Der Minister für Wirtschaft, Bau und Tourismus hat namens der Landesregierung die Kleine Anfrage mit Schreiben vom 4. September 2012 beantwortet. LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/1053 6. Wahlperiode 05.09.2012 KLEINE ANFRAGE des Abgeordneten Udo Pastörs, Fraktion der NPD Nachwuchsmangel in der Baubranche und ANTWORT der Landesregierung Vorbemerkung Im Rahmen des dualen Systems wird die Berufsausbildung in Deutschland in arbeitsteiliger Kooperation an zwei Lernorten durchgeführt. Zum einen durch die Ausbildungsbetriebe und zum anderen durch die Berufsschulen. Die Berufsausbildung in Klein- und Mittelbetrieben, aber auch in der Bauwirtschaft, findet häufig nicht in betriebseigenen produktionsunabhängigen Lehrwerkstätten statt, sondern in überbetrieblichen Bildungsstätten (ÜBS). Träger dieser Bildungszentren sind unter anderem Kammer- oder Wirtschaftsorganisationen. Der Baugewerbeverband Mecklenburg-Vorpommern e. V. und der Bauindustrieverband Mecklenburg-Vorpommern e. V. (heute: Bauverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.) haben im Jahr 1991 die abc Bau GmbH Ausbildungscentrum der Bauwirtschaft MecklenburgVorpommern als gemeinsame Bildungseinrichtung gegründet. Vor dem Hintergrund der deutlich zurückgegangen Ausbildungszahlen in der Bauwirtschaft konzentriert der Bauverband M-V die Aus- und Weiterbildung auf den Standort Rostock. Die Aus- und Weiterbildung in den Bauberufen erfolgt damit im Wesentlichen über die abc Bau GmbH als Bildungsdienstleister der Bauwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern. Daneben können auch andere Bildungsträger in den Bauberufen Aus- und Weiterbildungsleistungen anbieten, soweit diese über die hierfür notwendigen personellen und sächlichen Voraussetzungen verfügen. Eine detaillierte Übersicht über diese Bildungsträger liegt der Landesregierung nicht vor. Soweit diese in der Weiterbildungsdatenbank Mecklenburg-Vorpommern eingetragen sind, können sie über die entsprechenden Suchfunktionen aufgelistet werden. Drucksache 6/1053 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 2 Wie die Deutsche Presse-Agentur Anfang August meldete, ist die Baubranche „wegen drohendem Nachwuchs- und Fachkräftemangel alarmiert .“ Aus diesem Grund will sie auch Schulabbrechern und Lehrstellenbewerbern mit schlechteren Noten eine Chance geben. Der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie erklärte dazu: „Vielleicht hat jemand keinen Schulabschluss, verfügt aber trotzdem über erhebliche manuelle Fertigkeiten.“ Aufgrund fehlender Bewerber habe jedes dritte Bauunternehmen schon 2011 Lehrstellen nicht besetzen können. Jetzt will der Verband in die Offensive gehen: Jugendliche, die keine Ausbildungsreife mitbrächten, sollen in Berufsbildungszentren für eine Baulehre vorbereitet werden. 1. Wie stellte sich die Situation zu Beginn dieses Ausbildungsjahres im Hinblick auf die Baubranche in Mecklenburg-Vorpommern dar? a) Wie viele offene Stellen, sortiert nach Ausbildungsbereichen und Berufsgruppen, gab es zu Beginn dieses Ausbildungsjahres? b) Wie viele offene Stellen waren es 2008, 2009, 2010 und 2011? c) Wie viele Bauunternehmen konnten 2012 Lehrstellen nicht besetzen, weil es an Bewerbern fehlte (bitte zur besseren Einordnung die Gesamtzahl der Bauunternehmen in MecklenburgVorpommern aufführen)? Zu 1, 1a) und 1b) Die Fragen 1, 1 a) und 1 b) werden zusammenhängend beantwortet. Bauberufe befinden sich nicht unter den TOP 10 der unbesetzten offenen Ausbildungsstellen. Die Statistik für den Monat August 2012 wird am 30.08.2012 veröffentlicht. Weitere Details können unter dem Link http://statistik.arbeitsagentur.de/Statistikdaten/ Detail/201207/iiia5/ld-ausbildungsstellenmarkt-mit-zkt/ausbildungsstellenmarkt-mit-zkt-13-0 -pdf.pdf abgerufen werden. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) enthält in Tabelle 6.1 eine detaillierte Übersicht zu den gemeldeten Bewerberinnen und Bewerbern, gemeldeten Ausbildungsstellen und unbesetzten Ausbildungsstellen. Die aktuellen Daten für die entsprechende Berufsgruppe können der letzten Spalte der Tabelle 6.1 entnommen werden. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/1053 3 Tabelle 6.1 Seit Beginn des Berichtsjahres unbesetzte Berufsausbildungsstellen in ausgewählten Berufsgruppen Land Mecklenburg-Vorpommern Berufsgruppen (KldB 2010)1 Juli 2009 Juli 2010 Juli 2011 Juli 2012 Insgesamt (alle unbesetzten Berufsausbildungsstellen in M-V) 3.155 3.598 4.158 4.333 darunter: 311 Bauplanung und - überwachung, Architektur - - - - 312 Vermessung und Kartografie * 3 3 * 321 Hochbau 65 70 80 81 322 Tiefbau 26 29 34 28 331 Bodenverlegung 8 10 9 9 332 Maler., Stuckat2., Bauwerksabd3,Bautenschutz 16 28 19 28 333 Aus-, Trockenbau.Iso4. Zimmer.5 Glas.6Roll.bau7 24 30 32 35 342 Klempnerei, Sanitär, Heizung, Klimatechnik 73 67 107 110 343 Ver- und Entsorgung 10 22 21 17 Zu 1 c) Daten zu einzelnen Unternehmen werden in der oben angegebenen Statistik der BA nicht veröffentlicht, so dass hierzu keine Aussagen möglich sind. Der Landesregierung liegen hierzu auch keine Erkenntnisse vor. Es gibt keine Pflicht für die Unternehmen, nicht besetzte Ausbildungsstellen zu melden. 1Methodischer Hinweis der BA: Für den Berichtsmonat Juli 2008 können keine vergleichbaren Daten zur Klassifizierung der Berufe 2010 (KldB 2010) zur Verfügung gestellt werden. Daten aus der Klassifizierung der Berufe 1988 wären nicht vergleichbar. Aus diesem Grund wurde davon abgesehen, diese Daten nach berufskundlicher Darstellung mit darzustellen. 2 Stukateur 3 Bauwerksabdichtungen 4 Isolierglas 5 Zimmerei 6 Glaserei 7 Rollladenbau Drucksache 6/1053 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 4 2. Welche Berufsbildungszentren, in denen Jugendliche auf eine Bau- lehre vorbereitet werden, gibt es in Mecklenburg-Vorpommern? a) Wie hat sich die finanzielle Unterstützung für diese Zentren seit deren Bildung jeweils entwickelt (bitte jahrweise angeben)? b) Hält die Landesregierung die Unterstützung für ausreichend (Antwort bitte begründen)? Zu 2 und 2 a) Die Fragen 2 und 2 a) werden zusammenhängend beantwortet. Die Vorbereitung auf eine Ausbildung in einem der anerkannten Ausbildungsberufe des Baugewerbes kann im Wesentlichen an der abc Bau GmbH Ausbildungscentrum der Bauwirtschaft Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt werden. Auf Anträge der abc Bau GmbH bewilligte das Land in den Jahren 1997, 2000, 2004, 2005 und 2006 Zuschüsse für einzelne Bau- und Ausstattungsinvestitionen in unterschiedlicher Höhe. Der laufende Betrieb (zum Beispiel Personalkosten) der abc Bau GmbH wird vom Land nicht gefördert. Daneben können auch andere Bildungsträger in den Bauberufen Aus- und Weiterbildungsleistungen anbieten, soweit diese über die hierfür notwendigen personellen und sächlichen Voraussetzungen verfügen. In diesem Zusammenhang wird auf die Vorbemerkung verwiesen. Zu 2 b) Die Landesregierung hält die Unterstützung für ausreichend. Die Förderung der abc Bau GmbH erfolgte bedarfsgerecht. 