Kleine Anfrage der Abg. Dr. Sommer (SPD) vom 07.11.2017 betreffend Übergewicht von Kindern und Antwort des Ministers für Soziales und Integration Vorbemerkung der Fragestellerin: In der Presseberichterstattung vom 24.08.2017 in der "Frankfurter Rundschau" wurde mitgeteilt, dass die Schuleingangsuntersuchung gezeigt habe, dass jeder sechste Erstklässler übergewichtig sei. Da bereits im Kindesalter die Disposition für die weitere Gesundheit und die Erkrankung an z.B. Diabetes und Folgeerkrankungen im Alter gelegt werden, bedeutet dies, dass Übergewicht in der Kindheit oft auch im Erwachsenenalter erhalten bleibt und mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist. Studien in England und in den USA haben herausgefunden, dass übergewichtige Kinder ein doppelt so hohes Erkrankungsrisiko als ihre schlanken Altersgenossen haben und unter drei oder mehr medizinischen, seelischen oder Entwicklungsproblemen leiden . Diese Vorbemerkung der Fragestellerin vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage im Einvernehmen mit dem Kultusminister wie folgt: Frage 1. Wie viele Erstklässler sind zum Schuljahr 2017/18 in Hessen übergewichtig und wie hat sich deren Zahl in den letzten zehn Jahren entwickelt? Zu den Schulanfängerinnen und Schulanfängern des Schuljahres 2017/18 liegen die Daten noch nicht vor. In den zehn vorangegangenen Jahren (2007 bis 2016) ist der Anteil der übergewichtigen Kinder weitgehend konstant geblieben und liegt zwischen 10,21 und 11,13 %. Dabei waren zwischen 5,86 % und 6,40 % der Kinder übergewichtig (das heißt ihr Gewicht lag zwischen der 90. und 97. Perzentile), 4,33 % bis 4,73 % der Kinder waren adipös (Gewicht jenseits der 97. Perzentile). Frage 2. Wie viele Kinder in Hessen zwischen null bis zehn sind übergewichtig? a) Bei wie vielen dieser Kinder sind welche Entwicklungsstörungen auffällig? b) Wo sieht die Landesregierung die Ursache des Übergewichtes und ggf. von dadurch verursachten Entwicklungsstörungen? c) Welche Lösungen strebt die Landesregierung an, Ursachen zu bekämpfen, damit weniger Kinder an Übergewicht und Folgeerkrankungen leiden? Wie will sie sich diesbezüglich über die bisherigen Maßnahmen und Programme hinaus pro aktiv einsetzen? Diese Frage lässt sich so nicht beantworten, da nur die Zahlen für den jeweiligen Einschulungsjahrgang vorliegen. Zu Frage 2 a: Auch hierbei gibt es lediglich Angaben zum Einschulungsjahrgang. In allen Teilbereichen des Entwicklungsscreenings (Koordination, Visuomotorik, Grobmotorik, Feinmotorik , Sprache, auditive und visuelle Wahrnehmung, Psyche und Verhalten) zeigten Kinder mit Übergewicht etwas häufiger Auffälligkeiten, als solche mit Normal- oder Untergewicht. Zu Frage 2 b: Hierauf gibt es keine eindeutige Antwort, denn in einem komplexen System spielen genetische Veranlagung und verschiedenste Umweltfaktoren zusammen. Ein Kausalzusammenhang zwischen Übergewicht und Entwicklungsstörung ist aus den vorliegenden Daten nicht herzustellen. Es ist im Gegenteil zu vermuten, dass bei zumindest einem Teil der Kinder mit Entwicklungsstörungen Ursachen zugrunde liegen, die neben der Entwicklungsstörung auch eine Gewichtszunahme bedingen (genetische Störungen, Stoffwechselstörungen). Eingegangen am 3. Januar 2018 · Bearbeitet am 8. Dezember 2018 · Ausgegeben am 12. Januar 2018 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/5385 03. 01. 