Kleine Anfrage des Abg. Greilich (FDP) vom 23.07.2014 betreffend Imagekampagne zur Mitgliedergewinnung bei den Freiwilligen Feuerwehren und Antwort des Ministers des Innern und für Sport Vorbemerkung des Fragestellers: Im Juni 2013 hat der damalige Hessische Innenminister Boris Rhein die Kampagne "Alle brauchen die Feuerwehr - die Feuerwehr braucht dich" vorgestellt. Ziel der Imagekampagne ist es, die Mitgliederwerbung der Freiwillige Feuerwehren in Hessen zu unterstützen und somit vor allem Nachwuchs zu gewinnen. Vorbemerkung des Ministers des Innern und für Sport: Das Hessische Ministerium des Innern und für Sport führt seit 1996 zusammen mit dem Landesfeuerwehrverband Hessen e.V., unter Einbindung professioneller Werbefachleute, Imagekampagnen mit verschiedenen Themenschwerpunkten für die Freiwilligen Feuerwehren in Hessen durch. Diese dienten zu Beginn vor allem der Imagepflege der Freiwilligen Feuerwehren, in den vergangenen Jahren jedoch zunehmend der Nachwuchswerbung. Themen und Inhalte der Imagekampagnen werden in enger Abstimmung mit dem Landesfeuerwehrverband Hessen e.V., der die Kampagnen in seinen Strukturen trägt und dafür wirbt, bestimmt und von einer Werbefirma gestaltet. Ziel der Kampagne aus 2013 ist es, Menschen unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen und Altersstufen - unabhängig von Geschlecht oder kultureller Herkunft - für die Feuerwehr zu interessieren und in Folge dessen für die Mitarbeit in einer Freiwilligen Feuerwehr zu gewinnen. Diese Vorbemerkungen vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1. Wie hoch sind die Gesamtkosten der Mitgliederkampagne "Alle brauchen die Feuerwehr - die Feuerwehr braucht dich" sowie die finanzielle Beteiligung des Landes Hessen? Die Ausgaben für die Kampagne beliefen sich bisher auf rund 73.250 €. Die Kosten hat das Ministerium des Innern und für Sport getragen. Frage 2. Aus welchen Bestandteilen setzt sich die Kampagne bislang zusammen? Die Kampagne setzt sich aus den folgenden Bausteinen zusammen: - Kampagnenkonzept - Maßnahmen-/Mediaplanung - Plakate (Großflächenplakat 18/1 und Poster DIN A1) - Werbebanner (Außenbanner aus Kunststoff 250 x 50 cm) - Info-Flyer (DIN A4 gefaltet auf DIN Lang (6 Seiten)) - PKW-Aufkleber (ca. 21 x 7 cm) - Entwicklung Webpräsenz (Design, Struktur, Menüführung, Redaktion) www.allebrauchendich.com Eingegangen am 12. September 2014 · Ausgegeben am 17. September 2014 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/723 12. 09. 2014 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/723 Frage 3. Für welchen Zeitraum ist die Kampagne insgesamt angesetzt? Die Laufzeit der Imagekampagne ist für die Jahre 2013 und 2014 angesetzt. Frage 4. Gibt es eine Aktualisierung, Ausweitung bzw. Neuauflage der Kampagne oder ist eine solche vorgesehen? Nein. Derzeit ist die Planung für eine neue Kampagne mit dem Schwerpunkt Nachwuchswerbung für die hessischen Jugendfeuerwehren in Vorbereitung. Frage 5. Wie viele echte Anfragen bzw. Kontakte (ohne Spam-Nachrichten) sind über das "Dein Check - Kontaktformular" auf der zugehörigen Internetpräsenz www.allebrauchendich.com eingegangen? Eine Statistik hierzu wird seitens des Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport nicht geführt, da die Anfragen über das "Dein Check - Kontaktformular" unmittelbar an den Landesfeuerwehrverband Hessen e.V. weitergeleitet werden. Dieser berichtet, dass er aufgrund des Formulars 120-mal entsprechendes Informationsmaterial versandt hat. Frage 6. Wie viele Eintritte in die hessischen Freiwilligen Feuerwehren wurden im ursächlichen Zusam- menhang mit der Kampagne registriert? Aktives Mitglied in einer Freiwilligen Feuerwehr zu werden, hat immer mehrere Motivationen zur Ursache. Insofern ist es nicht möglich, die Anzahl der Eintritte in die rund 2.500 hessischen Ortsteilfeuerwehren einzig auf die Imagekampagne zurückzuführen. Frage 7. Ist eine Evaluation der Kampagne hinsichtlich des Kosten-Nutzen-Effekts vorgesehen bzw. hat eine solche bereits stattgefunden? a) Sollte eine Evaluation bereits stattgefunden haben: Mit welchem Ergebnis? b) Sollte bislang keine Evaluation stattgefunden haben: Wie bewertet die Landesregierung den Nutzen bzw. Erfolg der Kampagne? Eine Evaluation wurde nicht in Auftrag gegeben. Eine solche Evaluation würde in der Praxis auch schlecht umzusetzen sein, denn die Kampagne ist ein Baustein zur Unterstützung der Aktivitäten vor Ort. Zur Mitgliedergewinnung sind vielschichtige Maßnahmen, bspw. zur Steigerung der Attraktivität der Freiwilligen Feuerwehren, notwendig. Dennoch ist die Imagekampagne ein wichtiger Bestandteil der Mitgliedergewinnung und -bindung, da insbesondere der Fokus der Öffentlichkeit auf die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehren gerichtet wird. Die Zahl der Feuerwehrangehörigen hat