Kleine Anfrage der Abg. Dr. Neuschäfer (SPD) vom 18.09.2014 betreffend Drittmittelförderung an Hochschulen in Hessen und Antwort des Ministers für Wissenschaft und Kunst Vorbemerkung der Fragestellerin: In den letzten Jahren wird an hessischen Hochschulen ein massiver Wettbewerb um Drittmittel verzeichnet. In Frage 8 des Berichtsantrags zum hessischen Hochschulpakt (Drs. 19/599) wird auf die dadurch entstandene finanzielle Ungleichverteilung hingewiesen. Der Minister für Wissenschaft und Kunst bestätigt zwar, dass bundesweit das Volumen der Programmmittel und der damit verbundene Qualitätswettbewerb deutlich zugenommen habe, stellt dabei jedoch keinen Zusammenhang zu einer möglichen defizitären Grundfinanzierung hessischer Hochschulen dar. Vorbemerkung des Ministers für Wissenschaft und Kunst: Die Hochschulen befinden sich europaweit in einem intensiven Wettbewerb um Forschungsmittel , wobei die staatlichen und staatsähnlichen Mittelgeber die Hauptadressaten der Förderanträge sind. Dabei sind die Hochschulen unterschiedlich erfolgreich. Wie in der Antwort auf die genannte Frage des Berichtsantrags ausgeführt, kann die Intensivierung des Wettbewerbs im Falle Hessens nicht auf eine "Auszehrung" der Grundfinanzierung zurückgeführt werden; auch wäre es nicht qualitätsfördernd, wenn die Landesregierung unterschiedliche Erfolgsquoten mit Landesmitteln abfedern würde. Im internationalen Maßstab wettbewerbsfähige, Drittmittel finanzierte Forschung durchzuführen stellt besondere Anforderungen an Grundausstattung und Forschungsinfrastruktur der jeweiligen Hochschule, welche mit einem zusätzlichen Finanzierungsbedarf einhergehen. Diese indirekten Kosten sind - jenseits der 20%igen Overheadpauschale, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) seit einigen Jahren den Hochschulen zusätzlich bewilligen - aus der vom Land bereitgestellten Grundfinanzierung der Hochschulen zu bestreiten. Verschiedenste Studien in jüngster Zeit haben zudem gezeigt, dass diese indirekten Kosten mit einer 20%igen Pauschale nicht auskömmlich abgegolten sind. Daraus ergibt sich zwingend, dass der bei allen Hochschulen in Deutschland zu verzeichnende Anstieg der Drittmittel mit einer zunehmenden Belastung der Grundmittel einhergeht. Aus diesem Grunde verhandeln Bund und Länder aktuell über die Fortschreibung und ggf. Anpassung der Overheadpauschalen (auch als "Programmpauschalen" bezeichnet). Diese Vorbemerkungen vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1. Was sind nach Ansicht der Landesregierung zentrale Gründe für hessische Hochschulen, zusätz- lich zu ihrer Basisförderung Drittmittel einzuwerben? Nach dem gültigen Hessischen Hochschulgesetz ist Forschung Dienstaufgabe der an den hessischen Hochschulen tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Es ist nicht nur ein wichtiges politisches Ziel, dass die Hochschulen des Landes sich im wissenschaftlichen Wettbewerb um Drittmittel behaupten, es ist auch wissenschaftspolitische Leitidee, dass die Grundfinanzierung des Landes die Lehre sowie die forschungsbezogenen Grundfunktionen der Hochschulen sichern soll. Zusätzliche Forschungsaufgaben, die insbesondere essenzieller Bestandteil der nationalen und internationalen Profilierung der Hochschulen sind, sollen aus anderen Quellen bestritten werden. Eingegangen am 20. Januar 2015 · Ausgegeben am 2. Februar 2015 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/896 20. 01. 