2018 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/5385 Insgesamt wird das Körpergewicht von der genetischen Veranlagung geprägt. Aber auch die Energiebilanz ist entscheidend. Fällt sie langfristig positiv aus, das heißt, übersteigt die Energiezufuhr den Energieverbrauch, sammelt sich vermehrt Körperfett an. Das Gewicht steigt. Lebensstilfaktoren beeinflussen direkt und indirekt die Energiebilanz. Dazu gehören Ernährung, körperliche Aktivität, Medienverhalten, Umgang mit Stress oder Schlaf. Die Bedingungen im Umfeld, in den Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen, wirken sich auf den Lebensstil aus. Dazu gehören familiäre Strukturen, der kulturelle Hintergrund, der Freundeskreis, die Kita, die Schule, die Nachbarschaft, das Lebensmittelangebot, Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten im Umfeld und vieles mehr. All das beeinflusst Einstellungen, Wissen und Gewohnheiten. Zu Frage 2 c: In Hessen werden die Umsetzungsstrategien in der interministeriellen Arbeitsgruppe "Hessen IN FORM" abgestimmt. In der AG vertreten sind das Hessische Kultusministerium , das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz , das Hessische Ministerium für Soziales und Integration und das Hessische Ministerium des Innern und für Sport. Der Landessportbund Hessen kann so auf vielfältige und erprobte Maßnahmen in seinen Strukturen aufbauen. Dazu zählen insbesondere die Qualifizierung von Multiplikatoren/Übungsleitern im Gesundheitssport, die Verbreitung qualitätsgestützter Präventionsprogramme "SPORT PRO GESUNDHEIT" sowie die Vernetzung mit Partnern/Institutionen im Gesundheitsbereich. Seit 1998 unterstützt die gemeinsame Initiative "Mehr Bewegung in den Kindergarten" der Sportjugend Hessen und des Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport Kindergärten, die besonderen Wert auf ein qualifiziertes Bewegungsangebot in ihrer Einrichtung legen. Die Initiative geht mit dem Qualitätssiegel "Hessischer Bewegungskindergarten" noch einen Schritt weiter. Die Kindertagesstätten sollen - auch im Sinne des Bildungs- und Erziehungsplans - motiviert werden, dem Thema Bewegungsförderung einen noch höheren Stellenwert einzuräumen und damit einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsförderung der Kinder zu leisten. Einrichtungen , die diese pädagogischen Ziele in ihrer Arbeit verstärken und berücksichtigen wollen , können mit dem Erwerb des Qualitätssiegels nach innen psychomotorisch orientierte Bewegungserziehung fördern und nach außen mit diesem Profil werben. Die interministerielle Zusammenarbeit zur Entwicklung von Umsetzungsstrategien in den Feldern Bewegung und Ernährung in Kita und Schule soll in Zukunft vorangetrieben werden. Nur so kann es gelingen, breite Bevölkerungsteile anzusprechen und zu sensibilisieren. Im Rahmen des Präventionsgesetzes sollen mit den "Koordinierungsstellen Gesundheitliche Chancengleichheit " die Kommunen unterstützt werden sogenannte "Präventionsketten" zu entwickeln, die ein gesundes Aufwachsen ermöglichen. In Hessen sind die Koordinierungsstellen bei der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung (HAGE) angesiedelt. Frage 3. Wie reagieren Kindertagesstätten und Schulen auf die Entwicklung? Tageseinrichtungen für Kinder haben einen eigenständigen Bildungs- und Erziehungsauftrag, für dessen Ausgestaltung und Umsetzung die öffentlichen und freien Träger unter Mitwirkung der Erziehungsberechtigten verantwortlich sind. Die Erteilung einer Betriebserlaubnis für eine Kindertageseinrichtung setzt u.a. voraus, dass ein gesundheitsförderliches Umfeld in der Einrichtung unterstützt wird. D.h. vor Erteilung der Betriebserlaubnis wird geprüft, inwieweit die Konzeption der Einrichtung auch Gesundheitsprävention berücksichtigt. Das tägliche pädagogische Handeln gestaltet sich anhand der Konzeption. Grundsätzlich reagieren Kindertagestätten und Schulen auf die angesprochene Entwicklung im Rahmen ihrer