Kleine Anfrage des Abg. Degen (SPD) vom 11.01.2018 betreffend Sanierung und Instandhaltung von Schloss Philippsruhe in Hanau und Antwort des Ministers für Wissenschaft und Kunst Vorbemerkung des Fragestellers: Das Schloss Philippsruhe in Hanau-Kesselstadt, Grundsteinlegung 1701, wurde samt englischem Landschaftspark in den 1950er Jahren von der Stadt Hanau vom Haus Hessen erworben. Es ist die einzig im Zweiten Weltkrieg unzerstörte barocke Schlossanlage des Rhein-Main-Gebiets und beherbergt heute neben dem Historischen Museum Hanau, Standesamt, Gastronomie, Galerie, Museumsdepots, Verwaltungsräume und Skulpturengarten. Das Historische Museum mit seinen beachtlichen kulturhistorischen Sammlungen (Hanauer Stilllebenmalerei, Fayencen, Grimm- und Oppenheim-Sammlung etc.) wird von der Stadt Hanau und dem Hanauer Geschichtsverein 1844 e.V. getragen. Bis Frühjahr 2019 entsteht im Nordflügel ein Brüder- Grimm-Mitmachmuseum, das einzige den Grimms gewidmete Kindermuseum in Deutschland. Vorbemerkung des Ministers für Wissenschaft und Kunst: In der Vorbemerkung des Fragestellers werden sowohl denkmalpflegerische Aspekte wie auch solche der Museumsförderung - hier mit Bezug auf Ausstellungsinhalte zu den Brüdern Grimm - angesprochen. Auf beide Bereiche soll einleitend kurz eingegangen werden. Das Land Hessen unterstützt Eigentümerinnen und Eigentümer bei der Erhaltung von Kulturdenkmälern durch die Gewährung von Zuwendungen nach Maßgabe der Denkmalförderrichtlinien des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst. Die Verwaltung der Fördermittel ist dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen (LfDH) übertragen. Insgesamt stehen jährlich rund 8 Mio. € für diesen Zweck zur Verfügung. Das Schloss Philippsruhe ist ein Kulturdenkmal nach § 2 Absatz 2 des Hessischen Denkmalschutzgesetzes und gleichzeitig mit dem Schlosspark Bestandteil der Gesamtanlage "Ortskern Kesselstadt". Angesichts dessen sind Förderungen entsprechend der bestehenden Förderrichtlinien möglich. Was die kulturgeschichtliche Geltung der Brüder Grimm und ihres Wirkens anbelangt, so kann Hessen in vielerlei Hinsicht als "Land der Brüder Grimm" bezeichnet werden. Die Brüder Grimm wurden in Hanau geboren (1785, 1786), in Steinau an der Straße wuchsen sie auf, in Marburg studierten sie und in Kassel haben sie - wie sie selbst sagten - "die arbeitsamste und fruchtbarste Zeit" ihres Lebens verbracht. In Anbetracht der herausgehobenen internationalen Bedeutung der Brüder Grimm ist es der Landesregierung ein großes Anliegen, deren kulturelles Erbe zu bewahren sowie dieses Besucherinnen und Besuchern aller Altersgruppen zu vermitteln. In diesem Zusammenhang gilt es zudem, die direkten und vielfältigen Bezüge zwischen Leben und Schaffen der Brüder Grimm und deren hessischer Heimat einer breiteren Öffentlichkeit nahezubringen. Entsprechend ist das Engagement des Landes ausgerichtet. So hat beispielsweise allein die Stadt Hanau für ihre alljährlich stattfindenden Brüder-Grimm-Märchenfestspiele von 2008 bis 2017 insgesamt 186.761,00 € aus Projektfördermitteln des Landes erhalten. Das Brüder-Grimm Haus in Steinau erhielt im gleichen Zeitraum insgesamt 225.018,00 € aus den Zuweisungen aus dem Kommunalen Finanzausgleich für Museumsprojekte des Landes. In Kassel sind neben den 12 Mio. € Eigenmitteln der Stadt 6 Mio. € aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und 2 Mio. € Landesmittel in die 2015 eröffnete GRIMMWELT geflossen. Gleichermaßen erwähnenswert ist die im Jubiläumsjahr 2013 erfolgte Ausstellung EXPEDITION GRIMM. Eingegangen am 26. Februar 2018 · Bearbeitet am 26. Februar 2018 · Ausgegeben am 29. Februar 2018 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/5830 26. 