2015 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/896 Die Einwerbung von Drittmitteln ist daher für die Finanzierung innovativer Forschungsprojekte essenziell, da die Grundfinanzierung nicht zur Durchführung kompetitiver Forschung gedacht ist. Auch für die Weiterentwicklung der Ausbildung auf internationalem Niveau und die wissenschaftliche Weiterbildung kann die Einwerbung zusätzlicher Mittel notwendig sein. Frage 2. Welchen Programmen entstammten die meisten Drittmittel an hessischen Hochschulen im letzten Jahr und wer waren die zwanzig größten Drittmittelgeber? Da die Nutzung bestimmter Programme bzw. einzelner Förderlinien der Geldgeber im Zuge der Drittmittelanzeige nicht systematisch erfasst wird, kann die Frage nach Programmen, aus denen die meisten Drittmittel stammen, nur teilweise beantwortet werden. Das Landesprogramm LOEWE (Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlichökonomischer Exzellenz) ist für alle Hochschulen in Hessen von herausragender Bedeutung; die Mittel werden in der Hochschulfinanzstatistik jedoch nicht gesondert erfasst. I.Ü. berichten die Hochschulen wie folgt: Technische Universität Darmstadt (TUD): An der TUD entstammen die meisten Drittmittel den Programmlinien der DFG (Sachbeihilfen, Sonderforschungsbereiche, Exzellenzinitiative) und des Bundes (BMBF, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi)). Die 20 größten Drittmittelgeber in 2013 sind: DFG, BMBF, Europäische Union (EU), BMWi, Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen "Otto von Guericke" e.V. (AiF), GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung GmbH, Stifterverband der dt. Wirtschaft, VolkswagenStiftung, Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD) sowie Industrieunternehmen wie z.B. (in alphabetischer Reihung) BMW AG, Continental Teves AG & Co.oHG, Daimler AG, Deutsche Bahn AG, Honda Deutschland Niederlassung der Honda Motor Europe Ltd., Merck KGaA, Rolls-Royce Motor Cars Ltd., SAP Deutschland SE & Co. KG, Siemens AG, Technikon. Goethe-Universität Frankfurt (GU): Die größten Drittmittelgeber in 2013 sind (Reihenfolge entspricht der Bedeutung): DFG, Bundesministerien , EU, VolkswagenStiftung, DAAD, Stiftung Geld und Währung, Wirtschaftsund Infrastrukturbank Hessen (WIBank), Vereinigung von Freunden und Förderern der GU, Jacobs Stiftung. Die genannten Drittmittelgeber haben einen Anteil von rd. 71 % an den gesamten Drittmitteleinnahmen (ohne LOEWE) der GU. Die restlichen rd. 29 % teilen sich auf Drittmittelgeber auf, deren jeweiliger Anteil an den Drittmitteleinnahmen kleiner als 500 TEUR ist. Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU): Die, bezogen auf die Drittmittelerträge, zwanzig größten Geldgeber im Geschäftsjahr 2013 sind: DFG, Bundesministerien (inkl. alle Projektträger), EU, DAAD, Uniklinikum Gießen und Marburg GmbH, Von Behring-Röntgen-Stiftung, VolkswagenStiftung, King Abdulaziz City for Science , Fritz Thyssen Stiftung, Verein zur Förderung der Krebsforschung, Stanford Linear Accelerator Center (SLAC), Elternverein Gießen, Glycom A/S, Hans Böckler Stiftung (HBS), Food and Agriculture Organization of the United Nations, Schweizerischer Nationalfonds (SNF), Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), Berufsgenossenschaft, Eurex Frankfurt AG. Universität Kassel (UniK): Die größten Drittmittelgeber des Jahres 2013 sind: Bund (BMBF, BMWi, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)), Industrie, DFG, DAAD, EU, Stiftungen, AiF. Die meisten Drittmittel warb die UniK 2013 über die verschiedenen Fachprogramme des Bundes ein (bspw. die BMBF-Förderinitiative "GlobE - Globale Ernährungssicherung", "EnOB - Forschung für Energieoptimiertes Bauen" (BMWi), "KMU-Innovativ" (Initiative des BMBF zur Förderung der Spitzenforschung im Mittelstand) sowie "e:Bio - Innovationswettbewerb Systembiologie " (BMBF)), im Rahmen der DFG (Förderprogramme Sonderforschungsbereich (SFB), Schwerpunktprogramm, Graduiertenkolleg und Forschergruppe) und im Rahmen der EU (7. EU-Forschungsrahmenprogramms (FRP)). Philipps-Universität Marburg (UMR): Die größten Drittmittelgeber in 2013 sind (Reihenfolge entspricht der Bedeutung): DFG, BMBF (spezifische Ausschreibungen), Kommission der EU (7. Forschungsrahmenprogramm, Europäischer Forschungsrat (ERC-Grants), Austauschprogramme), DAAD, von Behring-Röntgen Stiftung , Universitätsklinikum Gießen u und Marburg, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Psychotherapie-Ambulanz, "Fexco Corporate Payments (Koordination EU-Projekt)", Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Deutsche Krebshilfe e.V., "AGO Research GmbH Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/896 3 (Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Onkologie)", TransMit GmbH, Helmholtz Zentrum München , Bundesnachrichtendienst (BND), Hessische Landeskriminalamt (HLKA), AiF, Helmholtz -Zentrum für Infektionsforschung, Zentralstelle f. RW + CO Schulen, Yousef Jameel Scholarship, Stiftung Volkswagenwerk, HA Hessen Agentur GmbH, Dt. José Carreras Leukämie -Stiftung, Novartis Pharma GmbH, ParkinsonFonds Deutschland gGmbH, Max Kade Foundation , Novartis Pharma AG, Fritz Thyssen Stiftung, Heraeus Kulzer GmbH. Hochschule Darmstadt (h_da): Die meisten Drittmittel im Bezugsjahr entstammen dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM-Programm). Die größten Drittmittelgeber des Jahres 2013 sind: BMBF, BMWi, Lufthansa Technik AG. Frankfurt University of Applied Sciences (FRA-UAS): Die wichtigsten Drittmittelgeber im Haushaltsjahr 2013 sind (die Reihung entspricht der Bedeutung ): BMBF (Forschung an Fachhochschulen, Fachprogramme), BMWi (ZIM, weitere Programme ), DAAD (diverse Programme), Stadtschulamt Frankfurt, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung , Institut für Angewandte Wirtschaft e. V. (IAW), EU (Drug Prevention and Information / DPIP Programm/Generaldirektion Justiz) Honda Research Institute Europe GmbH, Fraport AG und Hessisches Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation. Hochschule Fulda (HFD): Die wichtigsten Drittmittelgeber mit den wichtigsten Programmen sind: BMBF (FHprofUnt - Forschung an Fachhochschulen mit Unternehmen, SILQUA-FH - Soziale Innovationen für Lebensqualität im Alter, IngenieurNachwuchs sowie ergänzende Fachprogramme des BMBF), andere Bundesministerien, z.B. BMWi mit dem Programm ZIM, DFG sowie EU mit unterschiedlichen Fachprogrammen. Daneben "Sonstige" in geringem Umfang (z.B. Krankenkassen, Stiftungen , Kommunen, Verbände, Unternehmen). Zusätzlich zu den Drittmitteln für Forschung sind Drittmittel des DAAD als wichtigster Drittmittelgeber für internationale Aktivitäten sowie Bund-Länder-Programme, z.B. für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre bzw. das Professorinnenprogramm für die Hochschule Fulda relevant. Technische Hochschulen Mittelhessen (THM): Die wichtigsten Drittmittelgeber sind: BMBF und EU. Hochschule RheinMain (HSRM): Die wichtigsten Drittmittelgeber im Bezugsjahr sind: Gewerbliche Wirtschaft, Bund (BMBF und weitere Ministerien) und EU. Hochschule Geisenheim (hs-gm): Die wichtigsten Programme sind das 7. EU-Forschungsrahmenprogramm der EU (Programm "Life") und der Europäische Sozialfonds (ESF) sowie das Programm "Innovationsförderung" der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Die wichtigsten Drittmittelgeber sind: BMEL/BLE, BMBF, AiF, Deutsches Zentrum für Luftund Raumfahrt (DLR), Land Rheinland-Pfalz und der Forschungsring des Deutschen Weinbaus (FDW), andere Dienststellen der Hessischen Landesverwaltung (Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG), Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH)), Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL), DFG, Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG), Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), EU. Hochschule für Gestaltung (HfG): Die HfG ist erfolgreich bei den Programmen des DAAD. Die 20 größten Drittmittelgeber lauten : Stadt Offenbach (Stiftungsprofessur K. Vöckler), DAAD, The Forsythe Company GmbH, Friedrichs Stiftung (Stiftungsprofessuren A. Oppermann und J. Rudelius), Hyundai GmbH/ BASF, Freunde der hfg e.V., Dr. Marschner-Stiftung, Deutschlandstipendium, Alfred Sternjakob GmbH & Co. KG / Scout 2020, Wöhner GmbH & Co. KG, Spende B3 - 2013 - Mario von Kelterborn, Bosch GmbH, Spende B3 - 2013 - Fr. v. Metzler, Forschungsprojekt "Bad der Zukunft " des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVSHK), Arabella 2013/2014, HA HessenAgentur - Logo, Hyundai, wissenmedia/audioPen reloaded, ivm GmbH "fahrRANZ Innovative Taschenkonzepte für sichere und umweltschonende Schulwege", After School Club 2013. 4 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/896 Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main (HfMDK): Das wichtigste Programm ist das Bund-Länder-Programm für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre. Die wichtigsten Geldgeber sind: BMBF, Deutsche Bank, Ernst Max von Grunelius-Stiftung, Aventis Foundation, Sparkassenkulturstiftung, Gesellschaft der Freunde und Förderer der HfMDK, Gemeinnütziger Kulturfonds. Frage 3. Wie hoch waren die Drittmitteleinnahmen an hessischen Hochschulen im letzten Jahr insgesamt? (Aufgeschlüsselt nach Hochschulen) Da der Landesregierung für das Jahr 2013 noch keine, über das Statistische Landesamt qualitätsgesicherten Daten zu den Drittmitteleinnahmen der Hochschulen vorliegen, werden in der nachfolgenden Tabelle für 2013 die individuellen Meldungen der Hochschulen wiedergegeben. Als Abgleich werden zusätzlich die Drittmitteleinnahmen gemäß Hochschulfinanzstatistik für das Jahr 2012 angegeben. Wegen der Bedeutung für die Hochschulen werden zudem die von den Hochschulen gemeldeten LOEWE-Einnahmen für das Jahr 2013 angegeben. Hochschule Drittmitteleinnahmen 2012 1 in Mio. € Drittmitteleinnahmen 2013 2 in Mio. € Nachrichtlich: LOEWE-Mittel 2013 3 in Mio. € Technische Universität Darmstadt 117,26 146,75 13,51 Goethe-Universität Frankfurt 145,81 148,8 24,4 Justus-Liebig-Universität Gießen 57,01 59,5 9,9 Universität Kassel 42,22 47,97 1,73 Philipps-Universität Marburg 59,34 60,57 8,26 Hochschule Darmstadt 4,26 3,76 1,31 Frankfurt University of Applied Sciences 4,17 4,88 0,63 Hochschule Fulda 3,33 2,06 0,21 Technische Hochschule Mittelhessen 3,94 4,70 1,99 Hochschule RheinMain 3,49 2,87 0,64 Hochschule Geisenheim (in Meldung HS Rhein Main enthalten) 1,87 0 Hochschule für Gestaltung 0,52 0,45 Fehlanzeige Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt 1,15 0,95 Fehlanzeige Frage 4. Gibt es Fachbereiche an Hochschulen, die besonders intensiv um Drittmittel warben und andere, die weniger warben und wenn ja, welche waren das jeweils? Die Bedeutung von Drittmitteln für die Forschung ist je nach Fach unterschiedlich. Neben diesen Unterschieden in der Fächerkultur hat die Größe der Fachbereiche oft einen maßgeblichen Einfluss auf die Höhe der Drittmitteleinnahmen. In den Natur-, Lebens- und Ingenieurwissenschaften werden generell großvolumigere Drittmittelprojekte eingeworben als in Geistes- und Sozialwissenschaften. Zudem haben die jeweiligen Schwerpunktsetzungen der Förderorganisationen einen maßgeblichen Einfluss auf die Einwerbungsmöglichkeiten der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Auch wird der Umfang der Drittmittelaktivität wesentlich von der jeweili- 1 Quelle: Hochschulfinanzstatistik 2 Quelle: Selbstauskunft der Hochschulen (vorläufiges Ergebnis, nicht qualitätsgesichert; Meldungen ebenfalls nach den Kriterien der Hochschulfinanzstatistik) 3 Selbstauskunft der Hochschulen (vorläufiges Ergebnis, nicht qualitätsgesichert) Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/896 5 gen Wissenschaftlerpersönlichkeit determiniert und ist nicht unbedingt eine Frage der organisatorischen Zuordnung zu einem Fachbereich. Eine seriöse Bewertung der Drittmittelleistungsfähigkeit kann nur über einen Vergleich der normierten Einwerbungsleistung (bezogen auf die Anzahl der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bzw. der Professorinnen und Professoren) innerhalb eines Faches erfolgen. Ein Vergleich zwischen den Fächern ist hingegen methodisch schwierig und aufgrund unterschiedlicher Aufgaben, personeller und infrastruktureller Ausstattungen etc. wenig aussagekräftig. I.Ü. haben die Hochschulen wie folgt berichtet: TUD: An der TUD sind traditionell die ingenieurwissenschaftlichen Fachbereiche drittmittelstärker als natur- und geisteswissenschaftliche Fachbereiche. GU: Eine Messung der Einwerbungsaktivitäten im Sinne der obigen Fragestellung findet an der GU nicht statt. Es wird auf die Vorbemerkung verwiesen. JLU: Erfahrungsgemäß spielen Drittmittel für die Forschung in den natur- und lebenswissenschaftlichen , aber auch in Teilen der kulturwissenschaftlichen Fächer an der JLU eine herausgehobene Rolle. Weniger drittmittelaffin sind andere Fächer, etwa Teile der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften oder der Philosophie. UniK: Alle Fachbereiche der UniK bemühten sich gleichermaßen Drittmittel einzuwerben. Die technischen Fachbereiche waren dabei insbesondere bezogen auf das eingewobene Fördervolumen besonders erfolgreich. UMR: Der größte Fachbereich der UMR, die Medizin, ist (ungewichtet nach Zahl der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler) auch der größte Drittmitteleinwerber, gefolgt von der Biologie und der Physik. Zur Intensität der Einwerbung von Mitteln enthält die Statistik keine Daten, nicht erfolgreiche Einzelanträge werden nicht erfasst. Wiederum ungewichtet steht an zweiter Stelle in der Menge der eingeworbenen Drittmittel die zentrale Universitätsverwaltung mit Mitteln für Internationalisierung und Qualitätsverbesserung in der Lehre. h_da: Die vier Fachbereiche "Informatik", "Elektrotechnik und Informationstechnik", "Maschinenbau und Kunststofftechnik" sowie "Media" warben besonders viele Drittmittel ein, d.h. nahezu 80 % aller 2013 an der h_da eingeworbenen Drittmittel. FRA-UAS: Im Jahr 2013 ergab sich folgende Reihenfolge der Fachbereiche hinsichtlich des Volumens der eingeworbenen Drittmittel: 1. Fachbereich Informatik und Ingenieurwissenschaften 2. Fachbereich Soziale Arbeit & Gesundheit 3. Fachbereich Architektur | Bauingenieurwesen | Geomatik 4. Fachbereich Wirtschaft und Recht HFD: Besonders erfolgreich in der Einwerbung von Drittmitteln und weiteren Mitteln für Forschung war der Fachbereich Pflege und Gesundheit (PG). Dieser Fachbereich war landes-, bundes - und europaweit in mehreren Programmen erfolgreich und vereint im Jahr 2013 ca. ein Drittel der Drittmittel und Landesmittel für Forschung auf sich. Zusätzlich ist dieser Fachbereich auch erfolgreich am Professorinnenprogramm beteiligt. Gefolgt wird der Fachbereich PG von den technisch orientierten Fachbereichen Angewandte Informatik , Lebensmitteltechnologie und Elektrotechnik, dann die Sozial- und Kulturwissenschaften und Oecotrophologie (mit jeweils 10 bis 13 % der Dritt- und Landesmittel für Forschung des Jahres 2013). Der Forschungsschwerpunkt "Gesundheit, Ernährung, Lebensmittel" der Hochschule Fulda bildet mit den beteiligten Fachbereichen Pflege und Gesundheit, Oecotrophologie und Lebensmitteltechnologie 50 % der Drittmittel und damit den drittmittelstärksten Forschungsschwerpunkt der HFD. Der Forschungsbereich Soziale Arbeit weist für 2013 nur geringe Drittmittel aus. In den Jahren davor und auch wieder für 2014 ist der Drittmittelanteil deutlich höher. Den geringsten Umfang eingeworbener Drittmittel im Jahr 2013 weist der Fachbereich Wirtschaft auf. HSRM: Größere Drittmittelprojekte konnten im Fachbereich Sozialwesen eingeworben werden, es folgen die Fachbereiche Architektur und Bauingenieurwesen, Ingenieurwissenschaften sowie Design, Informatik, Medien. 6 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/896 hs-gm: Es konnten keine besonderen Schwerpunkte festgestellt werden. Alle Institute der Hochschule Geisenheim haben im vergangenen Jahr Drittmittel eingeworben. HfG: Die HfG hat nur zwei Fachbereiche, Produktgestaltung und Visuelle Kommunikation. Letzterer weist aufgrund seiner Größe ein höheres Drittmittelvolumen auf. Der THM und der HfMDK liegen für die Beantwortung der Frage keine belastbaren Daten bzw. Informationen vor. Frage 5. Welche Aufgabenbereiche, z.B. Lehre, Forschung und Weiterbildung, wurden verstärkt durch Drittmittel gefördert? Grundsätzlich steht bei den Drittmitteleinwerbungen der Hochschulen die Forschung eindeutig im Vordergrund. Im Rahmen des dualen Finanzierungsmodells für Hochschulen gilt die Lehre an Hochschulen als Landesaufgabe und somit im Rahmen der Finanzierung durch den Hochschulträger als ausfinanziert. Für die Forschung hält die Grundfinanzierung des Hochschulträgers anteilige Budgetmittel bereit, die für Zwecke der Grundlagenforschung und im Sinne einer Anschubfinanzierung gewährt werden. Die im Vergleich zu den Fachhochschulen höheren Clusterpreise (Grundbudget) der Universitäten finden ihre Begründung in der Grundlagenforschung, die von diesen wahrzunehmen ist. Da bei allen Hochschulen - mit Ausnahme der HfMDK - die Drittmitteleinwerbung für Forschung eine herausgehobene Bedeutung einnimmt, wird diese im Folgenden nicht mehr gesondert erwähnt. An der TUD werden die Mobilitätsprogramme des DAAD und das im Rahmen des BundLänder -Programms für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre geförderte Projekt "KIVA - Kompetenzentwicklung durch interdisziplinäre Vernetzung von Anfang an" durchgeführt. Sie wirbt zudem im Rahmen der Förderung von Forschungsbauten an Hochschulen einschließlich Großgeräten auf Basis von Art. 91 b Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 GG aktiv Mittel ein. Die GU, die THM und die hs-gm geben neben Forschung keine weiteren drittmittelgeförderten Aufgabenbereiche an. Die HfG erwähnt Förderungen im Bereich der Lehre. Von der JLU, der UniK, der UMR, der FRA-UAS, der (h_da) und der HSRM werden neben Forschung auch Lehre und Weiterbildung genannt. Die JLU verweist hierbei auf entsprechende wettbewerblich eingeworbene Verbundprojekte. Die UniK betont als herausragende Fördermaßnahme das Bund-Länder-Programm für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre. Die h_da und die HFD führen insbesondere das Bund-Länder-Programm "Aufstieg durch Bildung : offene Hochschulen" an, hierbei wird die Konzeptentwicklung und Erarbeitung neuer Studiengänge zur Vereinigung beruflicher und akademischer Bildung aus dem Bundeshaushalt sowie Mitteln des ESF unterstützt. Für die Lehre an der HFD sind zudem die Mittel aus den Bund-Länder-Programmen für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre sowie das Professorinnenprogramm relevant . An der HfMDK floss der überwiegende Teil der eingeworbenen Drittmittel in die Lehre, dies auch durch Förderung spezieller Projekte, die der Lehre zuzuordnen sind. Der geringere Teil in die wissenschaftliche Forschung. Ein kleiner Teil wurde in berufliche Weiterbildungsmaßnahmen investiert. Die Mittel des BMBF standen für das Qualitätsmanagement in der Lehre zur Verfügung. Frage 6. Sieht die Landesregierung Schwierigkeiten in dem massiv zugenommenen Wettbewerb hessischer Hochschulen um Drittmittel? Wenn ja, welche? Die Landesregierung sieht im Wettbewerb als solchem kein Problem, da die Mittelvergabe qualitätsgeleitet erfolgt. Erfolge bei der Mitteleinwerbung sind ein Gradmesser für erfolgreiche Profilbildung und können diese weiter unterstützen. Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/896 7 Frage 7. Wie gestaltet sich die Verteilung des sogenannten Erfolgsbudgets an hessischen Hochschulen im Falle einer erfolgreichen Drittmittelakquise? a) Welche Ziele sind mit einer derartigen Honorierung verbunden? b) Welche Kriterien müssen hessische Hochschulen für die Honorierung erfüllen? c) Sind der Landesregierung Schwierigkeiten bei der Honorierung einer erfolgreichen Drittmit- telakquise bekannt? Wenn ja, welche? Zu a: Das Erfolgsbudget stellt diejenige Budgetkomponente im hessischen Budgetierungssystem dar, die outputorientiert ist, also Mittel gemäß der messbaren Leistungen der Hochschulen vergibt . Das Grundbudget wird dagegen belastungsorientiert ermittelt (Bezug: Studierende in der Regelstudienzeit) .Die wichtigsten Dimensionen im Erfolgsbudget sind Forschung, wissenschaftlicher Nachwuchs, Absolventen und Genderaspekte. Die konkrete Höhe ergibt sich aus der jeweiligen Messzahl multipliziert mit einem Abgeltungsfaktor. Zu b: Berücksichtigt werden Leistungsparameter, die relativ leicht zu ermitteln sind und für alle Fächergruppen vorliegen bzw. Gültigkeit beanspruchen können. Zu c: Solche Schwierigkeiten sind der Landesregierung nicht bekannt. Wiesbaden, 18. Dezember 2014 Boris Rhein