasien, 62 Berufliche Schulen, eine Schule für Erwachsene und eine Schule für Kranke) in ganz Hessen. Die folgende chronologische Übersicht ist auf die Schuljahre 2007 bis 2017 bezogen und bezieht sich auf die Teilnehmenden an Fortbildungen: Zeitraum: Schulform: Anzahl der Schulen: 2007/2008: Haupt- und Realschulen, bzw. Grund-, Haupt- und Realschulen, Realschulen, Gymnasien, Gesamtschulen 150 Förderschulen 16 2008/2009: Haupt- und Realschulen, bzw. Grund-, Haupt- und Realschulen, Realschulen, Gymnasien, Gesamtschulen 100 Förderschulen 10 Grundschulen 35 Berufliche Schulen 30 Eingegangen am 7. Dezember 2017 · Bearbeitet am 7. Dezember 2017 · Ausgegeben am 15. Dezember 2017 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/5337 07. 12. 2017 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/5337 2009/2010: Haupt- und Realschulen, bzw. Grund-, Haupt- und Realschulen, Realschulen, Gymnasien, Gesamtschulen 55 Förderschulen 12 Grundschulen 45 Berufliche Schulen 20 2010/2011: Haupt- und Realschulen, bzw. Grund-, Haupt- und Realschulen, Realschulen, Gymnasien, Gesamtschulen 40 Förderschulen 10 Grundschulen 25 Berufliche Schulen 15 2011/2012: Haupt- und Realschulen, bzw. Grund-, Haupt- und Realschulen, Realschulen, Gymnasien, Gesamtschulen 70 Förderschulen 8 Grundschulen 45 Berufliche Schulen 25 2012/2013: Haupt- und Realschulen, bzw. Grund-, Haupt- und Realschulen, Realschulen, Gymnasien, Gesamtschulen 90 Förderschulen 10 Grundschulen 40 Berufliche Schulen 30 2013/2014: Haupt- und Realschulen, bzw. Grund-, Haupt- und Realschulen, Realschulen, Gymnasien, Gesamtschulen 85 Förderschulen 8 Grundschulen 40 Berufliche Schulen 22 2014/2015: Haupt- und Realschulen, bzw. Grund-, Haupt- und Realschulen, Realschulen, Gymnasien, Gesamtschulen 75 Förderschulen 10 Grundschulen 80 Berufliche Schulen 20 2015/2016: Haupt- und Realschulen, bzw. Grund-, Haupt- und Realschulen, Realschulen, Gymnasien, Gesamtschulen 60 Förderschulen 5 Grundschulen 40 Berufliche Schulen 15 2016/2017: Haupt- und Realschulen, bzw. Grund-, Haupt- und Realschulen, Realschulen, Gymnasien, Gesamtschulen 90 Förderschulen 8 Grundschulen 60 Berufliche Schulen 40 Die Anzahl der von GuD durchgeführten Beratungen im selben Zeitraum stellt sich wie folgt dar: Bis 2009 hat GuD umfangreiche Einzelberatungen von Schulen zur Umsetzung von Programmteilen aus dem GuD-Angebot (siehe Frage 2) und zur Implementierung in der Schule angeboten und durchgeführt. Ab 2009 gab es aufgrund der Einrichtung von Prozessentwicklungsgruppen (PEG) weniger Einzelberatungen von Schulen (siehe auch Frage 2). Die Teilnahme von Schulen in den PEG hat seit 2009 kontinuierlich zugenommen: im Jahr 2017 arbeiten 143 Schulen in 19 Prozessentwicklungsgruppen . Hierbei handelt es sich um 54 Grundschulen und 89 weiterführende Schulen in Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/5337 3 ganz Hessen, davon 6 Förderschulen, 4 Grund- und Hauptschulen bzw. Grund-, Haupt- und Realschulen, 4 Haupt- und Realschulen, 4 Realschulen, 43 Gesamtschulen, 17 Gymnasien, 11 Berufliche Schulen. Frage 2. Welche Angebote beinhaltet das Projekt GuD? Das Projekt GuD bietet eine Vielzahl regionaler und überregionaler Fortbildungsangebote in Hessen an, die sowohl schulformspezifisch als auch schulformübergreifend erfolgen können. Sie stehen den Lehrkräften und sozialpädagogischen Fachkräften aller Schulformen zur Verfügung. Die Themenschwerpunkte sind konstruktive Konfliktbearbeitung/Mediation, konstruktiver Umgang mit Unterrichtsstörungen, soziales Lernen in der Klasse, Einführung in die Trainingsraum- Methode, Sozialkompetenzförderung durch kooperative Lernformen im Unterricht, Ausbildung von Coaches für Schüler-Streitschlichter und Schülermediatoren, Angebote zum sog. Empowerment für geflüchtete Schülerinnen und Schüler und Fortbildungen zum Themenfeld Umgang mit sexualisierter Gewalt. Das Projekt GuD ermöglicht außerdem die Teilnahme an einem Weiterbildungsangebot mit Zertifizierung zum Schulmediator bzw. zur Schulmediatorin. Darüber hinaus bietet GuD in Kooperation mit verschiedenen Vereinen und Institutionen u.a. folgende Fortbildungen an: No Blame Approach, Umgang mit extremistischem Salafismus, Kinderrechte in der Schule (Partizipation), Peer-Learning mit dem Verein EDUCATION Y (ehemals buddY e.V.). Das Projekt GuD veranstaltet einmal jährlich federführend den Hessischen Demokratietag für Schülerinnen und Schüler hessischer Schulen. Das Projekt GuD bietet umfangreiche Beratungsangebote für Schulen an, die in das Themenfeld Gewaltprävention und Demokratielernen einsteigen möchten. Es erfolgt durch GuD eine