sich inzwischen stabilisiert Frage 8. Welche Strategien und Pläne verfolgt die hessische Landesregierung zur Unterstützung der Mit- gliedergewinnung der hessischen Freiwilligen Feuerwehren? Es ist erklärtes Ziel der Hessischen Landesregierung, das Ehrenamt im Brand- und Katastrophenschutz zu stärken. Zusätzlich zu der Mitgliederkampagne gibt es weitere Maßnahmen, die die Freiwilligen Feuerwehren interessant machen und auch zur Mitgliederwerbung beitragen. Beispielsweise seien hier aufgeführt: - Seit September 2007 wird monatlich eine Feuerwehr als "Feuerwehr des Monats" ausge- zeichnet. Diese Auszeichnung erhalten Feuerwehren, die mit besonderen Aktionen zur Nachwuchswerbung oder in der Öffentlichkeitsarbeit neue Wege gegangen sind. Diese Feuerwehr wird im FLORIAN-Hessen sowie auf der Internetseite des HMdIS mit ihrer Aktion oder ihrem Projekt vorgestellt und erhält als Anerkennung eine Prämie von 500 €. Damit versucht die Landesregierung schöne, interessante und vor allem erfolgreiche Projekte zu finden, die anderen als Beispiel dienen können. - Hessen hat als erstes und bislang einziges Land 2008 ein Pilotprojekt "Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Feuerwehr" gestartet. Erstmals konnten damals in zwei Jahren jeweils fünf junge Menschen ein solches Orientierungsjahr auch bei einer Feuerwehr absolvieren. Die Ausgaben für das Projekt, einschließlich der wissenschaftlichen Begleitung, wurden durch das Innenministerium getragen. Im August 2010 übernahm der Landesfeuerwehrverband die Trägerschaft für das FSJ bei der Feuerwehr und führt es seitdem weiter. Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/723 3 - Das ehrenamtliche Engagement im Brandschutz ehrt die Landesregierung auch mit der Aus- zeichnung für 25-jährige und 40-jährige aktiver Dienstzeit in einer Freiwilligen Feuerwehr. Bei besonderen Verdiensten ist auch eine Auszeichnung mit einem BrandschutzVerdienstzeichen möglich. - Für nach dem 01.01.2011 erreichte Jubiläen kann eine Anerkennungsprämie beantragt wer- den. Sie wird gestaffelt nach Dienstzeit in der Einsatzabteilung in jeweils 10-jährigem Abstand vergeben. Nach 10 Jahren wird eine Prämie in Höhe von 100 €, nach 20 Jahren von 200 €, nach 30 Jahren von 500 € und nach 40 Jahren von 1.000 € gezahlt, verbunden mit einer Dankesurkunde. Voraussetzung für den Erhalt der Anerkennungsprämie ist eine aktive Dienstzeit in einer Einsatzabteilung einer Freiwilligen Feuerwehr. Die Anerkennungsprämie wird vom Land Hessen bezahlt (etwa 1,4 Mio. € je Jahr). Zusätzlich haben alle Einsatzkräfte , die vor dem 01.01.2011 ihr 40-jähriges Jubiläum bereits erreicht hatten und zu diesem Zeitpunkt noch in einer Einsatzabteilung aktiv waren, die Anerkennungsprämie erhalten. - Auch moderne Technik ist für viele Einsatzkräfte eine Motivation, bei der Freiwilligen Feuerwehr mitzumachen. Die Landesregierung hat in den vergangenen Jahren so viele Feuerwehrfahrzeuge gefördert wie nie zuvor. In 2013 konnten zum Beispiel 124 Fahrzeuge und 22 Feuerwehrhäuser mit über 11,4 Mio. € gefördert werden. Darin enthalten sind zahlreiche Landesbeschaffungen von häufig benötigten Fahrzeugtypen und das Hilfeleistungslöschboot für Hanau mit einer Fördersumme von 1 Mio. €. Zudem wurden 26 Gerätewagen Logistik Hochwasserschutz mit einem Gesamtvolumen von 4,55 Mio. € aus Katastrophenschutzmitteln beschafft. - Etwa 13 Mio. € der Mittel für den Brandschutz werden jährlich für die Ausbildung der Feuer- wehrangehörigen an der Hessischen Landesfeuerwehrschule in Kassel (HLFS) und deren Außenstelle, das Jugendfeuerwehrausbildungszentrum in Marburg, bereit gestellt. Die HLFS ist eine Einrichtung des Landes, an der die freiwilligen Feuerwehrangehörigen kostenlos ausund fortgebildet werden. Jährlich nutzen mehr als 8.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer das umfangreiche Angebot (über 100 unterschiedlichen Seminare und Lehrgänge). Die Lehrgangsteilnehmerinnen und Lehrgangsteilnehmer werden dafür von ihren zumeist privaten Arbeitgebern freigestellt. Sie bekommen ihre Reisekosten und ihre Arbeitgeber den Verdienstausfall erstattet . Dies stellt sicher, dass alle Feuerwehrangehörigen, unabhängig von der Finanzkraft ihrer Kommune, gleichen Zugang zur Aus- und Fortbildung haben. Seit 2013 wird die Hessische Landesfeuerwehrschule aufgestockt und umgebaut und verfügt dann nach Fertigstellung über 240 Einzelzimmer statt wie bisher über 120 Einzel- und 60 Doppelzimmer. Für die Aufstockung sind 6,6 Mio. € vorgesehen, incl. rund 400.000 € für die Inneneinrichtung. Damit werden die bereits guten Ausbildungsbedingungen in Kassel weiter verbessert. - Das Jugendfeuerwehrausbildungszentrum (JFAZ) in Marburg-Cappel wird neu gebaut wer- den. Hierzu haben bereits erste Gespräche mit der Stadt Marburg stattgefunden. Wiesbaden, 30. August 2014 Peter Beuth