pädagogischen Arbeit sowie mit der Initiierung von Gesundheitstagen, Projekten, Aufklärungsaktionen oder der Implementierung von umfangreichen Einrichtungsprogrammen. Für Schulen stehen die Umsetzung des Bildungs- und Erziehungsplans für Kinder von 0 bis 10 Jahren, die Umsetzung der Kerncurricula, das schulische Verpflegungsangebot sowie die Bewegungsförderung im Vordergrund. Die Landesregierung bietet eine Vielzahl von Begleitangeboten an, um die Schulen bei der Umsetzung der Curricula sowie weiteren Maßnahmen zu unterstützen. Zu erwähnen sind beispielsweise umfangreiche Fortbildungsangebote, Fachtagungen, Fachberatungen und die Möglichkeit einer Zertifizierung in den Bereichen "Bewegung & Wahrnehmung" und "Ernährung & Konsum ". Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/5385 3 Frage 4. Welche Angebote werden in Kita und Schule bzw. außerschulisch vorgehalten und welche expliziten Beratungs- und Therapieangebote gibt es in Hessen? Frage 5. Welche konkreten Maßnahmen werden im hessische Bildungs- und Erziehungsplan sowie im Arbeitsbereich "Gesund aufwachsen" der HAGE und durch die Krankenkassen im Rahmen des Präventionsgesetzes in Hessen im Setting von Kita und Schule sowie außerschulisch umgesetzt? Die Fragen 4 und 5 werden wie folgt gemeinsam beantwortet: Die Landesregierung ist sich der Tatsache bewusst, dass dem Thema Gesundheit in Tageseinrichtungen für Kinder, gerade vor dem Hintergrund der veränderten familiären Bedingungen, eine große Bedeutung zukommt. So hat die Landesregierung gezielt daran mitgewirkt, dass die Bereiche "Gesundheit" und "Bewegung und Sport" als Schwerpunkte kindlicher Bildung und Förderung mit entsprechenden Leitgedanken und Bildungs- und Erziehungszielen im Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren (BEP) verankert sind. In eigens dafür vorgesehenen, für die Teilnehmenden kostenfreien Modulfortbildungen des Landes für Fach- und Lehrkräfte zum Bildungs- und Erziehungsplan wird in Modul 9 das Thema "Starke Kinder - Bewegung, Entspannung und Gesundheit in der Kita, Kindertagespflege und Grundschule " thematisiert. Ein Teil des Moduls beschäftigt sich mit dem Thema "Gesundheit" und hier konkret mit der Sequenz "Ernährung". Der BEP und die Fortbildungsmodule verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der die Basis für einen gesunden, selbstreflexiven Umgang der Kinder mit sich und ihrem Körper, auch beim Thema Ernährung, zum Ziel hat. Darüber hinaus fördert das Land seit dem Jahr 2007 die Fortbildungsveranstaltungen der Verbraucherzentrale Hessen e.V. für eine bedarfsgerechte Kinderernährung, die jährlich an vier bis fünf Standorten in Hessen durchgeführt werden. Adressaten dieser für die Teilnehmenden kostenfreien Veranstaltung sind Tagespflegepersonen, Erzieherinnen und Erzieher sowie interessierte Eltern. Das Konzept der Fortbildungen wurde auf der Grundlage der jährlichen Evaluation kontinuierlich weiterentwickelt. Seit dem Jahr 2013 wird das gemeinsam von Ernährungsfachkräften und BEP-Multiplikatorinnen neu entwickelte Konzept der Veranstaltungen unter dem Titel "Bildungsort Esstisch" angeboten. Die Veranstaltungen werden seither von je einer Ernährungsfachkraft und einer BEP-Multiplikatorin durchgeführt, sodass eine enge Verzahnung zwischen der Vermittlung von Wissen im Bereich Ernährung und den pädagogischen Inhalten des BEP gewährleistet ist. Des Weiteren hat das Land den von der Verbraucherzentrale Hessen e. V. in Kooperation mit dem Hessischen Kindertagespflegebüro organisierten hessenweiten Fachtag zur Ernährungsbildung in der Kindertagespflege gefördert, der am 10. Dezember 2015 stattfand. Zielgruppen des Fachtages waren Fachberatungen und die in der Fortbildung Tätigen sowie weitere Interessierte. Dem folgten in den Jahren 2016 und 2017 je zwei weitere Fachtage sowie Vertiefungsveranstaltungen zu Themenschwerpunkten des Fachtages. Die Fachtage und Vertiefungsveranstaltungen richteten sich sowohl an die Fachkräfte der Fachdienste für Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege als auch an Fortbildungskräfte, Fachkräfte aus Kindertageseinrichtungen und Tagespflegepersonen . Auch für das Jahr 2018 sind weitere Angebote in Planung. Grundsätzlich werden bereits zahlreiche verhaltens- und verhältnispräventive Maßnahmen zur Stärkung der Ernährungskompetenz und Bewegungsförderung in den Lebenswelten Kindergarten und Schule umgesetzt. Die Maßnahmen bedienen sich verschiedener Methoden und vermitteln Fertigkeiten, welche einerseits die Zielgruppen motivieren und befähigen sollen, ihre Lebensweise mit Spaß und positiven Erlebnissen gesundheitsförderlich zu gestalten oder die ganze Organisation mit in einen Entwicklungsprozess einbinden. Die eingesetzten Maßnahmen, Projekte und Programme in den Einrichtungen werden nicht zentral erfasst. Mit dem im Jahr 2016 in Kraft getretenen Präventionsgesetz ergeben sich neue Möglichkeiten, in den Lebenswelten qualitativ hochwertige Programme umzusetzen. Nur exemplarisch seien hier folgende lebensweltbezogene Maßnahmen aufgeführt: Kita Verbraucherzentrale Hessen: Aktionsprogramm für Kitas: Joschi hat’s drauf https://www.verbraucherzentrale.de/verbraucherzentrale/joschi-hats-drauf-nicht-vergessengutes -essen-17996 Landessportbund Hessen: Fort- und Weiterbildungsportal Initiative "Mehr Bewegung in den Kindergarten http://www.sportjugend-hessen.de/kindergarten/initiative-mehr-bewegung-in-den-kindergarten/ Fort- und Weiterbildungsportal Arbeit in Kitas, Landessportbund Hessen e.V.: Ziel ist die Bündelung von Bildungsmaßnahmen in den Bereichen Sport, Bewegung, Entspannung und Ernährung . http://kita-fobi-hessen.de/index.php?id=46 4 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/5385 Schule Ernährungsführerschein Für den Ernährungsführerschein lernen Grundschulkinder, selbst Salate, fruchtige Quarkspeisen und andere kleine Gerichte zuzubereiten. https://www.bzfe.de/inhalt/aid-ernaehrungsfuehrerschein-3773.html Verbraucherzentrale Hessen Ess-Kult-Tour: Spielerisch durch die Welt der Lebensmittel https://www.verbraucherzentrale-hessen.de/esskulttour Powerkauer auf Gemüsejagd Spannendes und aktives Gruppenspiel rund um Obst und Gemüse und dessen Herkunft http://www.verbraucher.de/PowerKauer-auf-Gemuesejagd Hessisches Kultusministerium: Schule & Gesundheit Als ein Arbeitsfeld des Kultusministeriums verfolgt "Schule & Gesundheit" das Ziel der Etablierung eines schulischen Gesundheitsmanagements. Themenbereiche sind hier u.a. die Ernährungs - und Verbraucherbildung sowie das Thema Bewegung. http://www.schuleundgesundheit.hessen.de/home-hkm.html Hessisches Kultusministerium: Vernetzungsstelle Schulverpflegung Eingebunden in die Servicestelle Schule & Gesundheit, möchte die Vernetzungsstelle allen Akteuren und Interessierten rund um die Schulverpflegung Beratung und Unterstützung bieten. http://www.schuleundgesundheit.hessen.de/en/themen/ernaehrung/vernetzungsstelleschulverpflegung .html Kita & Schule Tigerkids Kindergarten aktiv: Ein Projekt für mehr Bewegung und gesunde Ernährung in Kindertageseinrichtungen http://www.tigerkids.de/index.html KIKS UP Neben Schulen und KITAS werden auch die Eltern sowie Vereine mit dem Programm angesprochen . Wesentliche Bausteine des Programms sind die Ernährungsbildung und Bewegungsförderung . Hessens Staatsministerin Lucia Puttrich hat die Schirmherrschaft für das Programm übernommen. http://kiksup.de/kiks-up/ Settingübergreifende Angebote Sektion Hessen - DGE e.V.: Fortbildungsmaßnahmen, Qualitätsstandards Gemeinschaftsverpflegung Settingbezogene Fortbildungsangebote zum Thema Ernährung für Kitas, Schulen, Betriebe und öffentliche Einrichtungen etc. http://www.dge-hessen.de/angebote/fuer-settings.html gesunde kids - Fit fürs Leben http://www.gesundekids.de/ Frage 6. Welche nachhaltigen gesundheitsförderlichen Strukturen zu den Themen Ernährung, Bewegung und Entspannung sollen in Kita, Schule und außerschulisch in Zusammenarbeit mit den Beteiligten entwickelt und gefördert werden und wie soll das Programm "Gesunde Schule" in diese Entwicklung eingebunden werden? Die Landesregierung unterstützt die Träger der Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege bereits durch die in den Fragen 3 bis 5 dargestellten gesundheitsförderlichen Strukturen, Angebote und Projekte. Dies geschieht u.a. auch durch die weitere Umsetzung des BEP. Jedes Kind hat ein Recht auf Achtung, Wohlergehen, Entfaltung seiner Persönlichkeit und auf vielfältige Entwicklungschancen, so niedergelegt im UN-Übereinkommen über die Rechte des Kindes. Hessen hat mit dem BEP die bildungstheoretische Voraussetzung dafür geschaffen, dass alle Kinder der Altersstufe 0 bis 10 Jahre gleichermaßen nach ihren individuellen Voraussetzungen bestmöglich gefördert werden können. Diversität wird als pädagogisches Grundprinzip begrüßt und dem pädagogischen Handeln zugrunde gelegt. Die Unterschiedlichkeit betrifft nahezu alle Merkmale der kindlichen Entwicklung, von sozialen und kulturellen Erfahrungen, intellektuellen und sprachlichen Voraussetzungen, der Lern- und Leistungsmotivation bis hin zur emotionalen und gesundheitlichen Entwicklung. Dabei muss eine Stigmatisierung der Kinder - auch übergewichtiger Kinder - vermieden werden. Es wird bei den Stärken der Kinder angesetzt und präventive Konzepte werden in den Fokus gestellt. Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/5385 5 Mit dem Inkrafttreten des Präventionsgesetzes im Jahre 2015 ist die Erteilung einer Betriebserlaubnis nach § 45 SGB VIII an die inhaltliche Verankerung eines gesundheitsförderlichen Lebensumfeldes in der Kindertageseinrichtung geknüpft. Die Einrichtungen sind gehalten, entsprechende Maßnahmen für ein gesundheitsförderliches Lebensumfeld zu entwickeln und in ihrer Konzeption zu verankern. Das Land unterstützt künftig die Leitungen und Fachberatungen bei der Umsetzung. Die HAGE wurde mit der Entwicklung einer Qualifizierungsmaßnahme beauftragt . Hierfür soll ein für diese Zielgruppen geeignetes Fortbildungsmodul entwickelt und angeboten werden. Für den Bereich der Schulen besteht mit dem Landesprogramm Schule und Gesundheit eine bewährte Struktur aus Fachberatung, Zertifizierung und Qualitätsentwicklung. Inhalte und Verfahren der Zertifizierung wurden im Jahr 2017 grundlegend überarbeitet. Aktuell können sich Schulen in den Bereichen Bewegung und Wahrnehmung, Ernährung und Konsum, Sucht- und Gewaltprävention, Verkehr und Mobilität sowie Lehrkräftegesundheit zertifizieren lassen. Mit dem Gesamtzertifikat "Gesundheitsfördernde Schule" kann das Gesamtkonzept bewertet werden . Durch die Vernetzungsstelle Schulverpflegung an der Hessischen Lehrkräfteakademie wird die Bereitstellung der Schulverpflegung mit den inhaltlichen Themen der Schule verknüpft. Die Vernetzungsstelle bietet Beratungen, Fachtagungen und Informationen für Schulen und Schulträger an. Im September 2017 fand etwa der Tag der Schulverpflegung sowie ein Fachforum für Schulträger statt. Wiesbaden, 14. Dezember 2017 Stefan Grüttner