kontinuierliche und längerfristige Begleitung und Beratung zur schulischen Weiterentwicklung in diesem Themenbereich im Rahmen von Prozessentwicklungsgruppen (PEG). Zielgruppe sind die schulischen Koordinatorinnen und Koordinatoren und Verantwortlichen für diesen Bereich. Die PEG arbeiten in allen hessischen Regionen und treffen sich ganztägig einmal im Halbjahr. Aus jeder Schule nehmen Lehrkräfte oder Schulsozialarbeiterinnen und -sozialarbeiter teil. Die Arbeit in diesem Themenfeld unterstützt das Projekt GuD darüber hinaus mit ein bis zwei Veranstaltungen pro Schuljahr speziell für Schulleitungen - gemeinsam mit den jeweiligen PEG- Kolleginnen und -Kollegen der Schule. GuD wirkt maßgeblich mit bei der Durchführung von Fachtagen für Schulen, die beim Präventionsprogramm PiT-Hessen (Prävention im Team) des Netzwerks gegen Gewalt mitarbeiten. Außerdem berät GuD Schulen, die sich im bundesweiten Programm "Förderprogramm demokratisch handeln" engagieren. Frage 3. Welche zusätzlichen Ressourcen, wie etwa Lehrerstundenzuweisung, sind mit der Teilnahme an dem Projekt GuD verbunden? Das Projekt GuD spielt in den Schulentwicklungsprozessen eine bedeutende Rolle. Zur Unterstützung dieser Prozesse können Schulen aus der Lehrerstundenzuweisung, die über die Abdeckung des Pflicht- und Wahlpflichtunterrichtes hinausgeht, Lehrerstunden gemessen an den Bedürfnissen der einzelnen Schule verwenden. Frage 4. Wie unterstützt das Projekt die Schulen beziehungsweise Lehrkräfte, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie Schülerinnen und Schüler konkret bei der nachhaltigen Implementierung von gewaltpräventiven und demokratieförderlichen Programmen? Das Projekt unterstützt durch die Struktur und den Aufbau der GuD-Fortbildungsangebote, die inhaltlich aufeinander abgestimmt sind, sowie durch umfassende und auf die jeweilige schulische Situation passgenau abgestimmte Beratungsangebote. Auf die Antwort zu Frage 2 wird verwiesen. Frage 5. Wie findet eine Verankerung der Projekt- bzw. Programmarbeit im gewaltpräventiven und demokratieförderlichen Bereich an Schulen statt? GuD arbeitet mit einem systemischen Ansatz zur Förderung der Schulentwicklung und strebt im Beratungskontext die Beteiligung möglichst vieler Akteure innerhalb der Schule an. GuD sieht Schulentwicklung als kontinuierlichen Prozess an und empfiehlt daher eine längerfristige Begleitung und Kooperation, insbesondere bei der Mitarbeit in den PEG. GuD empfiehlt Schulen, Fortbildungen im Tandem wahrzunehmen, um dadurch die Umsetzung im schulischen Alltag zu erleichtern, die Arbeit zu koordinieren sowie für Kontinuität und Nachhaltigkeit zu sorgen. GuD nimmt bereits bei der Fortbildungsplanung die Umsetzung und Verankerung der Fortbildungsinhalte innerhalb der Schule in den Fokus. 4 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/5337 Frage 6. Welche Kosten entstehen den Schulen durch die Teilnahme am Projekt? Beratungen und die Teilnahme an Prozessentwicklungsgruppen sind kostenfrei. Bei Fortbildungen , die durch externe Fortbildnerinnen und Fortbildner durchgeführt werden, entsteht teilweise ein Eigenkostenanteil, der über die Fortbildungsbudgets der Schulen abgerechnet werden kann. Frage 7. Wie wird das Projekt finanziert und wie hoch sind die Kosten für das Projekt? Das Projekt wird vom Hessischen Kultusministerium finanziert. Zur Verfügung stehen jährlich derzeit 7,57 Abordnungsstellen sowie Sachmittel in Höhe von 45.000 €. Frage 8. Hat eine Evaluierung des vor zehn Jahren gestarteten Projekts stattgefunden und wenn ja, wann und mit welchen Ergebnissen? Wenn nein, warum nicht? Einzelne Angebote und Maßnahmen des Projektes wurden in den Jahren 2011, 2013 und 2015 evaluiert. Die Evaluationen beziehen sich auf den Klassenrat und die Prozessentwicklungsgruppen . Folgende Ergebnisse liegen hierzu vor: Die Qualifizierungsmaßnahme zum Klassenrat sowie der Klassenrat selbst als Instrument zur Verbesserung der sozialen und demokratischen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern im Unterricht werden seitens der befragten Lehrkräfte wie auch der Schülerinnen und Schüler positiv bewertet. Auch die Prozessentwicklungsgruppen werden von den befragten Personen als nützlich und hilfreich insbesondere im Hinblick auf Aspekte des Projektmanagements und der Weiterentwicklung und Implementierung von Projekten im Arbeitsfeld Gewaltprävention und Demokratielernen eingeschätzt. Daneben ist GuD als Kooperationspartner Teil weiterer Evaluationsmaßnahmen im Bereich der Gewaltprävention in Hessen. Wiesbaden, 29. November 2017 Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz