Kleine Anfrage des Abg. Greilich (FDP) vom 02.09.2014 betreffend islamischer Religionsunterricht und Antwort des Kultusministers Vorbemerkung des Fragestellers: Mit der Einführung des bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterrichts an den hessischen Grundschulen wurde erstmals in der Bundesrepublik Deutschland ein verfassungskonformes Unterrichtsangebot auf der Grundlage von Artikel 7 Absatz 3 des Grundgesetzes für die muslimischen Schülerinnen und Schüler geschaffen, das maßgeblich zur Integration beiträgt und als Ausdruck von Freiheit und Vielfalt in unserer Gesellschaft verstanden wird. Zum Schuljahr 2013/14 wurde dieser zunächst an knapp 30 Grundschulen mit Klasse 1 beginnend eingerichtet und sollte sukzessive aufwachsen. Vorbemerkung des Kultusministers: Ein Jahr nach der Einführung des bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterrichts (IRU) lässt sich eine positive Bilanz ziehen. So hat sich die Zahl der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler gegenüber dem Vorjahr von 440 auf nun 1.180 mehr als verdreifacht. Diese muslimischen Schülerinnen und Schüler verteilen sich auf 70 Lerngruppen. Auch hier ist ein mehr als 100 %iger Zuwachs gegenüber dem Vorjahr erreicht worden, in dem wir mit 29 Lerngruppen starteten. Auch der Zugewinn von 11 neuen Grundschulen in Hessen verdeutlicht die Akzeptanz für den islamischen Religionsunterricht an hessischen Schulen. Diese Vorbemerkungen vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1. An welchen Grundschulen und in welchen Klassenstufen wird der bekenntnisorientierte islami- sche Religionsunterricht angeboten? Der bekenntnisorientierte islamische Religionsunterricht wird an 27 beteiligten Grundschulen seit dem Schuljahr 2013/2014 angeboten. Die beiden Kooperationspartner Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland K.d.ö.R. und Ditib Landesverband Hessen e.V. haben ihre jeweiligen Religionsunterrichte - Ahmadiyya Muslim Jamaat und Ditib Hessen sunnitisch - für die 2. Jahrgangsstufe erweitern können. Darüber hinaus bieten 11 weitere neue Grundschulen seit diesem Schuljahr 2014/2015 den bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht an. Sie beginnen sukzessive mit der 1. Jahrgangstufe. Eine Tabelle mit den jeweiligen IRU-Grundschulen und deren Jahrgangsstufen ist als Anlage beigefügt. Frage 2. Wie hat sich die Zahl der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler entwickelt? Für das Schuljahr 2014/2015 haben sich 1.180 Schülerinnen und Schüler für den bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht in den Jahrgangsstufen 1 und 2 angemeldet. Im vergangenen Jahr waren es 440 Kinder. Frage 3. Gibt es Schulen, die den bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht im Schuljahr 2014/15 nicht mehr anbieten werden, aber im Schuljahr 2013/14 angeboten haben und aus welchen Gründen entfällt dort das Unterrichtsangebot? Alle im Schuljahr 2013/2014 ausgewählten IRU-Grundschulen, in der Zahl 27, setzen den begonnenen bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht fort. Eingegangen am 28. Oktober 2014 · Ausgegeben am 29. Oktober 2014 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/804 28. 10. 2014 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/804 Frage 4. Wie viele Lehrkräfte nehmen derzeit am Weiterbildungsangebot der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) teil, um den bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht an Grundschulen unterrichten zu können? An dem jetzigen zweiten Weiterbildungskurs der Justus-Liebig-Universität in Gießen nehmen 19 Lehrkräfte teil. In diesem Jahr haben 17 teilnehmende Lehrkräfte des ersten Weiterbildungskurses ihre Prüfungen erfolgreich absolviert. Frage 5. Sind der Landesregierung Fälle bekannt, in denen der Unterricht aufgrund von Lehrermangel oder aus anderen Gründen entfallen musste und nicht über den gesamten Zeitraum des Schuljahres 2013/14 angeboten wurde? (Wenn ja, bitte mit Standortangebote und Grund) Der bekenntnisorientierte islamische Religionsunterricht wurde im Schuljahr 2013/2014 an 27 hessischen Grundschulen mit 18 Lehrkräften eingeführt. Diese Lehrkräfte wurden im Verlauf des Schuljahres unterrichtsbegleitend im Rahmen eines Weiterbildungsstudiums an der JustusLiebig -Universität Gießen für ihre Aufgabe ausgebildet. Trotz der geringen Anzahl an zur Verfügung stehenden Lehrkräften, konnte der bekenntnisorientierte islamische Religionsunterricht an den ausgewählten Grundschulen auch im Krankheits -, Schwangerschafts- und Vertretungsfall annähernd vollständig abgedeckt werden. Lediglich an einer (Stadtallendorf) von 27 Grundschulen kommt es zwischen Sommer und Herbst 2014 zu einer Unterbrechung, da eine Vertragsverlängerung aufgrund der fehlenden Eignung