Kleine Anfrage der Abg. Schmitt und Siebel (SPD) vom 02.10.2014 betreffend Erdbebenhäufigkeit in Südhessen und Antwort der Ministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Vorbemerkung der Fragesteller: In den vergangenen Monaten hat sich im Süden Hessens eine Reihe von Erdbeben ereignet. Die Erdbebenserie setzte im März ein. Ihr vorläufiger Höhepunkt war im Mai zu verzeichnen. Weitere Erdbeben gab es aber auch in den Wochen danach. Das Besondere an dieser Serie ist, dass selbst kleine Beben deutlich zu verspüren waren. Das stärkste Beben am 17. Mai 2014 erreichte Magnitude 4,2 und richtete erhebliche Sachschäden an einigen Orten an. Diese Vorbemerkung der Fragesteller vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1. Wie viele Erdbeben wurden in den letzten 20 Jahren in Südhessen gemessen? Beim Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG) wird ein Erdbebenkatalog für das Bundesland Hessen geführt, der alle verfügbaren Erdbebenereignisse seit dem Jahr 858 beinhaltet . Für Südhessen (in den Grenzen des Regierungspräsidiums Darmstadt) sind in dem Katalog über 360 Ereignisse aus den vergangenen 20 Jahren aufgeführt. Frage 2. Wie war die gemessene Stärke dieser Beben? Die Stärke von Beben wird in Magnituden (gemessener Energieinhalt der Beben) und Intensitäten (Auswirkungen von Beben nach der Europäischen Makroseismischen Skala, EMS-98) beschrieben . Die Magnitudenstärke der letzten 20 Jahre erreichte in Südhessen maximal 4,2. Makroseismische Intensitäten wurden von III bis maximal VII bestimmt. Frage 3. Welche Schäden wurden hierbei registriert? In den letzten 20 Jahren kam es lediglich zu einem Schadenbeben in Südhessen. Am 17. Mai 2014 wurden in der Gemeinde Mühltal über 100 Schadensfälle bei der Gemeinde gemeldet. Es kam zu Rissen in Gebäuden und Schornsteine wurden so stark beschädigt, dass die Feuerwehr sie abtragen musste. Frage 4. Ist dabei eine Zunahme der Häufigkeit und/oder der Stärke der Beben festzustellen? Nein. Im jährlichen Durchschnitt bebt die Erde in Hessen 15mal in dem Magnitudenbereich von 2,0 bis 2,9 (eventuell von Menschen wahrnehmbar). Durchschnittlich eins bis zweimal im Jahr kommt es hier zu Erdbeben, die stärker als Magnitude 2,9 sind. Diese Beben werden dann in dicht besiedelten Gebieten von den meisten Menschen wahrgenommen. Eine lokale Erhöhung der Bebentätigkeit ergibt sich nach einem stärkeren Beben mit den darauf folgenden Nachbeben oder wenn es zu einer Erdbebenserie kommt. Bei einer Erdbebenserie wie jetzt bei Mühltal kann die Aktivität auch über mehrere Monate andauern, wie dies auch schon in den Jahren 1869 bis 1871 beobachtet wurde. Allerdings lag auch damals die Stärke der Beben in der Größenordnung wie bei den Ereignissen dieses Jahr in Mühltal. Eingegangen am 30. Oktober 2014 · Ausgegeben am 31. Oktober 2014 Herstellung: Kanzlei des Hessischen Landtags · Postfach 3240 · 65022 Wiesbaden · www.Hessischer-Landtag.de Drucksache 19/949 30. 10. 2014 19. Wahlperiode HESSISCHER LANDTAG 2 Hessischer Landtag · 19. Wahlperiode · Drucksache 19/949 Frage 5. Wie bewertet die Landesregierung die Situation für Südhessen? Grundsätzlich ist eine Erdbebenvorhersage nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft nicht möglich. Beben wie am 17. Mai 2014 können daher nur über Erfahrungen aus bzw. im Vergleich mit der Vergangenheit bewertet werden (hierzu wird auch auf die Antwort zu Frage 4 verwiesen). Frage 6. Werden bisher Maßnahmen ergriffen, wie z. B. Verhaltensregeln für die Bevölkerung im Erdbe- benfall, Entwicklung von Notfallszenarien usw.? Beim HLUG wurde dieses Jahr eine automatische Erdbebendetektion und -meldung auf der Homepage installiert, die öffentlich einsehbar ist (Erdbebeninformationen sind unter http://www.hlug.de/no_cache/start/geologie/erdbeben.html zu finden). In der Regel steht dort innerhalb von zwei Minuten eine Ortung und Magnitudenangabe zur Verfügung. Darüber hinaus wurde die Bevölkerung von Mühltal bei einer Veranstaltung am 26. Juni 2014 durch das HLUG über die Hintergründe der Erdbeben informiert. Weiterhin gibt es derzeit Gespräche mit der zentralen Leitstelle der Feuerwehr Darmstadt zu zeitnahen Informationen und Maßnahmen im Falle spürbarer Erdbeben. Die Erdbebengefährdung für Gebäude findet ihren Niederschlag in der DIN 4149 (Bauten in deutschen Erdbebengebieten - Lastannahmen, Bemessung und Ausführung üblicher Hochbauten ). Die DIN 4149 wurde per Erlass vom 6. März 2014 (Staatsanzeiger für Hessen vom 24. März 2014, S. 285) in Hessen eingeführt. Die bautechnischen Maßnahmen gewährleisten eine Erdbebensicherheit der Bauwerke bei Unterschreitung statistisch festgelegter Bebenintensitäten. Wiesbaden, 21. Oktober 2014 Priska Hinz