3. Inwieweit ist ein Ausbau dieser Berufsbildungszentren geplant? a) Wie konkret soll der Ausbau aussehen? b) Mittel in welcher Höhe sind eingeplant? Zu 3, 3 a) und 3 b) Die Fragen 3, 3 a) und 3 b) werden zusammenhängend beantwortet. Der Landesregierung liegen derzeit keine Informationen darüber vor, ob und gegebenenfalls welche Planungen die abc Bau GmbH hinsichtlich ihrer Ausbildungsstätte verfolgt. Insbesondere liegen keine neuen Förderanträge für einen Ausbau des Bildungszentrums vor. Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode Drucksache 6/1053 5 4. Sollen neue Zentren errichtet werden? Wenn ja, a) wo sollen diese Zentren entstehen? b) bis wann sollen sie entstehen? c) Mittel in welcher Höhe sind eingeplant? Zu 4, 4 a), 4 b) und 4 c) Die Fragen 4, 4 a), 4 b) und 4 c) werden zusammenhängend beantwortet. Der Landesregierung liegen derzeit keine Informationen darüber vor, ob der Bauverband Mecklenburg-Vorpommern e. V. oder andere Wirtschaftsorganisationen neue Bildungszentren errichten wollen. 5. Sollte kein Ausbau und/oder Aufbau derartiger Zentren geplant sein, warum erfolgt dies nicht? Demografisch bedingt liegt nach Auffassung der Landesregierung grundsätzlich kein Bedarf mehr für den Ausbau der Kapazitäten und/oder für den Aufbau neuer Kapazitäten von Bildungszentren vor. 6. Welche Position bezieht die Landesregierung zu der vom Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie geäußerten Meinung, auch Schulabbrechern und Lehrstellenbewerbern mit schlechteren Noten eine Chance zu geben? Die Landesregierung vertritt die Auffassung, dass alle Schulabgängerinnen und -abgänger eine Chance auf eine qualifizierte Berufsausbildung verdient haben. Die Landesregierung wirbt hierfür ausdrücklich bei den Unternehmen (Pressemeldung des Ministeriums für Wirtschaft, Bau und Tourismus Nr. 147/12 - 14.08.2012). Die Persönlichkeit eines jungen Menschen wird nicht allein durch Zeugnisnoten, sondern durch sein individuelles Gesamtverhalten bestimmt. Viele Talente und positiven Eigenschaften spiegeln sich nicht in den Zeugnissen wider. Unternehmen, die sich für die Ausbildung mit einem leistungsschwächeren Bewerber oder einer leistungsschwächeren Bewerberin entscheiden, werden hierbei nicht allein gelassen. So können die Arbeitsagenturen im Rahmen von ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) Jugendlichen, die besonderer Hilfen bedürfen, die Aufnahme, Fortsetzung sowie den erfolgreichen Abschluss einer erstmaligen betrieblichen Berufsausbildung in anerkannten Ausbildungsberufen ermöglichen. Darüber hinaus stehen weitere Instrumente des Dritten Buches Sozialgesetzbuch (SGB III), wie zum Beispiel EQ - Einstiegsqualifizierung und Berufseinstiegsbegleitung, zur Verfügung. Drucksache 6/1053 Landtag Mecklenburg-Vorpommern - 6. Wahlperiode 6 7. Welche Maßnahmen hält die Landesregierung von Mecklenburg- Vorpommern für zwingend geboten, um einem drohenden Mangel an Fachkräften in der Baubranche entgegenzuwirken? Fachkräftesicherung ist grundsätzlich Aufgabe der Wirtschaft, die sich hierzu auch deutlich bekennt. Unabhängig hiervon hat die Landesregierung gemeinsam mit den Sozialpartnern, den Wirtschaftskammern und der Bundesagentur für Arbeit Strategien zur Sicherung des Fachkräftebedarfes in Mecklenburg-Vorpommern entwickelt, die in dem am 31.01.2011 vereinbarten „Fachkräftebündnis für Mecklenburg-Vorpommern“, in der „Gemeinsamen Erklärung zur Stärkung der Tarifpartnerschaft im Land Mecklenburg-Vorpommern“ vom 09.05.2011 sowie in dem „Strategiebericht der IMAG Demografischer Wandel der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern“, Landtagsdrucksache 5/4126 vom 28.01.2011, detailliert dargelegt sind.