der Lehrkraft nicht in Betracht kam. In diesem Fall fand in Abstimmung mit dem Staatlichen Schulamt und der Schulleitung der betroffenen Schule der Grundsatz “Qualität vor Quantität“ Anwendung. Nach den Herbstferien 2014 kann jedoch der islamische Religionsunterricht an dieser Grundschule wieder aufgenommen werden, da eine neue hinreichend qualifizierte Lehrkraft für den entsprechenden Unterrichtseinsatz zur Verfügung steht. Trotz eingeschränkter Personalressourcen ist die weitere Einführung des islamischen Religionsunterrichts kontinuierlich voran geschritten und auch für dieses Schuljahr 2014/2015 sicher gestellt . Frage 6. Wie stellt die Landesregierung sicher, dass der Unterricht im Rahmen von Vertretungsunterricht erteilt wird, wenn Lehrkräfte entfallen oder Verträge mit entsprechenden Lehrerinnen und Lehrern nicht verlängert werden? Wenn längerfristig eine Lehrkraft ausfällt, z.B. wegen Schwangerschaft, erfolgt eine zeitweise Abordnung einer ausgebildeten Lehrkraft muslimischen Glaubens an die jeweilige Grundschule, um diese Lücke vorübergehend zu schließen. Einige ausgebildete Lehrkräfte muslimischen Glaubens sind bereits an mehrere Grundschulen abgeordnet. Aktuell füllen die bestehenden ausgebildeten Lehrkräfte aus dem ersten Weiterbildungskurs die Engpässe aus. Frage 7. Welche Maßnahmen ergreift die Landesregierung zum kontinuierlichen Ausbau des bekenntnis- orientierten islamischen Religionsunterrichts an hessischen Grundschulen aber auch an weiterführenden Schulen? Um diesen guten Weg fortzuführen und an Breite gewinnen zu lassen, wird in den nächsten Jahren die Aufgabe sein: - Weitere Lehrkräfte systematisch an hessischen Universitäten für das neue Fach Islamische Religion auszubilden, - die Zahl der Grundschulen sukzessive zu erhöhen und den Unterricht bedarfsgerecht anzubieten , - Kerncurricula für die Sekundarstufe I zu erarbeiten, um die beiden Religionsunterrichte (Ditib Hessen (sunnitisch), Ahmadiyya Muslim Jamaat) auch auf die Sekundarstufe I ausweiten zu können, - das Fach Islamische Religion in der 2. Phase der Lehrerausbildung in Zusammenarbeit mit den Studienseminaren zu implementieren. Wiesbaden, 17. Oktober 2014 Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz Anlagen Anlage zu KA 19/804 Aktuelle Liste der Schulstandorte für den bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht im Schuljahr 2014/2015 Stand 22. September 2014 Die 27 Grundschulen vom Schuljahr 2013/2014, die sowohl in der 1. Jahrgangsstufe als auch in der 2. Jahrgangsstufe IRU anbieten DITIB Hessen (sunnitisch) Landesschulamt Staatliche Schulämter Standort Grundschulen Kassel Kassel 1. Carl-Anton-Henschel Schule 2. Grundschule Brückenhof- Nordshausen Marburg / Biedenkopf Stadtallendorf 3. Grundschule I Bärenbach- schule Nordschule Lahn-Dill-Kreis und LimburgWeilburg Aßlar 4. Grundschule Aßlar Fulda Fulda 5. Cuno-Raabe-Schule Gießen Lollar 6. Grundschule Lollar Friedberg Bad Homburg 7. Ketteler-Francke-Schule Hanau Maintal - Bischofsheim 8. Grundschule Villa Kunterbunt Wiesbaden Mainz-Kostheim 9. Brüder-Grimm-Schule 10. Carlo-Mierendorff-Schule Frankfurt Frankfurt 11. Henri-Dunant-Schule 12. Ludwig-Weber-Schule 13. Karmeliter-schule Offenbach Dietzenbach Neu-Isenburg 14. Sterntaler-Schule 15. Aueschule 16. Wilhelm-Hauff-Schule 1 Anlage zu KA 19/804 Offenbach Offenbach 17. Mathildenschule (GHR) 18. Humboldtschule Groß-Gerau und Main-TaunusKreis Rüsselsheim Kelsterbach Groß-Gerau Raunheim 19. Goetheschule 20. Karl-Treutel-Schule 21. Schillerschule 22. Pestalozzischule Darmstadt Darmstadt 23. Erich-Kästner-Schule (Kranichstein) 24. Wilhelm-Hauff-Schule Heppenheim Viernheim 25. Friedrich-Fröbel-Schule Ahmadiyya Muslim Jamaat Landesschulamt Staatliche Schulämter Standort Grundschulen Darmstadt Darmstadt • Erich-Kästner-Schule (Kranichstein) Groß-Gerau und Main-Taunus-Kreis Mörfelden 26. Bürgermeister-Klingler-Schule Groß-Gerau und Main-Taunus-Kreis Goddelau/ Riedstadt 27. Georg-Büchner-Schule Insgesamt (27 Grundschulen) Schulstandort Darmstadt bietet zwei Religionsunterrichte an (siehe Nr. 23). 2 Anlage zu KA 19/804 Weitere 11 neue Grundschulen im Schuljahr 2014/2015, die in der 1. Jahrgangsstufe IRU anbieten Landesschulamt Staatliche Schulämter Standort Grundschulen Lahn-Dill-Kreis und LimburgWeilburg Wetzlar 1. Geschwister-Scholl-Schule Gießen Laubach 2. Theodor-Heuss-Schule Friedberg (SSA HTW) Nidda 3. Otto-Dönges-Schule Hanau Hanau 4. Brüder-Grimm-Schule Hanau 5. Anne-Frank-Schule Hanau 6. Tümpelgarten-Schule Wiesbaden Wiesbaden (Biebrich) 7. Goetheschule Wiesbaden 8. Friedrich-Ludwig-Jahn-Schule Frankfurt Frankfurt 9. Brentanoschule Frankfurt 10. Robert-Blum-Schule Darmstadt Darmstadt 11. Käthe-Kollwitz-Schule Insgesamt 38 Grundschulen, die im Schuljahr 2014/2015 IRU anbieten 3