02. 2018 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/5830 Diese Vorbemerkung vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1. Ist der Landesregierung bekannt, welcher Sanierungsbedarf für das Schloss Philippsruhe besteht? Nach den Unterlagen des LfDH aus dem Jahre 2014 summierten sich die notwendigen Einzelmaßnahmen zur Erhaltung von Schloss Philippsruhe auf geschätzte Kosten von 6,2 Mio. €. Neuere Zahlen liegen dem LfDH nicht vor. Frage 2. Ist der Landesregierung bekannt, welche Instandhaltungskosten jährlich für das Schloss Philippsruhe entstehen? Die jährlichen Instandhaltungskosten sind der Landesregierung nicht bekannt. Frage 3. In welchem Umfang hat sich die Landesregierung in den vergangenen zehn Jahren an der Instandhaltung und den Sanierungskosten des Schlosses beteiligt? Frage 4. Welche Zuschüsse für die Instandhaltung und Sanierung von Schloss Philippsruhe plant die Landesregierung in den kommenden fünf Jahren bereitzustellen? Die Fragen 3 und 4 werden aufgrund des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet. Das LfDH gewährte im Zeitraum von 2013 bis 2017 Zuschüsse für den Ausgleich des denkmalpflegerischen Mehraufwands bei der Sanierung des Schlosses in Höhe von insgesamt 181.586 €. Die Förderung aus Mitteln der Denkmalpflege ist dabei immer auf den Ausgleich des denkmalpflegerischen Mehraufwands begrenzt. Die Bezuschussung von reinen Bauunterhaltungsmaßnahmen scheidet nach den Förderrichtlinien aus. Sofern die Stadt Hanau einen Antrag stellt, wird das LfDH auch zukünftig den denkmalpflegerischen Mehraufwand ausgleichen und umfassend beratend zur Verfügung stehen. Frage 5. Welche der Landesregierung bekannten vergleichbaren Liegenschaften in Hessen befinden sich in kommunaler Trägerschaft? Die Landesregierung führt kein Verzeichnis über Schlösser in kommunaler Trägerschaft. Frage 6. Welche Förderung des Brüder Grimm-Mitmachmuseums sieht die Landesregierung konkret vor? Die Städtischen Museen Hanau werden seit Jahren im Rahmen des Förderverfahrens aus Mitteln des Kommunalen Finanzausgleichs (KFA) für die Museumsförderung des Landes Hessen unterstützt . Schwerpunkt der Förderung bildeten in den letzten Jahren Maßnahmen zur Bestandssicherung . Für das Jahr 2018 wurde im Rahmen des allgemeinen Förderverfahrens ein Antrag mit dem Schwerpunkt "Depotertüchtigung und Depotkonzept" des Historischen Museums Hanau Schloss Philippsruhe eingereicht. Weiterhin wurden von der Stadt Hanau jeweils ein Antrag zur Ergänzung der Dauerausstellung Museum Steinheim sowie zur Ergänzung der Vitrinen für das Museum Großauheim gestellt. Eine Förderung der jeweiligen Projekte ist vorgesehen. Aktuell und ebenfalls in den vorangegangenen Jahren erfolgte kein Antrag auf Förderung des Brüder Grimm-Mitmachmuseums im Rahmen des allgemeinen Förderverfahrens. Eine Förderung des Mitmachmuseums durch die Hessische Landesregierung ist derzeit mithin nicht vorgesehen . Wiesbaden, 17. Februar 2018 Boris Rhein