Kleine Anfrage der Abg. Özgüven (SPD) vom 11.04.2018 betreffend Erweiterung der Ausbildungsmöglichkeiten im Ostkreis des Landkreises Marburg-Biedenkopf und Antwort des Ministers für Wissenschaft und Kunst Vorbemerkung der Fragestellerin: Im Ostkreis des Landkreises Marburg-Biedenkopf gibt es eine starke Industrieansiedlung. Diese international erfolgreichen Unternehmen mit Tausenden von Mitarbeitern bieten engagierten und interessierten jungen Menschen die Möglichkeit, eine berufliche Qualifikation zu erlangen. Über die Möglichkeit des dualen Studiums an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) gibt es ein Angebot für eine praxisorientierte Ausbildung. Vorbemerkung des Ministers für Wissenschaft und Kunst: Die Hessische Landesregierung misst dem Konzept des dualen Studiums eine große Bedeutung bei. In Hessen gibt es bereits seit fast fünfzehn Jahren duale Studiengänge. Das Land Hessen hat 2008 die Kampagne “Duales Studium Hessen“ initiiert, um Transparenz in die breite Palette an dualen Studienangeboten in Hessen zu bringen. Denn durch derzeit 17 private und öffentliche Hochschulen sowie Berufsakademien verfügt Hessen über eine außergewöhnliche Vielfalt an Anbietern und Angebotsformen im dualen Studium. Dies kommt dem Interesse der Unternehmen an passgenauen Lösungen entgegen und wird regionalen Besonderheiten besser gerecht. Unter der Dachmarke "Duales Studium Hessen" fördert das Land die qualitätsgesicherte Vernetzung aller Bildungsanbieter. Grundlage ist ein Kriterienkatalog, den eine Arbeitsgruppe aus Vertreterinnen und Vertretern von Hochschulen, Berufsakademien, Wirtschaftsverbänden sowie des Wirtschafts- und Wissenschaftsministeriums 2010 formuliert hat. Das duale Studienkonzept StudiumPlus der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) ist ein erfolgreiches Beispiel einer staatlichen Hochschule mit regionalen Außenstellen, das jungen Menschen ein vollwertiges Studium, intensive Praxiserfahrung und gute Karrierechancen bietet. Hinter StudiumPlus stehen als Partner der THM das CompetenceCenter Duale Hochschulstudien StudiumPlus e.V. (CCD), in dem über 750 Unternehmen und Einrichtungen zusammengeschlossen sind, sowie der Kammerverbund Mittelhessen unter Federführung der IHK Lahn-Dill. Neben Wetzlar bietet StudiumPlus an sechs Außenstellen in Frankenberg/Eder, in Bad Hersfeld, Bad Wildungen, in Biedenkopf, in Bad Vilbel sowie in Limburg duale Bachelor- und Masterstudiengänge in enger Zusammenarbeit mit Landkreisen, Gemeinden und den regionalen Partnerunternehmen an. Zur Beantwortung der nachstehenden Fragen ist die THM um Stellungnahme gebeten worden. Die eingegangene Stellungnahme ist in die Beantwortung eingearbeitet worden. Diese Vorbemerkung vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1. Wie viele Studierende absolvieren an der THM ein duales Studium verknüpft mit der praktischen Ausbildung in einem im Landkreis Marburg-Biedenkopf angesiedelten Unternehmen (bitte nach Kommune getrennt angeben)? Aktuell absolvieren lt. Auskunft der THM 153 Studierende ihr Studium bei StudiumPlus im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Die Studierenden verteilen sich auf Unternehmensstandorte in folgenden Kommunen des Landkreises Marburg-Biedenkopf: Eingegangen am 9. Mai 2018 · Bearbeitet am 9. Mai 2018 · Ausgegeben am 14. Mai 2018 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/6263 09. 05. 2018 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/6263 Biedenkopf: ......... 53, Breidenbach: ....... 26, Stadtallendorf: ...... 18, Marburg: ............ 10, Dautphetal: ......... 10, Angelburg: ............ 4. Die restlichen 32 Studierenden verteilen sich auf Unternehmensstandorte in den verbleibenden Kommunen. Frage 2. Wie beurteilt die Landesregierung das Erfordernis und die Praktikabilität der Einrichtung einer Außenstelle der THM im Ostkreis des Landkreises Marburg-Biedenkopf im Hinblick auf die Zahl der dualen Studienplätze? Ein wesentlicher Bestandteil der hessischen Hochschulautonomie ist der Rückzug des Staates aus der Detailsteuerung. Die Landesregierung steuert die Hochschulen strategisch über Hochschulpakt , Zielvereinbarungen und eine leistungsorientierte Mittelzuweisung. Dies korrespondiert mit dem Verzicht auf kleinteiligere Eingriffe, z.B. bei der Einführung von Studiengängen oder der Erstellung von Studien- und Prüfungsordnungen in Bereichen, die mit einer Hochschulprüfung abschließen. In der Folge muss eine Hochschule mit Blick auf das duale Studium selbst entscheiden, ob, in welchen Bereichen, in welcher Form, an welchem Ort und mit welchem Partner oder welchen Partnern sie ein entsprechendes Angebot realisiert. Denn vorausgesetzt wird z.B. an der THM, dass ein nachhaltiger Bedarf der Region für eine neue Außenstelle im Vollbetrieb (nach 4 bis 5 Jahren) von i.d.R. mindestens 100 Studierenden bei zwei Studiengängen vorhanden und damit die mittel- und langfristige Wirtschaftlichkeit eines neuen dualen Studienangebots gesichert ist. Auch wird die Hochschule durch die jeweiligen Städte, Landkreise oder Industrie- und Handelskammern z.B. durch geeignete Räume, Mietzuschüsse und die erforderliche Infrastruktur unterstützt. Somit wird immer eine klare Selbstverpflichtung von Wirtschaft und Kommune vorausgesetzt. Die Region Marburg-Biedenkopf wird mit den Standorten Wetzlar, Frankenberg und Biedenkopf der THM im dualen Studienangebot StudiumPlus schon sehr gut abgedeckt. Da im Ostkreis des Landkreises Marburg-Biedenkopf aktuell 21 von insgesamt 153 Studierenden ihr duales Studium absolvieren, sieht die THM das erforderliche Potenzial von 100 Studierenden im Vollbetrieb an einem weiteren Standort in dieser Region vorerst nicht. Frage 3. Welche Auswirkungen und welche Bedeutung hätte die Errichtung einer solchen Außenstelle - wie auch in Biedenkopf - für den Ostkreis, die Unternehmen und die Studierenden? Aufgrund der in den Antworten zu Fragen 1 und 2 aufgeführten Daten sieht die THM für den Ostkreis des Landkreises Marburg-Biedenkopf eher geringe positive Auswirkungen und Bedeutung für die Errichtung einer neuen Außenstelle. Frage 4. Sieht die Landesregierung Möglichkeiten, universitäre Ausbildungsmöglichkeiten im Ostkreis in einer anderen Form zu fördern? Auf die Ausführungen zur Hochschulautonomie in der Antwort zu Frage 2 wird verwiesen. Sollte eine hessische Universität den Bedarf an einer vorrangig steuermittelfinanzierten Studienmöglichkeit im Ostkreis Marburg-Biedenkopf sehen, wird die Hessische Landesregierung dies gerne im partnerschaftlichen Dialog mit ihr erörtern. Wiesbaden, 30. April 2018 Boris Rhein